'Als wir unsterblich waren' - Seiten 299 - 397

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    [i] Weshalb wurde für Griechenland eigentlich kein solcher "Marshall Plan" entworfen und umgesetzt? Man wußte doch aus der Geschichte, daß so was funktioniert. Aber aus der Geschichte lernen...


    Ich denke nicht, dass sich das vergleichen laesst. Und ohnehin ist ja das Vergleichen von historischen Situationen ein sehr komplexes und heikles Thema. Selbst gering veraenderte Ausgangssituationen zeitigen haeufig ein frappierend anderes Ergebnis.
    Ich denke, "aus der Geschichte lernen" heisst vor allem: Wachsamkeit, Entwicklung von Schutzmechanismen, Schutzorganisationen, Kontrollmoeglichkeiten, Vernetzung. Dass ein action plan, der in einer historischen Situation funktioniert hat, dies in einer voellig anders gelagerten auch tut, waere fuer mich jedoch ein problematischer Lernschritt.


    Dass die Geschichte unter anderen Bedingungen einen anderen Verlauf genommen haette, bestreite ich natuerlich keineswegs (wobei das immer so ein quod esset demonstrandum-Ding bleibt). Mein Unbehagen bei dem genannten Satz beruht auf der Zwangslaeufigkeit, die in meinen Ohren hier mitschwingt, auf der moeglichen Schuldzuweisung und dem naheliegenden Umkehrschluss. Wobei ich aber sehr gern zugebe, dass ich da extrem ueberempfindlich bin.


    Herzlich,
    Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Den Satz ueber den Vertrag von Versailles als wesentlichen Grund fuer das Dritte Reich wuerde ich ungern unterschreiben, weil der mir zu vereinfacht und damit gefaehrlich missverstaendlich erscheint


    Hier noch mal der Satz mit einer von mir eingefügten Betonung, die ich für sehr wichtig halte und mit der ich den Satz durchaus unterschreiben würde:


    Zitat

    Original von SiCollier
    einer der wesentlichen Gründe für das Dritte Reich war der Vertrag von Versailles.


    Gehen wir mal zu einem anderen historischen Liebesroman, der durchaus die Frage stellt, in wieweit einzelne Ereignisse den Lauf der Geschichte beeinflussen. Diana Gabaldons "Outlander" Reihe hat ja eine Zeitreisende, die mit ihrem Wissen aus der Zukunft versucht einen Krieg zu verhindern. Und feststellen muss, dass doch eine ganze Menge verschiedener Faktoren zusammen kommen, die zum Krieg führen. Da reicht es nicht einen (oder auch zwei) Veränderungen zu veranlassen. Das ist natürlich auch nur Fantasiedenken, aber der Gedanke der Autorin dies mal durchzudenken, wurde sehr gut und logisch umgesetzt.


    Geschichte ist nunmal recht komplex. Letztlich kann ich mir auch nur die vereinfachten Grundzüge behalten, was ich ok finde solange ich im Hinterkopf genau weiss, dass die Wirklichkeit wesentlich vielschichtiger war.


    Im Falle der Ursachen für den 2. Weltkrieg spielt der Versailler Vertrag EINE Rolle, der Börsenkrach eine zweite, die Schwächen der Weimerer Verfassung eine weitere (werden in diesem Buch ja gar nich angesprochen, weil es viel zu weit geführt hätte) usw usw

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Zitat

    Original von Beatrix


    Geschichte ist nunmal recht komplex. Letztlich kann ich mir auch nur die vereinfachten Grundzüge behalten, was ich ok finde solange ich im Hinterkopf genau weiss, dass die Wirklichkeit wesentlich vielschichtiger war.


    Dem stimme ich voellig zu. Ich haette damit auch ueberhaupt kein Problem mit Freunden am Kneipentisch. Im Internet, wo ich nicht weiss, wer welchen Satz von mir verfluessigen und auf seine Muehlen giessen moechte, habe ich dabei schnell ein unangenehmes Gefuehl.

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    Original von Beatrix
    Hier noch mal der Satz mit einer von mir eingefügten Betonung, die ich für sehr wichtig halte und mit der ich den Satz durchaus unterschreiben würde:


    Mit dieser Betonung hatte ich es auch gemeint, sonst hätte ich ja geschrieben "der wesentliche Grund...". Sorry für mißverständliche Ausdrucksweise.


    Und was passiert wäre, wenn einer von mehreren "wesentlichen Gründen" weggefallen wäre, wird für immer im Reich der Spekulation bleiben.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Bei dem Abschnitt habe ich mir gar nicht so viele Notizen gemacht. Irgendwie hab ich das wohl verpasst.


    Der Krieg ist also vorbei. Ich musste erst mal den Gatten fragen, ob das auch stimmt, so wenig kenne ich mich aus. Wie erwartet kommt Clemens total verändert nach Hause. Das ist so schlimm - aber Paula erträgt auch das gut. Sie steckt für ihn immer und immer wieder zurück. Wie macht sie das?


    Die Reise nach Italien fand ich total schön beschrieben. Die beiden schienen da wirklich glücklich zu sein. An deren Stelle wäre ich einfach da geblieben und hätte neu angefangen. Aber das war damals bestimmt noch schwerer als heute.


    Ach so - den Alex Abschnitt hatte ich total vergessen. Sie kommt ja bei der Erzählung wirklich zu kurz. Ist aber nicht schlimm, ich fühle mich bei Paula und Clemens viel wohler. Ich bin sehr gespannt, was Alex jetzt über den Großvater von Oliver herausfindet und ob der wirklich der von Momi gefürchtete Schramm ist. Irgendwie glaube ich schon, dass es so ist.


    Zitat

    Original von Findus
    Na Clemens hat es ja doch geschafft aber es werden üble Hetzreden veröffentlicht, Autor ist eine gewisser GS. :gruebel


    G... Schramm? Aber wer ist er und was hat er mit Clemens zu tun? Ich kan mir keinen Reim drauf machen. Und momentan sieht es ja nicht aus, als wenn er Clemens wirklich schaden könnte, aber ich befüchte, dass sein Vater noch irgend was verlangt oder tut. Wo kommt eigentlich der Hass Edus auf Clemens her? Der scheint ihn ja wirklich zu verachten. Oder will er ihn nur schützen und ist deswegen so wütend?


    Zitat

    Original von logan-lady


    Paula hingegen bekommt ihre Reise nach Pompeji und verbringt die wohl schönsten Tage ihres Lebens dort. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Momi (die ja, wie schon häufiger vermutet, Paula ist) gar nicht mehr rausgeht?


    GS, der die Hetzartikel verfasst, könnte Georg Schramm sein. Ich weiß zwar nicht, wie ich auf den Vornamen komme, aber wenn die Artikel weiterhin so aufhetzen, kann ich mir vorstellen, dass Clemens einem Attentat zum Opfer fällt und Paula schwanger nach London fliehen muss :gruebel


    Ja und ja - so sehe ich das auch alles...


    Zitat

    Original von Charlie
    Nein, diese Gipsfiguren sind Abguesse - die werden bis heute in Pompeji gemacht.


    Das würde mich wirklich mal interessieren.
    Gibt es eigentlich lesenswerte Bücher über Pompeji? Irgendwas für einen geschichtlichen Deppen wie mich? Muss auch nicht unbedingt ein Sachbuch sein. :grin


    Zitat

    Original von Aly53


    Da war ich auch ziemlich verwirrt und hab es auch mehrmals gelesen . Es wurde für mich nicht deutlich gemacht, daß Herr Jakub was falsch interpretiert hat.


    Scheinbar bin ich ein Charlie-Versteher :lache
    Ich habe das sofort begriffen, dass Herr Jacub nur einen Teil mitbekommen hat und jetzt glaubt, dass Paula schwanger ist.


    Zitat

    Original von hollyhollunder


    Dass die Mutter wirklich ins Wasser gegangen ist, da war ich sehr überrascht. Ich hatte sie falsch eingeschätzt und das ganze für ziemlich theatralisch und aufmerksamkeit-heischend gehalten. Ob Clemens den Nackenschlag auch so gut wegsteckt bezweifle ich. :wow


    Das hat mich auch gewundert. Aber wer weiß, wie sehr ihr ihr Mann noch zugesetzt hat. Vielleicht werden wir das in einem der nächsten Abschnitte erfahren.


    Zitat

    Original von Selma


    Da können wir uns die Hand reichen, xania. Ich wusste bisher auch nicht mehr als du :knuddel1


    Ich auch nicht. Ich möchte aber bestimmt noch mehr Bücher darüber lesen. Auch wenn es eine ganz schlimme Zeit war, betrifft es doch unser Land. Da sollte man mehr drüber wissen.

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Gibt es eigentlich lesenswerte Bücher über Pompeji? Irgendwas für einen geschichtlichen Deppen wie mich? Muss auch nicht unbedingt ein Sachbuch sein. :grin


    Ich war vor ein paar Jahren in Italien und hab in Hinblick auf Pompeii das Buch von Robert Harris gelesen. Es ist ein netter Unterhaltungsroman, spannend aber auch sachlich zumindest auf die Umstände des Vulkanausbruchs recht zutreffend, wie ich dann in Gesprächen mit unserem Führer durch die Ruinen feststellen konnte.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Wenn jetzt hier Lust auf Pompeji aufkommt, freut mich das ja sehr. Pompeji kann ich nur empfehlen. Ich hab da waehrend des Studiums als Reisefuehrerin gearbeitet, und hab da meinen Mann abgestaubt.


    Robert Harris habe ich nicht gelesen, wohl aber "Die letzten Tage von Pompeji", das ich hinreissend fand, Fakten hin, Fakten her. Ich vermute aber, hier sind alle schon ein bisschen aus dem Alter raus.
    Einen Pompeji-Roman (allerdings ueber die Wiederentdeckung) haett' ich selbst gern geschrieben, aber mich laesst keiner.


    Froehlichen Wochenstart wuenscht Charlie

  • Da ich schon zuende gelesen habe (mir nur die Zeit fehlt hier zu posten), hier nur einige Anmerkungen um nichts zu verraten (das Buch mußte einfach in einem zuende gelesen werden....). :lache


    Zitat

    Original von Saiya
    Wenn ich eine Person in diesem Buch wirklich verabscheut habe, dann ist es dieser widerliche Onkel Edu. Er hat überhaupt kein Recht, Clemens so zu behandeln. Und wieder der nächste Schlag in den Nacken. Ich mag ihn trotz all seiner Fehler, denn alles was er tut, kann ich verstehen. Mich wundert es nicht, dass er Paula so sehr braucht und trotzdem ein Getriebener bleibt.
    Diese Entwicklung von Clemens ist großartig erzählt!


    Onkel Edu ist wirklich fürchterlich. Die einzigste Person, die er gut behandelt scheint seine Schwester zu sein...


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    Original von Deichgräfin
    Ich glaube ja auch das G.S. Georg Schram ist.
    Dann weiss ich wenigstens woher der Hass kommt
    Bestimmt ist er noch Schuld an etwas schlimmen.

    Das erklärt sicher einiges - und der Hass wird hier dann durch Rache erklärt.


    Zitat

    Original von hollyhollunder


    Dass die Mutter wirklich ins Wasser gegangen ist, da war ich sehr überrascht. Ich hatte sie falsch eingeschätzt und das ganze für ziemlich theatralisch und aufmerksamkeit-heischend gehalten. Ob Clemens den Nackenschlag auch so gut wegsteckt bezweifle ich. :wow


    Das mit dem ins Wasser gehen hatte ich auch für eine leere Drohung gehalten, daß die Mutter sich wirklich ertränkt - damit hatte ich nicht gerechnet!


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    Original von sapperlot
    Ich finds gerade hochinteressant. Ich hab zum ersten Mal in meinem Leben etwas vom Spartakusbund, die Dolchstosslegende und dem Matrosenaufstand gelesen.


    Über diese Zeit hatte ich bisher auch nichts gewußt / gelesen /gelernt.
    Und dies aus Paulas Sicht zu erfahren, bringt sehr viel Spaß! :-)


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    Original von n8eulchen
    Für mich war die Pompeji-Reise ein kleines Highlight. mal ein wenig Entspannung und so etwas wie Normalität. Dass es danach hart auf hart kommen wird, konnte da die Stimmung auch nicht trüben. Und die Gipsarm-Sache ist herrlich!

    Aber ich hätte zu gern Paulas Gesicht gesehen... :grin


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    Original von streifi
    Irgendwie bleibt der Teil mit Alex bei mir nicht so haften wie Paulas Geschichte. Vielleicht auch weil ihre Geschichte im Vergleich nicht so dramatisch ist. Wobei ich schon wissen möchte wie alles zusammenhängt.

    Alex ist mir auch nicht so lieb. Paula ist für mich "wirklicher" und "runder". Anders kann ich es nicht beschreiben. :gruebel


    edit: Die letzten Tage von Pompeji fand ich, als ich es vor Jahren gelesen haben, toll. Ich sollte es in den nächster Zeit noch mal lesen. Das Buch von Harris liegt noch auf dem SuB.

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    Original von Charlie
    Wenn jetzt hier Lust auf Pompeji aufkommt, freut mich das ja sehr. Pompeji kann ich nur empfehlen. Ich hab da waehrend des Studiums als Reisefuehrerin gearbeitet, und hab da meinen Mann abgestaubt.


    Oh, da hast du ihn also her ;-) Dann ist der Ort für dich ja eh was besonderes...


    Ich glaube, als Kind hat mich das fasziniert. Ich habe in einem Buch oder einem Bericht damals was darüber gesehen und dann ist es aus meinem Blickwinkel gekommen. Warum auch immer...

  • Alex spielt hier wieder nur eine sehr kleine Rolle. Ich kann ehrlich gesagt nicht so ganz verstehen, warum sie so genervt von Momi ist. Einfach mal zuhören würde doch helfen, dadurch würde sie sicher mehr erfahren als immer nur rumzumeckern.


    Den größten Raum nimmt also wieder die Handlung um Paula ein. Joachim fällt, seine Mutter ist mit 47 Jahren schwanger, aber ihr großer Sohn Harry kehrt heim. So auch Kutte und Clemens.


    Das Wiedersehen zwischen Paula und Clemens hat mich echt zu Tränen gerührt, hollywoodreif.


    Clemens macht Paula einen Antrag und gemeinsam fahren sie wie verabredet nach Pompeji, wo Paula den Gipsabdruck eines Arms mitgehen lässt. Nach langer Zeit können die beiden einmal das Leben genießen, unbeschwert und jung sein.


    Doch dieses Glück hält nicht lange an, denn kaum wieder in Berlin, passt Onkel Edu Clemens und sein Liebchen ab und berichtet, was in ihrer Abwesenheit geschehen ist. Clemens Mutter hat Selbstmord begangen, nachdem sie die bösen Zeitungsartikel über ihren Jungen las und auch um Paulas Bruder Manfred steht es schlecht. Was ist nur passiert?


    Wie viel Leid kann man nach dem Ende eines Krieges noch ertragen?


  • Hallo Charlie,


    Ich fand es ausreichend erklärt und habe es sofort verstanden, denn wie sollte Herr Jakob denn nur erahnen, dass seine 47jährige Gattin schwanger ist? Das war doch zu der Zeit auch eher unüblich, so wie es heute auch eher Seltenheitswert hat, oder? Da glaubt man als gestandener Mann doch eher daran, dass die Jugend sich trotz Krieg vermehrt. :-]

  • Jetzt wissen wir also auch, dass der Gipsarm wirklich aus Pompeji stammt... an der Stelle, an der Paula sich so aufregt, weil es ihr so peinlich ist, dass sie den Arm abgebrochen hat, musste ich schmunzeln.


    Dass Clemens verändert aus dem Krieg heim gekommen ist, ist für Paula schwer zu ertragen. Aber sie nimmt ihren Clemens so, wie er ist. Was es wohl mit seinem Magen auf sich hat? Ich frage mich irgendwie nur, warum er seine Paula nicht endlich heiraten möchte? Er nennt die politische Ungewissheit zwar als Grund dafür, aber für mich ist das nicht so ganz nachvollziehbar...

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend

  • Die Reise nach Pompeji habe ich Paula und Clemens von Herzen gegönnt. Sie haben beide so eine schwere Zeit hinter sich und haben es sich wirklich verdient ein paar schöne Glücksmomente in Italien zu erleben. Ich spekuliere mal, dass Paula auf dieser Reise schwanger wird? :-] Ich hoffe ja auch so, dass Clemens sie doch noch heiratet, wobei ich nicht daran glauben kann.


    Die Schmähartikel, die in der Zeitung über Clemens geschrieben werden und mit dem Kürzel GS unterzeichnet sind, hat bestimmt jemand mit Nachname Schramm geschrieben. Da gibt es wahrscheinlich eine Verbindung zu Oliver.


    Der Moment als die beiden wieder in Berlin mit dem Zug ankommen und dann diese schrecklichen Neuigkeiten von dem furchtbaren Onkel erfahren müssen ist sehr grausam. Während Clemens so eine schöne Zeit mit seiner Liebsten in Italien verbracht hat, hat sich seine Mutter umgebracht. Ich hoffe für ihn, dass er damit umgehen kann und sich keine Vorwürfe macht diese Reise angetreten zu haben.


  • Genau darüber bin ich auch gestolpert.
    Aber das ist ja nun geklärt. ;-)