Jennifer Castle - Der Anfang von Danach (ab 14 J.)

  • Klappentext:
    Als eines Abends ein Polizist bei Laurel vor der Tür steht, wird ihr Leben von einem Moment auf den anderen in zwei Teile gerissen: das Davor und das Danach. Denn ihre Familie wird von der kurzen Fahrt zur Eisdiele nie mehr zurückkehren, sie ist bei einem Unfall ums Leben gekommen.


    Mit im Auto saßen auch die Eltern von David, nur er blieb wie Laurel verschont.


    Die beiden versuchen auf ganz verschiedene Weise, zurück ins Leben zu finden. Laurel sieht sich in ihrer Trauer und Verzweiflung mit ganz banalen Problemen konfrontiert: Was tun mit den Jacken ihrer Eltern, die noch im Flur hängen? Was soll sie mit dem plötzlichen Interesse ihrer Mitschüler an der „Überlebenden“ anfangen? Und soll sie trotz allem zum Abschlussball gehen und versuchen, Spaß zu haben?


    Langsam, ganz langsam, findet Laurel ihren Weg und lernt dabei auch den unnahbaren David immer besser kennen.



    Rezension:
    Die 16-jährige Laurel Meisner führt ein Leben wie viele andere Mädchen ihres Alters. Sie besucht das vorletzte Schuljahr, verbringt Zeit mit ihrer besten Freundin Megan Dill, streitet sich mit ihrem kleinen Bruder Toby und ist eine fleißige Schülerin, denn Laurel will unbedingt an einer guten Uni studieren. Eigentlich ist die Welt in dem kleinen Vorort, eine Stunde nördlich von New York, in Ordnung. Dann jedoch geschieht das, was niemals hätte passieren sollen. Nach einem Abendessen bei Familie Kaufman, Nachbarn, die nur drei Häuser weiter wohnen, geht Laurel allein nach Hause um noch Hausaufgaben zu machen, während der Rest ihrer Familie zusammen mit Mr. und Mrs. Kaufman noch zum Eisessen fahren wollen. Auch deren 17-jähriger Sohn David geht lieber zu einem Freund, als noch weiter mit den Erwachsenen abhängen zu müssen.

    Doch anstelle ihrer Familie, steht später am Abend Lieutenant Roy Davis vor der Haustür der Meisners und Laurel muss realisieren, dass das, was einmal war, nie wieder so sein wird. Der Geländewagen von Mr. Kaufman ist von der Straße abgekommen, eine Böschung heruntergerollt und in Brand geraten. Laurels gesamte Familie, ihre Eltern und ihr kleiner Bruder wurden tot ins Krankenhaus eingeliefert, ebenso Mrs. Kaufmann. Lediglich Mr. Kaufman hat den Unfall schwer verletzt überstanden, doch ob er überleben würde, steht noch nicht fest. Trost in dieser schweren Stunde findet Laurel bei ihrer besten Freundin Meg und deren Mutter und natürlich bei ihrer Großmutter June, die nunmehr die einzige Familie ist, die Laurel noch auf dieser Welt hat.


    Das Leben, wie es vor diesem Abend war, wird nie wieder so sein, doch wie soll es weiter gehen? Laurel fällt in ein tiefes Loch, denn was wäre wenn ... was wäre, wenn sie sich anders entschieden hätte ... was wäre, wenn sie mitgefahren wäre ... was wäre wenn? Ihre Großmutter gibt dem Teenager Halt, wo sie nur kann, doch Laurel zieht sich immer mehr in sich zurück. Von der Schule ist sie vorerst befreit - doch wie soll es weiter gehen, ohne Familie, ohne alles, ohne Sinn? Nur langsam schafft sie es, sich den Weg in die Welt der Lebenden zurück zu kämpfen, sie bekommt von allen Seiten Hilfe und Unterstützung, doch die Frage ist: Wird sie es schaffen, diesen Verlust zu verarbeiten oder wird sie daran zerbrechen?



    Wenn nichts mehr so ist, wie es einmal war! Der Plot des Buches wurde sehr realistisch und einfühlsam erarbeitet. Besonders beeindruckt hat mich zurückgelassen, dass die Autorin sich für ihren Debütroman ein solch schwieriges und emotional aufwühlendes Thema ausgesucht hat und dessen Umsetzung in meinen Augen wunderbar gelöst hat. Die Figuren wurden facettenreich erarbeitet, wobei hier natürlich Protagonistin Laurel im Vordergrund steht. Auch hier unterscheidet sich das Buch von vielen anderen, denn Laurel ist eine stille, in sich gekehrte und nachdenkliche Persönlichkeit, etwas, dass nicht unbedingt von einem Teenager der heutigen Zeit erwartet oder vorausgesetzt wird und dennoch, gerade deswegen denke ich, dass Laurel für dieses Buch genau die richtige Protagonistin ist, denn der Leser kann mit jeder Entscheidung, die sie fällt, miterleben, wie sie kämpft, um einen Weg zu finden, mit dem, was geschehen ist, klar zu kommen. Ebenfalls stark beeindruckt hat mich die Figur des David zurück gelassen, denn er durchlebt auf Grund seines eigenen Verlustes eine starke Veränderung seiner Persönlichkeit, die jedoch ganz anders von Statten geht, als die von Laurel. Den Schreibstil empfand ich als sehr emotional und dennoch ganz leise, so als ob die Autorin sich bewusst war, dass sie auch mit ihrem Schreibstil sich der Geschichte ganz vorsichtig nähern musste, so als ob sie die gesamte Szene sonst zerstört hätte. Abschließend kann ich sagen, dass es sich hierbei um einen sehr stillen, leisen Roman um Verlust und Verarbeitung dieses Verlustes handelt und ganz ehrlich, ich war noch nicht einmal auf Seite 30, als ich schon sehr heftig mit den Tränen kämpfen musste.