Die Strandbar - Shulamit Lapid

  • Taschenbuch: 184 Seiten
    Verlag: btb
    1998


    Originaltitel:Ezel Babu
    Ausdem Hebräischen von Barbara Linner


    Kurzbeschreibung:
    Eines Nachts liegt eine Frau blutüberströmt im tristen Hinterhof von Babus Bar im vergessenen Hinterland von Tel Aviv. Die Gäste, Fremdarbeiter aus den Elendsquartieren der Welt, wenden sich ab. Hier, wo jeder Abend für Abend für sich alleine trinkt, spielt und träumt, ist es nicht üblich, sich um andere zu kümmern. Um der Polizei aus dem Weg zu gehen, nimmt Babu sich schließlich der jungen Brasilianerin an. Gloria ist illegal in Israel. Eigentlich will Babu nichts wissen von diesem fremden Leben. Sein eigenes dunkles Schicksal als junger Soldat hat ihn gelehrt, sich von der Welt fern zu halten. Doch Glorias Verzweiflung über den Verlust ihrer kleinen Tochter durchdringt Babus Mauer der Angst. Eine aufwühlende Geschichte aus dem modernen Israel von einer der bekanntesten jüdischen Schriftstellerinnen.


    Über die Autorin:
    Shulamit Lapid, geboren 1934 in Tel Aviv, zählt zu den bekanntesten israelischen Krimiautorinnen. Sie studierte Orientalistik und war Vorsitzende des Israelischen Schriftstellerverbandes. 1995 erhielt sie den Deutschen Krimipreis. Neben Kriminalromanen schreibt sie historische und sozialkritische Romane sowie Kurzgeschichten, Theaterstücke und Kinderbücher.


    Über die Übersetzerin:
    Barbara Linner, geb. 1955 in München, studierte Judaistik, Orientalistik und südosteuropäische Geschichte. Sie ist Übersetzerin von u. a. David Grossman, Batya Gur, Judith Katzir, Jehoschua Kenaz, Etgar Keret, Joshua Sobol.


    Mein Eindruck:
    Die Strandbar ist kein Krimi, wie man zuerst denken könnte, da die israelische Autorin Shulamit Lapid so erfolgreich mit ihrer Krimi-Serie um die Reporterin Lisi Badichi ist. Strandbar gehört offenbar nicht zu der Reihe, obwohl auch diese Buch nicht ohne Gewalt und Mord auskommt.


    Es ist ein tiefmelancholisches Buch um Menschen, die durch ihre Lebensbedingungen oder leidvollen Erfahrungen im Leben Außenseiter sind.
    Da ist Babu, Pächter der Strandbar, ein verschlossener Einzelgänger, der dann doch einer verletzten Frau hilft und sie bei sich aufnimmt. Es ist die Brasilianerin Gloria, die sich illegal in Tel Aviv aufhält. Sie hat Ehe- und Liebesprobleme, die von Gewalt geprägt sind.


    Ich war davon angetan, wie die Autorin mit Sprache arbeitet, obwohl sich die Handlung nur schleppend entwickelt. Es entsteht eine dichte Atmosphäre, die teilweise rätselhaft und überwiegend bedrohlich wirkt.
    Der sozialkritische Ansatz überzeugt.


    Bei der Figurenentwicklung sehe ich jedoch Grenzen, die sich schnell auftun. Insbesondere Gloria wird immer nur aus der Distanz beschrieben. Das ist sicher eine bewusste Entscheidung der Autorin, doch ich halte sie für unglücklich getroffen.
    Babus problematische Vergangenheit wird schon interessant dargestellt, in manchen Ansätzen ist mir aber auch bei ihm nicht alles vollständig nachvollziehbar.


    Fazit: viele gute Ansätze, aber auch einige Einschränkungen! 6,5 Punkte!