Titel im Original: Young Hearts Crying
Kurzbeschreibung:
Jung, frisch verheiratet und ehrgeizig, versucht Michael Davenport, als Schriftsteller sein Auskommen zu finden. Das große Privatvermögen seiner Ehefrau Lucy will er nicht angreifen, aus Angst, es würde ihn als Künstler korrumpieren. Lucy, unsicher, was von ihr erwartet wird, stürzt sich in die Schauspielerei, die Malerei, um ihrem Leben so einen Sinn zu geben. Doch die Jahre vergehen, die Misserfolge häufen sich, und hinter den hochtrabenden Erwartungen lauert ein Leben in Durchschnittlichkeit. und dann setzen die Zweifel aneinander ein …
In seiner Schilderung einer Ehe, die auf gegenseitigen Abhängigkeiten gründet und durch enttäuschte Hoffnungen und Ambitionen von innen zerfressen wird, begibt sich Richard Yates auf für ihn klassisches Terrain. Wie schon in seinem Meisterwerk "Zeiten des Aufruhrs" demonstriert er einmal mehr sein Können als Chronist des Scheiterns, für das er in die Annalen der amerikanischen Literaturgeschichte eingegangen ist.
Meine Meinung:
Dies ist das vorletzte Buch von Richard Yates, das noch auf seine Übersetzung ins Deutsche harrte, und es ist wieder ein typischer Yates-Roman (übrigens aus dem Jahre 1984).
Das Buch erzählt aus dem Leben von Michael und Lucy Davenport; im ersten Teil lernen sich die beiden kennen und lieben und heiraten, führen eine Ehe mit Aufs und Abs und entfremden sich schließlich schleichend voneinander. Der zweite Teil stellt Lucy nach der Scheidung in den Mittelpunkt, ihre Männergeschichten und ihre künstlerischen Ambitionen. Dieser Teil kam mir stellenweise etwas langatmig vor, was aber auch daran liegen kann, daß mir die überspannte Lucy recht unsympathisch war. Der dritte Teil fokussiert Michaels weiteres Leben nach der Scheidung, seine psychischen Probleme, die sogar zu einer Einweisung in die Psychiatrie führen, seine Versuche, qualitativ hochwertige Gedichte zustande zu bringen und seine Frauengeschichten...
„Eine strahlende Zukunft“ ist insofern ein typischer Yates-Roman, als er wieder einmal eine Geschichte des Scheiterns darstellt. Übertriebene Erwartungen und Hoffnungen, die enttäuscht werden, gepaart mit Fehlentscheidungen werden hier vorgeführt in einer fabelhaft zeitlosen Art und Weise. Richard Yates war ein absolut großartiger Beobachter seiner Mitmenschen, was in seinen Romanen in einer famosen, realistischen Figurenzeichnung und pointierten Dialogen gipfelt. Der Schreibstil ist wie gewohnt nüchtern und schnörkellos, der Aufbau geschickt und fesselnd.
Beide Protagonisten sind auf ihre Art nicht gerade sympathisch (Michael ist ein Dummschwätzer, der nicht weiß, wann er besser ruhig sein sollte; Lucy eine reiche Erbin, die verzweifelt versucht, künstlerisches Talent an sich zu entdecken und zutage zu fördern), aber glaubwürdig – und für einen tollen Roman müssen die Figuren ja auch nicht unbedingt Sympathieträger sein.
Fazit: ich habe „Eine strahlende Zukunft“ sehr gerne gelesen, in meinen Augen ist es nicht ganz so perfekt wie „Easter Parade“ oder „Zeiten des Aufruhrs“, aber auch nicht allzuweit abgeschlagen. Und jetzt sehne ich schon die Übersetzung des letzten noch ausständigen Romans von Richard Yates entgegen.