Schund kann dem Leser durchaus Freude bereiten, Schundliteratur ist keinerlei künstlerischen Ansprüchen außer dem reinen Unterhaltungswert verpflichtet, also eine Art literarischer Fastfood.
E-Books und Aliens in der FAZ
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Schund gehört nun mal dazu, ebenso wie "Höchste-Geistige-Orgasmus-Literatur". Und wer weiß schon, ob in 50 Jahren Schund nicht Literatur sein wird ... Und umgekehrt: Hesse bedeutet heute etwas ganz anderes für mich als in meiner Sturm & Drang Zeit. Also, was für den einen Schund sein mag, könnte für den anderen höchter Lesegenuss sein. So what?!
(Ja, ich weiß, magali - es gibt klar definierte Kriterien ... die übermorgen ganz anders aussehen werden ...)
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Ach Quatsch Kriterien!
Michelangelos David, Beethovens Neunte, Bachs Hohe Messe...
Wer weiß schon, ob die Menschheit das nicht in 50 Jahren als bloßen Schund ansieht, hingegen der heute gängige Lore-Roman den Status von Hoch-Literatur erreicht.
Nadja
(schreibt auch ohne künstlerischen Anspruch, behauptet aber, sich als Autorin zu entwickeln)Edit Ergämzung: Worum es mir geht:
Beisswenger schreibt ja zurecht, dass dies weniger ein Autoren- , sondern viel mehr ein Leseforum ist. Was mir allerdings in der Autoren-Ecke auffällt: Es geht hier seitenweise um die Möglichkeiten von Veröffentlichungen, aber nur höchst selten um die Frage von Entwicklung und den Kriterien, an denen sich die Entwicklung eines schruftstellerischen Talents festmacht bzw. festmachen sollte oder könnte.
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Oh, auf dem Weg sind wir doch bereits und auch schon ziemlich weit gekommen.
Und tatsächlcih deswegen, weil sich die Kriterien geändert haben.
Allerdings weniger die künstlerischen, sondern die des Kommerzes. Was sich gut verkauft, ist was wert.Zur Entwicklung nicht-künstlerischer Art sage ich nur, was ich auch sonst an der Stelle im Gespräch sage (sie kommt immer):
es ist auch eine Entwicklung, wenn jemand im ersten Text sieben Tipfehler pro Seite hat und im zweiten nur noch fünf. Wenn die betreffende Person dann im dritten auch noch gelernt hat, wie man Seitenzahlen einsetzt, ist das geradezu ein Meisterwk.magali
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Hallo magali,
Dein eitrag hat sich eben mit meinem ergänzenden Edit überschnitten.
Ich stimme dem Kern Deiner Aussage selbstverständlich zu, wobei wir uns ja einig sind, dass die Entwicklung nicht am Setzen der Seitenzahlen aufhören sollte.
Naheliegenderweise nehme ich einfach mal meine eigene
Biografie.Mit dem Schreiben fing ich 2003 an, meine erste Veröffentlichung hatte ich 2008 in Form von 14 Sketchen für "Sechserpack", danach begann ich, Krimis zu schreiben, mein erster erschien 2012, zwei weitere 2013 bei KBV. 2013 wurde ich außerdem mit einer Kurzgeschichte für den Agatha-Christie-Preis beim S.Fischer-Verlag nominiert, kam mit einem neuen Projekt bei der Agentur Landwehr unter Vertag und wurde von dort zu btb vermittelt.
Ob ich jemals in der Lage sein werde, das zu schreiben, was man nach gängigen Kriterien als Hochliteratur bezeichnet, weiß ich nicht. Vermutlich reicht mein Talent dafür nicht.
Trotzdem werde ich weiter üben, üben, üben und Seminare besuchen und mich belehren lassen.
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zu Deinen Ausführungen ein klares Nein.
Warum?Es wird da einiges verwechselt. 'Schund' und leicht verständliche Texte sind nicht unweigerlich das Gleiche.
Es gibt Menschen, die aus physischen und/oder psychischen Gründen keine komplexeren schriftlichen Texte erfassen. Diese Menschen deswgen z.B. vom Geschichten lesen ausschließen, wäre falsch. Im Gegenteil sollte unbedingt mögiich gemacht werden, daß sie ein Leseerlebnis haben können. Es geht um Teilhabe.Das ist aber ganz klar davon zu unterscheiden, daß man Geschichten bewußt schlicht nach bestimmten Versatzstücken, mit Klischees und Stereotypen versehen baut, um eine möglichst große Menge möglichst gleichförmiger Texte zu erzeugen.
Ich sage nicht, daß man das überhaupt nicht machen soll. Standardisierte Geschichten haben gewissen Vorteile, bei LeseanfängerInnen etwa. Lesen lernen ist nicht einfach, Wörter verstehen, Zusammenhänge erkennen, deuten lernen, weil Wörter und auch Sätze nicht immer eindeutig sind, Kontexte schnell vieldeutig werden. Da kann zum Beispiel ein hoher Wiedererkennenseffekt helfen, Fremdheit zu nehmen und Ängste nicht hervorzurufen, die ihrerseits den Lernerfolg verhindern könnten.Das heißt aber nicht, daß jemand ein ganzes Leben lang eine Textsorte lesen soll. Im Gegenteil. Lesen, mit Büchern umgehen, ist eine Entwicklung. Wenn wir sagen, daß Leute Einfaches lesen wollen, 'weil ihnen das halt gefällt', setzen wir voraus, daß diese Menschen keine Entwicklung durchmachen.
Wie kommt man denn dazu? Kennen wir sie? Vielleicht hat etwas die Enwicklung verhindert, vielleicht trauen sie sich einfach nichts zu?
Wenn wir sagen, ach, laß die doch, verstecken wir hinter einer vermeintlichen Toleranz, daß wir andere dazu verurteilen, die Vielfalt, die Lesen tatsächlich bietet, nie kennenzulernen.
Es geht wiederum um Teilhabe und davon schließenn wir sie aus.Ein dritter Punkt, und der ist der wichtigste, ist, daß wir Menschen, die seichte Geschichten lesen, nicht deswegen zu dummen Menschen erklären dürfen. Die Schund-Diskussion hat blöderweise immer einen stark moralischen Einschlag. Zu sagen, jemand ist doof, weil sie Dr. Stefan Frank liest, ist ebenso falsch, wie jemand per se für gescheit zu halten, bloß weil sie Tolstoi liest.
Umgekehrt macht es einen seichten Text nicht besser, wenn ihn jemand liebt, den wir lieben. Der Text bleibt seicht. Tolstoi wird auch nicht schlecht dadaurch, daß ihn ein Vergewaltiger liest.Leserin und Text müssen streng geschieden wedren, Rückschlüsse moralischer Art, auch mit den besten Absichten - die Leuten mögen das halt, sie wollen sich halt unterhalten - vermieden werden.
Was mich angeht, so tun mir Menschen, die nie die Vielfalt von Texten kennengelernt haben, schrecklich leid. Sie haben etwas Wichtiges verpaßt im Leben.
magali
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wenn mir eine Autorin kommt, eine, die Bücher schreiben will, ernsthaft und nicht so mal am Sonntag Vormittag zwischen Frühstücksgeschirr spülen und Zwiebeln schneiden für den Braten, und mir erklärt, sie schreibe 'ohne künstlerischen Anspruch' , dann kann man mich zwei Sekunden später von der Decke kratzen.
Wer schreibt, hat grundsätzlich höchste Ansprüche zu stellen. An sich selbst. Alles andere ist Rumspielerei.
Wie weit man dabei kommt, ist eine Frage des Talents. Das kann man bis zu einem gewissen Grad fördern. Irgendwann kommt man an die eigenen Grenzen damit. Trotzdem hat man immer und unter allen Umständen das Beste zu leisten. Das ist es, was Profis ausmacht.Ob man je die äußersten Grenzen der Literatur erreicht, ist eine andere Frage. Die meisten, die schreiben, werden das nicht, weil das Talent dazu sehr selten ist.
Aber es geht nicht darum, daß jede ein epochales episches Werk verfaßt. Es geht darum, daß jede auf dem weiten Feld des Schreibens den Acker entdeckt, auf dem sie sich zu ihrem Allerbesten einsetzen kann und eben das auch tut.
Die am weitesten entwickelten Werke der Literatur sind der allerhöchste Maßstab. Sie zeigen zunächst mal nur, was möglich ist.
Sie bedeuten nicht, daß das nun jede nachmachen muß.
Sie sind der Himmel, nach dem man guckt, z.B. wenn man die Orientierung mal wieder finden will. Um zu sagen: guck, das ist möglich. Was davon schaffe ich und wie mache ich das im Rahmen meiner Möglichkeiten am besten?Ach so: HOCH-Literatur gibt es nicht, gräßlicher Begriff. Was soll das denn sein?
Es gibt Literatur und Unterhaltungsliteratur.
Die Gipfel des Literarischen sind mit dem jeweiligen Werk bestiegen, der nächste Gipfel ist schon höher. 'Hoch' ist höchstens der Moment. Literatur ist eine Entwicklung, kein Zustand.
Wahrscheinlich wieder so ein Feuilleton-Ausdruck, ja?
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magali, ich mag Dich nicht von der Decke kratzen, das macht nämlich so ein fieses Geräusch in meinen Ohren. Da bin ich sehr empfindlich.
Vielleicht findest du ja in meinen Worten die reservatio mentalis:
"...was man nach gängigen Kriterien als Hochliteratur bezeichnet..."
Einigen wir uns also darauf, dass ich Unterhaltungsliteratur schreibe und noch nicht weiß, ob mein Talent eines Tages zur Literatur reichen wird.
Im Übrigen schließe ich mich Dir gern an.
Edit: ottograffie
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Klar, ohne Talent ist alles nichts. Aber Talent wird überbewertet. Fleiß, Methode, Ausdauer, Motivation, Inspiration ... und vieles mehr, sind weitere Kriterien auf dem Weg zur Literatur. Und ja, natürlich spielt auch Glück eine Rolle.
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Zitat
Original von Tereza
Die Verkaufsstatistik sagt sehr wohl etwas darüber aus, wie ein Buch den Leuten gefallen hat. Glaubst du wirklich, ein Text hält sich Monate lang in der Bestsellerliste, wenn dreiviertel der Leser von ihm enttäuscht sind? Natürlich spielt Werbung auch eine Rolle, aber auch die allergrößte Werbekampagne bringt nichts, wenn Leser das Buch nicht annehmen.
Nehmen wir mal die Grauschatten.Soweit ich das verfolgt habe, passt doch gerade auf die Grauschatten obiges Beispiel: Das Buch verkauft sich aufgrund eines riesigen Hypes, obwohl die Mehrheit der Leser von den Büchern eher enttäuscht waren. Aber vielleicht hab ich da auch nur etwas verpaßt, habe das nur am Rande mitbekommen.
Die Grauschatten sind aus meiner Sicht aber kein sinnvolles Beispiel in Sachen "Verkaufsstatistik": Die Entstehungsgeschichte des Buches ist sehr außergewöhnlich und auch die lange Zeit auf der Bestsellerliste eher selten. Ja, ein Buch, das sich über Monate auf der Bestsellerliste hält, hat sicher seine Fans. Aber wie viele Bücher schaffen das?
ZitatNun werden ähnliche Texte auf den Markt geworfen. Und andere (vielleicht sogar etwas anspruchsvollere) werden äußerlich so präsentiert, dass sie ins Schema passen. Dann liegen sie stapelweise in den Buchhandlungen. Aber sie verkaufen sich keineswegs alle gleich gut. Manche floppen sogar. Die Verlagswelt zieht daraus ihre Schlüsse: das läuft, das offenbar nicht. Autoren, deren Texte nicht so gut liefen, werden gedrängt, sich anzupassen, wenn sie weitere Verträge wollen.
Und genau hier kommt mein obiger Punkt ins Spiel: Die Kunden haben sich natürlich vorher alle genau mit den Bücher befasst und greifen gezielt nach dem, was sie wollen? Das ist aus meiner Sicht nicht der Fall. Diese Auswahl der Kunden wird aufgrund von Werbung, Klappentext, Cover, eventuell anlesen (aus eigener Beobachtung in den Buchläden behaupte ich: Eher selten), aber in den allerwenigsten Fällen aus genauer Kenntnis des Inhalts sowie von Qualität und Anspruch getroffen.
ZitatUm das allgemeine Niveau anzuheben, müssten Verlage meines Erachtens gezielt darauf verzichten, leichte bzw. seichte (ich fälle hier bewusst kein Urteil)Romane zu verlegen, nur weil die sich gut verkaufen.
Wie wäre es denn mal mit dem Versuch, zwei äußerlich identische Bücher zu verkaufen - das eine ist anspruchsvolle Unterhaltung (keine Hochliteratur, über die hier im Thread ja auch diskutiert wird!), das andere eine seichte Kopie.
Ich behaupte keineswegs, daß bei diesem Experiment die anspruchsvolle Unterhaltung gewinnt - besonders, wenn ich mir so ansehe, was das tägliche Fernsehprogramm so bietet. Aber dann wäre wenigstens klar, daß die Behauptung: 'Der Leser will das so' stimmt.
ZitatDann hätten die Leser keine andere Wahl, als zu anspruchsvolleren Büchern zu greifen (und die Selfpublisher würden sich ins Fäustchen lachen, weil ihr Zeugs plötzlich weggeht wie warme Semmeln.) Vielleicht würde diese Einschränkung einige Leser dazu bringen, dass sie Geschmack an etwas literarisch gehobener Unterhaltung finden. Aber es wäre für die Verlage finanziell u.U. eine Katastrophe und zudem wäre es eine Art Zensur, wie sie eher in Diktaturen üblich ist.
Es geht mir nicht darum, den Buchmarkt zu "zensieren", sondern nur um die Behauptung: 'Der Leser will das so.' Dabei hat er kaum eine Wahl, denn objektive Qualität kann man den Büchern in der Regel nicht ansehen.
Eines der wenigen objektiven Qualitätsmerkmale aus meiner Sicht, die man bereits vor dem Anlesen erkennt, ist eben das verlegen mit Hilfe eines Verlages, der für entsprechendes Lektorat etc sorgt. Das bedeutet per se natürlich noch kein gutes Buch, aber die Chance ist meiner Ansicht nach bedeutend höher als bei den Selbstveröffentlichern. Aber wenn man das sagt, wird wieder gejammert, man würde die "verbale Keule" gegen Selfpubs rausholen.ZitatUnd nun hoffe ich, das Salonlöwin bald ihren thread aufmacht, wo Autoren sich besser heraushalten sollten.
Das ist eine völlige Fehleinschätzung. Dies ist ein Leserforum, bei dem alle Autoren aufgefordert sind, sich als Leser zu beteiligen und sich nicht "heraushalten sollten". Mein Einwand, diesen Thread nicht in der "Autoren-Ecke" zu eröffnen, bezog sich lediglich darauf, daß das ein Thema ist, das eben alle Leser anspricht und nicht nur die Autoren.
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Zitat
Original von LeSeebär
Eines der wenigen objektiven Qualitätsmerkmale aus meiner Sicht, die man bereits vor dem Anlesen erkennt, ist eben das verlegen mit Hilfe eines Verlages, der für entsprechendes Lektorat etc sorgt. Das bedeutet per se natürlich noch kein gutes Buch, aber die Chance ist meiner Ansicht nach bedeutend höher als bei den Selbstveröffentlichern. Aber wenn man das sagt, wird wieder gejammert, man würde die "verbale Keule" gegen Selfpubs rausholen.Nein, das wäre absolut keine verbale Keule. In diesem Fall würde ich dir sogar zustimmen. Verbale Keulen sind für mich Ausdrücke wie: "Alles Schrott, kannst du in die Tonne kippen" (Pauschalisierung und zudem totale Abwertung), oder "das sind doch alles Dilettanten, die sich nicht einmal bemüht haben, einen Verlag zu finden, weil sie zu faul sind, an ihren Texten zu arbeiten" (Unterstellung, denn man weiß es im Einzelfall nicht.)
Was du hier gesagt hast, war eine begründete Annahme. Das ist völlig in Ordnung.
Ansonsten magst du Recht haben, dass manche Bücher nur durch Werbekampagnen oder ansprechende Cover Erfolg haben, aber der wäre dann wirklich sehr kurzfristig und würde sich auf ein Buch beschränken. Es gibt aber in der gegenwärtigen Unterhaltungsliteratur etliche bekannte Namen, die einen Erfolgsroman nach dem anderen schreiben. Da kann man nicht von Leserunzufriedenheit sprechen. Die Grauschatten haben zwar viele negative Rezensionen, aber auch sehr, sehr viele begeisterte. Das scheint mir bei allen erfolgreichen Büchern so.
Und ja, was sich gut verkauft, ist gut für die Verlage. Sie sind nämlich Wirtschaftsunternehmen, die Gewinn machen müssen. Sonst können sie dicht machen. Mit dem Geld, das man durch Bücher wie etwa die Grauschatten einnimmt, kann man anderen Autoren, die weniger mainstreamig sind und daher ein größeres Risiko darstellen, eher eine Chance geben.
Verlage machen nämlich durchaus auch Experimente und es sitzen dort Leute, die Bücher leben. Nur müssen sie pragmatisch denken. Ich glaube weiterhin, dass der Markt sich selbst reguliert. Wäre eine echte, große Nachfrage nach einer anderen Art von Unterhaltung da, hätte ein solches Buch schon dementsprechend eingeschlagen und andere nachgezogen.Was den anderen thread betrifft, der hier demnächst aufgemacht werden soll: mir war klar, warum du sagtest, dass er nicht in die Autorenecke gehört. Überflüssig und etwas unerfreulich fand ich lediglich den Kommentar "Ich würde doch niemals wagen, einen thread in der Autorenecke zu eröffnen" (Grinsesmiley). Erstens passt das Thema da gar nicht hin. Zweitens wurden schon etliche threads von Nicht-Autoren dort aufgemacht, ohne dass sich jemand darüber beschwert hätte. Warum also "nicht trauen". Mir schien es eine ironische Anspielung auf einen anderen thread, in dem vor einiger Zeit sehr viel Porzellan zerschlagen wurde.
Eine kritische Diskussion über die gegenwärtige Unterhaltungsliteratur bringt eben immer die Gefahr mit sich, dass Autoren sich persönlich angegriffen fühlen. Das könnte man vermeiden, indem man z.B. auf abwertende Begriffe, Pauschalisierungen und Unterstellungen verzichtet. Dieser thread z.B, war meines Erachtens bisher ganz okay. Aber bei dem anderen werden sich, fürchte ich, einige Leute beteiligen, die ich bisher als eher unangenehm erlebt habe und nachdem ich hier schon genug herumgestänkert habe, halte ich mich da raus.
Außerdem habe ich gar kein solches Problem mit der gegenwärtigen Unterhaltungsliteratur. Mir gefällt natürlich auch nicht alles, aber viele Bücher lese ich gern.Viele Grüße
Tereza
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Zitat
Original von Tereza
Eine kritische Diskussion über die gegenwärtige Unterhaltungsliteratur bringt eben immer die Gefahr mit sich, dass Autoren sich persönlich angegriffen fühlen. Das könnte man vermeiden, indem man z.B. auf abwertende Begriffe, Pauschalisierungen und Unterstellungen verzichtet. Dieser thread z.B, war meines Erachtens bisher ganz okay. Aber bei dem anderen werden sich, fürchte ich, einige Leute beteiligen, die ich bisher als eher unangenehm erlebt habe und nachdem ich hier schon genug herumgestänkert habe, halte ich mich da raus.
Außerdem habe ich gar kein solches Problem mit der gegenwärtigen Unterhaltungsliteratur. Mir gefällt natürlich auch nicht alles, aber viele Bücher lese ich gern.Viele Grüße
Tereza
Keine Angst, ich werde mich nicht beteiligen.
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Zitat
Original von Voltaire
Keine Angst, ich werde mich nicht beteiligen.
Was veranlasst dich zu der Annahme, dass ich ausgerechnet dich meine?
Grundsätzlich habe ich nämlich Verständnis, dass man sich mal zoffen kann und dass man mitunter Sachen sagt, die man vielleicht nicht so meint, wie sie beim Gegenüber ankommen. Nur schätze ich es, wenn Leute dann eine Aussprache suchen. Andernfalls bleibt der Konflikt im Raum stehen und es kann eine dauerhafte Feindschaft daraus wachsen, die ich hier nicht pflegen will.
Also nimm dich mal nicht so wichtig, Voltaire, denn ich meinte dich wirklich nicht.
(Und mehr möchte ich zu dem Thema nicht sagen.)Tereza
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Eine kurze Bemerkung zu den Konsumenten des „Einheitsbreis“, ohne diese abwerten oder zu „Lesern zweiter Klasse „ herabwürdigen zu wollen. (Zum einen wäre es äußerst verlogen als Buchhändler ein solche Abwertung vorzunehmen, zweitens steht mir auch persönlich solcherlei nicht zu!)
Diese Kunden greifen gezielt zu Büchern, deren Aufmachung und Inhaltsangabe dem entspricht, was sie bisher gerne gelesen haben. Sie suchen Zerstreuung und Entspannung, keine literarische Herausforderung. Sie haben keinerlei Anspruch daran, ihre Lektüre „aufzuwerten“ oder „auch mal was anspruchsvolles“ zu lesen, und wen doch dann kaufen sie statt Nora Roberts eben Maeve Binchy oder ähnliches.
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Bodo , das finde ich einen wichtigen Hinweis und er deckt sich mit meinen Erfahrungen als Schulbibliothekarin. Ich habe mittlerweile Bücher umgestellt, und zwar so, dass sie nicht mehr rein alphabetisch in einer Reihe stehen sondern nach "Wer x gelesen hat, dem könnte auch y gefallen" und die Ausleihquote ging nach oben. Schüler, die Gregs Tagebuch mögen, greifen auch zu Rick (mit deutlich mehr Text), wenn der gleich daneben im selben Regal steht. Wenn dieser alphabetisch gesehen zwei Regale drüber zwischen anderen Büchern stehen würde, die nicht in die Greg-Richtung gingen, hätte er viel weniger Leser gefunden.
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Zitat
Original von Tereza
Nein, das wäre absolut keine verbale Keule. In diesem Fall würde ich dir sogar zustimmen. Verbale Keulen sind für mich Ausdrücke wie: "Alles Schrott, kannst du in die Tonne kippen" (Pauschalisierung und zudem totale Abwertung), oder "das sind doch alles Dilettanten, die sich nicht einmal bemüht haben, einen Verlag zu finden, weil sie zu faul sind, an ihren Texten zu arbeiten" (Unterstellung, denn man weiß es im Einzelfall nicht.)
Was du hier gesagt hast, war eine begründete Annahme. Das ist völlig in Ordnung.War nicht gerade der Ursprung der Diskussion, daß die anfangs geäußerten Meinungen als “verbale Keule” bezeichnet wurden?
ZitatAnsonsten magst du Recht haben, dass manche Bücher nur durch Werbekampagnen oder ansprechende Cover Erfolg haben, aber der wäre dann wirklich sehr kurzfristig und würde sich auf ein Buch beschränken. Es gibt aber in der gegenwärtigen Unterhaltungsliteratur etliche bekannte Namen, die einen Erfolgsroman nach dem anderen schreiben. Da kann man nicht von Leserunzufriedenheit sprechen. Die Grauschatten haben zwar viele negative Rezensionen, aber auch sehr, sehr viele begeisterte. Das scheint mir bei allen erfolgreichen Büchern so.
Und ja, was sich gut verkauft, ist gut für die Verlage. Sie sind nämlich Wirtschaftsunternehmen, die Gewinn machen müssen. Sonst können sie dicht machen. Mit dem Geld, das man durch Bücher wie etwa die Grauschatten einnimmt, kann man anderen Autoren, die weniger mainstreamig sind und daher ein größeres Risiko darstellen, eher eine Chance geben.Stimme Dir ja insgesamt durchaus zu. Verlage müssen wirtschaftlich rentabel arbeiten. Und sicher ist es einfach, die fünfzigste Kopie der Grauschatten herauszubringen, die sich sicher nicht auf die Bestsellerliste verirrt, aber immer noch gut genug verkauft, um etwas daran zu verdienen, wenn man es schafft, auf einen der Tische der großen Buchhandelsketten zu kommen. Aber das war doch nicht "der Wunsch des Lesers". Es war eben der einfachste Weg zum schnellen Geld und der Kunde wehrt sich nicht hinreichend durch Mißachtung - also ist er selber schuld? Wie gesagt, aus meiner Sicht ist das nur eine billige Ausrede.
ZitatVerlage machen nämlich durchaus auch Experimente und es sitzen dort Leute, die Bücher leben. Nur müssen sie pragmatisch denken. Ich glaube weiterhin, dass der Markt sich selbst reguliert. Wäre eine echte, große Nachfrage nach einer anderen Art von Unterhaltung da, hätte ein solches Buch schon dementsprechend eingeschlagen und andere nachgezogen.
Genau das ist doch das Problem. Nicht der erste Roman – der Megaseller – und seine Nachfolgebände (egal ob Wanderhure, Grauschatten, die Auswandererromane von Sarah Lark, usw) sind es, die die extreme Verflachung des Angebotes bewirken, sondern der anschließend produzierte Massenausstoß gleicher Ware mit oft genug minderer Qualität - überspitzt gesagt schnell hingeschmiert, um noch auf den neuen Zug aufzuspringen.
ZitatWas den anderen thread betrifft, der hier demnächst aufgemacht werden soll: mir war klar, warum du sagtest, dass er nicht in die Autorenecke gehört. Überflüssig und etwas unerfreulich fand ich lediglich den Kommentar "Ich würde doch niemals wagen, einen thread in der Autorenecke zu eröffnen" (Grinsesmiley). Erstens passt das Thema da gar nicht hin. Zweitens wurden schon etliche threads von Nicht-Autoren dort aufgemacht, ohne dass sich jemand darüber beschwert hätte. Warum also "nicht trauen". Mir schien es eine ironische Anspielung auf einen anderen thread, in dem vor einiger Zeit sehr viel Porzellan zerschlagen wurde.
Ich denke, hier wird einfach in letzter Zeit überall viel zu viel reininterpretiert. Vielleicht hast Du in diesem Punkt recht, aber die Antwort von Salonlöwin hätte ich umgekehrt genauso gebracht – natürlich passt das Thema hier nicht hin, aber dieser Thread gehört meines Erachtens auch eher in Allerlei Buch und wurde trotzdem hier eröffnet. Und daß schon andere Nicht-Autoren hier Threads aufgemacht haben, heißt doch nicht, daß das jeder macht. Ich fühle mich selbst auch immer etwas fehl am Platze in diesem Bereich des Forums, aber hin und wieder gibts hier einfach die interessanteren Diskussionen, bei denen ich auch nicht immer weiß, wieso die ausgerechnet hier geführt werden.
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Zitat
Original von LeSeebär
Und daß schon andere Nicht-Autoren hier Threads aufgemacht haben, heißt doch nicht, daß das jeder macht. Ich fühle mich selbst auch immer etwas fehl am Platze in diesem Bereich des Forums, aber hin und wieder gibts hier einfach die interessanteren Diskussionen, bei denen ich auch nicht immer weiß, wieso die ausgerechnet hier geführt werden.
Wieso fehl am Platze? Jede/jeder kann überall und zu jedem Thema ihre/seine Meinung äußern. Davon würde ich mich auch von irgendwelchen Autorinnen oder Autoren nicht abhalten lassen - denn die sind auch in diesem Bereich ganz sicher nicht privilegiert.
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Zitat
Davon würde ich mich auch von irgendwelchen Autorinnen oder Autoren nicht abhalten lassen - denn die sind auch in diesem Bereich ganz sicher nicht privilegiert.
Das wäre auch schlimm, Kollege Voltaire. Die Hölle - das sind die Autoren!
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Zitat
Original von LeSeebär
War nicht gerade der Ursprung der Diskussion, daß die anfangs geäußerten Meinungen als “verbale Keule” bezeichnet wurden?
Anfangs ging es um einen sehr erfolgreichen Selfpublisher, über den sich hier ein paar Leute aufregten. Bei dem bin ich mir aber ziemlich sicher, dass er einen Lektor hatte, denn der Kerl ist Profi und weiß, dass ein Buch, das auf jeder Seite fünf Tippfehler hat, niemals jener Erfolg wird, den er anstrebte. Das marktorientierte Kalkül, mit dem er seinen Erfolg plante, kann man meinetwegen als Verrat an künstlerischen Idealen betrachten, aber diesen Vorwurf kann man in der Tat auch vielen Verlagsautoren machen. Daher waren die ganzen abfälligen Kommentare über Selfpublisher eigentlich überflüssig. Als eine Selfpublisherin protestierte, wurde das gleich als "Herumgejammer" bezeichnet, obwohl ich es nicht so sah. Aber es ist wohl alles eine Frage des subjektiven Empfinden.
Was nun die ganzen Bücher betrifft, die im Zug eines Trends erscheinen, so habe ich etliche davon gelesen und fand sie keineswegs alle gleich. Manche waren - nach den üblichen literarischen Kriterien - etwas anspruchsvoller und durchaus gut recherchiert (manchmal besser als die Erfolgsromane, die den Trend ausgelöst hatten). Sie verkauften sich auch keineswegs alle gleich, obwohl sie alle nebeneinander auf den Stapeln lagen. Und jene, die ich als etwas gehobenere Unterhaltung bezeichnen würde, gingen mitnichten am Besten weg. Da hat die breite Masse durchaus ihre Entscheidung getroffen und gezeigt, dass sie vor allem leichte Unterhaltung will.
Viele Grüße
Tereza
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Zitat
Original von Tereza
Daher waren die ganzen abfälligen Kommentare über Selfpublisher eigentlich überflüssig.Es gab bis zum Beitrag von Kuckucksheim nur zwei Beiträge, die zwar die Art und Weise des Erfolgs kritisierten, aber doch nicht gleich die Selfpubs in Bausch und Bogen verdammten.
ZitatSie verkauften sich auch keineswegs alle gleich, obwohl sie alle nebeneinander auf den Stapeln lagen. Und jene, die ich als etwas gehobenere Unterhaltung bezeichnen würde, gingen mitnichten am Besten weg. Da hat die breite Masse durchaus ihre Entscheidung getroffen und gezeigt, dass sie vor allem leichte Unterhaltung will.
Glaubst Du wirklich, die Käufer haben die Romane vor dem Kauf auf Qualität / Anspruch geprüft und dann erst gekauft, so daß die Kaufentscheidung irgendetwas über das Produkt aussagt?