Ende gut - Sibylle Berg

  • Eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe!


    Eine Frau, die in einer nahen Zukunft eine Endzeit erlebt.
    Zitat: "Die Welt geht unter. Das ist das Beste, was mir jemals passiert ist".
    Viele, viele bedrückende und gleichzeitig berührende Einzelbilder und -schicksale, aber in der Resignation auch den Keim einer Hoffnung finden lassen. In einer wunderschönen, kreativen, kraftvollen Sprache geschrieben!


    Unbedingt lesenswert!!!


    Liebe Grüße,


    peterb

  • Ich kenne von der Autorin das Buch "Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot" - es hat mir nicht besonders gefallen, daher bin ich sehr skeptisch, was ein weiteres Buch von ihr angeht.


    Sie hat einige recht witzige Kolumnen geschrieben - ich finde aber, sie kann dieses Niveau kein ganzes Buch lang beibehalten.


    Ich habe hier mal die Amazon-Kurzbeschreibung zu "Ende gut" reinkopiert:
    Ende gut - so viel verspricht Frau Berg in ihrem Roman. Ein radikales Jahrhundertwerk - zumindest eines, das sich auf dieses Jahrhundert, das junge Ding, versteht: Katastrophen, Bombenterror, islamistische Fundamentalisten, und mittendrin: immer wieder die Menschen, kleine und große, dieser ganze erbärmliche Haufen eben. Darunter die Heldin dieses Buches.
    Eine Frau so um die vierzig - 'das sagt man heute so auf Partys, zu denen einen keiner einlädt, noch nicht mal zu verdammten Steh-Partys oder Event-Manager-Geburtstagen lädt einen eine Sau ein' - egal, also, eine Frau, die Heldin dieses Romans, sieht, dass alles den Bach runtergeht: Flutkatastrophen vorm Fenster und im Fernseher, mal wieder bricht eine neue Seuche aus, irgendwas mit Hautausschlag und Sterben, ihren Job in irgendeiner Agentur ist sie los, nun denn. Die Menschheit ist immer Scheiße gewesen. Und nun geht eben die Welt unter. Etwas Besseres kann nicht passieren. In einem Caf explodiert eine Bombe, die Heldin mittendrin. Sie schält sich aus den Trümmern und macht sich auf, das Glück oder zumindest ein Leben zu suchen. Durch die Ödnis der deutschen Provinz, über Weimar, Berlin und Amsterdam, gelangt sie schließlich in Begleitung ihres stummen Freundes nach Finnland, wo sie nicht nur auf einen überraschend freundlichen Menschenschlag trifft, sondern auch etwas findet, was ihr erlaubt, wie ein Mensch zu leben. Friedlich und gut.
    Der lang erwartete, große Roman von Sibylle Berg ist ein polyphones Sprachkunstwerk: Unverwechselbar im Ton, radikal und zärtlich, bestürzend und beglückend, wird er sich in die deutsche Gegenwartsliteratur einschreiben.


    Und nun mein unqualifizierter Senf:
    Neeee, sorry. Mit der Beschreibung kann mich keiner hinter dem Ofen vorlocken. Ich bleibe lieber bei den Zeitungsartikeln von Frau Berg.


    P.S. Ohje... ich sehe gerade, die Rezi war auch noch der erste Beitrag von peterb. Laß Dich nicht verschrecken ;-)... ich mein' wirklich nur das Buch und meine meine Kritik nicht persönlich! :wave Du weißt ja: Über Geschmack läßt sich nicht streiten. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

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  • Sibylle Bergs Roman "Sex II" ist in seiner Radikalität eins meiner absoluten Lieblingsbücher. Sowas kann ein Autor aber wohl nur 1mal im Leben schreiben. Auch, wenn das Thema bei ihr meist das gleiche in Variation ist.
    "Ende gut" beschreibt konkreter als ihre älteren Bücher all die Dinge, die in unserer Welt derzeit so schieflaufen. Stilistisch reifer als etwa "Sex II" oder "Ein paar Leute suchen das Glück", ist "Ende gut" mal wieder ein echter sprachlicher Hochgenuss!


    Nur das Ende gefällt mir nicht:
    Zu gut. :lache
    Ist das ernst gemeint? Ironisch? Wie habt ihr das verstanden?

  • Ich habe mir das Buch rein aus Interesse an der Thematik gekauft. Ich hätte mich wohl vorher über Berg's Stil informieren sollen. Nach ca. 50 Seiten musste ich aufgeben. Die Sprache fand ich in keinster Weise wunderschön. Irgendwie hat mich das Buch einfach nur genervt. Nö, um Berg mache ich in Zukunft einen großen Bogen.

    LG, Uhu :katze


    Bücher bergen mehr Schätze als jede Piratenbeute auf einer Schatzinsel... und das Beste daran ist, daß man diese Reichtümer an jedem Tag im Leben aufs neue genießen kann. (Disney, Walt)

  • Ich lese es jetzt und ich bin mies drauf, kann also nur schrecklich enden.
    bis jetzt (Seite 40) bin ich allerdings begeistert.... :anbet


    "Hier machen wir eine Pause, spielen sie mit den Kindern oder trinken sie einen Kaffee, Ich steppe derweil ein wenig,"
    :rofl
    Sehr spaßig, muß also erstmal Lesepause machen, vom Autor verordnet.


    EDIT:
    So bin durch.
    Sehr überraschendes Ende, aber Ende gut! :anbet
    Das Buch ist mal wieder ne sprachliche Glanzleistung würde ich behaupten wollen. Frau Berg hat eine grandiose Beobachtungsgabe und dankenswerterweise auch in der Lage ihre Beobachtungen literarischwertvoll zu Papier zu bringen.
    Klar, hat das Buch ein "böses" Thema und ich konnte auch nur häppchenweise lesen, sonst wärs zu viel geworden und ich in eine fiese Depression gedriftet. Aber so Stück für Stück, war es einfach grandios.
    Und dann dieses Ende, so wahr und ehrlich und doch irgendwie schön.
    Wie gut es doch sein kann, so ein Ende....

  • Ein Buch zu lesen gilt ja gemeinhin als seelische und geistige Erbauung. Nun, dazu hat „Ende gut“ von Sibylle Berg wenig beizusteuern. Vielmehr lässt Frau Berg dem Leser, der Leserin nur wenig Spielraum nicht depressiv zu werden. Nur - der Titel verrät es – der Schluss berücksichtigt das potentielle Leserbedürfnis nach ein wenig Harmonie. Allerdings ist bis zu diesem Punkt ein von ähnlichen Zugeständnissen freier, aber sonst äußerst ereignisreicher, gewalttätiger Weg zurückzulegen.
    Die Geschichte selbst handelt von einer namenlosen Frau über 40, die sich in ihrem Leben „für kaum etwas bewusst entschieden“ hat und beginnt in einer beliebigen deutschen Großstadt. Anonym und apathisch lässt sie das Leben passieren. Arbeitet wird gekündigt, findet wieder Arbeit. Doch die meiste Zeit kommentiert sie ihre Umwelt auf eine Art und Weise, die ich nur als vernichtend umschreiben kann. Und so verstreichen die ersten hundert Seiten ohne dass ein besonderer Hang sichtbar wird, die Geschichte mit Sinn zu füllen.
    Bis die Welt untergeht.
    Terroranschläge, Seuchen, Pogrome und ähnliches Menschgemachtes zwingen die „Heldin“ ihre anonyme Stadt zu verlassen, zum ersten Mal hat sie das Gefühl, die Möglichkeit zu besitzen aus ihrem Laufrad des Alltäglichen auszubrechen, selbstverständlich nicht allzu hektisch, sondern nüchtern beobachtend verschlägt es sie, begleitet von allerlei Abstrusitäten, nach Hamburg, Berlin, Weimar, Amsterdam und endlich nach Finnland, dem scheinbar einzigen Ort auf der Welt in der vernünftige, weil unaufdringliche Menschen hausen, und der noch nicht von Terroranschlägen, Seuchen, usw. heimgesucht wurde. Dort findet die Heldin dann ihr kleines, privates happy end. Die restliche Welt ist freilich Schrott.
    Soweit zum Inhalt. Es wäre jetzt einfach zu sagen: Die Geschichte ist unrealistisch, die Charaktere sind oberflächlich, die Gesellschaftskritik wohlfeil, der Pessimismus auf Dauer penetrant. Und all das stimmt auch.
    Warum ich das Buch trotzdem für lesenswert halte? Nun, es glänzt mit schönstem schwarzen Humor, der seinesgleichen in der deutschen Literatur sucht.
    Aber die eigentliche Stärke dieses Buches liegt vielleicht darin, dass das was wir, also die durchschnittlichen Wohlstandseuropäer, nur noch als Hintergrundrauschen wahrnehmen, Kontur bekommt: Die täglichen Katastrophen, die man nur aus den Nachrichten kennt, all die gescheiterten Leben in der unmittelbaren Nachbarschaft, das eigene tägliche Scheitern an den eigenen (kleinsten) Ansprüchen werden bis zur Groteske verstärkt. Das Lesen dieses Buches verschafft dadurch komischerweise eine gewisse Gelassenheit mit den eigenen Ängsten und Schwächen. Das Wissen um die Möglichkeit des eigenen Scheiterns auf niedrigstem Niveau wird neben die Möglichkeit des Scheiterns aller anderen gestellt und somit zur beruhigenden Normalität. Nämlich zu dem, was das Menschsein meistens ausmacht: dem Scheitern eben. Und vor diesem Hintergrund feiert das Buch eben auch das kleine Glück jenseits all der Hoffnungen nach Mehr, die uns Aufstehen machen. In diesem Sinne dient "Ende gut" doch noch als seelische Erbauung...