Der Autor (Quelle Wiki)
Gerard Anthony Donovan, geb. am 16. Mai 1959 in Wexford, ist ein irischer Schriftsteller, dessen Roman „Winter in Maine“ von der Zeitung The Guardian zum „Buch des Jahres 2008“ gekürt wurde.
Nach Kindheit und Jugend in Galway studierte Donovan in Irland Philosophie und Germanistik. Nach seinem Abschluss zog er nach Deutschland, wo er zuerst in einer Käsefabrik arbeitete und dann an der Technischen Universität Hannover beschäftigt war. Er kehrte nach einiger Zeit Anfang der 1980er-Jahre nach Irland zurück und studierte in dessen Hauptstadt Dublin sieben Jahre lang die klassische Gitarre. In der Folgezeit verdiente er sich als Musiker etwas Geld. An der Johns Hopkins University in Baltimore legte er in den 1990er-Jahren den Master ab. Seitdem lehrt er an einem College in Long Island.
Anfang der 1990er-Jahre begann er auch seine literarischen Arbeiten und veröffentlichte den ersten Gedichtband „Columbus Rides Again“. Zudem publizierte er verschiedene Kurzgeschichten. Sein erster Roman „Schopenhauer's Telescope“ (deutsch: Ein bitterkalter Nachmittag) erschien 2003 in Englisch. Heute lebt er in New York City.
Das Buch (Quelle Amazon)
Zwei Menschen. Ein Tag. Der Abgrund.
Der Debütroman von Gerard Donovan erzählt von zwei Männern im Schnee, von Gut und Böse, von Kälte und Gewalt. In intensiven Bildern und mit unerbittlichem Tempo dringt diese Geschichte ins Wesen des Menschen vor.
Ein Nachmittag in einem Dorf irgendwo im winterlichen Europa: Ein Mann gräbt auf einem Feld ein großes Loch, ein anderer wacht über ihn. Der Schnee fällt, Soldaten marschieren vorbei, Lastwagen karren Dorfbewohner an den Waldrand. Während rings umher ein Bürgerkrieg tobt, beginnen die beiden Männer miteinander zu reden. Sie kennen sich, der Bewacher ist der Lehrer, der Mann in der Grube der Bäcker des Dorfes. Sie stehen auf verschiedenen Seiten in diesem nicht näher benannten Konflikt, und sie tasten sich aneinander heran, indem sie über den Menschen, die Zivilisation, die Geschichte des Krieges und über Gewalt reden. Philosophische Dispute, listige Spiegelgefechte, spielerische Anklagen vertreiben die Kälte und verkürzen die Zeit. Und doch muss die Grube gegraben werden, sie dient einem Zweck, der beiden nur allzu klar ist.
Meinung (Quelle: Mein Hirn)
Im Nachwort fragt der Autor zu Recht: Sind Sie der Bäcker oder der Lehrer? Das ist die zentrale Frage des Buches: Verrät man seinen Nächsten, um zu überleben? Der eine überlebt, der andere nicht. Zum Schluss entwickelt sich eine abgeleitete Frage: Ist der Instinkt zu lieben stärker als der Instinkt zu überleben?
Es geht um die Banalität des Bösen: „Es (das Böse) ist wie ein kleiner Junge, so harmlos, dass man nicht auf der Hut ist, ein kleiner Junge, der alles weiß, aber nichts begreift. Und er richtet denselben Schaden an wie ein Insekt, das ununterbrochen frisst und dadurch unauffällig ein ganzes Feld vernichtet, weil sich das Feld nicht wehrt und dazu da ist, gefressen zu werden. Weil das Insekt von einem einzigen Ziel besessen ist.“ (Seite 267)
Zuweilen hatte ich den Eindruck, die Geschichts- und Philosophiebrocken wären zu langatmig. Im Nachwort erklärt der Autor, warum das so ist und es macht Sinn. Der Mensch kann des Menschen Wolf werden, das ist der leichtere Weg, aber er kann auch des Menschen Mensch sein. Wer bin ich: Bäcker oder Lehrer? Lässt sich das so leicht beantworten? Ein philosophisches Buch, das aufwühlt und zum Nachdenken anregt.