Die letzte Schlacht um Tencendor (Im Zeichen der Sterne 03) - Sara Douglass

  • Originaltitel: Crusader
    Format: Taschenbuch
    Seiten: 624


    Anmerkung:
    Mit diesem Buch (wie mit allen der Reihe) ist es etwas kompliziert:
    Ich habe die englische Originalausgabe "Crusader" gelesen. Das Buch ist in Deutschland auf zweierlei Arten veröffentlicht worden: Als Gesamtübersetzung unter dem Titel "Die letzte Schlacht um Tencendor" und als geteilte Ausgabe im Stil der Weltenbaum-Reihe: "Gebieterin der Dunkelheit" und "Weltenschlacht".
    Insgesamt ist es der letzte Teil der zweiten Tencendor-Trilogie, im Englischen auch als „The Wayfarer Redemption“ bekannt.


    Inhalt:
    Es scheint so, als hätten die letzten Überlebenden von Tencendor eine kleine Verschnaufpause errungen. Sie sind im „Sanctuary“ untergebracht, der Arche des „Feindes“, die vor tausenden von Jahren auf dem Planeten abstürzte und sich selbst neu formte. In dieser vermeintlichen Sicherheit müssen DragonStar und seine Hexen sich vorbereiten auf den letzten Kampf gegen Qeteb und seine Dämonen und sie alle müssen sich dabei ihren größten Ängsten stellen und diese besiegen um ihre wahre Macht zu erlangen. Doch der Dämonenfürst bleibt derweil nicht untätig. Ein Unzufriedener begibt sich zu ihm, um im Austausch für die Erhaltung seiner Macht (oder zumindest seines Lebens) alles zu verraten was von Tencendor noch übrig ist. Und dabei geht es nicht nur um den Zugang zum geheimen „Sanctuary“, sondern um sehr viel mehr.


    Autorin:
    Sara Douglass, geboren 1957 in Penola/Südaustralien, war Historikerin. Mit ihrer Kompetenz als Professorin für mittelalterliche Geschichte verlieh sie ihren Romanen eine einzigartige Authentizität und Lebensnähe. Auf Deutsch erschienen die Epen "Unter dem Weltenbaum", "Die Macht der Pyramide", "Im Zeichen der Sterne" und zuletzt "Das dunkle Jahrhundert". 2005 verließ Sara Douglass das australische Festland und bewohnte das romantische Anwesen "Nonsuch" (Ohnegleichen) auf der Insel Tasmanien.
    2011 erlag sie ihrem langjährigen Krebsleiden.


    Meine Meinung:
    Die zweite Trilogie um den sagenhaften Kontinent Tencendor ist in vielen Aspekten sehr viel erwachsener und anspruchsvoller als es die erste war. Schon in „Sinner“ und „Pilgrim“ wurde das Maß der Gewalt die dem Leser zugemutet wurde immer weiter gesteigert, bis sie das eine oder andere Mal jenseits von persönlichen Schmerzgrenzen lag und für zarte Gemüter sicher nicht mehr so einfach zu ertragen war. In diesem Stil macht Sara Douglass auch hier weiter. Es gibt nichts desto trotz auch die eine oder andere Szene, die etwas Auflockerung in die düstere Atmosphäre totaler Zerstörung bringt (ich sage nur: Raspus Prüfung, für mich definitiv eines der Highlights!), aber über weite Strecken dominieren doch Verzweiflung und Schmerz. Die Autorin nimmt keine Rücksicht auf liebgewonnenen Protagonisten und gestaltet ihre Welt als grausame Göttin, was für den Leser eine ständige Berg-und-Tal-Bahn der Emotionen bedeutet.


    Sehr positiv ist anzumerken, dass die meisten Handlungsstränge nicht oder kaum vorhersehbar sind, was ja leider in der ersten Trilogie immer wieder vorkam. Hier gibt es noch genug Überraschungen und Schock-Momente um das Lesen spannend zu machen und wenn man erst so richtig drin ist kann man das Buch auch kaum aus der Hand legen.
    Im Verlauf der Entwicklung überkam mich das eine oder andere Mal die Angst, es könnte am Ende tatsächlich darauf hinauslaufen, dass das Böse einfach nur mit der Kraft von Liebe und Blumen besiegt werden soll, aber, Gott sei Dank, hatte die Autorin da ihre ganz eigene Sichtweise der Dinge die so auch zum Rest der Geschichte passt. Keine Hippie-Flowerpower die den Tag rettet, nein Sir.


    Die Vermischung von verschiedenen bekannter Mythen und Glaubensrichtungen ist natürlich auch hier wieder die Grundlage von Sara Douglass Welt, allerdings treten die christlichen Motive in den letzten beiden Bänden immer stärker zu Tage, speziell was Darstellungen aus dem Paradies und frühe Teile des Alten Testaments angeht.
    Gut gefallen hat mir im Übrigen auch das Prolog-Kapitel, das endgültig bestätigt hat, was man als Leser ja schon seit einiger Zeit vermutete.


    Was die komplette Auflösung der Geschichte angeht, kann ich sagen, dass es für mich gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig bis „Ich weiß nicht was ich davon halten soll“ war. Allerdings fällt es für mich dann insgesamt doch nicht so schwer ins Gewicht, dass es mir die ganze Geschichte verdorben hätte. Einen Punkt Abzug gibt es allerdings dafür.


    Nun gibt es ja noch eine Trilogie, die letzte um Tencendor, die auch bisher nicht auf deutsch erschienen ist - „The Darkglass Mountain“ - und nach diesem Ende ist man natürlich schwer versucht gleich weiterzulesen, aber ich werde mich brav gedulden, bis unsere Leserunde soweit ist. :-)


    Fazit: Der Abschluss der düsteren Fantasy-Saga um Tencendor endet in dieser letzten Schlacht, in der es wahrlich um alles oder nichts geht. Die wenigen Überlebenden stehen der totalen Vernichtung von Körper und Seele gegenüber und auf DragonStar und seinen Hexen ruht nicht weniger als das Schicksal ihrer Welt (und das vieler anderer, wenn Qeteb nicht aufgehalten werden kann). Es ist ein zu den vorherigen Büchern passender Abschluss, der allerdings am Ende sicher nicht jedem Leser so gefallen wird, meiner Meinung nach aber die Gesamtgeschichte nur wenig schmälert.
    Von mir gibt es 8 von 10 Punkten.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Das war sehr schön gesagt :-]


    "Im Verlauf der Entwicklung überkam mich das eine oder andere Mal die Angst, es könnte am Ende tatsächlich darauf hinauslaufen, dass das Böse einfach nur mit der Kraft von Liebe und Blumen besiegt werden soll, aber, Gott sei Dank, hatte die Autorin da ihre ganz eigene Sichtweise der Dinge die so auch zum Rest der Geschichte passt. Keine Hippie-Flowerpower die den Tag rettet, nein Sir."


    LOL! *thumbs up* :fingerhoch
    Das war das hauptproblem des abschlussbandes der vorigen trilogie, und ich habe das stellenweise tatsächlich auch gefürchtet.



    Mein persönliches facit:


    Das buch war richtig spannend, unvorhersehbar, und ich konnte es nach dem auslesen des vorbandes Pilgrim nicht aushalten, nicht zu wissen, wie es ausgeht.


    Para schrieb: "Was die komplette Auflösung der Geschichte angeht, kann ich sagen, dass es für mich gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig bis „Ich weiß nicht was ich davon halten soll“ war. Allerdings fällt es für mich dann insgesamt doch nicht so schwer ins Gewicht, dass es mir die ganze Geschichte verdorben hätte. Einen Punkt Abzug gibt es allerdings dafür."


    Ich zieh dafür zwei punkte ab, denn die auflösung einer geschichte und der tiefergehende sinn dahinter ist für mich das wichtigste an ihr, und weniger, wie man dahin kommt. (Deshalb empfinde ich weite bereiche - auch der guten fantasy eher als schrott, weil gut erfunden, aber schlecht aufgelöst. Und mich beschleicht der verdacht, mir gefallen bücher und buchreihen einzig deswegen, weil ich ihre abstrusen enden noch nicht kenne.)


    Aber das ist eine rein persönliche vorliebe, die niemanden an der lektüre abhalten soll: wenn der weg das ziel ist, ist das ziel gelungen.


    Crusader ist - wie war das schöne angelsächsische wort: eakencraeftig - um eckhäuser - besser als StarMan, der abschlussband der ersten trilogie, dessen zweite hälfte unbestritten mein letztjähriger jahrestiefpunkt an lektüre war. (Da waren im vergleich das trockene buch über die technik in der antike, das dann plötzlich zu meinem bassen erstaunen mit den Atlantiden und ausserirdischen anfing, und die beiden anderen eher pseudo-wissenschaftlichen und sonst informationsfreien über den Magna-Mater-kult (eh klar, dass ich das les) und die Schlangengöttinnen, die ich las, noch besser.) StarMan hatte grade das oben befürchtete ende mit bambi auf der blümchenwiese. Das findet man hier nicht, denn diese trilogie ist tatsächlich 'erwachsen'. Man denkt sich zwar gelegentlich: sie wird doch nicht schon wieder... - aber nein, sie tut es nicht. Das macht die güte der zweiten trilogie aus.


    Trotzdem hatte ich während der lektüre meine 'roll-eyes-momente', also gelegentlich das gefühl, an der aufarbeitung eines offenbar tiefgreifenden und unüberwundenen religiösen und persönlichen traumas teilzuhaben, dessen result ich philosophisch nicht teile.
    Mir schien es... hm... 'symbolistisch zu verstiegen' und weltblildlich etwas befremdlich. Aber man kann das ignorieren, wenn man es als leser einfach nicht so liest, als hätte es eine tiefere mythische, philosophische bedeutung, und stattdessen gegen ende seinen sinn fürs absurde und seinen zynismus hervorkehrt, und es als just-so-unterhaltungs-lektüre sieht. Dann hat Crusader - und auch die bücher davor - doch etwas zu bieten:


    Vor allem: Spannung. - Es ist eines der bücher in denen man einfach weiter lesen MUSS.


    Die grausigkeit der szenen hält sich in grenzen, obwohl es gelegentlich doch hart kommt. Ich hab schon ekelhafteres und aufwühlenderes gelesen, das ich dann weglegen musste, hier konnte ich mit einem leichten 'whouaä' den abstand bewahren, es war für mich als leser überlebbar.



    Um es mit den worten eines meiner bekannten auszudrücken: (*bitte vokale, auch das u, gedehnt auszusprechen*) 'Da schluss is a schaas.'


    - Aber das buch ist trotzdem gut.


    (Ich fühlte mich zumindest gut unterhalten.)




    Und frage: Wie hiess das buch mit StarDrifter, unserem zerpflückten engel, allein im kaiserreich? - Das muss ich unbedingt auch lesen!

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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