'Mord in Babelsberg' - Seiten 001 - 080

  • Noch niemand hier? Bisher sind mir die Fäden noch sehr weit auseinander, diverse Andeutungen, die kein Bild ergeben, aber das soll am Anfang eines Krimis ja so sein. Es ist der Autorin bewährt gelungen mich als Leser in die Atmosphäre der Zeit eintauchen zu lassen. Die prosperierende Großstadt mit ihrem Nachtleben, das Privatleben von Leo, dessen Zukunftsperspektiven Richtung Beförderung zu zeigen scheinen und der in seiner Familie Glück empfinden und Ruhe tanken kann.

  • Wie Leo und seine Kollegen selbst sagen: "Wir wissen noch zu wenig" Ich habe auch noch gar keine Vermutung, wer es gewesen sein könnte und warum.
    Die hohe Politik könnte eine Rolle spielen ... :gruebel
    Ich denke auf jeden Fall, dass leo noch Ärger bekommt, weil er verschweigt, dass er die Tote kennt, nur hoffendlich keinen privaten Ärger mit Carla, unbegründete Eifersucht oder so, dafür gönne ich ihm sein privates Glück zu sehr.

  • Mir geht es auch so, daß ich das Eintauchen in die Atmosphäre sehr genieße. In dieser Zeit sind meine eigenen Großeltern Kinder gewesen, und ab und zu spüre ich da so eine Vertrautheit, oft bei Kleinigkeiten wie diesen Kinderspielen, Kreidehopse auf Straßenpflaster oder sowas. Ich mag das sehr.


    Für Leo sieht es ja wirklich gerade klasse aus, er wird wohl befördert werden, er darf Walther und Sonnenschein behalten, er ist jetzt Ehemann und glücklich, auch seine Schwester hat inzwischen Einkommen und eigene Wohnung - das ist genau so eine Situation, von der man als Leser hofft, daß alles so glücklich bleibt, obwohl man doch weiß, wie schnell so ein Glück bedroht ist. Man muß nur an die Kindermorde in Breslau denken, und mir ist Leo schon deshalb sympathisch, weil ihm sowas durchaus an die Nieren geht.


    Ich wollte gerade schreiben, daß mir auffällt, daß ich den privaten Teil ebenso neugierig verfolge wie den dienstlichen, aber diese beiden Teile vermischen sich doch sehr. Gerade bin ich im privaten Teil und lese, daß Clara keine Kinder bekommen kann, da wird die Leiche von Marlene Dornow entdeckt, und es stellt sich heraus, daß Leo sie kannte, was er allen verschweigt, nicht nur den Kollegen, sondern auch seiner Frau. Das wird ganz sicher noch überall Ärger machen, nun bin ich gespannt, was da genau kommen wird.


    Ja, noch lernen wir erstmal alle kennen, ich rate auch noch hilflos herum, vor allem ist mir noch vollkommen schleierhaft, welche Rolle dieser Dr. Hartung mit seiner Patientin Johanna Gerber spielen wird.


    Tja, und dann fällt Jakob Sonnenschein dieses Foto in die Hand oder vor die Füße, und schon bringt Leos Schweigen einen Kollegen in einen Konflikt.


    Der Abgeordnete Hellwig, Vertrauter von Stresemann, könnte in den Fall verwickelt sein, das ist natürlich pikant.


    Sowas wie die Erwähnung der Einrichtung der zentralen Mordinspektion durch Gennat mit der Suche nach Ähnlichkeiten von Fällen für die Suche nach Mehrfachtätern hat was. Damals begann, was heute Standard ist, diese Ermittlungen in Richtung Serientäter usw. Man vergißt schnell, daß das alles ja noch nicht immer so war. (Ich hab mal in einem anderen Buch gelesen, wie über die Anerkennung von Fingerabdrücken als Beweismittel vor Gericht gestritten wurde, das hatte bei mir den gleichen Effekt.)

  • Ich bin jetzt doch froh, dass ich am Wochenende noch die Tote von Charlottenburg gelesen habe. So kann ich quasi nahtlos eintauchen und fühle mich sofort wieder "mittendrin".


    Leo und Clara haben geheiratet und sind glücklich, die Währungsreform ist durch und die Zeiten scheinen (kurzfristig, wie man weiß) etwas stabiler.


    Zitat

    Original von beowulf
    Bisher sind mir die Fäden noch sehr weit auseinander, diverse Andeutungen, die kein Bild ergeben, aber das soll am Anfang eines Krimis ja so sein.


    Ja. Das denke ich auch. Susanne Goga wird das Puzzle perfekt für uns zusammensetzen ;-).


    Aufgefallen ist mir hier im ersten Abschnitt die zunehmende Modernisierung der Polizei bzw. deren Ermittlungsmethoden. Spurensicherung, Rechtsmedizin, Dokumentation und Abgleichung ähnlicher Fälle nehmen größeren Raum ein und verändern die Polizeiarbeit. Interessant, die Anfänge mitzuverfolgen.


    Wenn ich mich richtig erinnere, spielte Marlen im ersten Fall (Leo Berlin) noch eine Rolle, oder? Das wird eine Herausforderung für Leo werden. Ob es publik werden wird, dass er sie kennt und er eigentlich wegen Befangenheit nicht selbst ermitteln dürfte? Könnte Ärger geben. Andererseits hält Sonnenschein sicher dicht.


    In diesem ersten Abschnitt ist der aufkommende Judenhass noch nicht zu spüren. Um Sonnenschein mache ich mir schon seit dem letzten Teil Sorgen. Mit dem Thema Judenverfolgung habe ich eh nicht so gern zu tun, das macht mich jedes Mal aufs Neue fertig.

  • Danke für dein Vertrauen. :-)


    1926 war ein entscheidendes Jahr für die Berliner Kripo, in dem es viele Innovationen gab. Überhaupt war die Behörde so führend, dass sogar Kriminalbeamte aus den USA kamen, um sich die Methoden anzuschauen. Gennat war federführend bei dieser Entwicklung, und sein Dezernat hatte eine Aufklärungsrate von weit über 90%.


  • Ich kenne ja noch kein Buch mit Leo, dh das ist alles Neuland für mich und auch die Zeit. Ich glaub ich habe noch nie ein Buch in den 1920ern gelesen.


    Ich muss sagen, dass die Sprache mich oft ein wenig hängen lässt, da manche Wörter für mich entweder neu oder realtiv unbekannt - und demnach nie verwendet - sind.
    Das wirft mich beim Lesen immer wieder ein wenig raus.
    Und auch dass von Leo immer der Vorname und von Sonnenschein meist der Nachname verwendet werden, er dann ihn aber mit dem Vornamen anspricht.
    Das irritiert mich total! :rolleyes


    Ansonsten finde ich alles bisher sehr spannend. Eine Tote, die Leo kannte und das mit der roten Scherbe ist schon geheimnisvoll. Was ist aus rotem Glas, hm... :gruebel
    Wenn sie den Schmuck von dem Politiker hatte, war sie dann seine Geliebte?
    Und was hat das alles mit dem Filmgeschäft zu tun?


    Marlen kommt im ersten Buch vor?


    Ja, ich frage mich auch, ob nicht bald herauskommt, dass er sie kannte... Weil auch Walther vermutet ja, dass was nicht stimmt.


    Oh ja, ich denke auch, dass Susanne das noch schön zusammensetzen wird! :knuddel1

  • Leider etwas verspätet stoße ich zu euch- um so mehr habe ich das Sprach- und Zeitbad genossen, in das ich heute morgen eingetaucht bin.


    Zitat

    Original von Bücherfrau
    Danke für dein Vertrauen. :-)


    1926 war ein entscheidendes Jahr für die Berliner Kripo, in dem es viele Innovationen gab. Überhaupt war die Behörde so führend, dass sogar Kriminalbeamte aus den USA kamen, um sich die Methoden anzuschauen. Gennat war federführend bei dieser Entwicklung, und sein Dezernat hatte eine Aufklärungsrate von weit über 90%.


    Danke für den Hinweis! Die kriminalhistorische Einbettung ist sehr gelungen. Ich habe diesen Artikel dazu gefunden.


    Zitat

    Original von Nightflower


    Ansonsten finde ich alles bisher sehr spannend. Eine Tote, die Leo kannte und das mit der roten Scherbe ist schon geheimnisvoll. Was ist aus rotem Glas, hm... :gruebel
    ...


    Vielleicht eine Glasschale? :gruebel Meine Großeltern hatten so Dessertschalen, ähnlich wie ein sie in Eisdielen verwendet werden, aus rotem Glas. Die wurden selten benutzt, weil sie so kostbar waren.


    Zitat

    Original von Nightflower
    Wenn sie den Schmuck von dem Politiker hatte, war sie dann seine Geliebte?
    ...


    Ich denke, dass bei sie nicht nur einem Mann "Zerstreuung" geboten hat. :grin

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Vielleicht eine Glasschale? :gruebel Meine Großeltern hatten so Dessertschalen, ähnlich wie ein sie in Eisdielen verwendet werden, aus rotem Glas. Die wurden selten benutzt, weil sie so kostbar waren.


    König hat doch seinen Film diesem Johann Knuckel von Löwenstein (was für ein Name :lache) gewidmet, der unter anderem Glasmacher war und sogar in Murano Glasherstellung studierte. Es gibt auch ein typisches Murano-Rot. Vielleicht hat also die Glasscherbe irgendwas mit diesem Glas und vielleicht auch mit dem Film zu tun :gruebel


    Ich bin gerade mitten im Umzug und sitze zwischen einer Unmenge Kartons, daher hinke ich der Leserunde etwas hinterher.
    Ich habe mich gleich wieder wohlgefühlt mit Leo und Clara, und freue mich, dass es für ihn so gut läuft. Die gefühlvolle Szene zwischen ihm und Clara im ersten Kapitel hat mir sehr gut gefallen.
    Zu verschweigen, dass er die Tote gekannt hat, war sicher ein Fehler. Ich hoffe nicht, dass es die Harmonie zwischen Leo und Clara stören wird oder sich negativ auf seine anstehende Beförderung auswirkt. Aber ich befürchte es ;-(
    Walther ahnt ja auch, das etwas nicht stimmt und wird sicher nicht lockerlassen, bis er es herausfindet.

  • Zuerst hatte ich ja so meine Bedenken, wie das wohl ist, wenn dieser Krimi in den zwanziger Jahren spielt. Aber ich muss sagen es fällt mir eigentlich gar nicht mehr auf. Die Schreibweise ist so toll, dass man sich so richtig reinfühlen kann.


    Die Beschreibung gleich im ersten Kapitel, wie man das Auto für die Kriminaltechnik umbauen kann, hat mich fasziniert. Ich konnte mir das richtig vorstellen.


    Als dann die Leiche gefunden wird und Leo seine ehemalige Geliebte erkennt, dachte ich, normalerweise hätte er doch jetzt den Fall abgeben müssen. Warum macht er das nicht? Und warum redet er nicht mit seiner Frau? Bin gespannt ob und wie sich diese Rätsel noch lösen.


    Viele Grüße



    :wave

  • Der Einstieg hat mir gut gefallen.


    Auf Seite 10 wird Mies van der Rohe erwähnt - und die geplante Weißenhofsiedlung in Stuttgart. Damit hat er ja wirklich Geschichte geschrieben.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fenhofsiedlung


    Edit: Was mir noch aufgefallen ist: Die Bezeichnung "Tschako" ( z. B. Seite 33 ) habe ich vorher noch nie gehört oder gelesen.


  • Ich habe mir gestern gedacht, dass ich es nicht in Ordnung von Leo finde, dass er Sonnenschein, nachdem dieser das Bild von Leo entdeckte, die Entscheidung überlässt, ob er etwas sagt oder nicht. Hier müsste er selbst handeln.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz


    Ich habe mir gestern gedacht, dass ich es nicht in Ordnung von Leo finde, dass er Sonnenschein, nachdem dieser das Bild von Leo entdeckte, die Entscheidung überlässt, ob er etwas sagt oder nicht. Hier müsste er selbst handeln.


    Warum meinst du, er müsste selbst handeln?
    Rein objektiv betrachtet sollte er das wohl, das weiß er ja selbst. Aber er hat für sich entschieden, dass er selbst den Mörder finden will und erklärt das so auch seinem Kollegen.
    Ich finde es gut, dass er die Entscheidung Sonnenschein überlasst. Er bitte nicht um Stillschweigen und übt keinen Druck aus.
    Für mich ist Leo sowieso ein ausgesprochen guter Chef, natürlich nicht unfehlbar. Wie er seine Leute motoviert und für gute Arbeit ein Lob ausspricht, gefällt mir.

  • Ich seh das ein wenig anders, Lumos.
    Auch ich finde, dass Leo ein guter Chef ist und er ist mir meistens auch sehr sympathisch.


    Aber eine solche, in meinen Augen schon schwerwiegende Entscheidung, auf die Schultern eines Untergebenen "abzuwälzen" ( so kommt es halt bei mir an ) finde ich nicht in Ordnung.
    Und eine Art psychischer Druck wird da schon ausgeübt. Ich denke, er kann sich ziemlich sicher sein, dass Sonnenschein hier nicht reagieren wird.
    Und das weiss er auch.
    Für mich ist das ein wenig "die Situation ausnützen". Und passt eigentlich nicht zu Leo.


    So ist zumindest mein Eindruck. :-)

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Aber eine solche, in meinen Augen schon schwerwiegende Entscheidung, auf die Schultern eines Untergebenen "abzuwälzen" ( so kommt es halt bei mir an ) finde ich nicht in Ordnung.


    Als "abwälzen" kommt es bei mir nicht an. Ich denke, die Verantwortung liegt auf jeden Fall bei ihm, egal wie es läuft.


    Zitat

    Original von Rosenstolz
    Und eine Art psychischer Druck wird da schon ausgeübt. Ich denke, er kann sich ziemlich sicher sein, dass Sonnenschein hier nicht reagieren wird.
    Und das weiss er auch.
    Für mich ist das ein wenig "die Situation ausnützen". Und passt eigentlich nicht zu Leo.


    Damit hast du sicher recht.
    Für mich wiegt es einfach nicht so schwer wie für dich ;-).


    Jeder setzt da andere Schwerpunkte und ich bin froh, dass man hier darüber diskutieren kann :knuddel1.


    Vielleicht bringen wir mal ein bisschen frischen Wind in diese etwas leblose Leserunde.
    Schade, übrigens, dass hier so wenig los ist. Für meinen Geschmack hat diese Geschichte das nicht verdient :-(.

  • Zitat

    Original von Lumos



    Jeder setzt da andere Schwerpunkte und ich bin froh, dass man hier darüber diskutieren kann :knuddel1.


    So ist es. :wave :knuddel1


    Vielleicht bin ich da ein wenig sensibel, weil ich etwas ähnliches mit einer Vorgesetzten ( allerdings schon in einem kleineren Ausmaß ) auch einmal erlebt habe.
    Das war ein ziemlich unangenehmes Gefühl und keine gute oder leichte Situation für mich.

  • Ich komme ja schon und belebe. :-) (Hatte einfach nur wenig Internetzeit.)


    Die Frage um Leos Befangenheit trieb mich ebenfalls um. Er will trotzdem diesen Fall lösen - vielleicht ist das ja gerade eine Bewährungsprobe in Sachen Professionalität? Sonnenschein weiß nun Bescheid. Ich hatte auch das Gefühl, viel Spielraum bleibt ihm nicht. Handelt er ganz vorschriftsmäßig, fühlt es sich wie Verrat an seinem Chef an, oder? Ich bin sicher, daß Sonnenschein nichts sagen wird. Was ja auch heißen kann, daß er seinem Chef zutraut, den Fall trotz dieser persönlichen Verwicklung wie jeden anderen Fall zu behandeln.


    Ja, es ist nicht ganz richtig, was da läuft, aber wie hätte mir eigentlich ein ununterbrochen total korrekter Leo Wechsler als Romanfigur gefallen? Eher nich so dolle, denk ich.