'Als wir unsterblich waren' - Seiten 471 - Ende

  • Ich finde nicht, dass es pervers klingt, Charlie (aber ich hab es jetzt bewusst nicht zitiert, falls du es doch löschen möchtest).
    Das ist so ungefähr das, was ich sagen wollte, als ich schrieb, dass ich denke, wenn Menschen so etwas am eigenen Leib erfahren mussten, müsste ich zumindest das Lesen darüber ertragen.
    Ich war nur einmal in einem KZ, in Mauthausen.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)


  • Nach Auschwitz kann ich nicht aber ich war in Dachau und immer, wenn ich nach Berlin komme, muss ich zwischen die Stelen des Holocaust Mahnmals. Ich weiß nicht ob es andern auch so geht, ich lehne mich dann an die Steine, spüre den Horror und versuche zu begreifen was unbegreiflich ist.
    Und ja, vielleicht bin ich sentimental, die Augen laufen einfach über. "Die Trauer platzt heraus, weil es sont die Kehle zuschnürt, trifft es - leider bin ich nicht so poetisch veranlagt.

  • Zitat

    Original von Charlie
    Das war nicht poetisch gemeint. Ganz und gar nicht.


    Nein, das kann es auch nicht sein, aber ich sags anders: die Worte sind gut gewählt, das geht mir manchmal ab.

  • Zitat

    Original von maikaefer


    Das ist so ungefähr das, was ich sagen wollte, als ich schrieb, dass ich denke, wenn Menschen so etwas am eigenen Leib erfahren mussten, müsste ich zumindest das Lesen darüber ertragen.


    Das mag ich sehr, sehr, sehr gern, Maikaefer.
    Danke dafuer.
    Alles Liebe.
    Charlie

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Ich finde nicht, dass es pervers klingt, Charlie (aber ich hab es jetzt bewusst nicht zitiert, falls du es doch löschen möchtest).
    Das ist so ungefähr das, was ich sagen wollte, als ich schrieb, dass ich denke, wenn Menschen so etwas am eigenen Leib erfahren mussten, müsste ich zumindest das Lesen darüber ertragen.
    Ich war nur einmal in einem KZ, in Mauthausen.


    Ich habe es zitiert, weil das dazu gehört. Vielleicht habe ich deshalb so viele Bücher darüber gelesen, weil der Schrecken unendlich ist und zuviel schon verdrängt wird.
    Das darf nicht in Vergessenheit geraten und ich freue mich ehrlich, dass es Schriftsteller gibt, die bewusst den Finger in diese Wunde legen. Und in noch ganz andere wie "Ararat"

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
    smilie_winke_039.gif

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  • Ich habe reihenweise Bücher über die Nazizeit gelesen und dabei literweise Tränen vergossen. Das muss sein, finde ich. Wenigstens einmal im Leben.


    Aber es muss nicht in jedem Buch mit dabei sein. Hier ging es eben in erster Linie um die Zeit davor. Genauso wichtig wie es ist die Nazizeit zu verstehen, ist es doch auch wie es dazu gekommen ist. Es hätte den Focus total verschoben, wenn auch 1933-45 mit reingenommen worden wäre. Das hätte der Erzählung gar nicht gut getan.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Das ist voellig richtig, Beatrix. Ohne das Tabu haette ich die Geschichte vielleicht anders geplant - aber ob ich es mir letztlich zugetraut haette, weiss ich nicht. Jetzt jedenfalls bin ich froh, so wie es ist.
    Und schreib einen neuen.


    Dazu moechte ich auch noch einmal betonen, dass ich das Thema Genozid kuenftig zwar beruehren und behandeln will, dass ich mir aber nach wie vor keinen Unterhaltungsroman mit diesem Thema im Zentrum wuensche - weder als Leser noch als Autor. Nicht weil ich fuerchte, Leser koennten das nicht aushalten (es braucht ja nur zu lesen, wer es aushalten will - und der Unterhaltungsroman wirkt ja auch daempfend und mildernd), sondern weil ich (NUR MEINE MEINUNG!) der Ansicht bin, der Unterhaltungsroman bietet dazu nicht die Mittel - und mir als Autor fehlen sie ohnehin.


    Alles Liebe von Charlie

  • Ich habe diesen letzten Abschnitt heute Abend beendet und ich weiß grad nicht viel zu schreiben, weil mir viele Gedanken durch den Kopf gehen.
    Das Ende ist dann doch noch mal aufwühlend, man ahnt während des Lesens ja schon viele Zusammenhänge, aber letztlich nicht alles. Ein sehr stimmiges Ende in meinen Augen.
    Geschichte war nie ein Lieblingsfach bei mir, aber in Romanform macht sie Spaß. Und womöglich sind mir einige Zusammenhänge etwas besser klar geworden. Die Zeit vor dem Nationalsozialismus wird irgendwie immer ausgeblendet, so kommt es mir jedenfalls vor. :gruebel
    Ich hab mich beim Lesen oft an meine Oma (Jahrgang 1909) erinnert, die Zeit ihres Lebens für mich eher unnahbar war und für alle eher brummelig wirkte. Ich bilde mir ein, diese Brummeligkeit nun ein bisschen besser zu verstehen.


    Edit ergänzt noch, dass ich es sehr schade finde, dass ich mich mangels Zeit (und mangels Wissen :schaem) nicht so intensiv in diese Leserunde einbringen konnte, ich die Diskussionen und Erläuterungen aber interessiert nachgelesen habe / nachlese / noch nachlesen werde. :wave

    Aktuelle Lektüre: Ich bin ja heut so glücklich - Charlotte Roth
    SUB: 98

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  • Ich habe jetzt auch "endlich" zu Ende gelesen. Auf den letzten Seiten musste ich dann doch noch Tränchen vergießen. Der Gatte meinte, wenn ich schon wusste, wie das Ende ausgeht, dann hätte ich das Buch doch gar nicht lesen müssen. Der hat Ideen!


    Ich werde in den nächsten Tagen noch mal ausführlicher schreiben und vor allem eine Rezi schreiben. Irgendwie habe ich gerade nicht die Zeit, weil ich den ganzen Tag unterwegs war.


    Ach so, Charlie, du hast mich jedenfalls neugierig gemacht auf diese Zeit und ich habe mir das Buch von Ken Follet (den ich eigentlich gar nicht mag) bestellt, weil ich mehr darüber erfahren möchte. Wie schaffst du das immer? Es war ja bei Heinrich mit der zwölften Nacht genauso. Ich möchte bitte mehr von dir lesen um all die geschichtlichen Lücken in meinem Leben zu füllen :lache

  • Ich fuerchte, da hast du bei mir Trauer, booklooker, bzw. machst den Bock zum Gaertner. Ich bin selber eine wandelnde Geschichtsluecke. Und der ultimative Monomane. Mein Mann behauptet: Du bist der totale Kneipen-Quiz-Versager. Ueber Themen, ueber die niemand was wissen will, weisst du alles, und ueber Themen, ueber die jeder ein bisschen weiss, weisst du nichts.


    Wenn "Als wir unsterblich waren" und ich aber als Werbeplakat fuer Weimar fungieren durften, gibt's wenig, das uns mehr freuen wuerde. Ich wuensch' dir ganz viel Freude bei deinen Streifzuegen durch dieses Stueck von uns, das mich in den Klauen haelt, solange ich denken kann.


    Herzlich,
    Charlie

  • Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn man Dinge weiss, die andere nicht wissen und dagegen Dinge nicht weiss, die andere wissen. Das macht einen aus.


    Heute habe ich meinem Kollegen von dem Buch erzählt und er hat mir direkt erst mal von einer Doku erzählt, die genau das zum Inhalt hatte. Wir haben beschlossen, dass wir mehr wissen wollen, weil man eigentlich nur über den 2. WK etwas mitbekommen hat.


    Werde ich wohl jetzt auch zum Experten? :lache

  • Ein wirklich tolles Buch!
    Ich habe das Buch die letzten Tage zuende gelesen und ich habe wieder viel geschichtliches gelernt , denn über diesen Zeitraum wußte ich sehr wenig (ging mir mit Heinrich dem Achten genauso, seit der zwölften Nacht verschlinge ich alle Romane dieser Zeit).


    Die ganzen Posts hier habe ich noch nicht gelesen - werde ich aber, genauso wie die Rezi, nachholen.


    Ersteinmal vielen Dank für dieses schöne Buch (mindestens 9 Eulenpunkte) (das Ende hatte es wirklich in sich!) und die Begleitung in der LR ! :anbet :kiss

  • Nun schaffe ich es endlich hier zu posten. Ich habe das Buch schon etwas länger durch, aber es zeitlich nicht hinbekommen mein Fazit zu schreiben.


    Da ich quasi durch die letzten beiden Abschnitte gerast bin, bekomme ich die Einzelheiten nicht mehr auseinander dividiert. Daher schreibe ich nur noch etwas in diesen Thread, bevor ich unabsichtlich spoilere. ;-)


    Mir hat das Ende sehr gut gefallen. Wenn ich etwas mehr zwischen den Zeilen gelesen hätte, wäre ich auf einiges wahrscheinlich sogar selbst gekommen, z. B. dass Alexandra Harrys Enkelin ist, hätte mir spätestens bei der Erwähnung von Paulas Zeit in London klar sein können und frühestens anhand der Tatsache, dass nie Harrys Nachname erwähnt wird. Aber hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Von Paulas Ausruf beim ersten Zusammentreffen mit Oliver habe ich mich auch irritieren lassen. Zwischenzeitlich hatte ich auch den Verdacht, dass Oliver und Alexandra miteinander verwandt sein könnten. Aber das ist ja nicht der Fall. Somit steht dieser Liebe nichts mehr im Weg. Vielleicht bleibt für Paula noch genug Zeit um Rike zu treffen. Ich hoffe es für sie.


    Insgesamt ein sehr gut gelungenes Buch, das für mich auch eine Art kleiner Geschichtsunterricht war. Irgendwie ist bei mir aus der Schulzeit wenig hängengeblieben was die Ereignisse in Deutschland angeht. Die Rezension folgt spätestens morgen.


    Charlie : Vielen herzlichen Dank für die tolle Begleitung der Leserunde. :wave

  • So, auf den letzten Seiten gab es dann für mich kein Halten mehr: Da konnte ich die Tränen einfach nicht mehr wegblinzeln. Dass Paula und Clemens kein glückliches Happy End bekommen würden, war zwar klar, aber irgendwie hat mich die Entwicklung zu diesem Ende hin unglaublich aufgewühlt.


    Dass Paula ausgerechnet Stefanie wieder trifft, war zwar vielleicht ein Bruchstück, dass ihr zum Abschluss fehlte, aber irgendwie hätte ich mir eher gewünscht, dass sie Clemens noch einmal trifft.


    Insgesamt hat mir die Geschichte sehr gut gefallen, auch wenn sie eigentlich für niemanden wirklich gut ausgegangen ist. Die Erzählung konnte mich fesseln und ich finde, man bekam ein gutes Gefühl für die damalige Zeit...

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend

  • So gestern Abend habe ich während mein Mann Fußball schaute den 7. Abschnitt begonnen.


    Wir starten wieder mit Alex durch, die Weihnachten zusammen mit ihrer Großmutter verbringt, die offenbar sehr klar im Kopf zu sein scheint. Auch Oliver bleibt lieber bei Ihnen als in seiner Familie zu hocken.


    Endlich erfahren wir bei wem es sich um GS handelt, denn es ist Olivers Großvater Georg Schramm gewesen, der ehemals dicke Junge, der andere geärgert hat. Mit diesem Zusammenhang habe ich persönlich nicht gerechnet, da Oliver ja so ein schmucker Typ ist und dieser Georg ja als nicht gerade attraktiv beschrieben wurde. Guter Schachzug von Charlotte.


    Und dann geht es auch schon weiter mit Paulas Geschichte. Johanna und Harrys Kind kommt mit offenem Rücken zur Welt und lebt nur 5 Tage. Ach Mensch, das haben die zwei nun wirklich nicht verdient. Was soll nur aus ihrer Ehe werden? Und Harry hat dadurch auch noch das Trinken angefangen, armer Kerl…


    Bei Bruder Manfred läuft es besser, denn seine Klara wurde geschieden und er konnte sie endlich heiraten und Rieke als seine Tochter adoptieren. Interessant finde ich, dass Rieke Manni ähnlicher sieht als ihrem eigenen Vater. Manfred hat nun endlich beschlossen sich mit Clemens zu versöhnen und als er diesen im Büro aufsucht, erwischt er Clemens inflagranti mit Stefanie.


    Puh das hat mich total überrascht, also nicht dass Clemens fremdgeht, sondern dass es dann Stefanie ist. Sie ist so eine beherrschte Person, die ich persönlich nicht so recht mag. Ich kann ihr Verhalten zwar verstehen, sie aber absolut nicht einschätzen zu was sie alles fähig ist.


    Heute Nachmittag wird dann weiter gelesen.

  • Ich bedanke mich noch einmal ganz ganz herzlich bei allen Teilnehmern fuer diese tolle, lebhafte, aufschlussreiche Leserunde, eure zahlreichen interessanten Eindruecke, die spannenden Nebendiskussionen um zahllose Themen und die schoenen Rezensionen, ueber die ich mich riesig gefreut habe.
    Leider ging mir die Zeit aus, sodass ich die letzten nicht mehr richtig begleiten konnte, was mir sehr leid tut. Umso mehr freue ich mich, dass ihr trotzdem zu Ende gelesen habt.


    Vielen Dank und einen froehlichen Tag - ich hoffe, wir lesen uns einmal wieder.
    Charlie

  • Das Buch gerade zu Ende gelesen und nun muss ich doch wirklich schlucken und erst einmal verdauen, denn mit so einem Ende hatte ich nun gar nicht gerechnet und ich bin völlig geplättet.


    Paula und Clemens haben also doch niemals geheiratet und das einzige Kind von Momi war dann das Kind von Harry. Stattdessen hat Stefanie ein Kind von Clemens bekommen, es aber zusammen mit diesem fiesen Schramm groß gezogen, während Clemens sich selbst das Leben nahm. Oh weh, wenn ich mit allem gerechnet habe, aber das ist dann doch sehr heftig und unfassbar. Vor allem auch, dass auch Kutte und Co sterben mussten.


    Nun kann ich auch verstehen, warum Momi so ist wie sie ist, denn wenn man so etwas miterleben musste, dann ist man nicht mehr derselbe Mensch.


    Bei dem Treffen zwischen Stefanie und Momi als sie schon alt sind, habe ich beim Lesen die Luft angehalten.


    Ansonsten ist mir in diesem Abschnitt noch aufgefallen, dass die Zeitsprünge immer größer geworden sind, was der Geschichte aber nicht negativ anzulasten ist.


    Abschließend kann ich nur sagen: ein tolles Buch, ich werde mich gleich ans Rezischreiben wagen.

  • An dieser Leserunde habe ich (bisher) nicht teilgenommen, da ich mich beim Lesen nicht unterbrechen unnötig wollte, es war einfach zu spannend. Als wir unsternblich waren ist als Wanderbuch zu mir gekommen und
    ich habe es soeben beendet. Es hat mich sehr mitgenommen und ich bin beeindruckt davon, wie die Autorin das Ende gestaltet hat. Dass die beiden Frauen sich noch einmal begegnen werden, damit hätte ich niemals gerechnet.


    Über den 1.Weltkrieg und die Weimarer Republik wusste ich eigentlich einmal recht viel, hatte aber eine Menge davon schon wieder vergessen. Dieser Roman war eine sehr lebendige Art, sich in die Menschen die in dieser Ziet lebten, hineinzuversetzen. Dass der Bruderkampf zwischen SPD und U-SPD dazu geführt hat, dass sich die Hitler und seine Schargen immer ungehinderter ausbreiten konnten, ist erschütternd. So hatte ich es auch vor langer Zeit in dem Buch Einig gegen Recht und Freiheit von Bernd Engelmann gelesen. Wie schwierig es gewesen sein muss, in der Zeit der Weimarar Republik, in all diesem Wirrwarr, durchzublicken und zu wissen, was zu tun das Richtige ist, wird sehr sehr deutlich.


    Ich habe im Anhang gelesen, dass Verlage vor diesem Thema zurückschrecken. Vielleicht wissen auch deshalb nicht mehr allzu viele Leute etwas über diese Zeit. Deshalb bin ich ich froh, dass es dieses Buch gibt. Hoffentlich findet es viele Leser/innen.

  • Zitat

    Original von ginger ale
    Hoffentlich findet es viele Leser/innen.


    Im Krankenhaus hatte mir jemand, dem ich zuvor von diesem Buch erzählte, die Beilage der aktuellen Frauenzeitschrift PETRA
    "Bücher für den Urlaub"
    gezeigt.
    Dort wird "Als wir unsterblich waren" unter der Überschrift "Kämpferinnen mit viel Herz" als "mitreißend" empfohlen.
    Allerdings in der Rubrik "Familiengeschichten".
    Dabei ist es doch sooo viel mehr... :wow
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)