Besonders negativ aufgefallen ist mir die klischeehafte Immer-auf-den-Mann-Bezogenheit der verschiedenen Frauenrollen in Paul Austers' "Mann im Dunkel". Wer mehr dazu wissen möchte, bitte hier anklicken
Sicherlich ist es kein Zufall, dass mir das gerade in einem zeitgenössischen, postmodernen Science Fiction Roman so besonders aufstieß. Da ich das Buch nach zwei Dritteln abgebrochen habe, weiß ich allerdings nicht, ob ich vielleicht eine Wende im Roman verpasst habe, die alles in ein anderes Licht rücken ließe.
Als ich anschließend darüber nachdachte, wie es in "Vertigo" oder "Mond über Manhattan" mit den Frauenrollen aussieht, fiel mir auf, dass das ein durchgängiges Manko in Auster Romanen zu sein scheint. Sicher bin ich mir da allerdings nicht, weil ich bisher nur drei seiner Romane gelesen (und einen als Film gesehen) habe und in zweien davon kommen Frauen kaum vor, wenn dann nur gelegentlich und als Neben- oder Randfiguren.
Im Bereich Fantasy treibe ich mich nur hin und wieder mal herum, darum kann ich da nicht mitreden.
Über positive Beispiele denke ich gerade nach. Dürfen es auch etwas ältere Romane oder Reihen sein?
Die Krimi-Reihe mit und um die Figur Maria Kallio von Leena Lehtolainen hat mir besonders wegen der Rolle der Maria Kallio gefallen. Frech, emanzipiert aber zugleich auch nachdenklich, mit Selbstzweifeln kämpfend, sich aber immer wieder aufraffend. Die Krimis selbst fand ich manchmal gar nicht so gut, auch Lehtolainens Stil ist eher mittelmäßig. Eigentlich hat mich daran immer hauptsächlich interessiert, wie sich Maria Kallio in dem männlich dominierten Anwälte- und Polizei-Umfeld durchsetzt, mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen hat, wie sie sich verliebt usw.
Außerdem ging in den 80er Jahren ein Sci-Fi-Roman um, der eine Welt erschafft, in der Männer- und Frauenrollen sich genau umgekehrt verhalten. Das ist richtig krass. Zwar fand ich diesen radikalfeministischen Roman etwas simpel gemacht, auch stilistisch nicht gerade umwerfend, aber trotzdem hat mir das Lesen ein paar wichtige unmittelbare Einsichten über das Macht-Ungleichgewicht zwischen Männer- und Frauenrollen verschafft und mich auch öfter überrascht auflachen lassen.
Leider fällt mir der Titel nicht ein. Kennt vielleicht jemand von euch diesen Roman?
Sehr interessant ist das Spiel mit Weiblichkeitsbildern und Frauenrollen, das Irmtraud Morgner betreibt. Die Troubadura Beatrix, weibliche Minnesängerin, die nach 700 Jahren wieder aufwacht aus einem künstlichen Schlaf und die heutige Welt erlebt, trifft, nachdem sie in die DDR eingewandert ist, weil dort jede/r arbeiten darf und sie sich einen Job als Minnesängerin erhofft, auf Laura.
Ganz besonders gefiel mir aber die Figur der Valeska, die erst später auftaucht. Hier werden Experimente mit der weiblichen und männlichen Rolle in den ganz banalen DDR-Alltag transportiert, ein bisschen skurril und sehr charmant, wie ich finde.