Der Fall mit den Pralinen - Anthony Berkeley

  • Kurzbeschreibung:
    Sir Eustache bekommt in seinem Club eine Schachtel Pralinen geschenkt und gibt sie an ein anderes Clubmitglied weiter. Der Genuss dieser Pralinen kostet Mrs. Bendix das Leben. Chefinspektor Moresby von Scotland Yard bemüht sich zwar redlich herauszubekommen, wer die Pralinen vergiftet hat, aber er bleibt erfolglos. Deshalb ist er auch damit einverstanden, dass sich ein "Kriminalzirkel" um diesen Fall kümmert. Die sechs erlauchten Mitglieder dieses einmaligen Clubs zerbrechen sich ihre klugen Köpfe, und jeder findet eine andere, überzeugende Lösung. Welche ist die richtige?


    Meine Meinung:
    Grandios! Die Idee von unbeteiligten Personen einen Kriminalfall lösen zu lassen, jeder auf seine Art und Weise und jeder mit einer anderen Lösung, dazu auf so eine amüsante Weise erzählt, einfach toll!


    Leider ist dieses Schmankel nur noch gebraucht zu bekommen, aber falls es jemandem über den Weg läuft, es lohnt sich! :-]

  • Zitat

    Original von milla
    Grandios! Die Idee von unbeteiligten Personen einen Kriminalfall lösen zu lassen, jeder auf seine Art und Weise und jeder mit einer anderen Lösung, dazu auf so eine amüsante Weise erzählt, einfach toll!


    Tja... :gruebel


    Ganz so begeistert wie milla bin ich ehrlich gesagt von dem Buch nicht.


    Die Idee ist wirklich gut: Jede Woche ist ein anderes Mitglied des Clubs dran, um seine Lösung des Falles vorzustellen; jeder/jede deckt neue Fakten auf, wendet aber unterschiedliche Methoden an, bewertet die vorhandenen Fakten auf andere Weise - und kommt zu einem völlig anderen Ergebnis, das aber ebenso bestechend logisch ist wie die Ergebnisse der anderen Mitglieder. Wer also bei Krimis gerne miträt, der ist hier sehr gut bedient, weil sich viele Möglichkeiten ergeben, bekannte Fakten aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten, selbst neue Schlüsse zu ziehen etc.


    Mir selber wurde es allerdings manchmal ein bisschen zu viel, all die Argumentationen noch auseinander zu halten. Dazu waren mir die einzelnen Präsentationen vom Stil her vielleicht auch nicht unterschiedlich genug. Dadurch, dass man die eigentlich in den Fall verwickelten Personen nur durch die Erzählungen der Clubmitglieder erlebt, ist die Distanz zu ihnen auch relativ groß, und ich fand es schwer, mich in sie einzufühlen, auch wenn sie recht ausführlich geschildert wurden. Man muss beispielsweise einfach den Beteuerungen glauben, dass eine der Hauptfiguren ein leichtlebiger, unsympathischer Zeitgenosse ist; selbst erfahren tut man es nicht.


    Humorvoll erzählt ist es, das auf jeden Fall. Mir hat das nur nicht gereicht, um das Buch wirklich lieben zu lernen; dazu erfährt man wiederum zu wenig auch über die eigentlichen Akteure, nämlich die Clubmitglieder - sie haben alle ihre eigenen liebenswürdigen und/oder nervigen Schrullen, aber wirklich lebendig geworden sind sie für mich leider nicht.


    Gestört hat mich dann außerdem der abrupte Schluss.


    Also... ein witziges Experiment, das ich mal gerne und auch zügig gelesen habe (auf Englisch, siehe unten, allerdings in anderer - ebenfalls nur noch gebraucht zu erhaltender - Ausgabe), aber ich werde es wohl bei diesem einen Exemplar der Reihe um Roger Sheringham bewenden lassen.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von MaryRead ()

  • Oh, schade, dass es dir nicht sooo gut gefallen hat, das ist mir jetzt fast ein bisschen peinlich, weil ich es dir ja auch an anderer Stelle so angepriesen habe :-( Aber ok, schlecht fandest du es ja auch nicht ;-) Ich kann mich nicht mehr an alle Details erinnern, weiß aber noch, dass ich das Buch in Häppchen gelesen habe, also zwischen den verschiedenen Versionen zeitbedingt immer etwas Abstand hatte, vielleicht sind mir deswegen die Ähnlichkeiten nicht so aufgefallen. Aber ich wusste gar nicht, dass das Buch Teil einer Reihe ist :gruebel

  • milla , das macht doch nichts! :knuddel1


    In meiner Ausgabe steht, dass es 10 Bände mit Roger Sheringham gibt, wobei dieses wohl der bekannteste ist. Insgesamt hat Berkeley 24 Bücher geschrieben, einige davon unter dem Pseudonym Francis Iles.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von MaryRead
    Mir selber wurde es allerdings manchmal ein bisschen zu viel, all die Argumentationen noch auseinander zu halten. Dazu waren mir die einzelnen Präsentationen vom Stil her vielleicht auch nicht unterschiedlich genug. Dadurch, dass man die eigentlich in den Fall verwickelten Personen nur durch die Erzählungen der Clubmitglieder erlebt, ist die Distanz zu ihnen auch relativ groß, und ich fand es schwer, mich in sie einzufühlen, auch wenn sie recht ausführlich geschildert wurden. Man muss beispielsweise einfach den Beteuerungen glauben, dass eine der Hauptfiguren ein leichtlebiger, unsympathischer Zeitgenosse ist; selbst erfahren tut man es nicht.


    Gerade das hat mir sehr gut gefallen, denn die verwickelten Personen wurden doch von jedem der Amateurdetektive anders dargestellt, was das ganze so undurchschaubar gemacht hat.
    OK der Schluss war etwas abprupt, aber das hat dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan.
    Mich hat es ein wenig an "Das Urteil am Kreuzweg" von Iain Pears erinnert, auch wenn bei dem Buch die Beteiligten ihre Version der Vorgänge schildern.


    @ MaryRead
    :danke nochmal für das Buch :-]

  • Das Buch wurde gerade neu aufgelegt (siehe Link) und da es interessant klang, habe ich mir ein älteres Exemplar bei Tauschticket geholt. Bin gespannt.

  • Letzte Woche gelesen – einfach nur fantastisch.
    Obwohl keine Superermittler, keine Verfolgungsjagden, keine Psychopathen, keine blutrünstigen Gemetzel oder was immer viele der aktuellen heutigen Krimi/Thriller-Autoren meinen einsetzen zu müssen, um Spannung zu erzeugen, Spannung zum Nägelkauen.
    Eigentlich geht es recht gemütlich zu, die Hobby-Detektive sind liebevoll ausgearbeitet, doch kann man kaum aufhören zu lesen.


    Ein wahre Kleinod unter den Krimis und nicht nur der Whodunits


    meint Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Ein wirklich klassischer Whodunit :-)
    Es passiert eigentlich so gut wie nichts in diesem Roman, außer dass sich die sechs Mitglieder des Kriminalzirkels abendlich treffen, um da anzusetzen, wo die Polizei versagt und um ihre Mithilfe gebeten hat, nämich den Mord an einer Dame der Gesellschaft aufzuklären. Jeder gibt seine eigene Theorie zum Besten, jeder von ihnen geht anders an den Fall heran, hat seinen eigenen Blickwinkel, zieht seine eigenen, ihm logisch erscheinenden Schlüsse.
    Zugegebenermaßen gibt es ein paar langatmige Stellen, die verzeiht man aber gerne angesichts der feinen englischen Sprache und des köstlichen Humors, der immer wieder aufblitzt.
    Selbstverständlich kommt man auch um das eigene Miträtseln nicht herum, verwirft Theorie um Theorie und sieht sich am Ende etwas verblüfft der Auflösung gegenüber.
    Hat mir sehr sehr gut gefallen, dieses Buch :-]