Andreas Altmann - Verdammtes Land. Eine Reise durch Palästina
Verlag: Piper
Erscheinungsjahr: 2014
ISBN: 3492056245
Seitenzahl: 304
Über den Autor:
Andreas Altmann, geboren 1949, wuchs in Altötting auf und studierte nach dem Abitur am Mozarteum in Salzburg. Er arbeitete u.a. als Schauspieler, Dressman, Taxifahrer.
In den 1980-er Jahren begann er mit dem Schreiben und ist seitdem als Journalist für Zeitungen und Zeitschriften tätig, so auch für GEO.
Später folgten Bücher über seine ungewöhnlichen Reisen, z.B. "Weit weg vom Rest der Welt. In 90 Tagen von Tanger nach Johannesburg", "Im Land der Freien - Mit dem Greyhound durch Amerika", "Einmal rundherum - Geschichten einer Weltreise" u.a.
Für seine Bücher erhielt Andreas Altmann mehrere Preise, darunter den Gottfried-
Seume-Literaturpreis, den Egon-Erwin-Kisch-Preis (1991), den Globetrotter-
Reisebuchpreis (2008) u.a.
Andreas Altmann ist unverheiratet und lebt in Paris.
Über den Inhalt:
Palästina - verdammtes Land. Andreas Altmann hat sich in das Land aufgemacht, das seit Jahrzehnten Frieden sucht.
Der Autor hinterfragt den religiösen Einfluss auf die gewaltsamen Auseinandersetzungen, bereist Städte und Dörfer, führt Gespräche mit den Einwohnern und gibt seine Eindrücke frei vom Einfluss jeglicher Ideologie wieder.
Herausgekommen ist ein ehrliches, ausdrucksstarkes und zuweilen schonungsloses
Porträt eines Landes, das Freiheit und Frieden sucht.
Meine Meinung:
In einem seiner Bücher beschrieb Andreas Altmann sich selbst einmal als voyageur,
als Reisenden.
Nachdem er die Kontinente dieser Welt bereist und seine Erfahrungen in Reisebüchern veröffentlichte, galt es eine neue Herausforderung zu finden. So verschlug es ihn, der weit mehr als ein Reisender und Abenteurer und zuweilen als Flaneur und Charmeur unterwegs ist, dieses Mal nach Palästina.
Palästina ist Heimat von circa 2,6 Millionen Einwohnern; 83 Prozent Palästinenser
und 17 Prozent Juden leben in einer Enklave mitten in Israel.
Der Autor beginnt seine Reise im Norden Israels, um anschließend ins verdammte Land zu reisen. Er sucht die Begegnungen, will wissen, wie es sich eingeschlossen lebt.
Die Antworten fallen unterschiedlich aus, die wenigstens sind von Hass und Gewalt
geprägt. Vielmehr erfährt der Autor eine große Gastfreundschaft und Neugier; er soll von Deutschland erzählen. Dass sein Heimatland in Palästina präsent ist, macht schon allein die Anwesenheit des Goethe Instituts in Ramallah deutlich. Dort lernt Andreas Altmann eben auch jenen distinguierten Herrn kennen, der mehrere Sprachen spricht und den Eindruck eines sanftmütigen und feinen Herrn hinterlässt, eben eines Vaters wie Altmann ihn sich immer gewünscht hat.
Tagsüber besucht der Autor unterschiedliche Orte, trifft Pälästinenser und
ausländische Mitarbeiter von NGOs, um am Abend in einem Café entspannt über seine Begegnungen zu schreiben. Doch Palästina wäre nicht das umzingelte Land, würde es nicht auch die weniger schönen Seiten geben. Die Siedlungsgebiete sind eingeschlossen von hohen Mauern, die die jüdische Bevölkerung vor den Muslimen schützen sollen. Um an andere Orte zu gelangen, ist es notwendig, Checkpoints zu passieren, durch die man wie Vieh getrieben wird. Eindringlich und sprachgewaltig erzählt Andreas Altmann von den Schikanen, denen die Palästinenser ausgesetzt sind und betont doch immer wieder, dass er gegen die Juden keinen Hass verspürt, auch wenn es die eine oder andere Situation zugelassen hätte, wie beispielsweise als er an Demonstrationen gegen die Siedler teilnimmt und die Härte des israelischen Militärs zu spüren bekommt.
Andreas Altmann geht in diesem Buch wie schon in seinen Vorgängerbücher seinen
eigenen Weg: Er beobachtet, schreibt und (ver-)urteilt nach seinem Gefühl. Dem muss man nicht immer zustimmen, z.B. wenn er sich von einem Familienvater einladen lässt und die Gastfreundschaft genießt, um anschließend für seine zahlreichen Kinder und seinen Glauben niedergeschrieben zu werden.
Negativ fällt zudem auf, dass der Autor, der keine Gelegenheit auslässt, sich gegen
Konsum auszusprechen, in seinem Buch mehrfach Produkte des Apple Konzerns erwähnt, der wie kein anderer für Lifestyle Produkte und Konsum steht.
Um die Reise zu verfolgen, sind im Innenteile vorne und hinten zwei identische
Karten Israels abgedruckt. Dem Israelunkundigen dürfte das eine große Hilfe sein.
Dem Piper Verlag wäre jedoch so mancher Leser noch dankbarer, wenn in einer
Neuauflage die Stadt Nazareth eingetragen und ein Kartenmaßstab angegeben werden würde.
Andreas Altmann hat mit "Verdammtes Land. Eine Reise durch Palästina" eine
aufschlussreiche und lesenswerte Reiseschilderung über das heutige Palästina, die
Menschen und ihre Lebensbedingungen geschrieben, die einen sehr menschlichen Blick auf ein Land wirft, das nicht verdammt sein muss, wenn Palästinenser und Juden miteinander reden würden.