DerTeufel und der liebe Gott - Sartre

  • Autor
    Jean-Paul Sartre (* 21. Juni 1905 in Paris; † 15. April 1980 ebenda) war ein französischer Romancier, Dramatiker, Philosoph und Publizist. Er gilt als Vordenker und Hauptvertreter des Existentialismus. Das Theaterstück "Der Teufel und der liebe Gott" wurde 1951 uraufgeführt.


    Inhalt
    Götz ist ein Raubritter in den Bauernkriegen Anfang des 16. Jahrhunderts in Deutschland. Er ist die Personifikation des Bösen. Er tut das Böse um des Bösen willen, als Herausforderung von Gott. Menschen bedeuten ihm nichts.
    Provoziert durch die Behauptung, dass Gott es gewollt hat, dass das Gute auf Erden unmöglich sei, beschließt er, ab sofort nur noch Gutes zu tun. Doch auch jetzt erzeugt er - ungewollt - genauso viel Unglück wie vorher. Denn er handelt nicht aus einem Einfühlungsvermögen in seine Mitmenschen heraus, sondern aus seiner persönlichen Beziehung zu Gott. Selbst fühlt er sich einsam.
    Anstatt den Weg zu den Herzen der Menschen zu suchen, will er ihnen die Liebe aufdrängen und scheut nicht davor zurück auch Wunder vorzutäuschen. Denn Gott reagiert nicht auf seine Bitten.


    Er schafft eine "Insel der Seligen", doch er kann diese Insel der Liebe nicht isoliert von der restlichen Welt aufrecht erhalten. Erst spät erkennt er, dass man sich nicht aus dem Weltgetriebe heraushalten kann. Man muss Stellung beziehen. Es gibt keine ideale Liebe, sondern nur eine menschliche, bei der Gut und Böse untrennbar sind. Er akzeptiert seine "Menschheit", will nicht mehr einsam sein, sondern ein Mensch unter Menschen. Er verlässt seine selbst gewählte Isolierung und schließt sich den Aufständischen an.


    Meinung
    Gedanken über Gut und Böse hat sich wohl schon jeder mal gemacht. Überrascht hat mich hier allerdings der Charakter des Götz, der nicht der übliche Bösewicht ist, der aus niederen Beweggründen, um seines persönlichen Vorteils willen Verbrechen begeht. Ihm geht es sowohl im Bösen wie im Guten darum Gott herauszufordern. Er glaubt sehr wohl an Gott und will auch dessen Reaktionen provozieren.


    Das Theaterstück wirft viele Fragen auf.
    Wie frei ist der Mensch in der Entscheidung Gutes zu tun? Die Handlungen der Menschen sind in ein Umfeld eingebettet, so dass gute Absichten böse Folgen haben können. Oder umgekehrt: muss man manchmal erst das Böse tun, um Gutes zu erreichen? Wer trägt dann die Schuld?
    Gibt es das von Gott definierte Gute überhaupt oder muss nicht vielmehr der Mensch je nach Situation entscheiden? Allerdings kann er sich dann nicht mehr hinter Gottes Willen verstecken, sondern muss selbst die Verantwortung übernehmen.


    Aktueller denn je ist die Erkenntnis, dass keine Gesellschaft auf Dauer isoliert vom Rest der Welt ein friedliches Leben führen kann, während wo anders Krieg ud Not herrschen.


    Sehr gelungen fand ich die Szene, in der der Ablassprediger Tetzel und der Aussätzige auftreten. Hier zeigt Sartre, dass auch Liebe subjektiv ist. Der Aussätzige freut sich mehr über einen geschenkten Ablassbrief, als über Götz' Umarmung und Kuss. Wer von beiden hat den Aussätzigen mehr geliebt?


    Schwer verdaulich war mir allerdings Götz' Erkenntnis, dass die Menschen als Verbrecher geboren werden. Um also Anteil am Menschsein und an der menschlichen Liebe und Tugend zu haben, muss er sich auch ihren Hass zu eigen machen. Gewalt scheint für Götz unvermeidbar.