Taschenbuch: 128 Seiten
Verlag: Fischer
Kurzbeschreibung:
»Es ist dies eine große Legende, angelehnt an das Schicksal des siebenarmigen Leuchters, der von Jerusalem nach Babylon wanderte, von dort zurückkam, dann wieder von Titus nach Rom gebracht wurde, von Rom geraubt wurde durch die Vandalen nach Karthago; aus Karthago wieder von Belisar erobert und nach Byzanz gebracht, die merkwürdigste Wanderung über die Erde, die ein religiöses Kunstwerk vielleicht je erlitten und von mir deshalb als Symbol der ganzen jüdischen Wanderschaft gedeutet. Nach der Historie gab Justinian dann den Leuchter zurück nach Jerusalem, feilich an eine christliche Kirche, wo er dann verschwand. In meiner Legende verwandelt sich dies Verschwinden in ein Verborgenwerden mit der Möglichkeit einer Auferstehung.« Stefan Zweig
Über den Autor:
Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren, lebte von 1919 bis 1934 in Salzburg, emigrierte von dort nach England und 1941 nach Brasilien. Sein episches Werk machte ihn ebenso berühmt wie seine historischen Miniaturen und die biographischen Arbeiten. Am 23. Februar 1942 schied er in Petrópolis, Brasilien, freiwillig aus dem Leben. Seine von einer vergangenen Zeit erzählenden Erinnerungen »Die Welt von Gestern« erschienen posthum.
Mein Eindruck:
Es war das Jahr 455 als die Vandalen Rom überfallen haben und ausplünderten. Dabei raubten sie auch einen Leuchter, der für die Juden der Stadt eine große symbolhafte Bedeutung hatten . Aber wie ihn zurückbekommen ohne große Menschleben zu opfern, denn die Juden waren kampfmäßig natürlich stark unterlegen.
Es entsteht der Plan, dass nur die über 70jährigen Männer losziehen. Bei ihnen ist große Opferbereitschaft, einen siebenjährigen Jungen namens Benjamin nehmen sie zur Zeugenschaft für spätere Generationen mit.
Über das Berichten der Mythologie vom alten Rabbi zum Jungen wird die jüdische Geschichte dem Leser transportiert.
Jahrzehnte später folgt Benjamin, inzwischen selbst ein Greis, dem Leuchter nach Byzanz!
Ich werte die Erzählung als Werk des Widerstands, da Zweig es 1937 geschrieben hatte.
Unter den Klassikern habe ich Stefan Zweig immer gerne gelesen, auch wenn eine gewisse Sentimentalität sein Werk mitprägt. Davon findet man in dieser Erzählung aber nichts, Zweig hat gründlich gearbeitet und gibt der Erzählung eine große Geschlossenheit.
Da die Handlung so weit in die Vergangenheit gelegt ist, stört ein antiquiert wirkender Stil überhaupt nicht.
Es lässt sich auch weniger zäh lesen als erwartet. Nur die Byzanz-Passagen haben mich nicht komplett erreicht.
Wer gerne einmal einen nicht so bekannten Klassiker im historischen Gewand lesen möchte, dem kann ich das Buch empfehlen.
Ich habe übrigens nicht die angegebene Version gelesen sondern eine nicht mehr lieferbare Ausgabe von 1963 vom Furche-Verlag.