Verlag: Wunderhorn
Gebundene Ausgabe: 300 Seiten
Originaltitel: L`enigme du retour
Übersetzt von Beate Thiel
Kurzbeschreibung:
Wie schon sein Vater in den 1960er Jahren, entschließt sich der 23jährige Journalist Dany Laferrière 1976 ins Exil zu gehen, nachdem ein Freund und Kollege von Paramilitärs im Dienst des Diktators François Duvalier ermordet wurde. Er geht nach Kanada, lebt in der Metropole Montréal, wo ihn dreiunddreißig Jahre später eines Nachts am Telefon die Nachricht erreicht, dass sein Vater in New York soeben gestorben ist. Die ihn unvorbereitet treffende Nachricht lässt ihn erstmals an eine Rückkehr in seine Heimat denken, über sein Leben im Exil seit seiner Ankunft in Montréal reflektieren. Gemeinsam mit seinem Neffen, seinem jüngeren Alter Ego, bereist er Haiti, wo die Bevölkerung hungert und unter der politischen Verfolgung und Korruption leidet. Er trifft auf ein schwer geprüftes Land, das aber auch in die lebendige Kunstszene und die Jugend große Hoffnung setzt. Inspiriert von Aimé Césaires Cahier d un retour au pays natal ist der Roman in Versform geschrieben, die ohne Reime und fixem metrum auskommt. Die Rhythmen und Klangwiederholungen ergeben einen sehr musikalischen Erzählstil, der eher einem Popsong als einem Langgedicht ähnelt, was den großen Erfolg des Buchs im französischen Sprachraum erklärt.
Über den Autor:
Dany Laferrière, geboren 1953 in Port-au-Prince, Haiti, arbeitete zunächst als Journalist bis er sich unter dem Druck des politisch repressiven Klimas 1976 gezwungen sah, nach Montréal auszuwandern. Dort verdiente er sein Geld u.a. als Fabrikarbeiter.1985 veröffentlichte er seinen ersten Roman unter dem provokativen Titel »Comment faire l amour avec un nègre sans se fatiguer« (Übersetzung: Die Kunst, mit einem Neger zu schlafen, ohne müde zu werden) der ihn als Autor unmittelbar bekannt machte. In der Folge veröffentlichte Laferrière zehn weitere Romane. Er wurde mit dem Prix Carbet de la Caraïbe und dem Buchpreis des französischen Auslandsrundfunks ausgezeichnet. Für seinen Roman L énigme du retour (Das Rätsel der Rückkehr) erhielt er 2009 den prestigeträchtigen Prix Médicis. Das Rätsel der Rückkehr ist seine erste Veröffentlichung im deutschen Sprachraum. Der Autor lebt zwischen Montréal und Miami.
Über die Übersetzerin:
Beate Thill lebt als Übersetzerin in Freiburg i.Br. Sie hat u.a. Assja Djebar, Abdelwahab Meddeb und Édouard Glissant ins Deutsche übersetzt.
Mein Eindruck:
Das Rätsel der Rückkehr ist ein Buch über Haiti, das 2009 entstand, also noch vor dem verheerenden Erdbeben.
Der Tod seines Vaters löst beim Erzähler eine Flut an Erinnerungen aus. Sein Vater verlies Haiti vor langer Zeit und ging nach New York. Er selbst emigrierte schließlich aufgrund der politischen Umstände nach Montreal.
Er entschließt sich, nach Haiti zurückzukehren, um der Mutter den Tod des lange abwesenden mitzuteilen. Er begegnet dort auch seiner Schwester und seinem Neffen, der ebenfalls literarische Pläne hat-
Er empfindet Reue, während die Männer das Land verlassen hatten, sind die Frauen geblieben und zahlten den vollen Preis der Diktatur und der Armut.
Dany Laferrière erzählt in Form eines langen Prosagedichts, bei dem eine Melancholie den Ton bestimmt. Die gedanklichen Reflektionen des Erzählers machen komplett das auch aus. Es wird aber nie klagend sondern gut überlegt und genau beobachtet.
Er benennt die Probleme der Kriminalität, der Korruption und der Armut. Seine Einschätzung des Landes wirkt realistisch. Dennoch gibt es auch ein paar poetische Momente, die bei aller Gewalt auch die Schönheit des Landes zeigen.
Die sprachliche Qualität ist beeindruckend und kraftvoll. Man muss dem Verlag Das Wunderhorn dankbar sein, dass sie diesen bedeutenden Autoren mit diesem preisgekrönten autobiographischen Roman erstmals auf dem deutschen Buchmarkt brachten.
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ASIN/ISBN: 3884234269 |