Tereza Vanek las in Leipzig - 15.03.2014

  • Gestern las Tereza Vanek auf der Buchmesse in Leipzig aus ihrem neusten Roman "Die Rebellin von Shanghai", der Fortsetzung von "Das Geheimnis der Jaderinge".


    Die Autorin erklärte, dass sie für ihr Buch vier sehr unterschiedliche Hauptfiguren wählte, um ausgewogen die damalige Situation in China darstellen zu können. Charlotte, das chinesische Adoptivkind der Hauptfiguren des Vorgängerromans, Viktoria und ihres chinesischen Ehemanns Jinzi. Dann ein junger englischer Offizier namens David, der sich in Charlotte verliebt, jedoch an den Konventionen seiner Zeit zu scheitern droht. Elsa Skerpov, eine junge Deutsche, die sehr unkonventionell ist und ihren Weg in China finden will. Zu guter Letzt noch Wenrou, ein junger chinesischer Adliger, der die Sicht der chinesischen Oberschicht vermittelt. (Und dann ist da noch Shao Yu, ein weniger betuchter chinesischer Freund von Charlotte.)


    Durch diese Struktur und auch die ausgewählten Textpassagen wurde die große Stärke der Autorin deutlich: show don't tell. (zeigen, nicht erklären)


    Die gelesenen Abschnitte vermittelten eindrucksvoll die damalige Atmosphäre in Peking, die politische Situation und die völlig unterschiedlichen Lebensbedingungen der chinesischen Bevölkerung und der in Peking lebenden Ausländer. Die Vorurteile der so unterschiedlichen Nationalitäten kamen auch nicht zu kurz, sowie welche davon begründet und welche völlig erfunden waren. Nicht ganz zu unrecht wurde China im Westen als korrupt und teilweise dekadent wahrgenommen, gleichzeitig auch als verarmt und wirtschaftlich wie politisch unterlegen - was natürlich bei der chinesischen Bevölkerung nicht für große Sympathie sorgte... Andererseits gingen Gerüchte um, die Menschen aus dem Westen würden chinesischen Kinder verspeisen oder sie ihrem Gott opfern. Die Drahtzieher des Boxeraufstandes versprachen, es gäbe einen Zauber für ihre Anhänger, der gegen die Waffen der weißen Teufel unverwundbar mache. Das Wort "Sha" wurde zum Kampfruf der Boxer, es bedeutet "töten"...


    Es wurde in den Textpassagen deutlich, dass sie ein heftiger Konflikt anbahnt, der am 13./14. Juni 1900 eskalierte. Zwei der drei Kathedralen in Peking wurden niedergebrannt, die dritte (Bai Tang) steht heute noch.


    Während der gesamten Veranstaltung war die Leidenschaft der Autorin für den Schauplatz und dessen Bevölkerung, sowie ihre Kenntnisse der Landessprache spürbar und viel zu schnell waren die nur dreißig Minuten vorbei.


    PS. Hoffentlich ist die Lesung zwischen dem 9.-11. September in Eltville länger. ;-)
    http://blog.homer-historische-…rg/mitgliederversammlung/

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von ottifanta ()

  • Ein sehr informativer und atmosphärisch dichter Bericht über die Lesung von Tereza. Herzlichen Dank dafür, Ottifanta. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Na, dann hoffen wir mal alle drauf, dass es klappt. :-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Allen Autoren, die unter diesen Umständen eine Lesung halbwegs ordentlich hinbekommen gebührt voller Respekt. Ein offenes Messecafé mit teilweise unkonzentrierten Menschen, enorme Hintergrundgeräusche, wenig Zeit und der Autor der zuvor gelesen hat steht noch störend herum. Mancher der da sitzt interessiert sich mehr für seinen Kaffee als die Autorin. Zunächst zumindest, den Tereza gelang es zumindest in dem Bereich des Cafés die Aufmerksamkeit der Menschen auf ihre Lesung zu ziehen und Gespräche zum Verstummen zu bringen. Kaffeetrinker wurden zu Zuhörern- und das hat mich schwer beeindruckt. Und auch das Problem mit dem störenden Autor hat sie elegant so gelöst, dass sie ihre Leser eingeladen hat ihr zum Verlagsstand zu folgen. Eine wirklich gelungene Lesung.