'Der rote Schal' - Seiten 181 - 276

  • Das Buch ist so spannend und liest sich so flott, dass ich auch hier schon durch bin.


    Der Abschnitt beginnt mit einem Briefwechsel zwischen zwei bisher unbekannten Damen, von denen sich eine als die Zofe entpuppt. Der Stil der beiden Schreiberinnen gefällt mir, er ist ironisch, ehrlich, unsentimental. Ich denke doch, dass abseits der gepflegten britischen Oberschichtromantik die echten Frauen eher so gedacht haben wie diese beiden hier. Es ist von Tricks und Jugendlichkeit, Tigelchen und Wässerchen, Männern und Intrigen die Rede. Herrlich.


    Allan macht sich auf dem Landgut breit, bringt recht schnell durch ungezwungene Ansichten die umgebende Nobilita in eisige Abneigung und verliebt sich sehr sehr schnell in die junge Offizierstochter.


    Der Stil von Collins gefällt mir richtig gut, er schreibt mit gehörigem Witz, Ironie und Sarkasmus und schafft es, den Charakter mehr oder weniger seltsamer Zeitgenossen mit wenigen spitzen Worten zu treffen. Herrlich. Ich denke, seine einleitenden Worte, die Dinge beim rechten Namen zu nennen, nimmt er sich hier sehr zu Herzen. Ich kann mir gut vorstellen, wie der ein oder andere zeitgenössische Leser das Buch wutentbrannt von sich schleuderte (selbst erkannt?) oder heimlich vor sich hinkicherte, weil er den ein oder anderen noblen Nachbarn recht treffend beschrieben fand :lache


    In Sachen Zofe gibt es ein Fitzelchen Aufklärung, leider nicht vollständig. Sie scheint doch recht spontan in die Themse gesprungen zu sein, die Rettung und der folgende Tod ist dann Zufall? Nun, jetzt ist sie jedenfalls daran, sich zu Allans Ehefrau machen zu wollen. Ich bin gespannt, ob da nicht die Liebe dazwischen kommen wird. Ich erwarte mir einiges von ihr und hoffe, sie ist nicht nur die böse Pappschablone. Die komplizierten Ränkespiele und Vorbereitungen machen mir jedenfalls Hoffnung auf ein spitzfindiges Spiel zwischen ihr und ... vielleicht Oszias?

  • Ich hatte eine Teil meines Beitrags wieder gelöscht, weil ich dachte, ich hätte zu viel aus dem kommenden Teil verraten, stelle nun aber fest, dass ich durchaus noch im richtigen Abschnitt war. Ich lese ein altes Buch und muss die Einteilung noch abgleichen.


    Hier also noch mal:
    Die Eifersüchteleien und Keckigkeiten der jungen Ms. Milroy sind ebenfalls unterhaltsam, Allan ist teilweise völlig verwirrt, weil er mit solcher indirekten Sprunghaftigkeit so gar nicht zurecht kommt. Da merkt man sein junges Alter und die behütete Kindheit und Jugend. Ist sich Ms. Milroy eigentlich klar, dass man mit eifersüchtigen Anfällen den glühenden Verehrer ebenso schnell wieder los wird, wie man ihn gewonnen hat? Sie lernt es vermutlich noch. Taugt sie als Konkurrenz zur Zofe? Wir werden sehen!


    Ich habe mich köstlich über die Uhrenszene amüsiert, ich musste laut lachen. Die Männchen, die Türen, die militärische Pünktlichkeit und Vehemenz :lache Herrlich!

  • Zitat

    Original von Liesbett
    Das Buch ist so spannend und liest sich so flott, dass ich auch hier schon durch bin.


    Der Abschnitt beginnt mit einem Briefwechsel zwischen zwei bisher unbekannten Damen, von denen sich eine als die Zofe entpuppt. Der Stil der beiden Schreiberinnen gefällt mir, er ist ironisch, ehrlich, unsentimental. Ich denke doch, dass abseits der gepflegten britischen Oberschichtromantik die echten Frauen eher so gedacht haben wie diese beiden hier. Es ist von Tricks und Jugendlichkeit, Tigelchen und Wässerchen, Männern und Intrigen die Rede. Herrlich.


    Die Briefe waren schon recht frech für diese Zeit und diese scheinbar recht fein sein wollenden Damen. Ich habe ihn auch sehr genossen. Und Collins schafft für uns Leser automatisch und mit leichter Hand Verbindungen, die wir im Folgenden noch brauchen werden.


    Zitat

    Allan macht sich auf dem Landgut breit, bringt recht schnell durch ungezwungene Ansichten die umgebende Nobilita in eisige Abneigung und verliebt sich sehr sehr schnell in die junge Offizierstochter.


    Ein Bisschen naiv wirkt Alan ja schon. Er geht mit der Leichtigkeit eines Ahnungslosen und dem Staunen eines Kindes durch seinen neuen Großgrundbesitz.
    Mit dem Verlieben waren die Herrschaften früherer Zeiten ja schnell. Schnell entflammt, aber dafür dann ewig geworben...

  • Dem Städtchen bzw. der Gegend, zu dem Allans Erbe gehört, scheint es ein wenig an Humor zu fehlen, man möchte doch den neuen Gutsherrn so integrieren, wie man sich das so vorgestellt hat. Und der will nicht, was darauf schließen lässt, dass das gut nachbarschaftliche Verhältnis von Anfang an leicht angegriffen ist. Keine gute Voraussetzung, wenn Allan dort bleiben will. Der arme Midwinter soll Verwalter werden.
    Zwei Dinge, die letzten Endes typisch erscheinen: Die Borniertheit und von der eigenen Wichtigkeit eingenommene Landbevölkerung und die Verfügung eines – höhergestellten – Mannes über einen anderen, als „Freund“ des Gutsherrn soll er sich aber immerhin nützlich machen, wenn er schon Obdach und Kost und Freundschaft bekommt. Nicht, dass ich glauben würde, dass Allan sich allzu viel Geanken über seine Motivation macht, es wird damals so üblich gewesen sein. Und Midwinter? Seiner ist er sich wohl ziemlich sicher. Frei nach dem Motto: „Ich bin sein Freund, also ist er auch meiner“. Über Allan bin ich mir noch nicht wirklich schlüssig, aber er scheint ein Exemplar seiner Zeit und seiner gesellschaftlichen Schicht zu sein. Trotz allem.


    Wir lernen eine gewisse Mrs. Oldershaw und eine gewisse Miß Gwilt kennen. Letztere hatte schon ihren Auftritt, sie ist also wirklich die Zofe. Die Missus scheint … ja, was eigentlich scheint sie zu sein? Ein weibliches Faktotum? Eine Art … Verzeihung … „Puffmutter“? Lautere Absichten haben jedenfalls beide nicht, wofür nicht nur das Ausspionieren des Gutes spricht (Seite 190). Ihre Planungen sind schon verflixt durchdacht, die Ausführungen derselben zeigen Können und eine gewisse … Energie. Geht es wirklich nur um das Geld? Das Testament (Seiten 185, 186) heißt es im Auge zu behalten.


    Die Art und Weise, wie Mrs. Oldershaw von der jungen Miß Milroy spricht (Seite 190) und deren Auftreten später lassen mich vermuten, dass aus ihr und Allan ein Paar werden wird. Die beiden jungen Leute passen aber auch gut zueinander. Allan erinnert mich an einen gewissen naiven Herrn aus „Stolz und Vorurteil“ (es scheint ein „gängiges“ Modell gewesen zu sein), ist aber anscheinend noch gutmütiger … oder naiver, je nachdem, wie man das ausdrücken möchte. Dass Midwinter eine Frau fürs Leben findet, die mit seinen Eigentümlichkeiten fertig wird, halte ich fast für ausgeschlossen, denn die Moral von der Geschichte wird Collins nicht außer Acht lassen (trotz des Vorworts) und: Es bleibt, wie es ist, Midwinter ist der Sohn eines Mörders und das christliche Gedankengut hat im England des 19. Jahrhunderts wohl einen deutlich anderen Stellenwert als heute. Midwinter stößt auf ein weiteres Detail aus Allans Traum (Seite 213). Er gefällt mir nach wie vor besser als Allan, hat doch wesentlich mehr charakterliches Potential und wahrscheinlich auch mehr menschliche Tiefe. Allerdings lässt mich Allans erquickendes Statement (Stichwort: zweibeinige Rindviecher – Seite 223) doch für ihn hoffen … und mich an das Vorwort denken. Die sanfte und freundlich verpackte Schelte am Landadel bzw. den honorigen Bürgern dürfte damals dem einen oder anderen Leser vielleicht nicht ganz gefallen haben.


    Allan jedenfalls führt sich gut ein als neuer Gutsbesitzer – die Bediensteten werden auf seiner Seite stehen, die Köchin zumal und das, so haben wir aus zahlreichen anderen Büchern gelernt, war damals nicht ganz unwichtig. Die Nachbarschaft vergrault er endgültig, aber ihm genügen ja seine – wenigen – Freunde. Wenn das mal gut geht!


    Neue Figuren außer den beiden Damen, bei denen ich leise Zweifel anmeldete, werden eingeführt, eine hört auf den schönen Namen Bashwood. Der ist so dumm nicht, wie er tut bzw. gesehen wird, irgendetwas sagt mir, er wird auch noch eine gewichtige Rolle zu spielen haben (und eigentlich wäre es doch das I-Tüpfelchen, wenn der die Erwartung nicht erfüllende Sohn Bashwoods (Seite 269) und der von Mrs. Oldershaw beauftragte Schnüffler ein und dieselbe Person wären, warum sonst wird erwähnt, der Sohn sei Privatdetektiv – aber das wäre vielleicht doch etwas zu viel verlangt, obwohl hier alles irgendwie an anderem hängt). Der junge Anwalt Pedgift scheint das Herz auf dem rechten Fleck zu haben. Mehr kann man nicht verlangen – denn Freunde braucht der arme Allan, das wird deutlich. Und der noch ärmere Midwinter? Meine Frage in Bezug auf ihn wird immer lauter "was bleibt für ihn"?

  • Ich mache mir weniger Sorgen um Midwinter. Der ist Kummer gewohnt, weiß sich zu helfen und hat auch eine gesunde Portion Misstrauen. Er wird vielleicht nicht gerade glücklich werden, aber sein Leben geregelt kriegen.
    Ganz so sehe ich das für Allan nicht. Seine unbekümmerte, vorschnelle Art kostet ihn Ansehen und Respekt seiner Umgebung und das war zur damaligen Zeit viel wichtiger als heutzutage. Klar ist er der "Gutsherr" und damit in einer recht guten Position. Im Gegensatz zu seiner eigenen Einschätzung hat er jedoch keine Spur Menschenkenntnis, bekommt wesentliche Dinge gar nicht erst mit und ist auf sich alleine gestellt ein leichtes Opfer für Ganoven aller Art.


    Die beiden Londoner Damen planen nichts Gutes - da bin ich mir ziemlich sicher.

  • Zitat

    Original von Liesbett
    Der Stil von Collins gefällt mir richtig gut, er schreibt mit gehörigem Witz, Ironie und Sarkasmus und schafft es, den Charakter mehr oder weniger seltsamer Zeitgenossen mit wenigen spitzen Worten zu treffen. Herrlich. Ich denke, seine einleitenden Worte, die Dinge beim rechten Namen zu nennen, nimmt er sich hier sehr zu Herzen. Ich kann mir gut vorstellen, wie der ein oder andere zeitgenössische Leser das Buch wutentbrannt von sich schleuderte (selbst erkannt?) oder heimlich vor sich hinkicherte, weil er den ein oder anderen noblen Nachbarn recht treffend beschrieben fand :lache


    Ich empfand diesen Abschnitt auch sehr amüsant, vor allem weil er in starken Kontrast zu dem etwas mysteriösen und beklemmenden ersten Abschnitt steht. Die Personen sind herrlich überzogen und ich kann mir gut vorstellen, daß der Autor diesen Teil mit einem Augenzwinkern geschrieben hat. Bisher gefällt mir das Buch auch richtig gut !


    Zitat

    Original von Liesbett
    Die Eifersüchteleien und Keckigkeiten der jungen Ms. Milroy sind ebenfalls unterhaltsam, Allan ist teilweise völlig verwirrt, weil er mit solcher indirekten Sprunghaftigkeit so gar nicht zurecht kommt. Da merkt man sein junges Alter und die behütete Kindheit und Jugend. Ist sich Ms. Milroy eigentlich klar, dass man mit eifersüchtigen Anfällen den glühenden Verehrer ebenso schnell wieder los wird, wie man ihn gewonnen hat? Sie lernt es vermutlich noch. Taugt sie als Konkurrenz zur Zofe? Wir werden sehen!


    Ich denke, wir dürfen noch auf die ein oder andere Eifersuchtsszene hoffen, wenn die Gouvernante auf der Bildfläche erscheint. :lache Ich bin sehr gespannt, wer am Ende das Rennen um die Gunst von Allan machen wird.

  • Zitat

    Original von Lipperin
    Neue Figuren außer den beiden Damen, bei denen ich leise Zweifel anmeldete, werden eingeführt, eine hört auf den schönen Namen Bashwood. Der ist so dumm nicht, wie er tut bzw. gesehen wird, irgendetwas sagt mir, er wird auch noch eine gewichtige Rolle zu spielen haben (und eigentlich wäre es doch das I-Tüpfelchen, wenn der die Erwartung nicht erfüllende Sohn Bashwoods (Seite 269) und der von Mrs. Oldershaw beauftragte Schnüffler ein und dieselbe Person wären, warum sonst wird erwähnt, der Sohn sei Privatdetektiv – aber das wäre vielleicht doch etwas zu viel verlangt, obwohl hier alles irgendwie an anderem hängt).


    Dieser kleine Hinweis auf den Detektiv ist mir auch nicht entgangen.
    Bashwood ist eine merkwürdige Figur, so zitternd und unsicher schwatzend, dass er mir sicher sehr sehr schnell auf die Nerven gegangen wäre, müsste ich ihn im echten Leben kennen lernen. Bei solchen Leuten mühe ich mich immer etwas um Haltung, einmal aus Ungeduld entgegen guter Erziehung, einmal aus Mitleid. Ein noch krasserer Gegensatz zu Allan als Midwinter.

  • Zitat

    Original von Liesbett


    Dieser kleine Hinweis auf den Detektiv ist mir auch nicht entgangen.
    Bashwood ist eine merkwürdige Figur, so zitternd und unsicher schwatzend, dass er mir sicher sehr sehr schnell auf die Nerven gegangen wäre, müsste ich ihn im echten Leben kennen lernen. Bei solchen Leuten mühe ich mich immer etwas um Haltung, einmal aus Ungeduld entgegen guter Erziehung, einmal aus Mitleid. Ein noch krasserer Gegensatz zu Allan als Midwinter.


    Und trotzdem gewinnt man den Eindruck, dass er sich nur so nervös stellt, so linkisch. :gruebel


  • Ich sehe in Midwinter auch deutlich mehr Entwicklungspotential. Er scheint massive psychische Probleme zu haben, schwankt zwischen Depression und Hysterie- da schlummert noch eine kleine Zeitbombe in ihm. Er kriegt einen Verwalter zur Seite gestellt, der an den wandelnden Tod erinnert- die zwei geben ein Gespann ab!
    Sein mitleidheischender Auftritt kommt mir sehr unecht vor.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Regenfisch, eine gewissen Unbekümmertheit erleichtert das Leben ungemein. Bei Allan ist es aber eher eine absolute Gedankenlosigkeit. Er stürzt erst los und tut irgendwas um dann vielleicht später drüber nachzudenken. Auf Dauer kann das nicht gutgehen.


    Wäre Midwinters Vater nicht ohnehin tot, man sollte ihn erschlagen für das, was er seinem Sohn angetan hat. Hätte der alte Kerl sein Geheimnis mit ins Grab genommen, nichts von allem Unglück wäre seinem Sohn zugestoßen.

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    ...
    Ich sehe in Midwinter auch deutlich mehr Entwicklungspotential. Er scheint massive psychische Probleme zu haben, schwankt zwischen Depression und Hysterie- da schlummert noch eine kleine Zeitbombe in ihm. Er kriegt einen Verwalter zur Seite gestellt, der an den wandelnden Tod erinnert- die zwei geben ein Gespann ab!
    Sein mitleidheischender Auftritt kommt mir sehr unecht vor.


    Ich habe Midwinter ja, trotz seiner linkischen Art im Umgang mit anderen Menschen und allen Problemen, die er hat, ein Bisschen in mein Herz geschlossen. Er bemüht sich so! Um Alan, der so ahnungslos ist, um dessen Freundschaft, die er ihm so bedingungslos geschenkt hat, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben und darum, es allen Recht und alles richtig zu machen. Er ist bereit, sich ganz hinten an zu stellen. So etwas ist selten, Uneigennützigkeit.

  • Zitat

    Original von Clare


    Ich habe Midwinter ja, trotz seiner linkischen Art im Umgang mit anderen Menschen und allen Problemen, die er hat, ein Bisschen in mein Herz geschlossen. Er bemüht sich so! Um Alan, der so ahnungslos ist, um dessen Freundschaft, die er ihm so bedingungslos geschenkt hat, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben und darum, es allen Recht und alles richtig zu machen. Er ist bereit, sich ganz hinten an zu stellen. So etwas ist selten, Uneigennützigkeit.


    Eigentlich verwunderlich dass die beiden sich so gut verstehen. Die unbekümmerte, gutgelaunte sorgenlose Art Allans könnte auch Wut oder Aggression bei Ozias hervorrufen. :gruebel

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Für mich sind Midwinter und Armadale zwei gegensätzliche Pole, die die Geschichte so erst möglich machen. Merkwürig, das beide den selben Namen tragen. Das zeigt mir, dass ein Name (Nomen est Omen) eben nicht alles ist und alles aussagt.


    Das ein oder andere Problem wäre mit ein wenig Kommunikation (hier aber wohl eher etwas weniger Kommunikation) schnell gelöst, aber in den Romanen dieser Zeit gibt es immer ein hin und her, dass es eine wahre Pracht ist. Irgendwie bin ich dem Vater auch gram, dass ihm in seinen alten Jahren noch das Grausen über die verjährte Tat gepackt hat, auf der anderen Seite hört man ja genau das immer wieder: mit dem nahenden Tod holt einen die Vergangenheit doch noch ein. Der ein oder andere muss es jemandem erzählen, vielleicht für Verständnis oder Absolution, der alte Armadale dagegen meint in seinem Wahn, den Sohn warnen zu müssen. Vielleicht fürchtet er wirklich, sein Sohn könnte zu ebensolchen Taten fähig sein und führt sich als warnendes Beispiel an. Oder er fürchtet, der Sohn des Anderen könnte diese Fähigkeit haben, Blutfehde und so. Das ausgerechnet Allan Armadale so ein gutmütiger einfältiger Mensch ist ...


    Ich fürchte, Bashwood ist genauso linkisch und nervös, wie er dargestellt wird. Das man so durchs Leben kommen kann ist freilich ein Wunder.

  • Midwinter gefällt mir in diesem Abschnitt besser als Allan. Er macht sich so seine Sorgen und versucht Allan überall ins rechte Licht zu stellen - auch wenn dies (wie bei der Uhrenschau) mal daneben geht (wobei ich gerne Mäuslein bei dieser Szene gewesen wäre...). Allan ist mir zu spontan - und Miss Milroy kann ich noch nicht einschätzen. Mal sehen, ob sie der gerissenen Zofe Paroli bieten kann... (der Briefwechsel zwischen der Zofe und ihrer Freundin ist sehr gut gemacht - teilweise bitterböse....).


    Ob Frau Milroy überhaupt eine Rolle in diesem Buch übernimmt? Oder ist sie die ganze Zeit nur bettlägerig - bzw. gibt es sie überhaupt? :gruebel


    Bashwood scheint ein sehr schweres Leben hinter sich zu haben - er tut mir richtig leid mit seiner linkischen Art - wobei er hiermit Midwinter auf seine Seite zieht... :wave

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Eigentlich verwunderlich dass die beiden sich so gut verstehen. Die unbekümmerte, gutgelaunte sorgenlose Art Allans könnte auch Wut oder Aggression bei Ozias hervorrufen. :gruebel


    Ich denke, Midwinter fühlt sich auf Grund der Tat seines Vaters, mitschuldig und für Allan verantwortlich und verzeiht ihm deswegen seine unbekümmerte, gutgelaunte sorgenlose Art, bei jedem anderen würde ihn das bestimmt auf die Palme bringen und auch bei Allan muss er sich ja ab und zu echt beherrschen.

  • Zitat

    Original von Zwergin


    Ich denke, Midwinter fühlt sich auf Grund der Tat seines Vaters, mitschuldig und für Allan verantwortlich und verzeiht ihm deswegen seine unbekümmerte, gutgelaunte sorgenlose Art, bei jedem anderen würde ihn das bestimmt auf die Palme bringen und auch bei Allan muss er sich ja ab und zu echt beherrschen.


    Sehe ich ganz genauso. :write

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Ich denke, Midwinter fühlt sich auf Grund der Tat seines Vaters, mitschuldig und für Allan verantwortlich und verzeiht ihm deswegen seine unbekümmerte, gutgelaunte sorgenlose Art, bei jedem anderen würde ihn das bestimmt auf die Palme bringen und auch bei Allan muss er sich ja ab und zu echt beherrschen.


    Dass es so ist, ist auf jeden Fall deutlich geworden. Aber warum? Warum fühlt man sich für die Taten des Vaters schuldig? Da ist schon eher verständlich, dass Ozias versucht, an Alan etwas gut zu machen, ohne dass der weiß warum, so als eine Art Wiedergutmachung. Aber die Schuld ist doch nicht die seine. Er hat Alan nichts angetan.

  • Wenn es jemand aus meiner Familie war, der der Familie eines anderen Schaden zugefügt hat, würde ich auch bei dem Bewusstsein meiner persönlichen Unschuld jemandem aus der anderen Familie wohl nicht unvoreingenommen gegenübertreten können.
    Ganz abgesehen davon, dass ich mich vermutlich ängstlich beobachten würde, ob auch in mir die Neigung erwachen könnte, in die Fussstapfen des Übeltäters zu treten. Zumindest in der damaligen Zeit. Heute gibt es ja vielmehr Möglichkeiten der Konfliktverarbeitung, also Psychologen etc.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)