Hier kann zu den Seiten 001 - 180 (Vorgeschichte und komplettes erstes Buch) geschrieben werden.
'Der rote Schal' - Seiten 001 - 180
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Dann fange ich mal an. Ich weiß nicht, ob ich heute Abend noch zum Posten kommen werde.
Ich bin noch nicht ganz durch den Abschnitt, sondern erst auf Seite 136.Vor einiger Zeit haben wir "Die Frau in Weiß" von Collins gelesen, und schon die ersten Kapitel erinnern mich daran. Collins hat damals etwas für seine Zeit völlig Neues geschrieben, die wahrscheinlich ersten Krimis. Im Vorwort bereitet er die Leser darauf vor, dass sie etwas Neues erwartet, was ich sehr anrührend fand. Er geht das schon vorsichtig vor.
Ich habe noch keine Ahnung, in welche Richtung sich der Roman entwickeln wird.
Die Geschichte ist schon recht kompliziert, und ich fürchte, dass es so ein Verstrickungsroman wird, bei dem der Leser die Grundgeschichte kennt, sich die Handlung aber in wirren Fäden zu einem Strickgebilde zusammenfindet, das keiner mehr entwirren kann, nur der Autor zuletzt. Trotzdem hoffe ich, für mich persönlich, eher auf eine undurchsichtige Krimi-Handlung. Mal schauen!Unklar bleibt immer noch, warum sich die beiden Alan Armandales nie und auf keinen Fall treffen sollen, so wie es der Vater des rechtmäßigen, weil als solcher gebornenen Alan in seinem testamentarischen Brief verfügt hat. Aus den Aussagen, gerade auch denen des Pfarrers Mr Brock, der ja ein Bild seiner Zeit zu sein scheint, geht hervor, dass man schon die Sünden des Vaters auf den Sohn überträgt. Ist es wirklich so, dass der Sohn eines Mörders oder zum Mörder gewordenen schon von Geburt an dieses Erbe in sich trägt? Der Pfarrer scheint sogar in Alan-Ozias Midwinters Bewegungen und Blicken die ererbte Verderbtheit im Hintergrund ruhen zu sehen. Damals glaubte man das wahrscheinlich auch wirklich.
Die Dame mit dem roten Schal ist auch schon zweimal aufgetaucht: im Fischerdorf und auf dem Dampfer. Wer ist sie? Die verräterische Zofe? Vielleicht sogar Alans Mutter, die Ehefrau des Mörders?
Mal schauen, wie viel ich weiter zum Lesen kommen werde in den nächsten Tagen (Arbeit). Interessant finde ich die Geschichte allemal!
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Was für ein Vorwort, da darf man einiges erwarten. Besonders der letzte Absatz lässt auf einiges hoffen, den einen oder anderen Seitenhieb auf die damalige Gesellschaft, vermutlich den (Land-?)Adel, vielleicht auch die Kirche und ihre Vertreter oder die sogenannten Stützen der Gesellschaft – das „höchst gewagt“ (Seite 9) zieht mich ja schon fast magisch an. Sogenannte „schmutzige Szenen“ erwarte ich eher nicht, höchstens Affären, höchst unpassende vielleicht.
Aber selbstbewusst ist er ja, der Mr. Collins.Die Vorgeschichte finde ich insgesamt doch eher bedrückend. Dabei beginnt es ziemlich spaßig – oder spießig, wie man will – mit der Beschreibung einiger deutscher "höherer Bürger" in Wildbad im schönen Schwarzwald. Nicht besonders freundlich eigentlich, wie Collins diese Leute zeichnet bzw. leicht überzeichnet, es soll erheitern, wirkt aber auch mich wie eine Karikatur. Der Schotte kommt auch nicht so sonderlich gut weg, ein Mann mit festen Grundsätzen und wehe dem, der sie angreift oder in Frage stellt. Ob man ihm noch einmal begegnen wird? In seiner Gegenwart fröstelt es mich doch, von daher könnte ich auf ihn verzichten. Aber schön eigentlich, dass sein „dreifacher Panzer“ (Seite 30) ihn nicht vor allem schützen kann. Mrs. Armadale weiß zu beeindrucken, auch wenn ich nicht glaube, dass sie es in Bezug auf Mr. Neal darauf anlegt...
Mr. Armadale und seine Gemahlin stehen mir förmlich vor Augen, besonders bei dieser unseligen „Briefszene“. Was muss in der Frau vorgehen, welche Qualen, auch die der Eifersucht, muss sie ertragen. Was mag sie für das Kind empfinden, ihr einziges immerhin. Muss sie nicht das Gefühl haben, es „stiehlt“ ihr die Aufmerksamkeit und Liebe des Vaters? Paralyse hat jener, meine Güte. Das ist ein Schicksal besonderer Art.
Die Geschichte dieser Ehe und die Vorgeschichte der Ehe sind … eindrucksvoll, haarsträubend, erschreckend, schauermärchenhaft, ich weiß nicht, was noch alles. Das wirkt auf mich etwas … konstruiert, aber die Szenerie, in der sie eingebettet ist, finde ich höchst gelungen. Wir werden auch bereits mit dem damaligen Begriff der Ehre konfrontiert, zum Beispiel Seiten 46, 47. Ein Regelwerk der sonderlichen Art.
Der eine Armadale ist also der Mörder des anderen. Das wird noch eine Rolle spielen, nicht nur, weil sich die Söhne der Beiden anfreunden. Die Erbangelegenheit sollte man nicht gänzlich aus den Augen verlieren, glaube ich. Das ist so klar nicht, wie es scheint.
Nicht wirklich bis ins Letzte verstehe ich die Warnung Armadales an seinen Sohn Seite 61: Warum sollen sich die Söhne nie begegnen? Fürchtet er Rache – oder eine Wiederholung der Geschichte?
Das erste Buch nun bringt uns einen braven Geistlichen und einen „tumben Toren“, der gute Freunde brauchen wird im Leben, als Hauptfiguren – aber da ist ja noch einer, ein geheimnisvoller Mensch mit einem unmöglichen Namen, von dem man bald ahnt, dass er nicht der ist, der er zu sein scheint. Köstlich die Kommentare des Erzählers zu dem Zeugnis (Seite 75) – da erinnere ich mich doch gleich höchst vergnügt an das Vorwort, wie auch, aber dann mit Bedauern, Seite 81 unten, 82 oben, dass sich jemand wundern kann über "christliches Verhalten" etc. Aber das gilt nicht nur für das Großbritannien des 19. Jahrhunderts. Apropos erinnern: Die „rastlosen … Knochenfinger“ erinnern mich an andere Hände, die ebenso rastlos über eine Decke strichen und denen Ruhe nur ein Kind schenkte, für kurze Zeit zumindest. Jedenfalls finde ich bisher Midwinter die interessanteste Figur. Welch Bitternis ist in ihm (besonders Seite 101 – Stichwort „Pfiff seines Herrn“), dann auch wieder Staunen und Freude. Und das Neal sein Stiefvater werden mussten … Und die Mutter scheint ihn spüren gelassen zu haben, was sie wirklich von ihm hielt. Das war nicht nur ein „Mitmachen“.
Das Verhängnis taucht auch auf (glaube ich zumindest aus dem Verhalten von Mrs. Armadale zu entnehmen), hier einmal in Person einer Frau, die sich mit „Eleganz“ und „Anmut“ (Seite 87) zu bewegen weiß und ehemals Zofe war. Was mag sie jetzt darstellen? Zumindest nicht nur eine verhinderte Selbstmörderin. Ein zweites Verhängnis: Ein Wrack, das eine fatale Bedeutung im Grunde für beide jungen Männer hat, von der aber nur einer weiß, ein seltsamer Traum (der allzu überzeugend interpretiert wird und daher wird man sie - die Interpretation - in Zweifel ziehen dürfen) und eine „quälende Versuchung“ (Seite 154 – ich glaube nicht, dass das eine einmalige Anwandlung für/von Midwinter war, so ganz gefestigt erscheint er mir nicht, man kann im Grunde nur hoffen, dass sein Liebe stark ist und stark macht).
Nicht so wirklich im Klaren bin ich mir über die Vorgehensweise Collins. Mein erster Eindruck war, er macht es sich zu einfach, lässt den Leser zu schnell in seine Karten schauen. Wem soll man folgen, dem Erzähler mehr als der eigentlichen Geschichte resp. der Version des Erzählers? Ich fühle mich ein bisschen an dessen Seite gedrängt, habe "nur" einen Blick „von oben“ auf die Geschichte, bin damit aber auch ein bisschen „außen vor“ und nicht "mitten im Geschehen". Hier kommt es mir extremer vor als in der „Frau in Weiß“.
ZitatOriginal von Clare
Vielleicht sogar Alans Mutter, die Ehefrau des Mörders?Daran hatte ich im ersten Moment auch gedacht! Aber der Gedanke hielt sich nicht lange.
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Ich beziehe mich nicht auf eure Beiträgen, denn ich bin erst am Ende der Vorgeschichte.
Ich bin ja ein Freund kürzerer Abschnitte, also melde ich mich immer von "unterwegs" und gehe auf eure Beiträge ein, wenn ich den Abschnitt fertig gelesen habe.Mit dem Vorwort hat mich der Autor gleich für sich eingenommen und ich freue mich, durch seine Augen diese "wohlüberlegte ung gewissenhaft ausgearbeitete" Geschichte zu lesen, und ich bitte den Autor schon jetzt einmal um Verzeihung, wenn ich nicht alle kunstvoll erdachten Erzählkniffe bemerke.
Zitat"Unsere gegenwärtigen Moralprediger und Scheinheiligen mögen dieses Buch höchst gewagt finden; doch gemessen an der wahrhaft christlichen Moral, die für alle Zeiten gilt, besteht seine Kühnheit nur darin, dass es die Dinge beim rechten Namen nennt."
Diese Versprechung klingt nach einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik- mal sehen, was davon auch heute noch gültig ist. Scheinheiligkeiten und Doppelmorlisten zu enttarnen, das liebe ich sehr, also, ich bin gespannt.Mr. Armadale leidet unter "Paralyse". Diese Krankheit war mir kein Begriff und ich musste sie erst nachlesen. Die Reise nach Wildbad stelle ich mir mit dieser Krankheit als äußerst qualvoll vor, inklusive dem Empfang mit Blasorchester.
Die Vorgeschichte beinhaltet vor allem ein Geständis, das es in sich hat. Wie eine Art Fluch, der den jungen Allan belastet, klingt für mich diese bedrückende Lebensbeichte. Rachsucht ist das vordergründige Motiv sowohl für den Mord an Ingleby als auch für dessen betrügerische Heirat.
Wie soll der kleine Allan unter diesen Vorzeichen unbelastet aufwachsen?
Am meisten Gefühle hege ich in der Szene am Sterbebett für Mrs. Armadale, die der Sterbende wohl schonen will, aber deren Gefühle total missachtet werden. Schrecklich, so kurz vor dem Tod weggeschickt zu werden und keinen Abschied nehmen zu dürfen. Ihre Stellung in seinem Leben wird so ziemlich deutlich.Die Warnung, dass die beiden Kinder sich nie treffen dürfen, birgt einiges an Spannung und auch an Hoffnung für mich als Leserin, dass genau das geschieht.
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Zitat
Original von Clare
Ich habe noch keine Ahnung, in welche Richtung sich der Roman entwickeln wird.
Die Geschichte ist schon recht kompliziert, und ich fürchte, dass es so ein Verstrickungsroman wird, bei dem der Leser die Grundgeschichte kennt, sich die Handlung aber in wirren Fäden zu einem Strickgebilde zusammenfindet, das keiner mehr entwirren kann, nur der Autor zuletzt. Trotzdem hoffe ich, für mich persönlich, eher auf eine undurchsichtige Krimi-Handlung. Mal schauen!
Da wir ja bereits im ersten Abschnitt mit dem Mord und sogar mit dessen Aufklärung konfrontiert wurden, frage ich mich natürlich auch, was da noch auf uns zukommen mag. Aber ich bin sicher, der Autor hält da noch etwas ganz Großes für uns bereit.ZitatOriginal von Clare
Die Dame mit dem roten Schal ist auch schon zweimal aufgetaucht: im Fischerdorf und auf dem Dampfer. Wer ist sie? Die verräterische Zofe? Vielleicht sogar Alans Mutter, die Ehefrau des Mörders?
An Alans Mutter hatte ich auch gedacht, da diese Frau "voller Anmut und Eleganz" aufgetreten ist und das traue ich einer Zofe eigentlich weniger zu. Des weiteren wundere ich mich, daß der Zofe so eine wichtige Rolle zugesprochen wird, daß man ihr den Titel des Buches verleiht. Für mich hatte sie lediglich eine kleine Nebenrolle gespielt.ZitatOriginal von Regenfisch
Am meisten Gefühle hege ich in der Szene am Sterbebett für Mrs. Armadale, die der Sterbende wohl schonen will, aber deren Gefühle total missachtet werden. Schrecklich, so kurz vor dem Tod weggeschickt zu werden und keinen Abschied nehmen zu dürfen. Ihre Stellung in seinem Leben wird so ziemlich deutlich.
Ich habe mich gefragt, was diese arme Frau getan haben mag, daß sie so eine schlechte Behandlung durch ihren Mann verdient. Es hat sie sogar soweit gebracht, daß sie eifersüchtig auf ihr gemeinsames Kind ist, welches Armadale sehr liebevoll behandelt.Alan Armadale, der Sohn Fergus Inglebys, scheint so gar nichts von seines Vaters schlechten Charaktereigenschaften geerbt zu haben. Er erfuhr durch seine Mutter zumindest eine sehr glückliche Kindheit. Ozia Midwinter war weniger Glück beschienen. Von der Mutter nie geliebt, bekam er Mr Neal auch noch als Stiefvater und hat auch nach seiner Flucht eine schreckliche Kindheit erlebt. Trotz unterschiedlicher Schicksalsschläge scheint es sich um den Beginn einer wunderbaren Freundschaft zu handeln ... ich bin gespannt, ob das so bleibt.
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Zitat
Original von -Christine-
Ich habe mich gefragt, was diese arme Frau getan haben mag, daß sie so eine schlechte Behandlung durch ihren Mann verdient. Es hat sie sogar soweit gebracht, daß sie eifersüchtig auf ihr gemeinsames Kind ist, welches Armadale sehr liebevoll behandelt.Ich glaube nicht, dass sie ihm etwas getan hat. Er fühlt sich besudelt und verderbt und schlecht und möchte sie nicht mir hineinziehen und so wenig wie möglcih mit seiner zweifelhaften Gegenwart belasten. warum er sie dann allerdings überhaupt geheiratet hat, fragt sich. Vielleicht hatte er da noch die Illusion, dass er seiner Tat entkommen könnte, die ihn innerlich auffrisst.
Zitat
Alan Armadale, der Sohn Fergus Inglebys, scheint so gar nichts von seines Vaters schlechten Charaktereigenschaften geerbt zu haben. Er erfuhr durch seine Mutter zumindest eine sehr glückliche Kindheit. Ozia Midwinter war weniger Glück beschienen. Von der Mutter nie geliebt, bekam er Mr Neal auch noch als Stiefvater und hat auch nach seiner Flucht eine schreckliche Kindheit erlebt. Trotz unterschiedlicher Schicksalsschläge scheint es sich um den Beginn einer wunderbaren Freundschaft zu handeln ... ich bin gespannt, ob das so bleibt.Wie sehr die Lebensbeichte des Vaters das Aufwachsen des ahnungslosen Sohnes beeinflusst hat, hat mich sehr überrascht. Dass selbst die Mutter ihm nicht nahe sein kann, fand ich schrecklich. Und wahrscheinlich hatte der Herr Vater seine Beichte doch für sich behalten sollen.
Überhaupt die Idee, den herangewachsenen Sohn mit der Bürde dieses Wissens zu belasten...Wie konnte er nur. Schlimm genug, dass der Sohn nur mit der Mutter ( und dem Vormund) aufwuchs, aber im Nachhinein auch noch die vielleicht etwas glorifizierte Vorstellung vom Verstorbenen zu entblößen - schon grausam und auch sehr egoistisch. Das eigene Gewissen zu erleichtern und Alan/Ozias muss damit zurechtkommen...
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Zitat
Original von Regenfisch
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Die Warnung, dass die beiden Kinder sich nie treffen dürfen, birgt einiges an Spannung und auch an Hoffnung für mich als Leserin, dass genau das geschieht.Das ist die große Frage: Was passiert, wenn sie sich treffen? Wovor hatte der Vater so viel Angst?
Ist diese Angst konkret oder eher eine allgemeine, abstrakte Angst?
Ich habe noch keine Ahnung, in welche Rinchtung es gehen wird. -
Und hier unabhängig zum Rest des Abschnittes, den ich jetzt fertig gelesen habe.
Die leichtsinnige Bootstour der Freunde, die an Bord des Kutters endet, auf dem Ozias Vater Alans Vater ermordete. Wie kommt es nur zu solchen Zufällen? Schicksal?
Ich habe gelesen, dass das Buch das erste ist, das man als Mystery-Krimi bezeichnen könnte. Momentan ist es sehr mysteriös.
Was Hat Ozias gesehen? Diese Gestalten, die grausig durch die Nacht schrien?
Fragen über Fragen... -
So, gerade habe ich das 1. Buch beendet. Ich lese das Buch auf englisch und es gefällt mir bisher recht gut. Aber es wird wohl sicher wieder ein Buch, das ich länger lesen werde....
Was alles schon geschehen ist! Allein der Prolog könnte als eigenes Buch durchgehen! Und auch im 1.Buch passiert ja so allerlei!
ZitatOriginal von Clare
Die Dame mit dem roten Schal ist auch schon zweimal aufgetaucht: im Fischerdorf und auf dem Dampfer. Wer ist sie? Die verräterische Zofe? Vielleicht sogar Alans Mutter, die Ehefrau des Mörders?
Bei der Frau mit dem roten Schal tippe ich auf die Zofe - wobei die Mutter von "Midwinter" auch Sinn machen würde...ZitatOriginal von Lipperin
Mr. Armadale und seine Gemahlin stehen mir förmlich vor Augen, besonders bei dieser unseligen „Briefszene“. Was muss in der Frau vorgehen, welche Qualen, auch die der Eifersucht, muss sie ertragen. Was mag sie für das Kind empfinden, ihr einziges immerhin. Muss sie nicht das Gefühl haben, es „stiehlt“ ihr die Aufmerksamkeit und Liebe des Vaters? Paralyse hat jener, meine Güte. Das ist ein Schicksal besonderer Art.
Mrs.Armadale tat mir auch leid, als ich diese Szene gelesen habe. Aber nachdem ich erfahren habe, wie sie später ihren Sohn behandelt hat, bin ich mir nicht mehr so sicher. Es wäre besser gewesen, wenn sie nie das Geheimnis ihres Mannes erfahren hätte...ZitatOriginal von Clare
Das ist die große Frage: Was passiert, wenn sie sich treffen? Wovor hatte der Vater so viel Angst?
Ist diese Angst konkret oder eher eine allgemeine, abstrakte Angst?
Ich habe noch keine Ahnung, in welche Rinchtung es gehen wird.
Da bin ich auch sehr neugierig! Mal sehen, wie es jetzt weitergeht.... -
Ich habe die ersten beiden Abschnitte heute beendet und bin sehr angetan vom Buch. Es ist ein bisschen Sherlock Holmes (die Ausdrucksweisen und der Schreibstil) und ein bisschen Charles Dickens (das Elend der Kindheit von Ozias Midwinter) und recht spannend geschrieben. Mir gefällt es immer ganz gut, wenn die Geschichten aus Sicht eines Unbeteiligten berichtet werden.
Der Anfang war sehr gelungen, ich habe mich ehrlicherweise schon sehr über die spitzen Beschreibungen der deutschen Bürger im Wildbad, speziell auch über die Frauen und ihre Reaktionen amüsiert. Für mich der zeitgenössiche Blick eines Engländers auf das damalige Deutschland. Der Schotte kam auch nicht besser weg. Die Kindheit der beiden ersten Armadales wird recht schnell zusammen gefasst, diese war bei beiden wenig romantisch und zumindest im Fall des Einen auch selbstkritisch beleuchtet. Auch ich lese hier zumindest Kritik an der verzärtelten Erziehung von Adelskindern und deren Folgen heraus. Die Szenerie mit Madeira und Teneriffa (?) ist anfangs recht exotisch.
Ich hatte auf etwas mehr Eifersuchtsdrama spekuliert aber im Grunde läuft es auf eine Besitzsache hinaus, die Anziehungskraft der umkämpften Dame lässt nach dem Schiffsunglück schnell nach, der Mörder heimst keinesfalls die so zur Witwe gemachten Frau ein. Merkwürdig. Ich bin ebenso irritiert, was es mit der Warnung des Vaters an den Sohn auf sich hat. Hat es etwas mit selbsterfüllender Prophezeiung (durch das briefliche Wissen Oszias) zu tun? Oder eine Rachegeschichte, die über mehrere Generationen spielt? Mystisch oder raffiniert eingefädelt? Von der Dame mit dem Schal vielleicht? Zu welchem Zweck?
Die Geschichte hat mich auf jeden Fall gepackt! Ich bin ebenfalls gespannt, was es mit der Zofe auf sich hat. Eine Frau, die erst ganz schöde mit ihrem Wissen Geld erpresst, und dann plötzlich mit einer ausgefeilten Aktion um drei Ecken das Leben mehrerer Verwandten Armadales abkürzt und diesem zum Erben eines Anwesens erhebt? Wozu?
Die Figuren sind interessant gezeichnet. Ein Wissensschnipselchen ändert in den Beziehungen plötzlich alles. Die Mutter von Oszias zum Beispiel verwandelt ihre komisch-dramarische unerfüllte Liebe zu ihrem Mann, der sie wahrscheinlich niemals besoners nett behandelt hat, nach dessen Offenbarung in Eifersucht und Hass gegen das eigene Kind. Pfarrer Brock, der einst heimlich für die Dame Armadale schwärmte ist plötzlich froh, keine zarte Bande zu der unter so unziemlichen Umständen Verheirateten geknüpft zu haben. Der Doktor und Traumanalyst ist zwischenzeitlich Oszias gegenüber milde gestimmt, nur weil dieser ihm und seiner Wissenschaft scheinbar entgegen kommt ...
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Ich bin noch nicht fertig mit dem ersten Abschnitt....habe aber schon angefangen und finde, es macht Spaß, diese Buch zu lesen.
Hat jemand eine Ahnung, warum diese Vorgeschichte ausgerechnet in Deutschland spielt? Soweit ich aus Collins Biographie sehen kann, ist er nie in Deutschland gewesen.
Ich finde die Handlungsweise des Sterbenden ganz besonders seltsam im Hinblick darauf, dass es gescheiter gewesen wäre, der Mutter die Warnung zukommen zu lassen, dass ihr Sohn niemals seinen Namensvetter treffen soll. Da im allgemeinen die Eltern über Schullaufbahn und Aufenthaltsort von Kindern bestimmen.....
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Die Warnung, dass die beiden Alans niemals aufeinander treffen sollten, habe ich erstmal als Aberglaube eines Sterbenden, der vielleicht auch nicht mehr so ganz klar im Kopf war, abgetan, aber vorallem der Zufall mit dem Holzfrachter ist doch sehr mysteriös ...
Die Dame mit Schal halte ich bisher noch für die Zofe, vobei das vielleicht doch ein bisschenzu einfach ist
Insgesamt gefällt mir das Buch bsiher sehr gut, interessante Figuren und eine Handlung, bei der ich noch so gar keine Ahnung habe, wo es hingeht, bin sehr gespannt wie es weiter geht.
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Zitat
Original von Liesbett
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Die Geschichte hat mich auf jeden Fall gepackt! Ich bin ebenfalls gespannt, was es mit der Zofe auf sich hat. Eine Frau, die erst ganz schöde mit ihrem Wissen Geld erpresst, und dann plötzlich mit einer ausgefeilten Aktion um drei Ecken das Leben mehrerer Verwandten Armadales abkürzt und diesem zum Erben eines Anwesens erhebt? Wozu?Das fand ich auch recht drastisch. Dass es kein Zufall sein kann, scheint recht klar, aber wie hat wer das bewerkstelligt? Man ist geneigt an einen Fluch zu glauben...
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Original von Rumpelstilzchen
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Hat jemand eine Ahnung, warum diese Vorgeschichte ausgerechnet in Deutschland spielt? Soweit ich aus Collins Biographie sehen kann, ist er nie in Deutschland gewesen.
...Ich habe mich nicht gewundert. Es gab in Deutschland, Österreich und dem heutigen Tschechien viele Kurorte und Heilbäder. In vielen russischen Klassikern, die ich gelesen habe, reisten die Reichen nach Deutschland zu Kuraufenthalten und um dem Klima im eigenen Land zu entgehen. Ich denke, dass das hier auch so ein Fall ist.
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Zitat
Original von Clare
Dass es kein Zufall sein kann, scheint recht klar, aber wie hat wer das bewerkstelligt? Man ist geneigt an einen Fluch zu glauben...Da ich recht gerne Sherlock Holmes gelesen habe und der Stil von Collins micht stark daran erinnert, erwarte ich hier einen komplizierten, aber recht logischen Dreh Wunschdenken vielleicht.
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Bei dem Anverwandten, der die Frau aus dem Wasser gefischt hat, könnte man vielleicht an eine Manipulation glauben. Aber bei der abgestürzten Kutsche? Kann ich mir kaum vorstellen. Tatsächlich gibt es ja immer wieder seltsame Zufälle.
Clare, da ist was dran mit den Heilbädern. Daran hatte ich nicht gedacht, dass alle Welt hierzulande kurte.
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Zitat
Original von Clare
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Unklar bleibt immer noch, warum sich die beiden Alan Armandales nie und auf keinen Fall treffen sollen, so wie es der Vater des rechtmäßigen, weil als solcher gebornenen Alan in seinem testamentarischen Brief verfügt hat. Aus den Aussagen, gerade auch denen des Pfarrers Mr Brock, der ja ein Bild seiner Zeit zu sein scheint, geht hervor, dass man schon die Sünden des Vaters auf den Sohn überträgt. Ist es wirklich so, dass der Sohn eines Mörders oder zum Mörder gewordenen schon von Geburt an dieses Erbe in sich trägt? Der Pfarrer scheint sogar in Alan-Ozias Midwinters Bewegungen und Blicken die ererbte Verderbtheit im Hintergrund ruhen zu sehen. Damals glaubte man das wahrscheinlich auch wirklich.
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Das wäre ja Quatsch, denn dann wäre man qua Geburt seinem Schicksal ausgeliefert und könnte nicht selbst über sein Leben bestimmen. Hinter diesem Gedanken steckt der der Last der Erbsünde, zumindest erinnert mich dieser Gedanke daran.
Veranlagungen sind sicherlich vererbbar im Sinne von "Temperament". Ich verstehe diesen Mord eher als einen Art Fluch, wie er im Märchen vorkommt, was rational gesehen ebenfalls Humbuk ist. -
Es gab ja sogar Bemühungen aus der Kopfform den Charakter eines Menschen zu lesen. Ich werde mal recherchieren, ob das etwa zu dieser Zeit war.
edit: hier habe ich was gefunden: http://de.wikipedia.org/wiki/Cesare_Lombroso
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Zitat
Original von Liesbett
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Die Figuren sind interessant gezeichnet. Ein Wissensschnipselchen ändert in den Beziehungen plötzlich alles. Die Mutter von Oszias zum Beispiel verwandelt ihre komisch-dramarische unerfüllte Liebe zu ihrem Mann, der sie wahrscheinlich niemals besoners nett behandelt hat, nach dessen Offenbarung in Eifersucht und Hass gegen das eigene Kind. Pfarrer Brock, der einst heimlich für die Dame Armadale schwärmte ist plötzlich froh, keine zarte Bande zu der unter so unziemlichen Umständen Verheirateten geknüpft zu haben. Der Doktor und Traumanalyst ist zwischenzeitlich Oszias gegenüber milde gestimmt, nur weil dieser ihm und seiner Wissenschaft scheinbar entgegen kommt ...
Mir sind die beiden Hauptfiguren im Moment zu plakativ gezeichnet. Allan wird als sorgenloser Chaot, der in den Tag hineinlebt, kaum einen Gedanken länger verfolgen kann, der großherzige und selbstlose Junge geschildert. Er begegnet seinen Mitmenschen mit offener Zuneigung.
Midwinter hat eher depressive Züge, ist nervös, hat ein Schlafproblem und saugt Allans Zuneigung förmlich auf.
Ich hoffe noch auf eine Entwicklung der beiden Figuren. -
Zitat
Original von Regenfisch
Das wäre ja Quatsch, denn dann wäre man qua Geburt seinem Schicksal ausgeliefert und könnte nicht selbst über sein Leben bestimmen. Hinter diesem Gedanken steckt der der Last der Erbsünde, zumindest erinnert mich dieser Gedanke daran.
Veranlagungen sind sicherlich vererbbar im Sinne von "Temperament". Ich verstehe diesen Mord eher als einen Art Fluch, wie er im Märchen vorkommt, was rational gesehen ebenfalls Humbuk ist."... bis ins dritte und vierte Glied" - Bibelleser erinnern sich wahrscheinlich. Und im England des 19. Jahrhunderts war dieses Wissen vermutlich deutlich weiter verbreitet als heute.
Und ich glaube, der Abkömmling eines Verbrechers hatte damals keine Chance, sich zu etablieren. In einer Gesellschaft, in der die Herkunft eine so große Rolle spielt(e), wird immer darauf gesehen, wer der Vater (resp. die Mutter) war, was er (sie) tat. Und ob der Versuch der Geheimhaltung immer von Erfolg gekrönt war, sei dahingestellt.
Nicht vergessen darf man zudem - so glaube ich - Midwinters Aussehen, das dem eines Engländers nicht unbedingt entsprach. Wahrscheinlich kann man es auch eine Form von Rassismus nennen.
Was ich also annehme, ist zweierlei: Der Vater erwartete entweder Rache oder ebenfalls eine Mordtat seines Sohnes, er erwartete aber auch eine Ächtung seines Sohnes, falls dieser auf den anderen A. A. treffen würde und sich zu erkennen geben würde.