Ikarus – Jürg Amann

  • Arche Verlag


    In seinem "Logbuch"-Roman erzählt der Schweizer Autor Jürg Amann die grandiose und zugleich tragisch-lächerliche Geschichte der menschlichen Flugversuche. Genau wie im Mythos von Dädalus und Ikarus gibt es zwei Figuren: Vater und Sohn. Beide begleiten wir auf ihrer weiten Reise durch Zeiten und Räume - von der mythischen Frühzeit bis in unsere von der Technik beherrschte Gegenwart.


    Über den Autor:
    Jürg Amann, 1947 in Winterthur geboren, Studium der Germanistik in Zürich und Berlin, Promotion über Franz Kafka. Zuerst Literaturkritiker und Dramaturg, seit 1976 freier Schriftsteller (Prosa, Theaterstücke, Hörspiele, Lyrik, Essays). Lebte bis zu seinem Tod im Mai 2013 in Zürich. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Ingeborg-Bachmann-Preis, Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis, Schiller-Preis. Im Arche Verlag erschienen zuletzt ›Der Kommandant‹, »ein beeindruckendes Buch« (NDR), und ›Letzte Lieben‹.


    Mein Eindruck:
    Der Erzählton des letztes Jahr verstorbenen Schweizer Schriftstellers Jürg Amann fehlt mir noch immer. Zum Glück gibt es noch einige alte Bücher, die ich noch nicht kenne. Jetzt kam das Buch von 1998 dran, welches sich mit dem Traum vom Fliegen beschäftigt. Es ist der Traum eines kleinen Jungen, der als Kind mit noch unrealisierbaren Ideen scheiterte und nur im Traum flog. Er beobachtet den Flug der Vögel, sammelt Federn und lässt Drachen steigen. Als er heranwächst ergibt sich eine Chance, ein Fesselballon mit dem er schließlich zusammen mit seinem Vater wirklich fliegt.
    Doch wie im Mythos von Daidalos und Ikaros fliegen sie zu hoch. Geschickt variiert Amann die Sage und verkehrt die Rollen.


    Der Roman mit seinen vielen kurzen Kapiteln wirkt wie aus der Zeit gefallen. Angesiedelt vermutlich in den fünfziger Jahren kommt es mir fast anachronistisch vor.


    Jürg Amann arbeitet mit der Sprache und verknappt sie. Daher gibt es keine Dialoge. Erzählt werden Erinnerungen. Besonders die Erinnerungen an die frühe Kindheit sind bemerkenswert klar. Auch wenn die Sprache nicht überborden ist, empfinde ich sie nicht als schlicht. Man muss nur einzelne Sätze auswählen und wird darin einiges finden.


    Amanns Bücher sind immer kurz. Auch Ikarus umfasst mal nur gerade 144 Seiten, einige davon enthalten Illustrationen. Die Bilder beschäftigen sich alle mit dem Thema des Buches und sind passend zwischen den Kapiteln platziert.


    Fazit: Der Roman hat einige besondere Momente, die herausragen. Es gibt aber auch Begrenzungen, die sich Amann bewusst selbst auferlegt. Es ist alleinstehend kein wichtiges Buch, doch im Gesamtwerk Amanns stimmig.