Alexander Schimmelbusch - Die Murau Identität

  • Titel: Die Murau Identität
    Autor: Alexander Schimmelbusch
    Verlag: Metrolit Verlag Berlin
    Erschienen: Januar 2014
    Seitenzahl: 208
    ISBN-10: 3849303381
    ISBN-13: 978-3849303389
    Preis: 18.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Am 12. Februar 1989 starb der legendenumwobene Schriftsteller Thomas Bernhard in Oberösterreich. Die Öffentlichkeit erfuhr erst drei Tage später von seinem Tod, nachdem er bereits auf dem Grinzinger Friedhof in Wien beerdigt worden war. So zumindest die offizielle Version.
    In Wahrheit war sein Tod, wie alles andere in seinem Leben, eine Inszenierung, die er von New York aus verfolgte, wo er sich unter strengster Geheimhaltung einer experimentellen Antikörperbehandlung unterzogen hatte, um sich von seiner lange für unheilbar gehaltenen Autoimmunerkrankung zu befreien. Zur Rehabilitation buchte er sich ins Plaza ein, unter dem Namen Murau, Franz-Josef . Er terrorisierte den Roomservice und las im Bett seine Nachrufe. Er wusste, er war entkommen. Seinem Ruhm, seiner Heimat, seinen alten Geschichten. Es war Zeit, ein neues Leben zu beginnen.


    Der Autor:
    Alexander Schimmelbusch, Österreicher, geboren 1975 in Frankfurt, wuchs in New York auf, studierte an der Georgetown University in Washington Volkswirtschaftslehre und Germanistik und arbeitete fünf Jahre als Investmentbanker in London. Er lebt in Berlin.


    Meine Meinung:
    Mit diesem Buch ist Alexander Schimmelbusch ein leicht verstörender Roman gelungen. Und als Leser stellt man sich sehr schnell die Frage: Geht es wirklich um Thomas Bernhard? Oder geht es dem Autor um etwas anderes? Geht es ihm vielleicht einfach nur um sich selbst?
    Thomas Bernhard – dieser schwierige Mensch. Werden in diesem Roman vielleicht die altbekannten Klischees – nur anders geordnet – aneinander gereiht? Schimmelbusch versucht hier eine Fiktion zu beschreiben – die durchaus mehr als eine Fiktion hätte sein können. Die Vortäuschung des eigenen Todes passt zu Thomas Bernhard.
    Leider aber versäumt es der Autor ein wenig mehr in die Tief zu gehen. Er lässt zwar viele Zeitgenossen, gerade auch aus dem literarischen Bereich, auftreten, aber sie wirken alle irgendwie blass und konturlos. Und auch der vermeintliche Sohn Thomas Bernhards scheint hier mehr die Rolle des Alexander Schimmebusch als Sohn zu spielen. Schimmelbusch projeziert hier offenbar eigenes Erleben und Empfinden in die Person des Sohnes von Thomas Bernhard.
    Trotzdem ist dieser Roman faszinierend. Bietet er doch unglaublich viel Diskussionsstoff. Und er bringt es nahezu spielend fertig, dem Leser Thomas Bernhard ein wenig näher zu bringen, ihn (den Leser) für Thomas Bernhard zu interessieren.
    Dieser Satz aus dem Buch von Alexander Schimmelbusch hat mich am meisten beeindruckt, trifft er es doch punktgenau:
    „Bernhard hingegen habe es nicht nötig gehabt habe, sich an die Realität zu halten, da Österreich in den achtziger Jahren nichts unversucht gelassen habe, um sich seinen Fiktionen anzupassen.“
    Und wie sagte Thomas Bernhard doch selbst:
    „Die Wirklichkeit spottet jeder Beschreibung. Das sei die Wahrheit.“
    Ein wunderbares Buch, sehr lesenswert – auch wenn ich es vielleicht gar nicht verstanden habe. 8 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.