Erzählung
Verlag: Suhrkamp
Kurzbeschreibung:
"Unter der Rubrik VERMISCHTES stand in der Sonntagsausgabe der Kärntner "Volkszeitung" folgendes: "In der Nacht zum Samstag verübte eine 51jährige Hausfrau aus A. (Gemeinde G.) Selbstmord durch Einnehmen einer Überdosis von Schlaftabletten." Es ist inzwischen fast sieben Wochen her, seit meine Mutter tot ist, und ich möchte mich an die Arbeit machen, bevor das Bedürfnis, über sie zu schreiben, das bei der Beerdigung so stark war, sich in die stumpfsinnige Sprachlosigkeit zurückverwandelt, mit der ich auf die Nachricht von dem Selbstmord reagierte."
Über den Autor:
Peter Handke, geboren 1942 in Griffen (Kärnten) als Sohn eines Bankbeamten, ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren der Nachkriegsgeneration. Zuletzt löste er erbitterte Debatten aus, als er die Serben während des Krieges in Bosnien verteidigte. Peter Handke lebt heute bei Paris.
Mein Eindruck:
Von Peter Handke war ich nie ein Fan, doch als ich auf einem Bücherflohmarkt zwischen unzähligen Krimis und 2 Kisten Konsalik doch dieses Buch (das einzige was Literatur verspricht) fand, habe ich es doch mitgenommen und sehe es als Chance, die eigenen literarischen Vorurteile abzubauen (Ein Versuch!).
Geschrieben 1972 nimmt sich Handke ein empfindliches Thema vor, den Freitod der Mutter. Das löst schon Beklemmung beim Lesen aus.
Es ist ein bitterer Text, natürlich, aber das Portrait seiner Mutter, das er dann entwirft, ist doch ansprechend.
In einer kleinbürgerlichen Familie geboren, in der Frauen nichts zu sagen hatten, wurde sie früh schwanger von einem verheirateten Mann, ging im Krieg eine Vernunftsehe ein, die unglücklich wurde. Wünsche, mehr aus sich zu machen, sind starre Grenzen gesetzt.
Geschwächt wird der Text dann durch Einschübe Handkes, wo er seine Skrupel zur angemessenen Form hierzu äußert.
Kein schlechtes Buch, auch wenn ich weiterhin den Verdacht habe, dass Handke literarisch überschätzt wird.
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ASIN/ISBN: 3518397877 |