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'Der rote Schal' - Seiten 277 - 344
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Es ist eine Freude, dieses Buch zu lesen. Trotz der gelegentlich etwas altmodischen Sprache (kein Wunder!) kann ich mich in der Geschichte vergraben und fühle mich manchmal fast wie ein heimlicher Beobachter, so lebendig und anschaulich schildert Collins sowohl die Umgebung als auch die Personen.
Allan ist wirklich zu bedauern. Obwohl er so heiter und freundlich wirkt, fehlt ihm eigentlich alles, um im Leben zu bestehen. Nie macht er sich Gedanken um die Folgen seiner Handlungen, er glaubt alles, was ihm ein freundlicher (oder eben nicht) Mitmensch erzählt.
Für mich ist die Einschätzung von Miss Gwilt in ihren Briefen völlig zutreffend. Sie wird auf ihn lauern, wie die Spinne auf ihr Opfer, wenn sich nicht noch etwas völlig unerwartetes ereignet.
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Die Charakterisierung Pedgifts (Seite 278) finde ich … bemerkenswert: Als Ideal eines „modernen, jungen Mannes“ wird er hingestellt, weil er sich zu amüsieren versteht, ohne seine Geschäftsinteressen aus den Augen zu verlieren. Mir scheint, diese Einstellung hat sich gehalten.
Die ganze Landpartie wirkt auf mich etwas seltsam, es gibt einige spaßige Szenen, aber sie zünden bei mir nicht so recht. Vielleicht, weil man immer auf etwas wartet? Ein weiteres Detail aus dem Traum beispielsweise oder irgendetwas Unangenehmeres als das Leiden des jungen Geistlichen? Der arme Allan jedenfalls (ich sagte ja schon im ersten Teil: „tumber Tor“) bekommt – nach meiner bescheidenen Meinung – einen kleinen Einblick nicht nur in weibliche Verhaltensweisen (Seite 293), sondern auch, wenn er nicht achtgibt, in das, was ihm in der späteren Ehe hin und wieder blühen wird. Denn dass er und Miss Milroy heiraten werden, wird sich nicht verhindern lassen – wenn es auch Abweichungen oder Umwege auf dem Weg dorthin geben wird. Über Miss Milroy und ihre „Motivation“ mache ich mir einige Gedanken. Natürlich ist sie in Allan verliebt und sicherlich wird es helfen, dass er nicht unvermögend ist. Aber wie groß daran ist der Anteil der Notwendigkeit einer wenigstens guten Partie? Sie ist vielleicht noch jung genug, das hin und wieder aus dem Blick zu verlieren, aber dennoch …
Das weitere von mir erwartete Detail aus dem Traum lässt natürlich nicht auf sich warten. Obwohl ich zugeben muss, dass mich das Abendrot wesentlich mehr beeindruckt hat als die Frau am Ufer. Aber wenn die Nerven angespannt sind und man sich eine Verantwortung auferlegt hat bzw. auferlegt bekommen hat wie Midwinter, dann ist das schon … ungewöhnlich. Manchmal habe ich den Eindruck, er habe so etwas wie ein zweites Gesicht. Außergewöhnlich feinfühlig ist er auf jeden Fall.
Zum ersten Mal bin ich aber wirklich verblüfft: Die geheimnisvolle Miss Gwilt resp. ehemalige Zofe habe ich mir nicht wirklich als vollendete Schönheit vorgestellt. Wegen ihres Schleiers dachte ich eigentlich an Entstellungen, seien sie natürlich, seien sie herbeigeführt, von wem auch immer. Irgendein Detail in Mrs. Oldershaws Briefen hatte mich darin vermutlich bestärkt – und nun also ein Verhängnis der anderen Art. Woher hat sie eigentlich ihr vollendetes Benehmen? Es wurde doch etwas von Waise und traurige Kindheit etc. erzählt? Jedenfalls: Einschließen muss sie sich auch noch (Seite 307), shocking, aber sie wird wohl wissen, warum, was sie zu verbergen hat. Fatal, glaube ich, wird sich ihre Wirkung auf Midwinter auswirken, für ihn, für die Geschichte. Miss Gwilts Brief an Mrs. Oldershaw, hier besonders Seite 318, lässt mich aber etwas anderes befürchten. Wenn sie bei Allan Erfolg haben würde und er sie heiratet (glaube ich zwar immer noch nicht, aber wer weiß, welche Umwege Collins wählt), würde ich nicht nur um sein Geld, sondern auch um sein Leben fürchten.
Eine Lehre für sich jedenfalls: Wer gut beobachten kann (wie Miss Gwilt und Mrs. Oldershaw), der hat Erfolg, auch (und erst recht???) auf krummen Wegen. Der einzige Lichtblick dabei: Miss Gwilt hat Midwinter zwar als eventuelles Hindernis erkannt, aber auch, dass sie ihn nicht hasst (Seite 321). Ich glaube, da ist noch etwas mehr als nicht nur kein Hass, was sich entwickelt. Sie verrät sich mehr als ihr wahrscheinlich bewusst ist.
Allan und Bashwood sind jedenfalls von der guten Lydia geblendet. (Wobei ich bei Bashwood tatsächlich kurz den Eindruck hatte, er hätte sie wiedererkannt. Aber woher?) Das deutet allein auf viele Verwicklungen hin, abgesehen davon bleibt der Traum und die Pläne von Miss Gwilt und Mrs. Oldershaw. Das sind verflixt viele Fäden.
Eine weitere sanfte Ohrfeige von Collins gibt es auch (Seite 340). Das Vorwort war wohl wirklich nötig.
Und eine Frage bleibt: Wie geht das eigentlich, dass man quasi auf Befehl Tränen in die Augen steigen lassen kann (Seite 335)?
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Zitat
Original von Rumpelstilzchen
Für mich ist die Einschätzung von Miss Gwilt in ihren Briefen völlig zutreffend. Sie wird auf ihn lauern, wie die Spinne auf ihr Opfer, wenn sich nicht noch etwas völlig unerwartetes ereignet.
Miss Gwilt macht einmal eine sehr treffende Bemerkung bezüglich Allans Charakter: "Jedes halbwegs passabliche weibliche Wesen, dem etwas daran liegt, könnte ihn mühelos einwickeln." Wie recht sie damit hat ! Aber ich habe das Gefühl, daß Allan bewußt so oberflächlich dargestellt wird, um den Kontrast zu Ozias hervozuheben.ZitatOriginal von Lipperin
Die ganze Landpartie wirkt auf mich etwas seltsam, es gibt einige spaßige Szenen, aber sie zünden bei mir nicht so recht. Vielleicht, weil man immer auf etwas wartet? Ein weiteres Detail aus dem Traum beispielsweise oder irgendetwas Unangenehmeres als das Leiden des jungen Geistlichen?
Interessant, wie unterschiedlich die Geschichte von uns Lesern aufgenommen wird, denn bei mir schlagen diese lustigen Szenen voll ein. Ich finde das Buch mittlerweile sogar so amüsant, daß der mysteriöse erste Teil und die Ernsthaftigkeit daraus bei mir völlig in den Hintergrund gerückt sind. -
Also ich fand die Landpartie ganz amüsant, wenn auch nicht so witzig wie die Uhrenszene früher. Miss Milroy zeigt hier jedenfalls ihre ganze zu erwartende mädchenhaft-blöde Kunst und Allen ist der unerfahrene 19jährige, der er eigentlich ist. Manchmal vergisst man, wie jung der Bursche eigentlich ist und wie wenig er auf weibliche Rafinesse (?) und die Verantwortung als Gutsbesitzer vorbereitet wurde. Am besten hat mir die taube alte Dame gefallen, wieder eine herrlich überzeichnete Figur am Rande. Ob sie wohl noch eine tragende Rolle bekommt?
Eine weitere mystische Szene ereignet sich und langsam registriere sogar ich die schicksalsschwangere Stimmung. Miss Gwilt tritt auf und entpuppt sich als vollendete Schönheit mit blauen Augen, die Midwinter sogleich in ihren Bann zieht. Ich hatte es erwartet und war gespannt, was sich noch daraus ergibt. Allan, der Trottel, verliebt sich gleich um, jede halbwegs erfahrene Frau hätte sicher ebenso die Augenbrauen hochgezogen wie die Zofe, jetzt Gouvernante. Da zeigt sich der Unterschied zwischen 35 und 19 doch deutlich. Und Oszias zieht sich zurück, ganz der leidende wahre Liebende, wie er in vielen Romanen vorkommt. Schade, dass er Allan nicht die Wahrheit sagt und dem Vermögen mal wieder der Vortritt gelassen wird, obwohl eine Ehe zwischen dem Gutsherrn und der Gouvernante doch eigentlich weniger gern gesehen wird als eine Beziehung zwischen Gutsverwalter und Erzieherin.
Das Buch ist und bleibt spannend.
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Zitat
Original von Lipperin
Zum ersten Mal bin ich aber wirklich verblüfft: Die geheimnisvolle Miss Gwilt resp. ehemalige Zofe habe ich mir nicht wirklich als vollendete Schönheit vorgestellt. Wegen ihres Schleiers dachte ich eigentlich an Entstellungen, seien sie natürlich, seien sie herbeigeführt, von wem auch immer. Irgendein Detail in Mrs. Oldershaws Briefen hatte mich darin vermutlich bestärkt – und nun also ein Verhängnis der anderen Art. Woher hat sie eigentlich ihr vollendetes Benehmen?Eine Lehre für sich jedenfalls: Wer gut beobachten kann (wie Miss Gwilt und Mrs. Oldershaw), der hat Erfolg, auch (und erst recht???) auf krummen Wegen. Der einzige Lichtblick dabei: Miss Gwilt hat Midwinter zwar als eventuelles Hindernis erkannt, aber auch, dass sie ihn nicht hasst (Seite 321). Ich glaube, da ist noch etwas mehr als nicht nur kein Hass, was sich entwickelt. Sie verrät sich mehr als ihr wahrscheinlich bewusst ist.
An irgendeinem Punkt habe ich mir auch Gedanken über den Schleier gemacht und vermutete vage eine Narbe oder etwas ähnlich Entstellendes. Nun, das war es schon mal nicht. Gut erinnern kann ich mich auch an die erste Schilderung ihres weiblichen eleganten Ganges (durch den Pfarrer?). Wird ihr das eines Tages zum Verhängnis?
Ich mag Miss Gwilt, obwohl der böse und verruchte Charakter im Buch, sehr gerne. Sie hat Witz, Köpfchen und Mut, Beobachtungsgabe und eine wunderbar ironische Art, die Schwächen anderer zu erkennen und geschickt auszunutzen. Vielleicht hat sie auch Herz. Sie will Reichtum durch Schliche, wo andere mit Arbeit (der Anwalt) oder schlichtem Glück (Allan) zum Ziel kommen. Gut fürs Buch.
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Liesbett, sie ist für mich die spannendste Person in diesem Buch. Was hätte bei einer ordentlichen Erziehung und einer liebevollen Familie aus ihr werden können?
Ich hatte eher den Eindruck, sie trägt einen Schleier, weil sie nicht erkannt werden möchte.
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Zitat
Original von Lipperin
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Und eine Frage bleibt: Wie geht das eigentlich, dass man quasi auf Befehl Tränen in die Augen steigen lassen kann (Seite 335)?
Ich unterstelle mal, dass das nur die Gerissensten schaffen, wie unsere Miß Gwilt. Vielleicht übt man so etwas seit frühester Jugend? Oder sie hatte einfach eine aufgeschnittene Zwiebel in ihrem Spitzen besetzten Nastüchlein... -
Zitat
Original von Liesbett
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Ich mag Miss Gwilt, obwohl der böse und verruchte Charakter im Buch, sehr gerne. Sie hat Witz, Köpfchen und Mut, Beobachtungsgabe und eine wunderbar ironische Art, die Schwächen anderer zu erkennen und geschickt auszunutzen. Vielleicht hat sie auch Herz. Sie will Reichtum durch Schliche, wo andere mit Arbeit (der Anwalt) oder schlichtem Glück (Allan) zum Ziel kommen. Gut fürs Buch.Sie ist wirklich eine interessante Figur, die die Geschichte ungemein würzt. Ich bin gespannt auf weitere Verwicklungen.
Wer weiß, was in ihrer Vergangenheit wirklich alles passiert ist? Ich hoffen, dass wir es erfahren. Mrs. Oldershaw deutete in ihren Briefen ja auch nur an. Sie ist ja, nach ihrer unglücklichen Rolle im Heiratsdrama mit dem falschen Bräutigam, ziemlich jung und mit Sicherheit ohne entsprechend gute Referenzen entlassen worden. Wer weiß, wie sie sich weiter durch's Leben geschlagen hat... -
Traurig und bedauerlich fand ich, wie Midwinters Abschied mit Alan lief. Er entzieht sich, flieht regelrecht. Einerseits passt das zu ihm. Andererseits erstaunt es mich, dass er Alan in dieser schwierigen Phase zurück lässt, in der er sich so und in seiner direkten, tapsigen Art Miss Gwilt nähert. Seine eigene, erwachende Liebe zu ihr verleugnet Ozias, und er verlässt den Ort unter dem Kopfschütteln der Einwohner im strömenden Regen...
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Zitat
Original von Rumpelstilzchen
Es ist eine Freude, dieses Buch zu lesen. Trotz der gelegentlich etwas altmodischen Sprache (kein Wunder!) kann ich mich in der Geschichte vergraben und fühle mich manchmal fast wie ein heimlicher Beobachter, so lebendig und anschaulich schildert Collins sowohl die Umgebung als auch die Personen.
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Da kann ich dir nur zustimmen. So viel Lebendigkeit hätte ich nach dem ersten Abschnitt gar nicht erwartet. Eher ein düsteres Buch, jetzt habe ich tatsächlich schon oft gelacht.ZitatOriginal von Lipperin
Die Charakterisierung Pedgifts (Seite 278) finde ich … bemerkenswert: Als Ideal eines „modernen, jungen Mannes“ wird er hingestellt, weil er sich zu amüsieren versteht, ohne seine Geschäftsinteressen aus den Augen zu verlieren. Mir scheint, diese Einstellung hat sich gehalten.
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Heute kämen aber noch Anforderungen hinzu wie: "Hat mit Ende 20 schon jahrelnge Berufserfahrung, hält seiner Frau beruflich den Rücken frei und kümmert sich noch vorbildlich um die Kinder." Da hat es der gute Pedgift doch vergleichsweise leicht.ZitatOriginal von Lipperin
Die ganze Landpartie wirkt auf mich etwas seltsam, es gibt einige spaßige Szenen, aber sie zünden bei mir nicht so recht. Vielleicht, weil man immer auf etwas wartet?
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Das ging mir beim Lesen anders. Ich empfand diese zusammengewürfelte Zwangsgemeinschaft äußerst amüsant.
Wunderbar gezeichnet ist die Witwe Pentecost mit ihrem Sohnemann, dem- Entschuldigung!- kotzenden Kandidaten.
Pedgift hat sich jetzt schon bezahlt gemacht und hält nach Leibeskräften die Gesellschaft bei Laune. Und das alles nur, damit Allan ungestört Süßholzraspeln kann- köstlich!
Das erste Mal konnte ich die unheilschwangere Atmosphäre ganz vergessen bis zu dem Punkt, als Ozias nicht wie verabredet auftaucht.ZitatOriginal von Lipperin
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Denn dass er und Miss Milroy heiraten werden, wird sich nicht verhindern lassen – wenn es auch Abweichungen oder Umwege auf dem Weg dorthin geben wird.
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Warum meinst du das? Hälst du es für ausgeschlossen, dass Miss Gwilt das Rennen macht?ZitatOriginal von Lipperin
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Zum ersten Mal bin ich aber wirklich verblüfft: Die geheimnisvolle Miss Gwilt resp. ehemalige Zofe habe ich mir nicht wirklich als vollendete Schönheit vorgestellt.
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Ich auch nicht. Die Szene, in der Ozias das erste Mal sieht, hat mich umgehauen. Ihre Schönheit war so gut geschrieben, dass es klar ist, warum ihr die Männer zu Füßen liegen. Ozias ist da ganz Mann, das hat der Figur gut getan. -
Zitat
Original von Liesbett
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Und Oszias zieht sich zurück, ganz der leidende wahre Liebende, wie er in vielen Romanen vorkommt. Schade, dass er Allan nicht die Wahrheit sagt und dem Vermögen mal wieder der Vortritt gelassen wird, obwohl eine Ehe zwischen dem Gutsherrn und der Gouvernante doch eigentlich weniger gern gesehen wird als eine Beziehung zwischen Gutsverwalter und Erzieherin.
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Vielleicht nutzt Ozias auch nur diesen Moment der Verletztheit, um sich von Allan lösen zu können? Den Vorsatz hatte er ja schon gefasst, aber den Absprung nicht geschafft.
Ich schätze Allan sogar so ein, dass er sich mit seinem Freund sogar geeinigt hätte, wer welche Frau bekommt.
Stattdessen verlässt er wie ein geprügelter Hund den Ort und die Bewohner machen sich noch über ihn lustig. Da standen mir tatsächlich Tränen in den Augen. -
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Was ich noch vergessen habe:
"Das angebliche Leiden der Mrs. Milroy"- was haltet ihr davon? Echt oder unecht? Steckt sie vielleicht auch irgendwie in dem Mysterium mit drin?
Allan löst also Hass bei Miss Gwilt aus, weil er sie an seine Mutter erinnert.
Niobe war mir kein Begriff. Das musste ich nachschauen.
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Vielen Dank für die Links zu den Bildern! Ich bin immer froh, wenn jemand so etwas raussucht!
ZitatOriginal von Regenfisch
Was ich noch vergessen habe:"Das angebliche Leiden der Mrs. Milroy"- was haltet ihr davon? Echt oder unecht? Steckt sie vielleicht auch irgendwie in dem Mysterium mit drin?
Ich denke, dass sie wirklich krank ist. Ich bin aber auch schon im nächsten Abschnitt.
Aber ich war anfangs fest überzeugt, dass sie nur so tut, sich in ihrem Zimmer verkriecht wie eine Spinne in ihrem Netz, sich bedienen lässt und frei an allen ihre Launen auslassen darf. Ist sie aber wirklich schwer krank, dass kann man auch verstehen, warum sie ist, wie sie ist. Bei einer Krankheit über so viele Jahre verändert sich die Persönlichkeit eines Menschen.ZitatNiobe war mir kein Begriff. Das musste ich nachschauen.
Niobe habe ich anderweitig schon mal nachgeschlagen. In Matrix(Teil2) gab es da eine Niobe, und ich muss gerade bei Namen aus der Mythologie wissen woher sie kommen.
Edit HTML ausgebessert
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Sind die Bilder von dir, Regenfisch?
Sie sind wunderschön!Oszias verlässt Allen und seine Liebe, und ja, die Dorfbevölkerung macht sich auch noch über ihn lustig. Ich fand die doof! Dabei zeigt er noch im Gehen seine Großherzigkeit und Güte. Leider wird er auch hier wieder verkannt. Ich glaube, er fühlt sich Miss Gwilt nicht ebenbürdig und Allan gegenüber verpflichtet. Dieser ist dagegen ganz unbekümmert über seine vielen Schwächen, keiner der Dorfbewohner belächelt ihn für seine vielen Dummheiten. So geht es manchmal mit den guten Leuten.
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Zitat
Original von Regenfisch
Warum meinst du das? Hälst du es für ausgeschlossen, dass Miss Gwilt das Rennen macht?Weil Bücher wie dieses für mich zu ausrechenbar geworden sind.
Aber das allein so stehen zu lassen, würde niemandem gerecht, vor allem nicht dem Autor. Es würde allein meine Enttäuschung widerspiegeln, die ohne jeden Zweifel da ist.
Eine kurze Antwort ist mir nicht so leicht möglich, ich muss dazu etwas ausholen; ich bitte um Entschuldigung, wenn das schon wie ein Fazit klingt, obwohl ich erst den fünften Abschnitt begonnen habe.Für mich ist Wilkie Collins ein – Verzeihung, wenn ich das so ausdrücke – Moralist vor dem Herrn (und ich glaube, in wesentlich größerem Ausmaß als beispielsweise Charles Dickens). Die Vorhersehbarkeit enttäuscht mich, ich habe aber großen Respekt vor Collins Fähigkeiten, die Fäden nicht nur zu spinnen, sondern auch in der Hand zu behalten. Meine uneingeschränkte Bewunderung gilt aber seinem Spiel mit den Anspielungen (und es wäre, so habe ich für mich befunden, zwei zweites Lesen wert, um allein darauf zu achten).
Was ich damit meine, ist: „Der rote Schal“ ist ein Unterhaltungsroman, er beschritt damals neue Wege. Aber dennoch geht es um eines der großen Themen: Schuld und Sühne und zwar in mehr als ernsthafter Weise.
Es gibt in dem Roman zwei Paarkonstellationen: Gut und Böse, Reinheit und Schuld. Es ist für mich kein Zufall, dass die beiden männlichen Protagonisten zu heißen, wie sie es nun einmal tun: Allan und Ozia. A und O. Alpha und Omega. Anfang und Ende.
Allan bezeichnete ich schon einmal als „tumben Toren“, eine Anspielung auf Parsifal (nicht die Wagner-Oper), der reine Narr, der, obwohl er Schuld auf sich läd (und die in Allans Fall bis jetzt ja durchaus nicht groß ist und ich als „lässlich“ bezeichnen würde), dies nicht erkennt, nicht erkennen kann, weil er vom Zustand der Sünde/Schuld nichts weiß.
Collins, so wagte ich oben zu bemerken, ist Moralist: Seine Kritik an kirchlichen (nicht religiösen) Praktiken und Benehmen ist deutlich, wenn auch höflich und zum Teil witzig verpackt. Er will auch, so meine ich, die Denkweise in Bezug auf Erbschuld/Erbsünde kritisieren, was bedeutet, dass er aufzeigen muss, dass es möglich ist, sich davon zu lösen. Daher:
Ozia wird mit den denkbar schlechtesten Möglichkeiten in sein Leben geschickt, der Brief seines Vaters (und wahrscheinlich auch dessen Krankheit) ist eine zu große Hypothek, als dass sie ein einfaches, geregeltes Leben ermöglichen könnte. Er kann aber auch eine Hilfe sein, wenn, was sein Vater sicherlich wünschte, der Sohn ein besserer Mensch wäre als er. So gibt er ihm ein warnendes Beispiel mit auf den Weg, auch wenn die Formulierungen teils mehr als ungeschickt waren. Ozia wird fast, aber nur fast erdrückt von dieser Hypothek, findet jedoch immer wieder einen anderen Weg als den von kirchlichen (und damit auch gesellschaftlichen) Institutionen aufgezeigten. An ihm, davon bin ich überzeugt, wird Collins zeigen wollen, was möglich ist, wenn der freie Wille stark genug ist, um sich von – Entschuldigung – pharisäerhaften Begriffen zu lösen.
Anders sehe ich den Fall der schönen Sünderin mit dem langen Haar, die hier nicht Maria, sondern Lydia heißt. Über ihre Eltern wissen wir nichts, sie hatte mit Sicherheit keine angenehme Kindheit, ob und wie sie missbraucht wurde, muss man im Einzelnen nicht wissen, um zu erkennen, dass sie offensichtlich Schuld auf sich geladen hat. Wie die aussieht, werden wir ohne Zweifel noch erfahren.
Ich bin absolut davon überzeugt, dass dieses Paar (platt gesagt: die negative Seite) tatsächlich ein Paar werden wird, ob nun mit oder ohne Trauschein, ebenso davon, dass derjenige von den beiden, der weitere Schuld auf sich laden wird, nicht das Ende des Romans überleben wird. Er oder sie wird einen ebenso wenig leichten Tod sterben wie Mr. Armadale aus der Vorgeschichte. Und da ich an Collins moralische Ansprüche glaube, bleibt in diesem Fall nur Lydia, auf die dies zutreffen wird.
A und O, Alpha und Omega: Ozia wird eine Art Abschluss bilden, vermutlich seines Zweiges der Familie, er wird ein einsamer Wanderer durch die Welt, die Freundschaft mit Allan wird ihn halten.
Allan hingegen bildet einen neuen Anfang, er wird, da bleibt ihm gar nichts anderes übrig (weil er eben die positive, die reine Seite bildet) Miss Milroy heiraten: zwei reine Toren und eine neue Geschichte beginnt.Und unter diesen Gesichtspunkten gesehen lese ich wohl auch die Landpartie anders als ihr.
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Eine wunderbare Erläuterung, vielen Dank dafür.
Collins ist wohl bei aller Kritik auch ein Kind seiner Zeit und sicher nicht bereit, die Sünde der Unehelichkeit und Unzucht zu propagieren.
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Danke, Lipperin, ich werde deinen Beitrag morgen noch einmal in aller Ruhe lesen. Heute bin ich zu müde.
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Wow, was für eine interessante Analyse.
Ich glaube, dass ich sie noch mal lesen werde, wenn ich den Roman ausgelesen habe.