'Der rote Schal' - Seiten 277 - 344

  • Vielen Dank noch einmal, Lipperin, für deine ausführliche Antwort, die ich sehr schätze. :knuddel1
    Deine Sichtweise und deine Belesenheit ist bereichernd für mich, denn ich habe keine Erfahrung mit dieser Art von Lektüre.
    Jetzt bin ich einfach gespannt, ob du mit deiner Einschäzung recht behälst.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich hinke dieses Mal leider ganz schön hinterher und kann zu diesem Abschnitt nicht mehr viel Neues beitragen.


    Die Landpartie fand ich auch sehr witzig und war sehr überrascht davon, hatte ich nicht erwartet.


    Danke Regenfisch für die wunderbaren Fotos!

  • Gestern habe ich den Abschnitt endlich beendet.


    Das Picknick war mir zu langatmig - interessant allerdings die Stelle, in der Allan seinen Traum "erblickt". Mit Miss Guilt wird sicher noch einiges interessantes passieren, sie scheint ja nicht auf den Kopf gefallen zu sein (und ihre mütterliche Freundin erst recht nicht... allein die Idee, das Dienstmädchen zu benutzen, um Allans Lehrer zu täuschen...


    Eure Kommentare lese ich morgen- heute bin ich einfach zu müde. :wave

  • Zitat

    Original von bibliocat
    ...


    Mit Miss Guilt wird sicher noch einiges interessantes passieren,
    ...
    :wave


    Ich habe tatsächlich zunächst auch immer "Guilt" gelesen. :lache Das Unterbewusstsein lässt grüßen.
    Erhol dich gut, bibliocat. :knuddel1

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Ich habe tatsächlich zunächst auch immer "Guilt" gelesen. :lache Das Unterbewusstsein lässt grüßen.
    Erhol dich gut, bibliocat. :knuddel1


    War vielleicht doch zuviel :gruebel ;-)da wird ein w schon mal zum u !
    Aber da ich auf englisch lese ist dies sicher zu verzeihen.... :lache


    Wobei ich gestehen muß, daß ich zur Zeit Leseflaute habe - ich versuche am Wochenende wieder einzusteigen!


    Vielen Dank Regenfisch für die Bilder! :wave

  • Ganz allgemein kann ich zum Buch sagen, daß es sehr gut lesbar ist. Der manchmal offene, manchmal versteckte Humor sowie die immer wieder aufscheinende Ironie gefallen mir außerordentlich gut. Im Gegensatz zu Dickens „Oliver Twist“ passen für mich Form und Inhalt hier zusammen. Was nicht heißt, daß ich mich momentan leicht mit dem Buch tue; ich habe immer noch nicht die rechte Ahnung, worum (um was für eine Art Geschichte) es eigentlich geht, worauf der Autor hinaus will und wie das enden soll. Auch empfinde ich das Buch immer wieder als „düster“, der Autor gibt genügend unheilschwangere Bemerkungen von sich.


    Gleich im ersten Absatz mußte ich grinsen:
    Nach ihrer Lahmheit und Trübseligkeit zu schließen, hätte es ebensogut eine Hochzeit sein können. :grin
    Was sagt uns das jetzt über Hochzeiten allgemein und im besonderen zur Zeit Collins’? :chen ;-)


    S. 238 dann im Brief von Miss Gwilt: (...) Dazu kommt eine vielköpfige Dienerschaft, die ihrem stupid-sonnigen (und anspruchlosen) jungen Herrn natürlich wunderbar findet und ihm offenbar treu ergeben ist.
    Hierbei fällt mir noch eine absonderliche Type namens Bashwood ein - [...)

    :grin
    Ich habe die ganze Woche über keinen Satz in dem Buch (oder einem anderen Roman) gelesen und war beim Weiterlesen doch erstaunt, wie viele Details mir anscheinend entfallen sind. Die ganze Zeit frage ich mich, Bashwood früher im Buch schon einmal vorgekommen ist?


    Der Abschnitt endet mit: Naturen wie die seine werden vom Kleinbürgerstandpunkt aus nie anders beurteilt werden, solange die Welt besteht.
    Keine gute Aussicht.


    Einen großen Teil des Abschnitts nehmen die Land- und Wasserpartie sowie das Spinnen der Intrige von Miss Gwilt und ihrer Komplizin, von der nicht ganz klar, wer oder was sie ist, ein. Da wird ein feines und enges Netz gesponnen und ich bin gespannt, wer sich letztlich darin verfängt - und wem es letztlich zu Schaden gereichen wird.



    Zitat

    Original von Lipperin
    Als Ideal eines „modernen, jungen Mannes“ wird er hingestellt, weil er sich zu amüsieren versteht, ohne seine Geschäftsinteressen aus den Augen zu verlieren. Mir scheint, diese Einstellung hat sich gehalten.


    Das habe ich auch unwillkürlich gedacht. Auch einige weitere Dinge scheinen sich nicht groß verändert zu haben.



    Zitat

    Original von Lipperin
    Eine weitere sanfte Ohrfeige von Collins gibt es auch (Seite 340).


    Was meinst Du? Meine Ausgabe hat so ganz andere Seitenzahlen, so geht in meinem Buch dieser Abschnitt von Seite 205 - 252.



    Das „vorgezogene Fazit“ von Lipperin hier im Abschnitt hat mich dann veranlaßt, einen dritten Leseversuch zu starten, der mich bisher immerhin schon in den nächsten Abschnitt gebracht hat. Ohne das hätte ich immer noch überhaupt keine Ahnung, worauf das Buch eigentlich hinauslaufen soll, was das „Grundthema“ ist. Ich muß immer wieder auf diesem Begriff herumhacken, weil ich beim Lesen dieses Buches festgestellt habe, daß es für mich anscheinend ein gewisses Problem ist, so gar keine Vorstellung davon zu haben, worauf (handlungs- wie themenmäßig) ein Buch hinauslaufen wird. Ich komme mir vor, als ob ich in schwarzer Nacht langsam einen Weg gehe, und nur der direkte Schritt vor mir beim Lesen erhellt wird, ohne daß ich eine Ahnung habe, was der übernächste Schritt bringen wird oder wie lange der Weg noch dauern wird.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Das „vorgezogene Fazit“ von Lipperin hier im Abschnitt hat mich dann veranlaßt, einen dritten Leseversuch zu starten, der mich bisher immerhin schon in den nächsten Abschnitt gebracht hat. Ohne das hätte ich immer noch überhaupt keine Ahnung, worauf das Buch eigentlich hinauslaufen soll, was das „Grundthema“ ist. Ich muß immer wieder auf diesem Begriff herumhacken, weil ich beim Lesen dieses Buches festgestellt habe, daß es für mich anscheinend ein gewisses Problem ist, so gar keine Vorstellung davon zu haben, worauf (handlungs- wie themenmäßig) ein Buch hinauslaufen wird. Ich komme mir vor, als ob ich in schwarzer Nacht langsam einen Weg gehe, und nur der direkte Schritt vor mir beim Lesen erhellt wird, ohne daß ich eine Ahnung habe, was der übernächste Schritt bringen wird oder wie lange der Weg noch dauern wird.


    So ähnlich geht es mir mit dem Buch auch. Mittlerweile bin ich im vorletzten Abschnitt angekommen und ohne das "vorgezogene Fazit" hätte ich wohl immer noch keinen Schimmer vom "Grundthema"
    Vllt. habe ich einfach, obwohl mir das Buch wirklich gut gefällt, zu unkonzentriert gelesen, wegen zeit- und Schlafmangel kam ich nie dazu wirklich mal längere Zeit am Stück zu lesen.

  • Mich stört das überhaupt nicht, wenn ich bei einem Buch nicht weiß, was genau das Thema ist und wo man damit landet.
    Beim roten Schal war es für mich auch eher die Frage, welches Genre wird es überhaupt. Eine Art Krimi? Ein Liebesroman? Eine Gesellschaftsstudie?
    Vielleicht kommt das auch daher, dass ich Bücher mag, die man nicht eindeutig zuordnen kann.
    Ich lese auch nicht gerne die Klappen- oder Rückseitentexte, weil ich finde, ich werde dadurch schon in eine bestimmte Erwartungshaltung gedrängt.

  • Ich halte es ähnlich wie Rumpelstilzchen und halte micht nicht lange mit Fragen beim Lesen auf. Die Neugier treibt mich voran, ich erhoffe mir am Ende immer ein großes Aha-Erlebnis. Vorerst nehme ich oft alles als gegeben hin und freue mich über jeden Kreis, der sich schließlich schließt. Ich mag es durchaus, ein wenig zu rätseln und gefordert zu werden. Ich hasse es dagegen, wenn mir alles erklärt und zu Tode vorgedacht wird oder das Ende in nicht nachvollziehbaren Banalitäten endet. Natürlich ist mir bewusst, dass ich dabei eine Menge Details übersehe und vieles vermutlich nicht genügend gewürdigt wird. Für meinen Geschmack richtig gute Bücher lese ich deshalb zweimal oder noch öfter. Ich reflektiere oft erst nach dem Abschließen des Buches darüber. Wie im echten Leben übrigens auch, da ich mich leider nicht auf meine Intuition und den ersten Eindruck von Dingen verlassen kann. Das habe ich mühsam gelernt.


    Nun, mein Freund dagegen macht es anders. Er denkt sich schon während des Lesens tief in die Buchwelt hinein und überlegt und philosophiert und durchdenkt. Er braucht länger, aber er liest intensiver. Schlussendlich kann er sich dann auch noch viel besser an alles erinnern als ich. Auch nicht schlecht!

  • Ich möchte eigentlich vor dem Lesen bereits möglichst viel vom Buchinhalt wissen- bis hin zum Ausgang. Am liebsten habe ich eine Art "Handlungsskelett" im Kopf, das ich beim Lesen dann mit "Fleisch" fülle. Das macht es für mich zunehmend in Leserunden schwieriger, weil ich da zumindest versuche, linear zu lesen. Allerdings - je spannender und/oder düsterer (für mich) ein Buch wird, um so eher lese ich die letzte Seite zuerst.


    Insofern habe ich mit diesem Buch, das sich so gar nicht einordnen läßt, meine "Leseprobleme" und muß mich immer, wenn ich ein Stück weiterlesen will, quasi dazu zwingen. Wenn ich erst mal begonnen habe, geht es dann.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Liesbett
    Oh, wenn ich es vor Spannung nicht mehr auszuhalten drohe, lese ich auch gerne schon mal das Ende. Spannend bleibt, wie es zum jeweiligen Ende gekommen ist oder kommen konnte.


    :write
    Und ich verstehe nicht, dass manche Menschen das so abartig finden.
    Wenn es danach geht, dürfte man kein Buch 2x lesen, keinen Film 2x sehen.
    Schließlich "kennt" man das Ende ja bereits.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Dieses Lesefieber, das mich in manchen Büchern überfällt.....nichts anderes mehr tun können. Bei jeder Tätigkeit das Buch vor der Nase haben.....eine tolle Sache!
    Völlig klar, dass ich dabei manches überlese. Das macht aber nichts - schließlich kann ich ja nachlesen, wenn ich etwas ganz genau wissen will.


    Dafür lese ich aber nie die letzten Seiten vorher. Früher habe ich das manchmal gemacht. War dann aber oft enttäuscht, weil ich die Entwicklung dann nicht mehr richtig verfolgt habe.

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Was meinst Du? Meine Ausgabe hat so ganz andere Seitenzahlen, so geht in meinem Buch dieser Abschnitt von Seite 205 - 252.


    Ups, da hab ich zudem eine Zahl falsch angegeben, gemeint habe ich natürlich Seite 342. Es geht um Midwinter, der sich wieder auf Wanderschaft begibt und für einen Hund ein Steak gekauft hat und es diesem verfüttert. Der Metzger bezeichnet das Stück Fleisch als "Gottesgabe", "ein Sonntagsessen für einen Christenmenschen", außerdem solle "dieser Mr. Midwinter ... mal ordentlich hungern müssen". Wir als Leser wissen natürlich Bescheid über Midwinter, aber Collins schreibt noch: "Soweit das Urteil der Kleinbürger über den im Regen verschwundenen Midwinter. Naturen wie die seine werden vom Kleinbürgerstandpunkt aus nie anders beurteilt, solange die Welt besteht". Mir stehen dann natürlich sofort die "Moralprediger" und "Scheinheiligen" aus dem Vorwort vor Augen, deshalb mein Einwurf der sanften Ohrfeige. Sie werden sie trotzdem gemerkt haben ... hoffe ich.


    Kann es sein, dass wir unterschiedliche Übersetzungen lesen? Meine ist von Eva Schönfeld.

  • Zitat

    Original von Lipperin


    Ups, da hab ich zudem eine Zahl falsch angegeben, gemeint habe ich natürlich Seite 342. Es geht um Midwinter, der sich wieder auf Wanderschaft begibt und für einen Hund ein Steak gekauft hat und es diesem verfüttert. Der Metzger bezeichnet das Stück Fleisch als "Gottesgabe", "ein Sonntagsessen für einen Christenmenschen", außerdem solle "dieser Mr. Midwinter ... mal ordentlich hungern müssen". Wir als Leser wissen natürlich Bescheid über Midwinter, aber Collins schreibt noch: "Soweit das Urteil der Kleinbürger über den im Regen verschwundenen Midwinter. Naturen wie die seine werden vom Kleinbürgerstandpunkt aus nie anders beurteilt, solange die Welt besteht". Mir stehen dann natürlich sofort die "Moralprediger" und "Scheinheiligen" aus dem Vorwort vor Augen, deshalb mein Einwurf der sanften Ohrfeige. Sie werden sie trotzdem gemerkt haben ... hoffe ich.


    Kann es sein, dass wir unterschiedliche Übersetzungen lesen? Meine ist von Eva Schönfeld.


    Ich lese die gleiche Übersetzung wie du. An der von dir genannten Stelle hatte ich auch einen Klebezettel im Buch.
    Ich denke auch, dass sich Collins diese leichte Zurechtweisung nicht sparen konnte. Midwinter ist wirklich anders, offensichtlich anders, und er versucht es auch gar nicht zu verstecken. Vielleicht weil er es selber gar nicht als "anders" empfindet. Andererseits wird er oft genug in seiner schweren Jugend deutlich als Außenseiter behandelt worden sein und nicht unerheblich darunter gelitten haben. Hat ihn das stark gemacht, so dass er der Missbilligung der Masse standhalten kann? Ich möchte gerne, dass es so ist, dass er über den Vorurteilen der Anderen stehen kann.