Taschenbuch: 192 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
Originaltitel: „Alan and Naomi“,
Übersetzt von Fred Schmitz
Kurzbeschreibung:
Naomi, ein 12-jähriges jüdisches Mädchen, ist mit seiner Mutter aus Frankreich nach New York geflohen; den Vater haben die Deutschen getötet. Dieses Erlebnis hat Naomi tief verstört. Nun wird Alan gebeten sich ein wenig um sie zu kümmern. Der sportbegeisterte Junge übernimmt nur widerwillig die Aufgabe. Aber allmählich gelingt es ihm Zugang zu Naomi zu finden ihr Schweigen zu lösen und eine Beziehung zu ihr aufzubauen. Doch dieser Heilungsprozess wird durch ein schwerwiegendes Ereignis in Frage gestellt...
Über den Autor:
Myron Levoy wurde 1930 in New York geboren und wuchs im Stadtteil Queens auf. Er studierte Ingenieurswissenschaften an der Purdue-Universität und war anschließend viele Jahre als Wissenschaftler für die Raumfahrttechnik tätig. Er begann Gedichte, Theaterstücke, Kurzgeschichten für Kinder und einen Bilderbuchtext zu schreiben, und als sich damit erste Erfolge erzielen ließen, konzentrierte er sich auf die Schriftstellerei und machte sich vor allem mit seinen Jugendbüchern einen Namen. Eines seiner bekanntesten Werke ist ›Der gelbe Vogel‹, der mehrfach ausgezeichnet wurde, u.a. mit dem American Book Award, dem Deutschen Jugendliteraturpreis, dem Buxtehuder Bullen, dem Preis der Leseratten des ZDF und dem Österreichischen Staatspreis.
Hauptthemen seiner Bücher sind Identitätsfindung, Probleme des Erwachsenwerdens und der Kampf gegen Vorurteile und Rassismus. Darin spiegelt sich das große Interesse Levoys an sozialpolitischen wie humanitären Themen wider, dem er auch durch sein Engagement bei verschiedensten Gelegenheiten in der Öffentlichkeit Nachdruck verliehen hat.
Heute lebt Levoy mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Rockaway, New Jersey.
Mein Eindruck:
Der gelbe Vogel ist ein mehrfach preisgekrönter Jugendroman, den auch Erwachsene lesen können. Das Buch ist 1977 entstanden. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, ob es eine jugendliche Leserschaft von heute noch erreicht.
Es ist für m ich ganz interessant, einen Roman über den Nationalsozialismus einmal aus einer anderen Perspektive zu lesen. In diesem Roman wird aus der Sicht eines 12jährigen amerikanischen Jungen namens Alan erzählt. Er ist jüdischer Herkunft und lebt in den USA zur Zeit des Krieges. In der Nachbarschaft lebt ein jüdisches Mädchen, das mit der Mutter geflohen ist, nachdem ihr Vater vor ihren Augen ermordet wurde, da er Jude und in der Widerstandsbewegung war. Naomi ist deswegen völlig verstört.
Der Roman gelingt gut, da Alans Charakter komplex dargestellt wird. Er ist zwar ein ganz normaler Junge ist, der Baseball liebt. Verzeihung! Alan besteht darauf, das es Schlagball ist, natürlich!
Aber er ist auch antisemitischen Beleidigungen ausgesetzt und daher sensibilisiert. Er ist sowieso ein Junge, der Empathie aufbringt. Obwohl er eigentlich nicht will, kümmert er sich schließlich um das Mädchen.
Aber einfach wird es nicht, denn die verängstigte Naomi spricht nur anhand einer Handpuppe mit ihm. Es gilt ihre verschüttete Identität wieder zu wecken.
Aber auch für Alan wird die Freundschaft zu Naomi bald wichtig und er lernt sich selbst zu überwinden.
Myron Levoy schreibt unverkrampft und setzt auch Wortwitz ein, der mir gut gefällt.
Alans innere Gedankengänge bestimmen den Roman und verleihen der dem Buch große Komplexität.
Die Handlung besitzt eine große Glaubwürdigkeit, letztlich auch wegen dem nicht unbedingt vorhersehbaren Ende! Deshalb von mir gute 8,5 Punkte!