Viviane Élisabeth Fauville - Julia Deck

  • Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
    Verlag: Verlag Klaus Wagenbach
    2013


    Aus dem Französischen von Anne Weber


    Kurzbeschreibung:
    Viviane Élisabeth Fauville ist Anfang vierzig. Was sie nicht mehr hat: ihren schönen Mann, ihr einstiges Zuhause. Was sie hat: eine zwölf Wochen alte Tochter, eine neue Wohnung voll nicht ausgepackter Umzugskisten, den Schaukelstuhl. Viviane hat ihren Psychoanalytiker getötet und rechnet nun jederzeit damit, dass man sie überführt. Die Tatwaffe ist gereinigt, die eigene Mutter als Alibi angegeben, ein Motiv nicht vorhanden … und doch. Élisabeth verliert sich in Straßen und Metrogängen, lauert den übrigen Verdächtigen auf, sie fragt und forscht, das Baby im Arm. Dann entdeckt die Polizei, dass ihre Mutter seit acht Jahren tot ist. Es schneit in Paris und die Welt gerät ihr aus allen Fugen. Karg, absurd und lakonisch ist dieser atemlose Roman nur vordergründig eine Kriminalgeschichte. Sie bildet den Rahmen für ein meisterlich in Sprache gesetztes Spiel mit dem verblüfften Leser: Immer wieder werden alle Sicherheiten aufgehoben, stellt sich das, was man herausgefunden zu haben meint, als falsch heraus, oder doch nicht?


    Über die Autorin:
    Julia Deck, geboren 1974 in Paris, studierte Literatur an der Sorbonne, unterrichtete Französisch und absolvierte eine Journalistenschule. Sie arbeitete als Lektorin für französische und amerikanische Verlage, war Werbetexterin und lebt heute als freie Journalistin in Paris. »Viviane Élisabeth Fauville« ist ihr erster Roman.


    Über die Übersetzerin:
    Anne Weber, geboren 1964 in Offenbach, ging 1983 nach Paris und studierte französische Literatur sowie vergleichende Literaturwissenschaften an der Sorbonne. Von 1989 - 96 arbeitete sie in Lektoraten verschiedener französischer Verlage. Sie übersetzt sowohl aus dem Deutschen ins Französische (u. a. Wilhelm Genazino und Sibylle Lewitscharoff), als auch aus dem Französischen ins Deutsche (u. a. Pierre Michon und Marguerite Duras).


    Mein Eindruck:
    Der erste Roman der französischen Autorin Julia Deck trägt den Namen der Protagonistin als Titel und fällt schon dadurch auf!


    Ein ungewöhnliches Buch, erschienen im Wagenbach-Verlag, schön gestaltet und mit gediegener Erzählperspektive. Im Mittelpunkt eine 42jährige Frau, gerade geschieden, mit einem Baby, und im verstörten Zustand. Offenbar hat sie soeben ihren Psychiater mit einem Messer ermordet.
    Es kommt zu Ermittlungen, bei denen Viviiane Elisabeth dem Kommissar zunächst täuschen kann, bis sie sich mit ihrem schwachen Alibi selbst in Bedrängnis bringt. Sie beginnt, in Paris andere mögliche Verdächtige zu verfolgen.


    Der Roman lebt neben seiner sprachlichen Qualität von der Frage nach dem Motiv für den Mord, ohne dass er dadurch zum Krimi wird.
    Die psychologischen Zustände sind wichtiger und Elisabeth ist gründlich verstört. Es entsteht ein manchmal verwirrendes Bild einer angeschlagenen Psyche, das durch mehrere Wechsel der Erzählperspektive z.B. vom Wechseln des Erzählen in zweiter Person in die dritte Person) verstärkt wird.
    Je weiter man liest, desto mehr merkt man, dass einiges sich nicht so abspielte, wie es in Viviiane Elisabeths Vorstellungswelt abläuft.


    Die konzentrierte und knappe Sprache der Autorin ist ansprechend. Ich würde gerne mehr von ihr lesen.


    Auch wenn mir das Ende nicht vollkommen schlüssig erscheint, ist es ein interessantes Romandebüt!