Kindertotenlied
Bernard Minier
Hardcover, 656 Seiten
Französischer Originaltitel: Le Cercle
Übersetzer: Thorsten Schmidt
Droemer
Inhaltsangabe des Verlags:
Hochsommerliche Hitze und heftige Gewitter belasten die Menschen im Süden Frankreichs, als ein brutaler Mord geschieht. Eine Professorin der Elite-Universität Marsac liegt ertrunken und grausam gefesselt in der Badewanne. In ihrem Rachen steckt eine Taschenlampe. Ohrenbetäubende Musik von Gustav Mahler schallt durch die Nacht. Kindertotenlieder. Beklemmung macht sich in Kommissar Martin Servaz breit. Ist Mahler doch der Lieblingskomponist des hochintelligenten und seit Monaten flüchtigen Serienmörders Julian Hirtmann. Hauptverdächtig ist jedoch ein Student: ausgerechnet der Sohn von Kommissar Servaz` Jugendliebe. Die Ermittlungen führen den Kommissar zu einem mysteriösen Studentenzirkel und zwingen ihn zu einer Reise in die eigene Vergangenheit. Amicus mihi Plato, sed magis amica veritas – Platon ist mir lieb, aber noch lieber ist mir die Wahrheit, lautet sein Motto. Doch die Wahrheit wird ihn in diesem Fall schmerzhaft an die Grenzen des Vorstellbaren bringen.
Über den Autor
Bernard Minier, Jahrgang 1960 lebt im Südwesten Frankreichs. Sein erster Krimi: Schwarzer Schmetterling wurde in Frankreich mit mehreren Krimipreisen ausgezeichnet.
Eigene Anmerkungen
Leider habe ich Miniers ersten Krimi nicht vorher gelesen. Ich würde dies jedem Leser dringend empfehlen. Immer wieder wird Bezug genommen auf die Mordserie von 2008/2009 und die Kenntnis der Umstände des alten Falles und der handelnden Personen macht die Lektüre sicher leichter.
Kindertotenlied ist ein Thriller, den ich innerhalb von zwei Tagen verschlungen habe. Ungewöhnlich ist schon der Ermittler, eher ein Intellektueller mit Neigung zu Musik, Literatur und Philosophie. Die Stimmung wird immer wieder durch das ungewöhnliche Wetter dieses Frühsommers beeinflusst, tropische Hitze wird von heftigen Gewittern und sintflutartigen Regengüssen unterbrochen. Es regnet…..“als würde der Himmel eher seine Galle als seine Tränen vergießen“. Dem kann man sich als Leser kaum entziehen. Es erscheint manchmal , als würde dauernd das Gewitter drohend über den Ermittlungen hängen.
In Marsac, einem kleinen Städtchen nahe Toulouse wird eine junge Lehrerin an einer renommierten Khâgne, einer zweijährigen Vorbereitungsschule zur Aufnahme an einer Eliteuniversität, unter makabren Umständen ermordet aufgefunden. Noch am Tatort wird Hugo, einer ihrer Schüler als Hauptverdächtiger festgenommen.
Hugos Mutter Marianne, einst die große Liebe von Commandant Servaz, bittet ihn telefonisch um Hilfe.
Trotz bürokratischer Verwicklungen und des offenen Misstrauens des zuständigen Staatsanwalts macht Servaz sich an die Ermittlungen. Zusätzlich zu den Problemen des Mordfalls muss er sich damit herumschlagen, dass er, ebenso wie Marianne, vor Jahren selber hier Schüler war und er an diese Jahre nicht nur gute Erinnerungen hat. Auch Servaz Tochter Margot ist gerade im ersten Vorbereitungsjahr in Marsac . Natürlich beschäftigt auch sie sich mit den Gründen für diesen Mord und ihr Vater macht sich Sorgen um ihre Sicherheit.
Zudem hat es den Anschein als wäre auch der aus einer psychiatrischen Anstalt entflohene Serienmörder Hirtmann, in den Mordfall verwickelt. Dieser Hirtmann hat offenbar im vorherigen Krimi bereits eine wichtige Rolle gespielt. Servaz hatte ihn in der Krankenanstalt besucht und die beiden Männer haben ihre gemeinsame Liebe zur Musik Mahlers entdeckt.
Die bunt zusammengewürfelte Ermittlungsmannschaft Servaz wird ergänzt durch die wegen irgendwelcher Verfehlungen im Vorgängerroman zur Gendarmerie strafversetzte Irène Ziegler, eine motorradbegeisterte Powerfrau mit vielfältigen Talenten.
Parallel zu den Ermittlungen taucht in mehreren Zwischenspielen immer wieder eine entführte, in einem Kellerverlies unter schlimmen Bedingungen gefangen gehaltene Frau auf. Es ist nicht zu erkennen, wann diese Episoden spielen, ebensowenig lässt sich die Identität der Frau erahnen oder von wem und warum sie festgehalten wird.
Ich finde auch den deutschen Titel ausgesprochen gut, nicht nur wegen Mahlers Kindertotenliedern, die in der Handlung eine Rolle spielen. Leider kann ich den zweiten Grund hier nicht nennen, den müssen die Leser schon selbst herausfinden.
Ich will nicht verschweigen, dass es auch ein paar Dinge gibt, die mir nicht gefallen. Da sind einige Vorgehensweisen des Commandant Servaz, die ihn eigentlich untragbar für diese Ermittlung machen. Viel zu nah ist er selber an den Beteiligten in diesem Mordfall, sowohl durch die (einstige) Geliebte, als auch durch die Tochter. Das hat immer wieder Auswirkungen auf die Untersuchung des Mordfalls und sein Verhalten zu seinen Kollegen. Natürlich handelt es sich um Fiktion, nicht um einen Tatsachenbericht. Trotzdem, es stört mich.
Zudem will für mich ein Steinchen nicht so richtig passen, ich warte also gespannt auf Leser, mit denen ich mich darüber austauschen kann.
Trotz dieser kleinen Einschränkungen ein rumdum spannender Thriller, es lohnt sich, ihn zu lesen.