Joe Lansdale - Machos & Macheten

  • Der Autor: Joe Lansdale ist der Autor zahlreicher Romane und unzähliger Kurzgeschichten, von denen einige mit namhaften Preisen ausgezeichnet wurden. Auch wenn über die Jahre einige große Verlage den ein oder anderen Roman Lansdales im Programm hatten ist es jedoch der Arbeit des ausgesprochen umtriebigen Verlages „Golkonda“ aus Berlin zu verdanken, das der Name Joe Lansdale auch bei uns langsam immer bekannter wird.



    Das Buch: Hap und Leonard arbeiten als Wachleute in einer Geflügelverarbeitungsfabrik.


    Eines Nachts rettet Hap ein junges Mädchen vor einem durchgeknallten Killer – ein wenig eher am Tatort wäre hier allerdings noch besser gewesen – was der Vater des Mädchens, der Besitzer des Geflügelbetriebs, reich belohnt.


    Die beiden Freunde buchen also eine Kreuzfahrt......


    ..und langjährige Lansdale-Leser wissen, was jetzt passiert....


    Nein! Die beiden versenken nicht das Schiff! (...immer diese Amateure....)


    Aufgrund ihrer charmanten Art machen sie sich das Schiffspersonal schnell zu lebenslangen Freunden, einer beschließt sogar ihren Mexiko-Aufenthalt zu verlängern – es ist doch immer schön neue Freunde zu finden!


    Ahhh... Mexiko!
    Sandstrände, so weit das Auge reicht, welche zu langen Spaziergängen einladen, wo man recht schnell von machetenbewehrten Gaunern überfallen wird. Und das ist erst der Anfang eines weiteren harrsträubenden Abenteuers der beiden Troubleshooter aus Texas

    Meine Rezension: Eine exotisch Kulisse, eine Femme Fatale und jede Menge Gangster – die Pulpliteratur ist voll von all diesen Zutaten. Wenn man jedoch dazu noch den Namen „Joe Lansdale“ in die Waagschale wirft schlägt so manches Leserherz gleich ein paar Takte schneller.
    Und auch dieses Mal werden seine Fans nicht enttäuscht!


    Vom rasanten Einstieg bis zum packenden Finale tritt auch hier wieder keine Sekunde Langeweile auf, Lansdale jagt den Leser durch dieses Buch als hätte er selber eine Machete in der Hand.
    Nach den für ihn recht traumatischen Gewaltexzessen in „Rumble Tumble“ wollte Hap eigentlich nur seine Ruhe haben, muss aber feststellen das zwischen „Ausspannen“ und „Sich langweilen“ nur eine schmale Grenze verläuft, und schon recht bald hat er so wie so keine Wahl mehr. Ein alter Mann, ein Meister mit der Machete, und eine wunderschöne junge Frau mit einem unschönen Problem sind erst der Anfang eines neuen haarsträubenden Abenteuers, in welches schnell auch noch ein mexikanischer Mafioso und seine Handlanger verwickelt werden.
    Doch gerade letztere müssen feststellen, das man sich nicht so ohne weiteres mit Jungs aus Texas anlegt...


    Die Zutaten für einen „Hap & Leonard-Thriller“ mögen immer die selben sein, das Endergebnis ist es auf jeden Fall wieder Wert seine Zeit damit zu verbringen.


    Wieder stecken unsere Freunde bis zum Hals in der Ganovenscheiße, und wieder einmal bewältigen sie das ganze mit viel Chuzpe, einer großen Klappe, und jeder Menge Waffen.
    Die wichtigste Zutat ist allerdings auch hier wieder Joe Lansdales rotzig-lässige Art seine Geschichte zu erzählen!
    Sein einzigartiger Tonfall sowie seine kompromisslose Storyentwicklung heben auch diesen schnellen „Kick-Ass“-Thriller aus der Masse an Actiongeschichten heraus. Immer wieder erlaubt er sich – durch Hap – auch leise Töne. Seine Protagonisten, zwei Seiten der selben Münze, sind nicht einfach zwei Möchtegernrambos und Schießmichtots ohne Sinn und Verstand und Lansdale versteht es sehr gut, dieser eigenwilligen Freundschaft durchaus so etwas wie Tiefgang zu verleihen. Es sind die Schilderungen der ganz normalen Alltagssorgen und – probleme, die auch in die abgefahrensten Abenteuer immer wieder etwas Gelassenheit hereinbringen und die beiden Texaner nicht zu makellosen unschlagbaren – aber dafür langweiligen – Superhelden verkommen lassen. Es zeigt sich auch hier wieder das die beiden durchaus verwundbar sind, und ohne die tatkräftige Mithilfe einiger treuer Freunde wären sie auch bald aufgeschmissen. Lansdale schafft es tatsächlich immer, nie die Bodenhaftung zu verlieren und so komplett ins comicstriphafte abzugleiten, so schräg seine Geschichten und seine Figuren auch sein mögen, so wirken sie doch immer auch „echt“.
    Wenn man sie sticht, dann bluten sie, wenn man sie Kitzelt, dann lachen sie, wenn man sie bedroht – sollen sie sich dann nicht wehren?

  • Hallo Bodo, vielen Dank für die unterhaltsame Rezi. Ich habe bisher drei Bücher von Landsdale gelesen, die mir sehr gut gefallen haben. Die Hap und Leonard-Geschichten würden mich auch interessieren, aber die ersten Teile sind gar nicht mehr erhältlich, wenn ich das richtig gesehen habe.? Fehlt einem viel, wenn man später einsteigt oder wäre das nicht so schlimm?

  • „Wilder Winter“, der erste Roman der Serie wird Ende des Jahres – ich glaube im Oktober – bei „Golkonda“ in Neuauflage erscheinen, ansonsten ist zur Zteit leider nur noch „Schlechtes Chilli“ bei Dumont lieferbar, der vierte Roman der Serie. Allerdings kann man problemlos irgendwo einsteigen, die Querverweise auf vorhergehende Bücher werden, sollte es relevant sein, kurz erläutert. Des weiteren kann man denke ich alle Romane auch gebraucht zu nicht all zu hohen Preisen erwerben.


    Die Reihenfolge ist:


    Wilder Winter (Shayol – demnächst Golkonda)
    Texas Blues
    Mambo mit zwei Bären (beide Rowohlt)
    Schlechtes Chilli (Dumont)
    Rumble Tumble (Shayol)
    Machos & Macheten (Golkonda)


    Die noch fehlenden amerikanischen Bände sollen nach und nach bei Golkonda erscheinen.


  • Oh, das freut mich ja sehr. Ich werde bis zum Herbst warten und mit Band 1 anfangen. Ein paar andere Landsdale-Bücher stehen schon lesebereit bei mir im Regal, sodass ich die Zeit gut überbrücken kann. :-)

  • Es wird ein gutes jahr für Lansdale-Leser: Ende August kommt "Das Dickicht/The Thicket" bei Klett-Cotta, im Oktober "Wilder Winter" bei Golkonda und im März 2015 bringt Heyne eine Neuauflage des Ex-Rowohlt-Titels "Cold in july" heraus, welches gerade verfilmt wurde. Ich wette mein blauweiskariertes Hemd, das er nächstes Jahr den Sprung auf die Siegel-Bestsellerliste schafft!

  • Machos und Macheten - Joe R. Lansdale


    Originaltitel: Captains Outrageous
    Deutsch von Heide Franck


    Mein Eindruck:
    Dieser Teil der Hap Collins & Leonard Pine-Reihe gehört für mich zu den besten, da die Mischung aus Action und Reflektionen stimmig ist. Lansdales Prosa ist packend und alles andere als oberflächlich, obwohl manche Passagen auch grotesk wirken.


    Eine große Rolle für diese beide Romantiker (versteckt unter rauer Schale) spielen ihre jeweiligen Beziehungen. Während Leonard mit John eine feste Beziehung mit Zukunft hat, stagniert Haps Beziehung zu Brett, die schon in früheren Romanen der Reihe mitspielte. So kommt es zunächst zu einer Auszeit. Hap und Leonard machen eine Kreuzfahrt nach Mexiko, nur um auch da in Schwierigkeiten zu geraten. Neben korrupten Typen treffen sie aber auch gute Leute, wie den Machetenschwingenden Ferdinand und dessen hübschen Tochter Beatrice.


    Lansdale vermag es heftige und äußerst gewalttätige Action-Szenen zu beschreiben, wie sonst kaum ein anderer.
    Die frühe Passage in diesem Roman, in dem Hap mit einem drogensüchtigen Gewaltverbrecher kämpft, gehört zum Besten, was ich da je gelesen habe.


    Dann sind die Dialoge natürlich auch etwas besonders, voller Selbstironie und Wortwitz, aber auch Melancholie.

    Ein wirklich gutes Buch!


    Eine tiefe, dankbare Verneigung vor der Arbeit des Golkonda-Verlags, der Übersetzung und des genialen Covers.

  • So, "Machos und Macheten" ist jetzt auch bei mir eingezogen. :-]


    Ich habe noch etwas entdeckt: Im August 2015 kommt bei Heyne "Drive-In" raus. Eine Trilogie, von der ich noch gar nichts gehört habe. Kennst Du die Bodo?
    Ich verlinke das Buch hier mal.

  • Der erste Teil ist vor Jahren im Pulp Master Verlag erschienen - ebenso "Akt der Liebe", jetzt bei Heyne - den zweiten habe ich vor langer Zeit im Original gelesen. (Ich glaube Band I habe ich auch irgendwo rezensiert - ein tolles Buch!)


    Teil III kenne ich noch nicht, obwohl ich den Dreifachband im Original hier stehen habe.


    Ein Grund zur Freude ist es allemal! !


    Der Link zu Band I:


    Joe Lansdale - Drive-in

  • "Machos und Macheten" ist ein sehr amüsantes Portrait über zwei Männer die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind aber sich bei genauerem hinsehen so perfekt ergänzen wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Im Mittelpunkt des Romans stehen zwei Anti-Helden die sich nicht im geringsten um gesellschaftliche Konventionen kümmern sondern ihr Leben so Leben wie es gerade auf der Fussmatte vor der heimischen Haustür steht, klingelt und um Einlass bittet. Sie haben weder Ziele noch Pläne sondern besitzen ein unerschütterliches Selbstverständnis und vertrauen darauf, dass auch morgen die Sonne aufgeht und es mit dem Leben schon auf irgend eine Art und Weise weitergeht.


    Schon in der Anfangsszene ist vieles enthalten was das Leben der exzentrischen Hauptfiguren Hap und Leonard so speziell macht. Als Wachmänner auf einer Geflügelfarm helfen sie, oder vielmehr ist es Hap, spät Nachts einem jungen Mädchen das von einem gewalttätigen Peiniger der auf Drogen und Aufputschmittel ist und schlimm verprügelt wird. Ihr Vater, der Besitzer der Geflügelfarm, zeigt sich dankbar und bietet Hap Hunderttausend Dollar Belohnung und einen einen Monat Ferien an ... Hap lehnt das Geld erst ab, für eine selbstverständliche Tat will er nichts annehmen aber er entschliesst sich auf zureden die Dankbarkeit des reichen Unternehmers anzunehmen. Was bietet sich mehr an als das Leben auf einer Kreuzfahrt nach Mexiko zu geniessen? Wie es nicht anderes zu erwarten war buchen sie die Reise auf einem ausgedienten Seelenverkäufer der nur bedingt seetüchtig ist und stranden im vermeintlichen mexikanischen Paradies ... und sogleich verstricken sich die beiden gutmütigen Haudegen im nächsten harschen Abenteuer.


    Der Golkonda Verlag legt die Serie um die beiden rustikalen Tausendsassas Hap Collins, seines Zeichens weiss, hetero, Kriegsdienstverweigerer und Leonard Pine, schwarz, schwul, Vietnamvertan nach und nach neu auf. "Wilder Winter" ist der erste Band und dieser hier, obwohl er früher erschienen ist, ist der sechste Teil. Lesen kann man die Bücher wild durcheinander aber ich empfehle mindestens mit "Wilder Winter" zu beginnen. In diesem Buch werden kleine Anspielungen auf Vorfälle gemacht die in einem noch nicht auf deutsch veröffentlichten Roman geschehen sind. Dies ist etwas schade aber nicht weiter tragisch. Ich möchte noch auf die qualitativ hochwertige Aufmachung und die schöne Gestaltung aufmerksam machen und nach der Lektüre kann ich auch den Sinn des Umschlagbildes verstehen. :grin


    Es ist ganz sicher nicht die literarische Qualität die dieses Buch lesenswert machen sondern die Figuren die mit Witz und Sarkasmus die Geschichte vorwärts tragen. Aus der chaotischen Handlung stechen die Protagonisten heraus, unterhalten und amüsieren die Leserschaft und ich glaube, die meisten Leser/-innen sind froh das man selbst nicht so ein turbulentes Leben führt wie Hap und Leonard und man nach dem letzten gelesenen Wort das Buch zuklappen und sich im wohligen Lesesessel die schrägen Geschichten nochmals kurz gedanklich Revue passieren lassen kann. Ich freu mich, dass schon bald einen weiterer Band von Hap und Leonard im Golkonda Verlag auf Deutsch veröffentlicht wird. :-] Von den pointiert erzählten Abenteuern der beiden texanischen Originale kann ich nämlich nie genug bekommen. Wie sagt Hap so schön ganz zum Schluss: "Manchmal machen wir aus Versehen was richtig, stimmts?" Jop ... stimmt genau! :lache Wertung: 8 Eulenpunkte