Wolfsburg! Ein Liebesroman
Tom Grote
Albrecht Knaus Verlag München
ISBN: 978-3813505856
319 Seiten, 14,99 Euro
Über den Autor: Tom Grote, Jahrgang 1967, hat schon viel gewohnt. Auch in Niedersachsen. Außerdem quetscht er jeden Rentner oder jede Rentnerin, derer er habhaft wird, über neue Haushaltstipps aus. Er arbeitet als Hörfunkjournalist beim Nordwestradio.
Klappentext: Jan liebt Line und er will mit ihr zusammenleben. Aber Line wohnt in Wolfsburg und kann und will dort nicht weg. Also muss Jan zu ihr. Berlin ist zwar um einiges attraktiver als Wolfsburg, aber ein Leben mit Line scheint eben noch attraktiver.
„Wohin??“ fragen also Jans Freunde entsetzt, als sie von seinem Umzug erfahren, und sorgen dafür, dass er jederzeit wieder zurück in die große Stadt kommen kann. Und so ganz falsch ist das mit dem Entsetzen nicht, denn Wolfsburg macht es dem Neu-Wolfsburger nicht leicht: Im Rathaus fühlt er sich trotz Willkommenspaket alles andere als willkommen, spießige Nachbarn belehren ihn über die Parkordnung vor dem Haus und die Kleiderordnung im Garten. Außerdem reden alle überall und immer über Golf und Passat. Die Liebe hält Jan von der sofortigen Flucht ab – doch der heimlich aufbewahrte Schlüssel zur Berliner Wohnung bleibt eine ständige Versuchung…
Meine Meinung: Tja, der bedauernswerte Jan – seine Line gibt es nicht in Berlin - um mit seiner Line zu leben, muss er die lebendige Großstadt verlassen und nach Wolfsburg ziehen. Wer Wolfsburg kennt, der kann verstehen, dass es da erst einmal wenig Trost gibt. Grün, das ist es - schön grün, und so bekommt er das von allen, die das Ganze positiv (für ihn) sehen wollen, zu hören. Sie müssen ja dort nicht wohnen…
Das Buch funktioniert nicht nur, wenn man Wolfsburg kennt, sondern auch, wenn man noch nie von der fünftgrößten Stadt Niedersachsens gehört hat, denn der Humor von Tom Grote bringt einem Stadt und Bewohner so nahe, dass man sie, also beide, in ihrer ganzen Attraktivität vor sich sieht und schnell versteht, warum es die Auto-Stadt nicht unbedingt in das Buch „1000 Places to see before you die“ geschafft hat.
Der Autor hat einen guten Blick für Menschen und für Details, so dass er selbst den kleinsten Alltagsbegegnungen noch eine witzige Seite abringen kann. Ich weiß nicht, ob er wirklich aus Berlin nach Wolfsburg gezogen ist, aber wenn das tatsächlich der Fall war, so hat ihm dieser Humor geholfen, zu überleben, denn mit diesem Witz überlebt man überall.
Jan trifft auf viele schrullige Stadtbewohner und führt Gespräche, deren Ironie in der „Provinz“ teilweise gar nicht gut verstanden wird. Das macht aber nichts, denn die Hauptsache ist doch, dass man als Leser einen Zugang zu seinem Humor hat und ob das der Fall ist, stellt man recht schnell fest.
Mein Fazit: Ein Buch, das ist mit einem Dauergrinsen gelesen habe und dessen urkomische Figuren und Dialoge mich die ganze Zeit hervorragend unterhalten haben. Nachdem ich nun die letzte Seite gelesen habe, vermisse ich Jan und Line sogar ein wenig. Mag Wolfsburg auf den ersten Blick wenig Charme besitzen – dieses Buch bringt einem die Stadt charmant näher, ob man will oder nicht…