'Als wir unsterblich waren' - Seiten 086 - 157

  • Ich liebe auch Bücher in denen einem die Geschichte nahe gebracht wird. Bei mir bleibt es dann eigenartiger Weise auch besser haften. Der Stoff ist dann nicht so trocken sondern nett verpackt.
    Das die Juden schon in der Zeit es 1. Weltkrieges als Menschen mit geringem Wert angesehen wurden war mir auch nicht bewusst.
    Zu Beginn kam mir die Schwärmerei von Paula für Clemens nur als „Jungmädchen-schwärmerei“ vor doch es steckt wohl mehr dahinter. Zum Schluss sind sie dann doch tatsächlich zusammen. Ob das gut geht wage ich schon fast zu bezweifeln, es wäre zu Glatt.
    Es ist natürlich schade das sie ihren Traum vom Studium aufgeben muss aber ich denke sie wird auch so ihren Weg machen.


    Das Lied der Toten Hosen trifft wirklich auf viele Gelegenheiten zu und da es zur Zeit nicht mehr so häufig gespielt wird kann man es auch wieder mehr genießen.

  • Ich finde bislang passen Paula und Clemens gut zusammen. Beide sind ernsthafte Menschen die sich für andere einsetzen. Sie sind belesen und politisch interessiert.
    Harry der Konstante? Harry habe ich bisher mehr als Kumpel und Mitläufer gesehen.
    Traurig in Bezug auf Harry und Joachim - und deren Familie - ist der Judenhass oder einfach der Hass auf Andersdenkende.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Ich finde bislang passen Paula und Clemens gut zusammen. Beide sind ernsthafte Menschen die sich für andere einsetzen. Sie sind belesen und politisch interessiert.
    Harry der Konstante? Harry habe ich bisher mehr als Kumpel und Mitläufer gesehen.


    Ich auch. Er sagt ja selbst, dass er mit dem politischen Kram nicht so viel anfangen kann.

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Etwas schwer tue ich mich vielleicht damit, dass die jungen Leutchen hier alle sooo ernst und reif sind, so politisch und politisch gebildet. Ich denke, dass dies durchaus so gewesen sein kann - es waren andere Zeiten, harte Zeiten. Aber mit Teenagern unserer Generation und deren Verhalten hat das nur wenig gemeinsam. Mir erscheinen die Personen teilweise sehr erwachsen und schon geläutert, obwohl ihnen doch noch kaum etwas widerfahren ist außer dem ganz normalen Alltagswahnsinn.


    Das ging mir beim Lesen auch durch den Kopf. Für mich und meine Freunde war die Politik meilenweit entfernt. Wir waren über die aktuelle Bundesliga-Tabelle besser informiert als über den deutschen Bundestag. Klar, wussten wir wer gerade Kanzler war und einige bekannte Politiker sind auch nicht an uns vorbeigegangen. Aber über politische Entscheidungen haben wir uns nie unterhalten, tun es eigentlich auch heute kaum. Bei dem was ich von den heutigen Teenagern mitbekomme, ist es dort auch nicht anders.


    Zitat

    Original von bauerngarten
    Ich liebe auch Bücher in denen einem die Geschichte nahe gebracht wird. Bei mir bleibt es dann eigenartiger Weise auch besser haften. Der Stoff ist dann nicht so trocken sondern nett verpackt.


    :write
    Aus diesem Grund lese ich gerne historische Romane. Man wird gut unterhalten und lernt gleichzeitig noch etwas. Zwar hat man vieles in der Schule beigebracht bekommen. Aber das ist so weit weg und vieles habe ich einfach vergessen oder sogar verdrängt.


    Zitat

    Original von bauerngarten
    Das die Juden schon in der Zeit es 1. Weltkrieges als Menschen mit geringem Wert angesehen wurden war mir auch nicht bewusst.


    Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, hatten die Juden schon immer einen schweren Stand. Da ihnen wegen ihres Glaubens verboten wurde ein Handwerk zu erlernen, wurden sie halt Bänker. Diese Geschäft erwies sich als lukrativ, da alle Geld brauchen nachdem die Naturalien als Zahlungsmittel immer mehr verdrängt wurden. Aber irgendwie mussten die Juden ja nun mal leben. Doch nun waren viele neidisch auf die Juden, weil diese mit dem Mittel handelten, das alle benötigten.


    Zitat

    Original von bauerngarten
    Zu Beginn kam mir die Schwärmerei von Paula für Clemens nur als „Jungmädchen-schwärmerei“ vor doch es steckt wohl mehr dahinter. Zum Schluss sind sie dann doch tatsächlich zusammen. Ob das gut geht wage ich schon fast zu bezweifeln, es wäre zu Glatt.


    So hatte ich die Liebe auch eingeschätzt. Ich hatte eher erwartet, dass Clemens seine Clivia heiratet und später irgendwann mit Paula eine Affäre beginnt. Dass zwischen Harry und Paula nichts laufen wird, war mir klar. Wenn man jemanden immer nur als sehr guten Freund sieht, ist es schwer ihn sich als Partner vorstellen bzw. die Liebe des anderen zu sehen. Das wäre mir in Paulas Falle auch nicht anders gegangen. Ich fand nur Johannas Reaktion später etwas übertrieben. Hat sie vorher nicht gesehen, dass Harry in Paula verliebt ist - was ja ziemlich offensichtlich ist für alle außer Paula? Oder war sie sich der Stärke von Harrys Liebe nicht bewusst? :gruebel

  • Clemens und Paula sind keine Durchschnittsteenager. Ich denke, auch in ihrer Zeit hatten die meisten Jugendlichen (wahrscheinlich die meisten Menschen) sehr viel weniger mit Politik zu tun, als diese beiden. Den Rest der Bande haben sie durch ihre Begeisterung mitgezogen.

  • Ich mag Clemens, sehr sogar. Er ist einer derjenigen, die die noch junge Partei voranbringen können, weil er auf sich selbst keine Rücksicht nimmt, nur auf andere, unter anderem auf Paula.
    Harry und Paula, so lieb ich Harry auch finde, sehe ich nicht zusammen oder vielleicht höchstens, wenn Paula Harry beschützen könnte, zum Beispiel durch Verstecken oder Heirat.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von chiara


    Das ging mir beim Lesen auch durch den Kopf. Für mich und meine Freunde war die Politik meilenweit entfernt. Wir waren über die aktuelle Bundesliga-Tabelle besser informiert als über den deutschen Bundestag. Klar, wussten wir wer gerade Kanzler war und einige bekannte Politiker sind auch nicht an uns vorbeigegangen. Aber über politische Entscheidungen haben wir uns nie unterhalten, tun es eigentlich auch heute kaum. Bei dem was ich von den heutigen Teenagern mitbekomme, ist es dort auch nicht anders.



    Das war bei mir im Teenageralter ähnlich, grob wussten wir über Poltitik Bescheid, aber si wirklich interessiert hat uns das alles nicht.
    Ich hatte alelrdings in der Oberstufe ien paar in der Stufe, die sich wirklich für Politik interessiert hatten und auch aktiv waren, als Wahlkampfhelfer u.ä.

  • Es sind und waren ja nicht alle politisch interessiert. Paula und Co. gehörten der Gruppe der Jungsozialisten an. Auch heute noch gibt es Juso, Julis, Junge Union. Es gab schon immer Teenager, die sich für Politik interessiert hatte.
    Auch heute noch sind viele Studenten in der RCDS u.ä.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Lesebiene ()

  • Das ist ganz ganz spannend, was ihr da schreibt! Und fuer mich ein bisschen ein Einblick in eine eigene Welt. Meine Freunde und ich - Kinder der Achtziger Jahre Friedensbewegung - haben, glaube ich, im Alter zwischen 15 und 25 wenig anders gemacht als geglaubt, wir koennten die Welt veraendern. Zum ersten Mal verliebt hab ich mich in Gorleben ... (das ist jetzt gerade ganz genau 33 Jahre her.)
    Bei meinen grossen Kindern und ihren Freunden ist es aehnlich. Meine Schwiegertochter ist als Historikerin sogar beruflich politisch taetig. Kontakt zu Jugendlichen, die politisch nicht interessiert sind, hatte ich, denke ich, eher wenig.


    Die Bundesliga (oder die Zweite, unsere Hertha war ja nicht so bestaendig ...) kannte ich aber trotzdem immer auswendig!


    Die Arbeiterbewegung der Zehner und Zwanziger Jahre ist als Massenbewegung noch einmal ein ganz anderes Kaliber. In dieser massiven Umbruchszeit waren die Folgen politischer Entscheidungen ja auch wesentlich unmittelbarer spuerbar: die Leute gingen auf die Strasse und in die Organisationen, weil sie Hunger hatten, weil sie Bildung wollten, weil sie waehlen wollten, weil sie eine Wohnung brauchten etc. Aber auch z.B. weil ihnen die erstarkende Arbeiterbewegung etwas bot, was sie bis dato nicht gehabt hatten: Arbeiterkulturvereine, Arbeitersportvereine, Arbeiterurlaubsorganisationen - Sozialdemokrat sein bedeutete auch Teilhabe an einer Art von Leben, die weiten Teilen der Bevoelkerung bis dahin verschlossen geblieben war.
    Politisches Interesse war kein Hobby, sondern Kampf um elementare Verbesserungen des eigenen Lebens. Fuer Clemens trifft das natuerlich nicht - oder auf ganz anderer Ebene - zu. Solchen Genossen wurde zwangslaeufig mit Misstrauen begegnet. Den "Einer von uns"-Status zu erlangen, fiel diesen Menschen schwer, weil schnell Gedanken wie: "Der hat doch von unserem Leben keine Ahnung" oder "Der hat es doch nicht noetig" aufkamen.

  • Zitat

    Original von Charlie


    Die Arbeiterbewegung der Zehner und Zwanziger Jahre ist als Massenbewegung noch einmal ein ganz anderes Kaliber. In dieser massiven Umbruchszeit waren die Folgen politischer Entscheidungen ja auch wesentlich unmittelbarer spuerbar: die Leute gingen auf die Strasse und in die Organisationen, weil sie Hunger hatten, weil sie Bildung wollten, weil sie waehlen wollten, weil sie eine Wohnung brauchten etc. Aber auch z.B. weil ihnen die erstarkende Arbeiterbewegung etwas bot, was sie bis dato nicht gehabt hatten: Arbeiterkulturvereine, Arbeitersportvereine, Arbeiterurlaubsorganisationen - Sozialdemokrat sein bedeutete auch Teilhabe an einer Art von Leben, die weiten Teilen der Bevoelkerung bis dahin verschlossen geblieben war.
    Politisches Interesse war kein Hobby, sondern Kampf um elementare Verbesserungen des eigenen Lebens. Fuer Clemens trifft das natuerlich nicht - oder auf ganz anderer Ebene - zu. Solchen Genossen wurde zwangslaeufig mit Misstrauen begegnet. Den "Einer von uns"-Status zu erlangen, fiel diesen Menschen schwer, weil schnell Gedanken wie: "Der hat doch von unserem Leben keine Ahnung" oder "Der hat es doch nicht noetig" aufkamen.


    Ich finde, man kann sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen, wie es damals war. Wenn ich in der Zeit gelebt hätte, hätte mich Politik sicher auch mehr interessiert. Heutzutage ist das eh alles Einheitsbrei was hier so läuft. Ändern tut sich nichts, weil niemand was tut. Wenn ich mehr Ahnung hätte und wüsste, wie man was bewegen kann, würde ich sicher auch was tun. Aber man ist irgendwie so weit weg von allem. Versteht ihr, was ich meine?

  • Wie ich gesehen habe, geht es im nächsten Leseabschnitt im Jahre 1989 weiter. Ich finde es gut, dass nicht in kurzen Kapiteln wild in den Zeiten hin und her gesprungen wird, sondern das man uns Lesern Raum gibt, sich über mehre Seiten mit einer Zeit zu beschäftigen und sich seine Gedanken zu machen.


    Eine sehr schöner Abschnitt und mir scheint der Zeitkolorit schön eingefangen und wiedergegeben zu sein. Gefällt mir ausnehmend gut. Als politisch interessierter Mensch mag ich es über die Bewegung der Sozialdemokratie in dieser schweren Zeit zu lesen.


    Wie es mit der Liebe und den Beziehungen und wer mit wem weitergeht ... :unverstanden , da mache ich mir keine grosse Gedanken. :grin In solchen Sachen lasse ich mich von den Schriftsteller/-innen durch die Geschichte leiten. Da ich noch viele Seiten vor mir habe wird es da noch einigen Verwicklungen und wahrscheinlich Missverständnisse geben.

  • Zitat

    Original von Booklooker


    und wüsste, wie man was bewegen kann, würde ich sicher auch was tun. Aber man ist irgendwie so weit weg von allem. Versteht ihr, was ich meine?


    Ich verstehe das sehr gut und kann es hundertprozentig nachvollziehen, Booklooker.
    Das Stichwort Politikverdrossenheit kommt nicht von ungefaehr.

  • Zitat

    Original von Charlie
    Zum ersten Mal verliebt hab ich mich in Gorleben ... (das ist jetzt gerade ganz genau 33 Jahre her.)


    Und es war ein "Clemens", stimmt´s? :grin
    (Schmutzige Witze fallen mir leider gerade nicht ein...)

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Eher ein Olli (wir leben beide noch und sind auch dreißig Jahre später samt Kind und Kegel noch befreundet). Die Farbgebung stimmt aber. Da bin ich eher monomanisch

  • Clemens und Paula gehen weiter ihren Weg. Für Paula wird das Leben anstrengender - sie muß jetzt die Schule und ihre Arbeit unter einen Hut bringen, was sicher nicht einfach ist.
    Und auch Clemens muß sich entscheiden - für die SPD gegen seine Familie. Schön fand ich das Treffen am See- ein Ort für die Beiden! :knuddel


    Zitat

    Original von Findus
    Ach, es tut einem das Herz weh, wenn man über Harry´s Familie liest und wie sich Johanna fühlt mit ihrer unerwiderten Liebe. Dass Paula aber auch so ein Brett vorm Kopf hat. Aber klar, sie hat nur Clemens im Kopf.


    :write Viel unerfüllte Liebe bisher - auch Klara und Manfred fallen mir da....


    Zitat

    Original von Zwergin
    Paula und Harry, in meinen Augen wären die beiden das perfekte Paar, der passt viel besser zu ihr als dieser Clemens.


    :write Harry wäre sicher beständiger - und er würde nicht die Partei an erste Stelle stellen...


    Zitat

    Original von hollyhollunder


    Das wäre ganz in meinem Sinne. Aber Harry ist gefährdeter als andere. Und der Krieg steht auch schon vor der Türe und lechzt sicherlich nach Opfern. :-(

    Und die ersten Anzeichen sind schon da. :-(


    So, jetzt darf ich endlich weiterlesen! :wave

  • Mich hat der Roman total in seinen Bann gezogen und ich denke auch darüber nach, wenn ich gerade nicht zum Lesen komme. Die Zeit um der ersten Weltkrieg herum war mir irgendwie nie so richtig gegenwärtig und auch in der Schule wurde da drüber gesaust, aber jetzt ist mein Interesse geweckt.


    Ich mag Harrys ganze Familie so gerne. Generell finde ich die Figuren sehr liebevoll und lebendig beschrieben. Wenn ich dran denke, was denen noch bevorsteht, dann kommt einem das Grauen! Harry ist so tapfer, wie er es wegsteckt, dass Paula nicht ihn, sondern Clemens liebt. Die beiden würden wirklich gut zueinander passen.



    Ich finde schon, dass Paula und Clemens ganz nett miteinander zu lesen sind. (Also ich lese gerne, wie sie zusammen sind. So ist das vielleicht verständlicher gesagt^^) Ich kann mir zwar auch nicht vorstellen, dass es mit den beiden gutgeht, aber die Zeit, die sie haben, sollen sie nutzen. Auch ihne zu wissen, dass bei Momi nicht alles so traumhaft lief, wie sie es bestimmt verdient hätte, finde ich es sehr deutlich, dass Clemens und Paula kein Paar für die Ewigkeit sind. Dafür hat Paula einen viel zu starken Charakter, den sie mit Clemens viel zu sehr zurückschrauben muss. Er ist einfach zu labil (das klingt viel zu böse). Wie jemand bereits geschrieben hat: Clemens ist noch nicht angekommen und deshalb wird das mit Paula nicht gutgehen, denke ich.


    So nett Manfred auch rüberkommt, ich kann ihn irgendwie noch nciht so ganz greifen. Man konnte ja schon einiges über ihn lesen, aber er liegt mir irgendwie nicht so am Herzen, wie er wohl sollte. Ich finde ihn nett und irgendwie knuffig, aber so richtig bangen muss ich um ihn noch nicht. Aber vielleicht ist es dafür einfach noch zu früh...


    Für mich steht fest, das war absolut nicht mein letztes Buch von Charlotte Roth!!! Ein Wahnsinnsbuch, das sie da geschrieben hat! Und das meine ich ehrlich. Ich kritisiere auch in autorenbegleiteten LR deutlich, wenn mir etwas nicht gefällt.