28 Tage lang - David Safier

  • Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
    Verlag: Kindler
    2014


    Kurzbeschreibung:
    Was für ein Mensch möchtest Du sein?


    Die sechzehnjährige Mira schmuggelt Lebensmittel, um im Warschauer Ghetto zu überleben. Als sie erfährt, dass die gesamte Ghettobevölkerung umgebracht werden soll, schließt sich Mira dem Widerstand an. Der kann der übermächtigen SS länger trotzen als vermutet. Viel länger. Ganze 28 Tage.
    28 Tage, in denen Mira Momente von Verrat, Leid und Glück erlebt.
    28 Tage, in denen sie sich entscheiden muss, wem ihr Herz gehört.
    28 Tage, um ein ganzes Leben zu leben.
    28 Tage, um eine Legende zu werden.


    Über den Autor:
    David Safier, 1966 geboren, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahre. Seine Romane "Mieses Karma", "Jesus liebt mich", "Plötzlich Shakespeare", "Happy Family" und "Muh" erreichten Millionenauflagen. Auch im Ausland sind seine Bücher Bestseller. Als Drehbuchautor wurde David Safier für seine TV-Serie "Berlin, Berlin" mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy (dem amerikanischen Fernseh-Oscar) ausgezeichnet. Sein neues Buch "28 Tage lang" zeigt eine ganz neue Seite des Autors. David Safier lebt und arbeitet in Bremen, ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund.


    Mein Eindruck:
    Es ist nicht davon auszugehen, dass Zeitzeugen und Betroffene der Zeit des Nationalsozialismus und des Warschauer Ghettos noch viel schreiben werden. Über die Generation danach brauchen wir nicht sprechen.
    Jetzt stellt sich die Frage, was und wie die Enkelgeneration über die Ereignisse schreiben wird.
    David Safier wählt bewusst einen modernen Sprachstil. Damit beginnen bei mir schon ein paar Schwierigkeiten, denn ich kaufe den handelnden Figuren ihre Authentizität nicht ab. Die Beschreibungen der Lebensumstände und der Notlage der im Ghetto lebenden Juden hingegen schon eher.
    Safier wählt mit der jungen Mira eine mutige Hauptfigur, die sich schließlich dem Widerstand anschließt. Leider wirkt sie über die meiste Zeit des Romans jedoch fast wie eine Außenstehende, als wären ihre Gedankengänge zu sehr durchanalysiert. Dabei geht sie durchaus Risiken ein, schmuggelt für den Schwarzmarkt und träumt auf eine Zukunft mit ihrem Freund als freie Menschen in den USA.


    Die Handlung des Buches ist ereignisreich angelegt, dennoch reflektiert Mira ständig die Situation in einem umfassenden Maße.
    Ihr Vater hat sich aus Verzweiflung umgebracht, ihre Mutter resigniert, der Bruder wurde Judenpolizist, der Juden zu den Zügen zur Deportation treibt.


    David Safier ist kein Ersatz für Autoren wie Uri Orlev, Robert Schindel oder Marcel Reich-Ranicki, auch ist er literarisch nicht so kraftvoll wie Charles Lewinsky in Gerron, aber dennoch bin ich der Meinung, dass es besser ist, auch heute noch über die Ereignisse der Vergangenheit zu schreiben.
    Wichtige Voraussetzung ist es aber, dass genau recherchiert wird. Es darf nichts verfälscht werden. Irrtümer wie es John Boyne bei Der Junge im gestreiften Pyjama passiert ist, dürfen nicht vorkommen. Wenn man das erst lange nach dem Lesen feststellt, wirkt das sehr ernüchternd.


    Ob das bei David Safiers „28 Tage lang“ der Fall ist, kann ich nicht beurteilen.

  • Mira ist 16 Jahre alt und tut alles, dass ihre Familie im Warschauer Ghetto überlebt. Sie geht sogar soweit, dass sie anfängt zu schmuggeln und Lebensmittel von der polnischen Seite auf die Ghettoseite schleust. Doch während die Tage für die Juden im Warschauer Ghetto immer schlimmer werden, stellt sich für Mira immer häufiger die Frage: Was für ein Mensch will sie sein? Ganze 28 Tage stellt sich Mira immer wieder diese Frage mit einigen Höhe - und Tiefpunkten.


    Man glaubt kaum, dass so ein ernstes Thema von David Safier behandelt wird. Schließlich bringt man ihn nur mit Humor - Büchern in Verbindung. Und doch, obwohl es ungewohnt ist, schafft er es, dieses ernste Thema gut zu beleuchten. Es wird nichts beschönigt in diesem Buch. Um es noch realistischer zu gestalten, nimmt Safier reale Persönlichkeiten von dieser Zeit mit in diesem Buch auf und hält sich ziemlich nah an den Aufstand im Warschauer Ghetto, den es wirklich gegeben hat.


    Das Buch ist eine Achterbahn der Gefühle. Es zeigt nicht nur die schlechten Zeiten der Juden im Ghetto, sondern zeigt auch, dass es trotzdem immer noch schöne Zeiten/schöne Momente gab.


    Während ich das Buch las, durchlebte ich so ziemlich alle Gefühle. Trotzdem ging es mir manchmal so, dass ich das Buch aus den Händen legen, darüber nachdenken und vor allem einmal tief Luft holen musste.


    Ich vergebe 9 von 10 Punkten.

  • Wow, was für ein Buch.
    Ich kann für mich sagen, daß es mich sehr beeindruckt hat und ich es hervorragend fand.


    Für mich war es etwas anders, dieses Thema in Romanform zu lesen, da ich schon ettliche Bücher zu dem Thema - allerdings meist in biographischer Form - gelesen habe.


    Und da merke ich dann auch einen Unterschied.
    Dieses Buch ist sehr emotional geschrieben. Also emotional in dem Sinne, daß die Protagonistin Mira ihre Gefühle, Gedanken und Handlungweisen sehr detailliert beschreibt.
    Ich finde, daß das einen großen Teil ausmacht. Und genau das hat mir gefallen.
    Die biographischen Bücher sind in sehr vielen Fällen anders gestaltet. Lakonischer, beschreibender, oftmals versucht, gerade eigene Emotionen nicht zu stark werden zu lassen.
    Was natürlich klar ist, da es einen gewissen Selbstschutz bedeutet, der wichtig ist.



    "Kurz" zum Inhalt - auch wenn der größtenteils ja bereits beschrieben wurde.


    Der Leser lernt Mira auf "der anderen Seite" kennen. Jenseits der Mauer des Warschauer Ghettos, als sie sich als Schmugglerin betätigt, um ihre Fmilie im Ghetto am Leben zu erhalten.
    Die Mauer verläuft an einer Stelle genau zwischen dem christlichen und dem jüdischen Friedhof. Genau dort hat sie einen Weg gefunden, über die Mauer zu kommen.
    Auf der polnischen Seite angekommen, gibt sie sich als Polin Dana aus und besorgt Lebensmittel, die sie dann im Ghetto an einen Händler verkauft und sich somit in den ersten Anfangsjahren des Ghettos einen Möglichkeit schafft, ihre Mutter und kleine Schwester zu ernähren.
    (Der Bruder hat sich der Judenpolizei angeschlossen und kaum noch Kontakt zu seiner Famile, der Vater aus Verzweiflung Suizid begangen.)
    An diesem Tag gejagt von sogeannten Schmalzowniks - polnische Banden, die sich damit Geld verdienten, Juden an die Gestapo zu verraten - kann sie gerade noch zurück ins Ghetto gelangen...


    Das Buch beginnt also einige Zeit vor dem Aufstand. So läßt sich auch Mira, ihre Famlie und ihr Umfeld besser kennenlernen.


    Langsam wird das Ausmaß der Verfolgung immer deutlicher, die Deportationen gen Treblinka beginnen und die Chancen über die Mauer zu kommen immer geringer bis unmöglich.
    Die eh schon furchtbaren Zustände werden täglich gräßlicher, es wird täglich gefährlicher und das Ghetto leert sich immer mehr...


    Dann im April 1943 kommt es eben zu besagtem 28 Tage dauernden Aufstand im Ghetto.


    Mira selber ist zwar eine fiktive Figur, aber David Safier hat es geschafft, sie sehr gut in die tatsächlichen Begebenheiten zu integrieren.
    Somit konnte er ihr auch Dinge, die in der Realität verschiedenen Menschen so erlebten, zuschreiben. Die sie sozusagen aus ihrer Sicht erzählen konnte.
    (Ich fand das einen guten Schachzug, der ihm viele Möglichkeiten bot, die er gut umgesetzt hat.)


    Ich muß auch gestehen - ich habe wie gesagt schon sehr viel zu der Thematik gelesen - aber hier kam es doch vor, daß es mich oft kalt erwischt hat. Emotional gesehen.


    Sehr bildlich hat er bsp. die Szene über den Waisenhausleiter Korczak beschrieben, der statt sich zu retten - Möglichkeiten hätte er gehabt, da im Ausland Geld für seine Flucht organisiert wurde - mit seinen Waisenkindern in den sicheren Tod ging.


    Oder den Anführer des Aufstandes - Mordechaj Anielewicz - hat er sehr charismatisch und gut dargestellt.
    Das nur als einige Beispiele von vielen.


    Mira selbst, auch anfangs schon zwangsläufig ihrem Alter voraus macht in dieser Zeit eine stetige Entwicklung durch, von einem Mädchen, die ihre Familie ernähren muß, aber trotzdem noch Gedanken und Gefühle einer Jugendlichen hat, dann hin zu einer Kämpferin, die sehr schnell "erwachsen" werden muß.


    Auch ist der Schreibstil so gehalten, daß es sehr flüssig, hochinteressant und auch spannend zu lesen ist.




    Fazit
    Ein sehr beeindruckender Roman über die Zeit vor und während des Aufstandes im Warschauer Ghetto im April 1943.
    Erzählt aus der Perspektive eines anfangs jungen jüdischen Mädchens, die in Ich-Erzählweise gehalten ist und es dadurch noch eindringlicher wirken läßt.


    Ich persönlich kann es nur sehr empfehlen.

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Was für ein Mensch willst Du sein?


    Von David Safier kannte ich bisher nur die witzige Seite und so war ich doch sehr gespannt auf sein neues Buch, das so anders sein soll. Und genau so ist es auch, anders aber enorm gut, denn es berichtet uns vom Widerstand im Warschauer Ghetto während des 2. Weltkrieges.


    Im Buch lernen wir die 16-jährige Jüdin Mira kennen, die ihre Familie durch das Schmuggeln von Lebensmitteln über Wasser hält. Doch das Leben im Ghetto wird immer gefährlicher. Das junge Mädchen muss mit Verrat, Verachtung und dem Überleben kämpfen, lernt aber auch die Liebe kennen.


    Mit Mira ist Herrn Safier eine Protagonistin gelungen, die ihres gleichen sucht, denn man kann sich als Leser bis in die letzte Faser Miras hineinversetzen, fühlt und leidet mit ihr. Beim Lesen vergaß ich alles um mich herum und mir liefen oft die Tränen und mein Kopf fing das Grübeln an. Die immer wiederkehrende Frage: "Was für ein Mensch willst du sein?" schwirrt einem durch den Kopf und man fragt sich wie man an Miras Stelle gehandelt hätte.


    Die Ereignisse werden aus der Sicht Miras dargestellt.


    Wahre Geschichte ist hier in einen Roman gepackt worden, den ich persönlich liebte und hasste zugleich, denn was dort an Gräueln geschildert wird, lässt einen alles andere als kalt. Man hasst die Gräuel, liebt die handelnden Personen und glaubt immer noch an das Gute im Menschen. Ist dies wirklich existent?


    Fazit: Für mich ist dieser Roman ein Buch, dass man gelesen haben muss und wer sich auch nur ein minimales Bisschen für Geschichte interessiert, der wird von diesem Buch begeistert sein. Ich kann nur meine absolute Leseempfehlung aussprechen. Für mich ganz klar ein Lesehighlight im Jahr 2014.


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Ich habe das Buch abgebrochen. Es wirkte auf mich nicht echt und einfach zu gewollt. Natürlich gibt es nur noch wenige Zeitzeugen und natürlich sollte man auch jüngeren Autoren nicht das Recht absprechen, über diese dunkle Episode der Geschichte zu schreiben, aber bei manchen Autoren spürt man einfach keine echte Auseinandersetzung mit dem Thema Holocaust. Sie scheinen nur die Intention zu haben, sich mit diesem ernsten Thema wichtig zu machen, um letztlich ernst genommen zu werden. Das klappt leider nicht immer.


    Auch ich habe Safier seine Figuren nicht abgekauft. Sie wirken allesamt blass und künstlich. Das Ganze ist sprachlich flach und es mangelt nicht an Klischees. Wie schon "Der Junge im gestreiften Pyjama" gehört dieses Buch für mich zu den überflüssigen und ärgerlichen Büchern.

  • Inhalt:


    „Was für ein Mensch willst Du sein?


    Die sechzehnjährige Mira schmuggelt Lebensmittel, um im Warschauer Ghetto zu überleben. Als sie erfährt, dass die gesamte Ghettobevölkerung umgebracht werden soll, schließt sich Mira dem Widerstand an. Der kann der übermächtigen SS länger trotzen als vermutet. Viel länger. Ganze 28 Tage.


    28 Tage, in denen Mira Momente von Verrat, Leid und Glück erlebt.


    28 Tage, in denen sie sich entscheiden muss, wem ihr Herz gehört.


    28 Tage, um ein ganzes Leben zu leben.


    28 Tage, um eine Legende zu werden.“
    (Quelle: http://rowohlt.de/buch/David_S…28_Tage_lang.3010748.html)


    Mira lebt als Jüdin im Warschauer Ghetto und muss dort miterleben, wie die Deutschen mit ihrem Volk umgehen. Ihre Kindheit ist ab dem Zeitpunkt vorbei, als sich ihr Vater das Leben nimmt und ihr älterer Bruder zur Judenpolizei geht, denn ab jetzt muss sich Mira darum kümmern, dass ihre Mutter, ihre kleine Schwester Hannah und sie etwas zu essen haben. Doch während sie mit ihrer Schmuggelei am Anfang noch gut zurecht kommen, spitzt sich die Situation im Ghetto immer weiter zu und irgendwann muss sich Mira entscheiden: Soll sie sich verstecken, oder sich dem Widerstand anschließen und endlich zurückschlagen?


    Doch während Mira noch nicht bereit ist, aktiv gegen die Ungerechtigkeit vorzugehen, passiert etwas, das ihr Leben noch einmal von Grund auf ändert und sie schließlich doch dazu bringt, sich dem Widerstand anzuschließen. Von da an es für Mira um mehr, als nur ums nackte Überleben, es geht um die Frage: Was für ein Mensch sie sein will.


    Meine Meinung:


    Das Buch beginnt sofort sehr spannend: Mira ist gerade dabei Essen ins Ghetto zu schmuggeln, wird jedoch als Jüdin erkannt und läuft Gefahr getötet zu werden. Dieser Anfang machte es mir leicht, in die Geschichte einzutauchen, denn ich hatte sofort Gänsehaut und fieberte mit Mira mit. Ich wollte unbedingt wissen, wie es mit dem Mädchen weitergeht und was sie noch alles im Ghetto erlebt. Nach dieser ersten spannenden Szene, beruhigt sich die Situation erst einmal wieder und man bekommt Zeit Mira, ihre Familienverhältnisse und ihr Leben im Ghetto kennenzulernen. Ich fand diesen Einstieg sehr gut gewählt, war aber auch froh, dass ich danach erst einmal wieder durchatmen konnte.


    Obwohl die Geschichte dann erst einmal etwas ruhiger wird, merkt man doch, wie sich die Situation im Ghetto langsam zuspitzt. Nach und nach passieren immer mehr schreckliche Dinge, die einem richtig Gänsehaut über den Rücken jagen, die einen, obwohl man schon einiges über dieses Thema gelesen hat, sprachlos zurücklassen und immer wieder die Frage aufwerfen: Wie würde ich in dieser Situation reagieren. Dabei fand ich es wirklich gut, die Geschichte einmal aus Sicht einer Betroffenen zu lesen und doch zu wissen, dass diese Person frei erfunden wurde. So konnte ich mich gut in die Geschichte hineinfühlen und hatte trotzdem den nötigen Abstand. Überhaupt finde ich, dass es David Safier sehr gut gelungen ist, die Balance zwischen Fiktion und realen Geschehnissen und Personen zu halten.


    Der Schreibstil ist trotz dieser schrecklichen Geschehnisse locker und leicht zu lesen. Der Autor bedient sich außerdem einer sehr modernen Sprache, was mancher vielleicht unpassend für die Zeit, in der das Buch spielt, empfindet, ich fand es jedoch nicht störend und da der Autor vor allem auch Jugendliche mit dieser Geschichte ansprechen möchte, trifft er mit dem Schreibstil sicher deren Geschmack.


    Durch den lockeren Schreibstil und die immer weiter ansteigende Spannung, klebt man förmlich an den Seiten und möchte immer weiter und weiter lesen, um zu erfahren, wie die Geschichte für Mira und ihre Lieben endet. Dabei befürchtete ich natürlich das Schlimmste und hoffte doch gleichzeitig das Beste, da mir die Protagonistin schnell ans Herz gewachsen ist und ich nichts lieber wollte, als dass sie heil aus dieser Sache herauskommt.


    Doch bevor man am Ende ankommt, muss man sich durch viele Gefahren begeben, viel Ungerechtigkeit und einige Verluste erleiden und sich immer wieder fragen: Was für ein Mensch möchte ich sein?


    Fazit:


    Dem Autor David Safier ist es in meinen Augen mehr als gelungen den Leser mit seinem Buch „28 Tage lang“ die Geschehnisse im Warschauer Ghetto näherzubringen. Durch Spannung, einen lockeren Schreibstil und einer guten Mischung aus Fiktion und Realität gelingt es ihm auch junge Leser für dieses Thema zu sensibilisieren. Dieses Buch bewegt, rüttelt auf, lässt einen sprachlos und nachdenklich zurück und geht sicher nicht spurlos an seinen Lesern vorbei.


    Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.

  • Ich bin zwiegespalten.


    Ich finde es gut, dieses Thema neu aufbereitet zu lesen. Aus der Perspektive einer Jugendlichen, die den Aufstand der Juden im Warschauer Ghetto mitgeführt hat. Mira war jedoch für mich eine Figur, der ich nicht nahe kam. Sie ist ein zerrissener Charakter, einerseits will sie nur leben, andererseits muss sie den Verpflichtungen nachkommen, um ihre Mutter und kleine Schwester ernähren zu können. Ihre Gedanken waren mir schon fast zu detailliert, es ließ mir keinen Spielraum, diese Figur für mich zu gestalten.


    Die historischen Gegebenheiten gefielen mir gut, so z.B. die Episode mit Janusz Korczak. Oder auch die Lebensbedingungen im Ghetto, die Schikanen der Deutschen usw.


    Die Einschübe, die gedanklichen Fluchten Miras in die Welt der 777 Inseln, haben mich gestört. Bei ihrer kleinen Schwester war es noch okay für mich, doch später hab ich diese Stellen nur überflogen.


    So richtig zufrieden bin ich nicht, es war interessant zu lesen, doch die Figuren, allen voran die Hauptperson, konnten mich nicht alle überzeugen


    7 Punkte von mir

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Auch ich habe Safier seine Figuren nicht abgekauft. Sie wirken allesamt blass und künstlich. Das Ganze ist sprachlich flach und es mangelt nicht an Klischees. Wie schon "Der Junge im gestreiften Pyjama" gehört dieses Buch für mich zu den überflüssigen und ärgerlichen Büchern.


    Ich teile deine Bedenken, die zur Frage führen, wie ernsthaft sich ein Autor mit den Lebensumständen einer Zeit auseinandergesetzt haben muss, um einen glaubwürdigen historischen Roman schreiben zu können.


    28 Tage lang behandelt eine Epoche, die nicht vergessen werden darf. Das Buch zeigt aber auch die Schwierigkeit, sich als Autor nicht nur in den äußeren Rahmen (den Stadtplan des Handlungsortes zur jeweiligen Zeit oder die Kleidermode) zu versetzen, sondern auch in die Persönlichkeit der Figuren. In Romanen scheint es grundsätzlich nur taffe Helden und Heldinnen zu geben, die sich nicht groß mit den zu ihrer Zeit geltenden Werten und Normen aufhalten.


    Stolpersteine, die auf eine nicht sehr tief gehende Recherche hinweisen, sind für mich stets die Dusch- und Badeszenen, die Autoren der Gegenwart in einer Zeit ansiedeln, in der man zuerst die Kohlen aus dem Keller holen, das Anmachholz spalten und den Wasserkessel oder den Badeofen damit anheizen musste. In der Realität wurde nur einmal in der Woche gebadet, geplant und nicht spontan. 28 Tage lang enthält - glaube ich mich zu erinnern - auch so eine Szene. Es hat im Warschauer Ghetto sicherlich kein fließend warmes Wasser aus dem Wasserhahn in leer stehenden Häusern gegeben. Die Heldin wäre sich der ungewöhnlichen Situation bewusst gewesen und hätte die Person, die den Ofen noch kurz vorher geheizt hat, als mögliche Gefahr für das eigene Überleben sehen können. Wenn ich den Details nicht trauen kann, leidet für mich damit auch die Glaubwürdigkeit der Figuren. Das Buch ist nicht ausdrücklich als Jugendroman erschienen, dort würde ich akzeptieren, dass die Handlung sich zu Lasten der Tiefe auf das Wesentliche beschränkt.

  • Meine Meinung:


    David Safier kennen wir eher von der lustigen Seite. Ob mit “Mieses Karma”, “Muh!” oder einem seiner anderen Romane hat er uns stets gut unterhalten und zum Lachen gebracht. Mit 28 Tage lang zeigt er nun, dass er auch anders kann. Und wie!


    Das Cover finde ich im Bezug auf die Geschichte gut gewählt. Ein weisses Blatt, welches zu brennen beginnt. Ich beziehe dies irgendwie persönlich auf die Entwicklung, die Mira im Buch nimmt. Man könnte es auch Fassade sehen, die langsam einstürzt. Alles Themen, die im Buch auch Platz finden.


    Wir treffen in diesem Buch auf Mira, die gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester im Warschauer Ghetto leben muss und durch lebensgefährliche Schmuggeleien irgendwie die kleine Familie über Wasser halten muss. Die kleine Schwester kann dies noch nicht, die Mutter nicht mehr. Nachdem der Vater der Familie nicht mehr lebt, ist es nun also an Mira, ihr Leben für die Familie einzusetzen. Durch Zufall erfährt Mira eines Tages von der Räumung des Ghettos und den Morden an der Bevölkerung. Nach einem einschneidenden Erlebnis schließt sie sich dem Widerstand an und muss Unfassbares mitansehen – und selber tun.


    Die Personen in diesem Buch haben mich in ihren Bann gezogen. Allen voran Mira, die zu Anfang nur an ihre Familie denkt und nach und nach an Größeres in all seinen Auswirkungen denkt. Manchmal musste ich mir jedoch bewusst in Erinnerung rufen, dass ich es hier mit einem 15-16-jährigen Mädchen zu tun hatte. All die Taten und Ereignisse, die Auswirkungen auf Mira und ihre Umgebung waren selbst nach all dem, was sie erleben und durchmachen musste, sehr krass und etwas viel.


    Die Familie wird liebevoll dargestellt. Die zurückgezogene Mutter, die oft nicht mehr viel mitzubekommen scheint. Die fantasievolle Schwester, die so toll erzählen kann. Die Freunde, die Mira noch hat und die zu ihr kommen.


    Die Mitglieder des Widerstands sind dahingegen um einiges kälter dargestellt worden. Den Umständen entsprechend realistisch. Es herrschte Krieg im Ghetto und dementsprechen blieb nicht mehr viel Platz für Gefühle.


    Dennoch dürfen wir hier auch von einer kleinen Liebesgeschichte lesen, die es schwer hat und die zu Herzen geht. Mehr möchte ich nicht verraten.



    Der Aufbau des Buches war typisch für eine “Heldin”, die vom Einzelkämpfer zur Kämpferin wird. Man lernt die Personen kennen, den Alltag, das Leben von Tag zu Tag, skurrile und schreckliche Menschen. Nach einem speziellen Erlebnis muss Mira zu sich selbst finden und alles nimmt seinen Lauf. Dies ist gut erzählt und spannend gemacht.


    Die Sprache ist nicht zu anspruchsvoll, aber ansprechend. Das Buch kam zugleich als Jugend- wie auch als Erwachsenenbuch heraus. Daher würde ich die Sprache eher mit einem Jugendbuch vergleichen. Der Spannung und dem Mitgefühl für die Personen tat dies keinen Abbruch.


    Fazit:


    “28 Tage lang” hat mich sehr mitgerissen. Vermutlich auch aufgrund der Tatsache, dass man als Leser ja weiss, dass es historisch angehaucht ist. David Safier hat meiner Ansicht nach aber historische Ereignisse sehr gut mit seinen fiktiven Personen verbunden. Er schreibt selber, dass Mira erleben musste, was er in vielen Dokumenten nachgelesen hatte. Dies erklärt auch, warum Mira so viel erlebt und soviel persönlich tut. Viele Zeitzeugenerlebnisse wurden verarbeitet und verbreiten daher eine leider sehr realistische Gänsehautstimmung. Ich habe mit Mira und ihren Freunden und Mitkämpfern mitgelitten, mitgeliebt und mitgefiebert. Ich war an die Seiten gefesselt und konnte total in diesem Buch versinken. Gut gemacht, Herr Safier! Ob lustig oder ernst, beides gekonnt geschrieben.


    Daher kann es für dieses Buch nur 5 von 5 Eulenpunkte geben!

  • David Safier hat den [URL=https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/lueneburg_heide_unterelbe/Buxtehuder-Bulle-geht-an-David-Safier-,buxtehuderbulle180.html]Buxtehuder Bullen[/URL] erhalten.


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