Originaltitel: The Time Traveller's Guide to Medieval England
Kurzbeschreibung (Auszug, von Amazon):
Stellen Sie sich vor, Sie könnten in der Zeit reisen: Was würden Sie vorfinden, wenn Sie ins 14. Jahrhundert zurückgehen? Was würden Sie sehen, schmecken und hören? Wo würden Sie übernachten? Ian Mortimer eröffnet uns einen völlig neuen Weg zum Verständnis dieses so fernen wie fremden Zeitalters. Wir bekommen eine Idee davon, welche Vorstellungen die Menschen wirklich prägten, woran sie glaubten, welche Hoffnungen sie beflügelten und welche Ängste sie quälten. Uns wird bewusst, was es heißt, wenn dreißigjährige Frauen schon als »Winterfutter« gelten, erfahren, wie man Krankheiten nach dem Stand der Planeten behandelt und wie viel Spaß eine »Bärenhatz« machen kann – selbst wenn wir heutigen Menschen eine solche Jagd als grausam empfinden. Endlich ein Buch, das zeigt, dass Geschichte nicht nur studiert, sondern auch erlebt werden kann!
Über den Autor:
Ian Mortimer, geboren 1967 in Petts Wood (Kent), studierte Geschichte und Literatur in Exeter und London. Mittlerweile ist er einer der erfolgreichsten britischen Autoren über das Mittelalter, schreibt Sachbücher genauso wie historische Romane, und gilt in diesem Genre als einer der innovativsten Historiker weltweit. Ian Mortimer lebt mit seiner Frau und drei Kindern an der Grenze zum Dartmoor Nationalpark in der südwestenglischen Grafschaft Devon.
Meine Eindrücke:
Lust, ins Mittelalter zu reisen? Dann ist dieser Reiseführer ins England des 14. Jahrhunderts das Richtige!
Dem Buch vorangestellt ist folgendes Motto:
Zitat"Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln." (L.P. Hartley, The Go-Between)
Der Reiseführer spannt einen weiten Bogen, angefangen von den "Zehn Orten in London, die man gesehen haben muss" über Tipps, wie man durch das Königreich reist, wo man Unterkunft findet, was man isst und trinkt (und vielleicht besser nicht essen oder trinken sollte), wie man sich als Gast zu benehmen hat, wovor man sich in Acht nehmen sollte, möchte man nicht an einem der vielen Galgen baumeln, wie das Alltagsleben der verschiedenen Gesellschaftsschichten aussieht, über Gesundheit und Hygiene bis hin zur Vorstellung zeitgenössischer Dichter. Die vielen praktischen Ratschläge sind durchaus dazu geeignet, Zeitreisende aus der Moderne vor peinlichen oder gefährlichen Fehltritten zu bewahren, und spätestens hier wird klar, wieviel Wahrheit in dem vorangestellten Motto steckt.
Mortimer spricht uns persönlich an und stellt uns die mittelalterlichen Menschen vor. Er erzählt im Präsens und beschreibt, was wir sehen, wenn wir diese oder jene Straße entlanggehen, was wir riechen, welche Geräusche wir wahrnehmen. Die Menschen werden lebendig. Wir können uns in sie einfühlen, mit ihnen ein gutes Essen genießen, in ihrem Haus übernachten, mit ihnen den Spielleuten lauschen oder, wenn wir es denn derb wollen, mit ihnen gemeinsam einen Wundarzt aufsuchen.
Im Schlusswort schreibt er:
Zitat"Wenn wir diese Lebensweise betrachten und sie als schmutzig und grausam verurteilen, beschreiben wir eigentlich nur unsere eigene Wahrnehmung aus der Perspektive der modernen Welt. […] Wenn wir allerdings anfangen, mittelalterliche Menschen als lebendige Wesen zu sehen - die Frauen, die ihre Häuser putzen, zum Beispiel, die die schmutzigen Binsen in der Halle zusammenkehren, neue verteilen, die Hunde hinausjagen, den Tisch abwischen, das Tischtuch ausschütteln, die Holzschalen spülen […], dann sehen wir sie in Beziehung zu ihren Zeitgenossen. Natürlich sind sie nicht schmutzig. Viele sind stolz auf die Sauberkeit ihrer Häuser […] Egal, wie ihr Tod aussieht, an irgendeinem Punkt ihres Lebens haben sie auch Freude erlebt, sei es die Nascherei eines Löffels Marmelade in der Kindheit[…] oder die Geburt eines Enkels. Am Ende des Tages - am Ende des Jahrhunderts - ist es doch das, was Geschichte ausmacht."
Ja. Genau deshalb bin ich, die ich Geschichte bis dato für ziemlich staubig und fade hielt - froh über dieses Buch. Und über meine Reise.
8 von 10 Punkten.
Anmerkung: Ich habe das E-Book gelesen.