Eigentlich wollte ich mich aufgrund der Überschrift des Threads nicht äußern (Ich bin aus mehreren Gründen nicht bei Facebook angemeldet, und was dort passiert, interessiert mich einen Scheißdreck), aber da sich die Diskussion mittlerweile auch in eine andere Richtung entwickelt, möchte ich doch ein paar Gedanken loswerden.
Was Du, Dieter mit klassisch männlicher Verachtung als "kuschelig" bezeichnest, ist für mich eine der Stärken dieses Forums, weil es für Menschen, die über eine weniger ausgeprägte Klappe - plus dem dazugehörigen Sendungsbewusstsein - als du (oder ich ;-)) verfügen, die Hemmschwelle senkt, sich aktiv und ohne Furcht vor persönlichen Anfeindungen an einem Austausch über Bücher zu beteiligen. Dennoch verhindert diese prinzipiell angenehme Atmosphäre glücklicherweise nicht, dass hier gelegentlich die Fetzen fliegen. Was also soll daran verkehrt sein? An Wichtelaktionen und dem Führen von Listen beteilige ich mich nicht, weiß aber nicht, warum ich mich daran stören sollte. Dass sie die Eulen davon abhalten sollten, stattdessen lieber Rezis zu schreiben, ist polemischer Blödsinn - das tun Job, Haushaltsführung, Autowaschen und andere zeitraubende Tätigkeiten auch. Ich glaube, dass die "kuschelige" Stimmung überhaupt erst dafür sorgt, dass so viele Eulen einen nicht geringen Teil ihrer Freizeit in dieses Bücherforum investieren - die von dir gewünschte puristisch-sachliche Form der Auseinandersetzung wird meiner Beobachtung nach überwiegend von Leuten bevorzugt, die im echten Leben bestenfalls die Auto-Bild lesen (oder, in selteneren Fällen, ihr Geld mit Literaturkritik verdienen).
Die von Salonlöwin aufgeworfene Frage, ob das Niveau des Forums sinkt, ist sicherlich bedenkenswert, ihre Beantwortung meiner Meinung nach aber unabhängig von den im Plauderfred oder sonstwo auftretenden Nebengeräuschen. Dazu müsste man zuerst definieren, woran sich dieses Niveau festmacht. An der Masse der Beiträge zu Rezis und in Leserunden, ihrer Qualität, der Anzahl der Schreibenden oder am Anspruch der behandelten Bücher?
Ich habe festgestellt, dass Rezis zu schwierigen, "anspruchsvollen" Bücher zumindest während meiner Zeit (ab 2008) schon immer eine verhältnismäßig geringe Resonanz erfuhren. Ob das objektiv weiter nachgelassen hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Unbestritten ist, dass einige Alteulen abgesprungen sind und ihre oftmals interessanten Beiträge fehlen, was ich sehr bedauere, andererseits das Forum sehr bereichernde Persönlichkeiten hinzugewonnen hat. Das halte ich soweit für einen ganz normalen Prozess.
Ist die Qualität von Rezis und Leserunden gesunken? Schwer zu sagen, finde ich. Gute und schlechte Rezis gab es schon immer, und der Verlauf von Leserunden scheint mir seit jeher sehr vom Engagement der Mitlesenden wie des möglicherweise begleitenden Autors abhängig. Manchmal entwickelt die Sache eine großartige Dynamik, oft nicht.
Definitiv verändert hat sich, entsprechend dem Buchmarkt im Allgemeinen, die Art der besprochenen Bücher. Das Aufblühen bestimmter Genres wie Krimi / Thriller, ChickLit, Fantasy oder L&L, nicht zuletzt das Aufblasen ehemals abschätzig als Groschenromane titulierter Werke von 112 auf 500 Seiten zum vollwertigen Roman, spiegelt sich natürlich auch im Lese- und Schreibverhalten der Eulen wieder und sorgt dafür, dass der Anteil der mich dabei interessierenden Bücher prozentual weiter gesunken ist. Der war aber noch nie überwältigend hoch, und um jeden einzelnen Thread zu verfolgen, fehlt mir ohnehin die Zeit.
LG harimau