'Als wir unsterblich waren' - Seiten 001 - 085


  • Der Vater wollte ja, dass seine Tochter eine gute Ausbildung hat - also durchaus fortschrittlicher Ansatz und fühlte sich auch dazu verpflichtet, das Geld dafür heranzuschaffen. Er macht sich ja Vorwürfe, dass er es nicht schafft. Da fand ich sein Verhalten halt komisch weil gar nicht mehr fortschrittlich. Dass die Frauen nicth wählen durften weiß ich natürlich und dass die Frauenbewegung noch in den Kinderschuhen steckte wurde ja auch erwähnt - siehe Rosa Luxenburg. Und auch wenn es damals so war, stößt es mir heute trotzdem sauer auf. :grin

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von hollyhollunder



    Der Vater wollte ja, dass seine Tochter eine gute Ausbildung hat - also durchaus fortschrittlicher Ansatz und fühlte sich auch dazu verpflichtet, das Geld dafür heranzuschaffen. Er macht sich ja Vorwürfe, dass er es nicht schafft. Da fand ich sein Verhalten halt komisch weil gar nicht mehr fortschrittlich. Dass die Frauen nicth wählen durften weiß ich natürlich und dass die Frauenbewegung noch in den Kinderschuhen steckte wurde ja auch erwähnt - siehe Rosa Luxenburg. Und auch wenn es damals so war, stößt es mir heute trotzdem sauer auf. :grin


    Man muss nicht tolerieren was oder wie es damals war aber man kann es verstehen und dass manches sauer aufstößt ist normal. ich bekomme auch bei vielen Dingen einen Hals.
    Paula ist ja auch nicht begeistert.

  • Ich bin unterwegs und kann nur einfingrig aufs Handy eintippen, aber ich freu mich sehr über eure Diskussion und darüber, dass diese Themen auf Interesse stoßen. In der Tat war Paulas Vater für das endende Kaiserreich erstaunlich fortschrittlich und tolerant.
    Alles Liebe von Charlie

  • Ich muss sagen, ich kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
    Als gebürtige West-Berlinerin habe ich den Mauerfall natürlich mitbekommen, vor allen Dingen, als am 9.11. und am 10.11. die B1 voller Trabbis war.
    Wir hatten keine Verwandschaft oder Bekannte in der DDR. Deshalb fand ich es sehr interessant, den Mauerfall aus der Sicht der Ostberliner zu lesen.
    Alexandras Geschichte finde ich rührend, die Reaktion von Momi, als Alexandra dort mit Oliver auftaucht, erschreckend. Hoffentlich ist ihr nichts passiert.
    Auch die Geschichte von Paula ist sehr interessant ( meine Oma war Jahrgang 1897 und hätte sicher auch noch einiges erzählen können).
    Erstaunlich, dass es doch Frauen gab, die zu damaliger Zeit schon so verbissen gekämpft haben, um einige Rechte zu erlangen. Ob Paula wohl noch erkennt, was Harry für sie empfindet?

  • Auch ich habe heute in der Bahn die ersten Seiten gelesen und für mich stand fest, das ich heute Nachmittag/Abend weiterlesen wollte. Ich mag Bücher die auf zwei Zeitebenen spielen, da sie uns immer sehr gut den Zusammenhang der Geschichte vor Augen führen.


    Ich muss gestehen, nach den ersten Seiten ist mir Alex symphatischer als Paula, aber noch kann ich irgendwie nicht genau erklären woran das liegt. Die "Spitznamen/Kosenamen" fand ich auch sehr gewöhnungsbedürftig. Ich möchte weder "Süppchen" noch "Schwämmchen" genannt werden :rolleyes
    Clemens scheint ein echt guter Redner zu sein, aber er muss dafür gerade stehen und macht das auch. Das nötigt mir irgendwie Respekt ab, auch wenn ich solche "Großmäuler" eigentlich nicht leiden kann, aber er scheint nicht nur Reden zu wollen, sondern er will anscheind wirklich handeln. Ich bin sehr gespannt, wie die beiden Erzählstränge zusammenhängen, eine mögliche Erklärung ist ja bereits genannt worden, aber ob es wirklich so ist, werden wir erst im Verlaufe des Buches (er)lesen.


    Die Mauer fiel als ich sechs Jahre alt war und so genau kann ich mich daran leider nicht erinnern und zu meiner Schande muss ich gestehen, war ich auch noch nicht im "Osten" und auch nicht in Berlin. Aber die Hauptstadt reizt mich schon sehr, aber es hat sich einfach noch nicht ergeben. Aber so hab ich halt die Vorfreude, dass ich sie unbedingt mal sehen möchte. :wave

  • Ein Freund, der eher selten historische Romane liest, war vom Titel fasziniert. Ich auch.


    Der 9.11.89 ist so ein Tag, an den ich mich genau erinnere. Ich war unterwegs, meine Mutter, die aus der DDR stammte, war im Krankenhaus, und als ich nach Hause kam, saß mein Vater untypisch spät für ihn vor dem Fernseher. Er erzählte mir, was geschehen war und mein einziger Gedanke war, weiß es meine Mutter schon. Ihre gesamte Verwandtschaft außer Mutter und Schwestern lebte damals in der DDR. Deshalb hat mich die Beschreibung dieses Tages in Ostberlin besonders berührt und ja, ich kann auch Alexandra verstehen, die sich nicht mitreißen lässt. Und ich beneide sie um Oliver.


    Der zweite Erzählstrang verspricht ebenfalls Spannung. Ich bin selbst SPD-Mitglied und habe mich aus verschiedensten Gründen mit der Geschichte der Partei beschäftigt, aber noch nie wurde sie mir so klar und eingängig vor Augen geführt.Ich finde, dieser Roman sollte Neumitgliedern zusammen mit dem Parteibuch überreicht werden ;-)

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von Eliza08



    Die Mauer fiel als ich sechs Jahre alt war und so genau kann ich mich daran leider nicht erinnern und zu meiner Schande muss ich gestehen, war ich auch noch nicht im "Osten" und auch nicht in Berlin. Aber die Hauptstadt reizt mich schon sehr, aber es hat sich einfach noch nicht ergeben. Aber so hab ich halt die Vorfreude, dass ich sie unbedingt mal sehen möchte. :wave


    Da solltest du wirklich mal hin. Ich war dort das erste Mal als ich 16 war damals noch "Zone"
    Trotzdem bin ich seither von der Stadt und dem Umland begeistert.


    Als die Mauer fiel hab ich das garnicht so mitbekommen. Ich hatte da 2 größere und ein einjähriges Kind und Fernsehn war eher selten. Allerdings hab ich dann mitbekommen wie die Trabis einfielen. :grin Da wir realtiv nah an Thüringen wohnen war das für mich grandios. Ich empfand das schon immer als Stachel doch, schon als junges Mädchen war es für mich unvorstellbar, dass das Land geteilt war.


    von Nachtgedanken

    Zitat

    Deshalb hat mich die Beschreibung dieses Tages in Ostberlin besonders berührt und ja, ich kann auch Alexandra verstehen, die sich nicht mitreißen lässt. Und ich beneide sie um Oliver.


    Das ging mir auch so, das war wirklich schön beschrieben, so einzigartig dass ich dachte, darauf warte ich immer noch.

  • Ich hab es doch "geschafft", den ersten Abschnitt im Verlauf des Abends zu beenden und empfinde eine regelrechte Sogwirkung, was das Buch anbelangt. Sowohl die Szenerie 1989 fand ich beeindruckend beschrieben als auch 1912, beides hat seinen eigenen Reiz. Irgendwie hatte ich von Anfang an den Verdacht, dass es sich bei "Momi" um Paula handelt (nachgerechnet habe ich allerdings nicht, dass habe ich eben erst hier gelesen :lache).


    Toll finde ich, wie viele hier ihre Eindrücke vom 09.11.1989 beschreiben. Ich war da neun Jahre alt und habe keine Erinnerung an diesen speziellen Tag.


    Alex' Zusammentreffen mit Oliver und die Zeit danach fand ich absolut stimmig, auch wenn sie ihre Momi ja für längere Zeit über ihren Verbleib im Unklaren lässt. Eine besondere Situation bringt eben besondere Umstände mit sich. Momis Reaktion auf Oliver ist seltsam, ich bin gespannt, wie alles zusammenhängt. Anscheinend erkennt sie jemanden in Oliver wieder...


    Zitat

    Original von hollyhollunder
    Schwer enttäuscht war ich mit Paula, als der Vater ihr eröffnet, dass sie nicht mehr auf die Schule gehen kann und vor allem, dass er sie ungefragt einfach in die Redaktion als Sekretärin setzen will hat mich geärgert. Er hätte sie ja schon vorher fragen können. Er stellt es zwar so hin, als meine er es gut mit ihr, aber eigentlich entscheidet er über ihren Kopf hinweg. Finde ich sehr schade und deshalb hege ich leichten Groll auf ihn. :-(


    Ich finde die Entwicklung für Paula auch schade, hatte aber beim Lesen der Szene eher den Gedanken, dass ich froh bin, in der heutigen Zeit zu leben, wo auch einer Frau alle Möglichkeiten offenstehen. Zur damaligen Zeit war es doch absolut unüblich, dass Frauen studierten (wenn sie denn überhaupt einen Beruf erlernten) und selbst für die Jungen war es nur möglich, wenn entsprechende finanzielle Mittel vorhanden waren. Insofern konnte ich die Entscheidung von Paulas Vater nachvollziehen. Und für die weitere Entwicklung der Geschichte ist diese Szene sicher nicht ganz unwichtig, denn so wird Paulas Eifer, sich für Frauenrechte einzusetzen, geschürt. ;-)


    Ich freue mich schon sehr darauf, bald wieder in das Jahr 1912 einzutauchen und bin gespannt, welche Hürden Paula nehmen muss...

  • Zitat

    Original von LeseBär


    Ich finde die Entwicklung für Paula auch schade, hatte aber beim Lesen der Szene eher den Gedanken, dass ich froh bin, in der heutigen Zeit zu leben, wo auch einer Frau alle Möglichkeiten offenstehen. Zur damaligen Zeit war es doch absolut unüblich, dass Frauen studierten (wenn sie denn überhaupt einen Beruf erlernten) und selbst für die Jungen war es nur möglich, wenn entsprechende finanzielle Mittel vorhanden waren. Insofern konnte ich die Entscheidung von Paulas Vater nachvollziehen. Und für die weitere Entwicklung der Geschichte ist diese Szene sicher nicht ganz unwichtig, denn so wird Paulas Eifer, sich für Frauenrechte einzusetzen, geschürt. ;-)


    Da hast Du natürlich recht. Ist bei mir immer der Kampf zwischen Verstand und Gefühl. Weiß natürlich, dass es damals fast allen Mädchen so ging. Aber ich hoffe immer, "meine Heldin" trifft es nicht ganz so hart. :-)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das finde ich sehr sehr nett von Dir, dass Du so solidarisch mit Paula fuehlst. Aber Paula ist das, was heute als "extrem resilient" bezeichnet wird. Die bringt das nicht dazu, das Handtuch zu werfen, die spornt das an!


    Alles Liebe von Charlie

  • Mit einem Tag Verspätung kann ich jetzt endlich auch in die Leserunde starten.



    Ich hatte schon vergessen, dass ich mich für diese Leserunde beworben hatte. Als ich dann aber das Buch letzte Woche aus dem Umschlag zog, war da gleich wieder dieser "Wow-Effekt", den ich schon beid der Bewerbung hatte. An dieser Stelle übrigens ein großes Lob von mir für die Titelwahl und die Covergestaltung. Schon allein dies sind Faktoren dafür, dass ich das Buch gerne in die Hand nehme.


    Wie viele andere hier im Forum bin ich auch bereits nach dem ersten Leseabschnitt sehr gefesselt von der Geschichte und würde am liebsten sofort weiterlesen. Leider kenne ich viel zu wenige ("leichtere") Bücher, die sich mit der jüngeren deutschen Geschichte befassen, so dass für mich die Lektüre ebenso unterhaltsam wie auch informativ ist.
    Die Stimmung am Tag des Mauerfalls wurde von der Autorin sehr gut eingefangen. Noch viel gelungener finde ich allerdings das Stimmungsbild aus der Vorkriegszeit. Es lief beim Lesen ein richtiger Film vor meinen Augen ab und besser kann es ja gar nicht sein.


    Die Charaktere brauchen im Moment für mich noch etwas Entwicklungszeit, aber die haben sie ja nach erst 85 gelesenen Seiten auch verdient.

  • Zitat

    Original von Quasselstrippe




    Ich hatte schon vergessen, dass ich mich für diese Leserunde beworben hatte. Als ich dann aber das Buch letzte Woche aus dem Umschlag zog, war da gleich wieder dieser "Wow-Effekt", den ich schon beid der Bewerbung hatte. An dieser Stelle übrigens ein großes Lob von mir für die Titelwahl und die Covergestaltung. Schon allein dies sind Faktoren dafür, dass ich das Buch gerne in die Hand nehme.


    Komisch, für mich sind Cover und Titel erstmal nicht so wichtig. Natürlich würde mich ein kitschiges Cover und ein dämlicher Titel abschrecken aber zuerst geht es mir um den Inhalt oder den Autor bzw. die Autorin. Bevor ich ein Buch kaufe lese ich erstmal ein paar Takte und wenn mir der Stil gefällt und die Handlung interessant erscheint kaufe ich es. Das gitl vor allem für bücher, die ich selbst kaufe. Bei LR mit Gewinnexemplar oder bei vorablesen wage ich es auch Mal was andres auszuprobieren bin da allerdings schon enttäuscht worden.

  • Doch, ich steh auf Titel. Manche sind okay, die vergesse ich auch wieder, manche schrecken ab, und wenige sind so hinreissend, dass ich das Buch haben muss. Diesen finde ich rasant und chic, das Buch haett' ich auch in die Hand genommen. Und das Cover hab ich lieb, das gehoert einfach ganz und gar zur Geschichte. (Ich habe zahllose Jugendfotos des lebenden Vorbilds der Hauptfigur gesehen - die Frau auf dem Cover koennte sie sein ....)


    Generell sind meine Lieblingscover die, auf denen gar nichts ist ausser Schrift. Aber damit steh ich vermutlich allein in meiner Wueste.


    Und natuerlich hab ich auch schon Buecher geliebt, deren Titel ich grauslig fand. Allen voran "Momente der Geborgenheit" von Eric Fosnes Hansen (ist das der scheusslichste Titel aller Zeiten?) und "Paddy Clarke Hahaha" von Roddy Doyle. Roddy Doyle liebe ich sehr, aber seine Titel waren nie meine. Bis "A Star called Henry" kam. Damit hat er natuerlich bei mir alles wieder gut gemacht.


    Alles Liebe von Charlie


  • Ich steh`auch auf gute Titel - auch weil die meisten so langweilig sind, vor allem im Histo-Bereich. Sagt natürlich noch nichts über den Inhalt des Buches aus. Mit dem Cover geht es mir ähnlich. Vor den Büchereulen hab ich auch schon Bücher fast nur wegen des Covers gekauft. Da kann man natürlich genauso Glück wie Pech haben. Wichtig ist natürlich vor allem die Geschichte. Die anderen Pluspunkte sind die Sahnehäubchen auf der leckeren Torte. :-]

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich oute mich dann mal als Ausenseiter :lache
    Den Titel finde ich absolut gruselig! Klingt für mich nach seichter Liebesgeschichte und in der buchhandlung hätte ich das Buch keines zweiten Blickes gewürdigt.
    Zum Glück gibt's ja die Eulen, so dass ich weiß wers geschrieben hat.


    Der inhalt hat mich auf jeden Fall so überzeugt, dass ich schon den zweiten Abschnitt beendet habe.


    Alexandra gefällt mir sehr gut, ich kann gut verstehen, dass sie an diesem 9.11. lieber in ihren sicheren vier Wänden bleiben will, ich brauche auch immer eine Meike, die mich mitzieht.
    Dass Paula Momi ist, war für mich eigendlich direkt klar, schon allein wegen dem Blechschild im Wohnzimmer.
    Die große Frage ist natürlich, wie passt Oliver da rein, dass Momi so entsetzt ist?


    Die Spitznamen finde ich übrigens große Klasse.

  • Das freut mich, Zwergin. Ich war, um ehrlich zu sein, von "Sueppchen" naemlich sehr begeistert (gefaellt mir immer noch).


    Da kann ich Dir glatt verzeihen, dass Du den schoenen Titel nicht magst ...

  • Den ersten Abschnitt habe ich gestern nacht beendet und was ich bis jetzt gelesen habe, gefällt mir sehr gut. :-)


    Zitat

    Original von Charlie
    …Und das Cover hab ich lieb, das gehoert einfach ganz und gar zur Geschichte. (Ich habe zahllose Jugendfotos des lebenden Vorbilds der Hauptfigur gesehen - die Frau auf dem Cover koennte sie sein ....)


    Das lebende Vorbild von Paula ist sicher die Margarethe aus der Widmung, oder? ;-)

  • Zitat

    Original von Charlie
    Das freut mich, Zwergin. Ich war, um ehrlich zu sein, von "Sueppchen" naemlich sehr begeistert (gefaellt mir immer noch).


    Da kann ich Dir glatt verzeihen, dass Du den schoenen Titel nicht magst ...


    Vor allem ist es doch ein sehr perönlicher Kosename und nciht so alltäglich wie Mausi, Schnucki oder sowas.