Nancy Bilyeau - Die Prophezeiung der Nonne

  • Originaltitel: The Chalice
    Broschiert: 496 Seiten
    Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (erschienen am 1. Dezember 2013)


    zur Autorin: Quelle: dtv
    Nancy Bilyeau studierte an der University of Michigan und hat als Redakteurin für Magazine wie ›Rolling Stone‹, ›Entertainment Weekly‹, ›Good Housekeeping‹ und ›InStyle‹ gearbeitet. Ihre Drehbücher wurden für verschiedene Auszeichnungen nominiert. Sie lebt mit ihrer Familie in New York.
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    zum Inhalt:
    Joanna Stafford trägt seit Jahren ein Geheimnis mit sich herum. Als junges Mädchen hörte sie die Prophezeiung der Nonne Elisabeth Barton. Sie war die erste von drei Sehern, die Joanna eine Aufgabe von großer Wichtigkeit übertragen. Wenn Joanna alle drei Vorsehungen empfangen hat, kann nichts mehr den Lauf der Dinge aufhalten. Diese Aufgabe bildet den Rahmen für diesen Roman.


    meine Meinung:
    Nancy Bilyeau führt ihre Leser erneut mit ihren Büchern in die Regierungszeit Heinrich VIII. 1538 wütete der König vor allem gegen die Kirche. Die Klöster wurden in England gerade aufgelöst und deren Schätze der Staatskasse zugeführt. Vom Papst exkommuniziert verlangte er von seinem Volk, den anglikanischen Glauben anzunehmen. Für die im katholischen Glauben erzogene Joanna sind die Zeiten gefährlich. Durch ihre adelige Herkunft muss sie sich immer wieder vor Intrigen schützen und sucht Zuflucht bei Verwandten. Aber auch dort wird sie von den Gesandten des Königs aufgespürt und bald sieht sie sich im Verhör dem einflussreichen John Dudley gegenüber.


    Die amerikanische Autorin platziert ihre fiktiven Figuren mitten in die Zeiten der Reformation. Zum Ende seiner Regierungszeit ging der Tudor-König gnadenlos gegen die Verfechter des alten Glaubens vor. Joanna bekommt die schon aus dem ersten Band „Die letzte Nonne“ bekannten Bruder Edmund und Constable Geoffrey Scovill an die Seite gestellt, mit deren Hilfe sie aus einigen brenzligen Situationen entkommen kann. Die exakt recherchierten Begebenheiten bieten in diesem spannungsvollen Abenteuer eine bunte Kulisse. Die vergangenen Zeiten werden dem Leser näher gebracht und beschönigen vor allem nichts. Von Festen am Hof hält die ehemalige Novizin nicht viel, sodass die Zeiten des Umbruchs aus einer asketischen Sicht betrachtet werden können. Hilfreich ist zudem noch, dass Joanna als Ich-Erzählerin auftritt. Es ist gleichzeitig beruhigend, da ein Rückblick ja nur erzählt werden kann, wenn der Protagonist noch am Leben ist.


    Auch die Romantik kommt in diesem Buch nicht zu kurz. Die beiden Herren bemühen sich beide um Joanna, die sich bald ihrer Gefühle nicht mehr sicher ist. Leider rückt dieser Strang wegen den Prophezeiungen ungerechtfertigt in den Hintergrund. Die Autorin hat so aber eine Chance, ein weiteres Abenteuer um Joanna zu kreieren, denn sie sollte schon entweder in Frankreich oder in England ihr Glück finden. Für mich ist der zweite Band um die Nonne weitaus spannender als der erste. Im Vorgänger werden allerdings die Verhältnisse der Figuren untereinander angelegt, sodass er nicht übersprungen werden sollte. Da Heinrich VIII. beim Ende des Buchs noch sieben Jahre regiert und Joanna ihren festen Platz auch noch finden muss, tippe ich mal mutig auf eine Fortsetzung.


    Vielen Dank, dass ich das Buch als Wanderbuch lesen durfte. :wave

  • Vom ersten Teil war ich sehr begeistert, da hat irgendwie alles gestimmt. Tolle Figuren, tolle Zeit, gute Geschichte.


    Hier hat mich gestört, dass eine Prophezeiung im Mittelpunkt steht, die zeitlich schon vor dem ersten Roman ausgesprochen wurde, aber dort nicht einmal erwähnt wurde. Das kam mir alles so konstruiert vor, dass ich wenig Lesespaß hatte, zumal mich die Handlung und die Personen hier nicht mehr so fesseln konnten. Die Geschichte hatte Längen und teilweise kam es mir unlogisch vor.


    Das war leider nichts für mich.


    6 Punkte

  • Der Rezension von Büchersally kann ich im Wesentlichen zustimmen.


    Gut hat mir, wie bereits im ersten Buch "Die letzte Nonne" (die deutschen Titel sind allerdings nicht wirklich gut gewählt), dass die Regierungszeit Henry VIII. einmal unter einem anderen Blickwinkel gezeigt wird. Die Pilgerfahrt der Gnade, die Auflösung der Klöster, was für Auswirkungen das auf Menschen hatte, das ist gewöhnlich kein Thema, auf das in historischen Romanen näher eingegangen wird, wenn es um die Zeit von Henry VIII. geht.


    Hinzu kommt noch, dass es in historischen Romanen eher unüblich ist, dass Figuren aus dem Klerikerstand positiv besetzt sind und vorallem ernst genommen werden.


    Dass sich Joanna in dieser Geschichte sehr in Richtung Abenteuerheldin entwickelt (sie ist nicht nur in so etwas wie eine Agentengeschichte verwickelt und bekommt dazu eine Art Ausbildung), hat mich nicht gestört, allerdings ist es für Romane des 21. Jahrhunderts eher selten, dass bei Protagonistinnen eine solche Entwicklung überhaupt gezeigt wird.


    Bei der Liebesgeschichte fällt auf, dass die Rollen etwas anders verteilt sind, als üblich.


    Interessant finde ich auch die Darstellung einiger historischer Figuren.


    Mir hat die Fortsetzung sehr gut gefallen, sollte ein weiteres Buch mit Joanna Stafford als Protagonistin erscheinen, werde ich ihm sicher eine Chance geben.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

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