Wie der Soldat das Grammofon repariert - Saša Stanišic

  • Zitat

    Original von Josefa


    Mir ist gerade auch siedend heiß eingefallen, dass ich Maikäfer so halb mal eine Runde Felix Dahn versprochen hatte. Was mich zu einer Frage bringt ... *zu Magali schiel* Öhm... Literatur? Felix Dahn? Nicht, oder? Nee. Kann ich mir nicht vorstellen. Nach keiner Definition. Oder? Hm? :gruebel


    Und der maikaefer hat dir - wenn auch leider mit erheblicher aber unverschuldeter Verspätung - darauf geantwortet. Ich würde gern "Ein Kampf um Rom" als Leserunde lesen und darüber diskutieren (und sehen, wie das Buch heute auf den gereiften maikaefer wirkt'g*), allerdings nicht vor dem übernächsten Quartal.
    Magalis Meinung zu Dahn findest du im Rezithread zum Romkampf :lache


    Was den guten alten Karl May angeht: Vor knapp 50 Jahren hat ein Jugendlicher diverse damals als Verfasser von wertvollerer Literatur angesehene Autoren dahin gehend befragt, ob die Jugend ihrer Meinung nach Karl May lesen solle. Ich meine mich zu erinnern, dass die Antworten überwiegend ermutigend waren, wenn auch gelegentlich sympathisch auf spätere weitere Bücher verwiesen wurde.


    EDIT: Ich habe mal einen LR-Vorschlagsthread eröffnet:
    Ein Kampf um Rom - Felix Dahn


    Und was Dumas angeht: Sogar einige würdige alte Damen mit Gartenlaubenhintergrund wie Eugenie Marlitt und Hedwig Courths-Mahler werden gelegentlich zu den Klassikern der Literatur gezählt.
    Ich finde es überhaupt schwierig, letztere einzugrenzen. Eher vielleicht noch auf die Weise, was ich mangels "Niveau" eben NICHT dazu zählen würde.
    Andererseits kommt mir das dem Geschmack der Fans derartiger Bücher und vor allem den jeweiligen Autoren gegenüber auch wieder arrogant vor.
    Immerhin haben sie etwas zu Stande gebracht, was ich nicht geschafft habe und wohl auch nie schaffen würde... :gruebel
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Rumpelstilzchen


    Definiere mal, was ein 'spannender Krimi' ist.
    :lache


    Natürlich gibt es LeserInnen, die keine Unterhaltungsromane lesen. Es langweilt sie, genau so, wie auf der anderen Seite LeserInnen von Literatur gelangweilt sind.
    Ich kenne nicht wenige. Für einige von ihnen war Unterhaltungsliteratur ein Durchgangsstadium, das sie bis Anfang zwanzig hinter sich gebracht hatten. Sie wissen nicht, wovon ich rede, wenn ich von Unterhaltungsromanen rede.
    Ich gebe zu, daß es ganz lustig sein kann, jemandem, die komplett ahnungslos ist, den Sinn von Harry Potter klarzumachen oder von Twilight. Gar nicht zu reden von FSOG. :help
    :rofl


    Als Extremfälle bertrachte ich die, die wirklich keine Unterhaltungsliteratur kennen. 'Karl May' ist für sie ein Begriff aus Erzählungen ihrer Schulfreunde. Aber sonst ist das Gebiet ein weißer Fleck auf der Landkarte.
    Das finde auch, nun, speziell.


    Aber die erste Gruppe, die, die sich nicht allzu lange mit Unterhaltung abgegeben haben, beneide ich manchmal. Sie haben so vieles Interessantes gelesen, für das ich nie mehr Zeit haben werde.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Orig. v. Draper Doyle: Ich kenne Forgotten Realms nicht, aber so allgemein finde ich richtigen Mist, drittklassige Regionalkrimis zum Beispiel, fast noch anstrengender zu lesen als irgendwas wie auch immer geartetes "Literarisches". Ich lese auch ab und zu in Leseproben von Selbstveröffentlichern rein, da müsste ich mich richtig zwingen, davon ein ganzes Buch zu lesen Augen rollen


    Das kann ich :write
    Ich lese auch gerne leichte Unterhaltung wie z.B. Kerstin Gier, Ulrike Herwig oder Krimis.
    Aber wenn's so ist, dass ich dauernd über unglücklich formulierte Sätze stolpere oder über falsche Grammatik, dann wird es wirklich anstrengend.

  • maikaefer


    ah, ja. Recht hast Du.
    Mir war doch so, als wäre hier im Forum mal Dahns Beitrag zum historischen Unterhaltungsroman zur Sprache gekommen.
    :grin


    Daß ein Buch, das im Karl-May-Verlag erscheint, sich für die Lektüre ausspricht, ist doch wohl klar, oder?



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus


  • Es sind die Originalantworten der Befragten, soweit diese ihre Zustimmung zur Veröffentlichung gegeben haben.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Irgendwie drehe ich jetzt zwischen Karl May und Felix Dahn die Hand nicht wirklich um ... mit dem gewaltigen Vorteil für ersteren, dass er sich zu liebenswürdigen Figuren und Humor (auch wenn's kalauernder ist) aufschwingen kann, was letzterem, soweit ich mich an "Ein Kampf um Rom" erinnere, nicht ein einziges Mal geglückt ist.

    Zitat

    Ich lese auch ab und zu in Leseproben von Selbstveröffentlichern rein, da müsste ich mich richtig zwingen, davon ein ganzes Buch zu lesen


    Ich denke, da sinkt die Schmerzempfindlichkeit, wenn man sowas selbst produziert :lache.
    Nein, im Ernst, es gibt ja durchaus Leute, die es "können". Also, zumindest Texte verfassen, die man unfallfrei lesen kann. Vor einer Weile habe ich (Magali wird wahrscheinlich gleich die Augen verdrehen, weil sie den ersten Band schon verrissen hat ;-)), von Anke Höhl-Kayser die "Ronar-Bände" Nr. 2 und 3 gelesen, wenn ich hier mal Werbung machen darf. Und fand sie, jeden auf seine Art, gut. Ich wäre froh, wenn ich so schreiben könnte.


    Und bei denen, die es nicht können (zu denen ich, um das klarzustellen, auch mich selbst zähle), ist es dann eben der Grund, der bei den meisten selbstveröffentlichten Büchern zum Tragen kommt: man liest's nicht wegen des Buchs, sondern wegen des Autors. Weil man ihn "kennt", weil man mit ihm verwandt ist oder sonst aus irgendeinem Grund auf ihn gestoßen ist. Deswegen herrschen in diesen "Autoren"-Gruppen bei FB ja oft so "inzestuöse" Verhältnisse. - Und ja, die Bücher sind oft grottig. Hatte ich jetzt eben erst (und das war sogar ein "Verlags"-Buch). Wortwiederholungen, Grammatikfehler, streckenweise hanebüchener Inhalt. Aber Tatsache ist, über den Autor erfährst du aus solchen Büchern mehr, als wenn im Entstehungsprozess des Buchs noch zwei Lektoren mit eigenen Ambitionen und die Anforderungen eines Verlagsprofils dazwischen geschaltet sind.


    Okay, Exkurs Ende :lache. Irgendwo weiter ober fiel mal das Wort "arrogant". Ich glaube, das hat bei mir viel damit zu tun, warum mir der Begriff "Literatur" solche Schwierigkeiten bereitet. Auf der einen Seite sehe ich natürlich, dass es Bücher gibt, die gehalt- oder bedeutungsvoller sind als andere. Auf der anderen Seite widerstrebt es mir, ihnen einen höheren Wert zuzusprechen.


    Und, was mir sicher Pobleme bereitet: ich kann, zum Beispiel wenn zwei Seiten lang von eins bis hundertzweiundneunzig gezählt wird, oft den Zweck mancher Dinge nicht erkennen, die den Lesefluss hemmen. Vielleicht einfach, weil mir die Kenntnisse dazu fehlen und ich da eine Reminiszenz nicht kapiere, vielleicht auch einfach, weil ich zu doof bin. Und in diesem Fall unterstelle ich dem Buch sofort und unbewußt so etwas wie Arroganz und Hochstapelei. Wir "machen mal einen auf literarisch": Mal' ein paar verbale Kringelchen in den Text und klatsch' 'nen Eimer Farbe drauf, dann kommt's künstlerischer rüber.


    Das ist dem Buch gegenüber unfair, weil sicher ich und mein mangelndes Verständnis der ausschlaggebende Punkt sind. Aber ich merke, wie ich ganz instinktiv so reagiere. Klarer Fall von Selbstschutz: ich bin nicht zu doof. Das Buch ist es. :grin

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • "...liebenswürdigen Figuren und Humor..."
    Stimmt, Figuren wie Sam Hawkens, den Präriepoeten Gunstick-Uncle, Hadschi Halef Bandwurmname sowie den später mit Eddi Arendt, Heinz Erhard und Chris Howland besetzten Rollen findet man bei Dahn nicht. Aber liebenswürdige mE schon, wenn auch wohl eher auf der weiblichen Seite, obwohl ich Teja, Totila, Adalgoth, Witichis, Julius Montanus und sogar Cethegus eigentlich ebenfalls etwas abgewinnen konnte.
    "Aber Tatsache ist, über den Autor erfährst du aus solchen Büchern mehr, als wenn im Entstehungsprozess des Buchs noch zwei Lektoren mit eigenen Ambitionen und die Anforderungen eines Verlagsprofils dazwischen geschaltet sind."
    Obwohl ich gerade bei einem ehrenwerten, sehr geschätzen Autor nebst namhaftem Verlag schier verzweifele (Bosetzkys "Kartoffelfeuer": doppelte Verneinungen ((außerhalb Bayerns"*g*), Hans- statt Klausjürgen Wussow, Schreibfehler, Wiederholungen ohne Ende...). Aber Ausnahmen bestätigen wohl auch hier die Regel.
    Und zum Rest deines Postings: Das trifft für mich alles auch auf (vor allem "moderne" (für mich meist melodielose) Musik und Malerei zu.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ist doch eh irgendwie scheissegal was Literatur ist. Ich lese Bücher. Und Karl May schätze ich auch heute noch.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • magali, eine Diskussion darüber, was ein spannender Krimi ist, wird sicher noch umfangreicher als dieser Thread.....da müssen wir einen eigenen aufmachen.....


    Josefa, irgendwie läuft es bei mir immer auf die Frage hinaus: lese ich weiter und wenn ja warum? Schließlich lese ich nicht mehr aus Pflichtbewusstsein. Ein Buch, das mich anödet, warum auch immer, werfe ich nach etwas 30 Seite in die Ecke. Manchmal bekommt es eine zweite Chance....aber das sind nur wenige.


    Was mir wirklich auf die Nerven geht, ist die Überheblichkeit mancher Literatur-Leser. die alles, was ihrer gehobenen Meinung nach nicht qualitätshaltig genug ist, abservieren. Begleitet von einem abschätzigen Blick: Wie, so minderwertigen Schund liest du?

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen


    Was mir wirklich auf die Nerven geht, ist die Überheblichkeit mancher Literatur-Leser. die alles, was ihrer gehobenen Meinung nach nicht qualitätshaltig genug ist, abservieren. Begleitet von einem abschätzigen Blick: Wie, so minderwertigen Schund liest du?


    Ein wenig mehr Selbstbewusstsein.
    Was interessiert mich das Geschwätz irgendwelcher Dritter über meinen Lesegeschmack? Genau! Es interessiert mich nicht.


    Zudem scheinen solche "abgehobenen" Literatur-Leser unheimlich arme Schweine zu sein. Die haben ein paar Überschriften aus Literaturzeitungen auswendig gelernt und machen dann einen auf "unglaublich belesen". Naja - wer es denn nötig hat.


    Lesen soll Freude machen - und Freude habe ich eben an meinem ganz individuellen Lesegeschmack.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von magali
    Natürlich darf jemand einfach erzählen. Niemand zwingt eine/n, die/der schreibt, etwas anderes zu machen.
    Literatur ist aber mehr als erzählen. Nur erzählen ist zu wenig. Wie erzählt wird, ist wesentlich. Es geht ums Gestalten. Die Sprache, die Wörter, die Grammatik, die Satzzeichen, selbst Schrifttypen und -größen sind die Mittel. Das ist ein Werkstoff, wie Knet oder Ton oder Stein oder Papier oder was auch immer.
    Daran knetet und schneidet und meißelt und klebt man herum, bis es die Form angenommen hat, die dem Thema entspricht. Und zwar in der Vorstellung der- oder desjenigen, die/der schreibt.


    Die Bis(s)-Romane sind wohl keine Literatur und ich will sie nun auch nicht dazu machen. Nun gibt es im zweiten Band aber eine Stelle (3. Kapitel), wo Edward aus Bellas Leben verschwindet, "als ob er nie existiert hätte".


    Und dann kommen vier Seiten, auf denen nur jeweils in der Mitte auf der rechten Seite steht.


    October


    November


    December


    January


    und die linke Seite ist jeweils leer, so dass man vier Mal umblättern muss. Und dann geht es weiter mit dem 4. Kapitel "Waking up" das anfängt mit:


    "Time passes. Even when it seems impossible. Even when every tick of the second hand aches like the pulse of blood behind a bruise. It passes unevenly, in strange lurches and dragging lulls, but pass it does. Even for me."


    Und dann kommt noch mal eine neue Seite und dann geht es wieder weiter mit der Handlung.


    Und ich weiß noch, dass ich damals gedacht habe, dass diese leeren Seiten und dieses Umblättern bei mir dazu geführt haben, dass ich das Gefühl hatte, dass die Zeit tatsächlich langsamer vergeht und die leeren Seiten ein Gefühl von innerer Leere vermittelt haben. Diese Zeit verging langsam und sie war leer. Das war das Gefühl, das mir vermittelt wurde.


    Ist das nun ein literarisches Stilmittel, auch wenn es sich bloß in schnöder Unterhaltungsliteratur befindet?




    Ach so. Das klingt jetzt irgendwie "off topic", aber fiel mir ein bei Josefas Schilderung von diesen zwei Seiten, in denen nur von eins bis 192 gezählt wird.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ist doch eh irgendwie scheissegal was Literatur ist.


    Da hast du eigentlich sicher recht. Aber jetzt habe ich diese Frage nun mal gestellt. Und nun steht sie da: fett, glubschäugig, unbeweglich. (Hach! Ganz die Mama! :grin) Ich glaube, mich fasziniert einfach, wieviel Aufhebens gemacht wird um etwas, das sich nicht mal ansatzweise definieren lässt.


    Was ich in jedem Fall unterschreibe, ist, dass man sich bei der Auswahl seiner Lektüre nicht dreinreden lassen sollte.


    Delphin, lach nicht, aber genau an diese leeren Seiten in einem der Bis(s)-Romane mußte ich an der Stelle denken! Dabei habe ich die Twilight-Bücher gar nicht gelesen, ich hatte nur davon gehört. Der erste Bis(s)-Band kann stolz darauf sein, zu den wenigen Büchern zu zählen, die ich abgebrochen habe.


    Ich möchte ein Buch, das ich begonnen habe, eigentlich immer auch zu Ende lesen.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Delphin


    es ist ein einfach ein Mittel, ein Technikum, ein Kniff, etwas darzustellen. Das darf jede/r, gleich, ob sie Unterhaltungsliteratur schreibt oder Literatur.
    Die beiden Bereiche befruchten sich gegenseitig.
    Unterhaltungsliteratur lebt von Mitteln der Kunst. Prolog-Epilog, Drei-Akt-Schema, Heldenreise, Erzählperspektiven, das sind brennende und vieldiskutierte Themen derer, die Unterhaltungsliteratur schreiben.
    Literatur ihrerseits nimmt aus dem Trivialen auf. Verfremdung, Kitsch, Kolportage werden als Stilmittel eingesetzt. Lineares, Triviales wird aufgenommen und verarbeitet.


    In Deinem Beispiel aus 'New Moon':
    Das ist 'nett'.
    So, wie Du es beschreibst, ist das Mittel redundant.
    Literarisch gesehen.


    Betrachtet man es von Standpunkt der Unterhaltungsliteratur aus, gilt das nicht.
    Hier geht es um die 1:1-Identifikation der Leserin mit Bella. Ich verweise auf Charlies Beitrag in dieser Diskussion.
    Von daher gesehen ist es richtig.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus


  • Wieso redundant? Wenn sie es weggelassen hätte, oder die Zeit auführlich beschrieben hätte, oder nur kurz geschrieben hätte "Vier Monate waren seit Edwards Verschwinden vergangen", hätte sie nicht das gleiche Gefühl ausgelöst. Was ist da anders als wenn , Saša Stanišic Zerrissenheit mit Stilmitteln darstellt? Wieso ist das nicht redundant?


    Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mit zweierlei Maß gemessen wird, nur weil das eine Buch irgendwie das Label "Literatur" hat. Auf zwei Seiten von eins bis hundertzweiundneunzig zählen ist Kunst und auf vier Seiten nur vier aufeinanderfolgende Monate schreiben ist 'nett' und redundant. Ich werde bei sowas das Gefühl von "Hurz!" nie ganz los, ich kann's nicht ändern.

  • Offenbar erkäre ich schlecht, das tut mir leid.


    Es darum, wie der Text als Ganzes aussieht. Wieviele Mittel setzt Meyer denn ein? Nur dieses eine?
    Wenn ja, ist es eine Spielerei, ein plötzlicher Einfall. Nett.


    Wenn Du dagegen Stanisic setzt, findest Du viele solcher Mittel, den text zu gestalten udn damit das Gesamttheme zu demonstrieren bzw. mit Mitteln der Sprache zu illustrieren.
    Sein Thema ist Krieg.
    Meyers Liebe/Paarbeziehung. In dem von Dir geschilderten Beispiel illustriert sie aber Warten. Ihr Buch hat nicht Warten als Thema.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Offenbar erkäre ich schlecht, das tut mir leid.


    Es darum, wie der Text als Ganzes aussieht. Wieviele Mittel setzt Meyer denn ein? Nur dieses eine?
    Wenn ja, ist es eine Spielerei, ein plötzlicher Einfall. Nett.


    Naja, natürlich schreibt Stephenie Meyer keine höhere Literatur. Ich hab nur eher umgekehrt das Gefühl, dass manchmal ein Buch von irgendjemandem für Literatur erklärt wird, und allein dadurch die eingesetzten stilistischen Mittel wertvoll werden. So ein "Des Kaisers neue Kleider"-Phänomen. So wie Hape Kerkeling sich damals vor Musikkenner gestellt hat und sein "Hurz!" gesungen hat und man in den Gesichtern der Leute erkennen konnten, wie sie die Kunst suchten, weil ihnen doch Kunst angekündigt worden war.


    Zitat

    Wenn Du dagegen Stanisic setzt, findest Du viele solcher Mittel, den text zu gestalten udn damit das Gesamttheme zu demonstrieren bzw. mit Mitteln der Sprache zu illustrieren. Sein Thema ist Krieg.Meyers Liebe/Paarbeziehung. In dem von Dir geschilderten Beispiel illustriert sie aber Warten. Ihr Buch hat nicht Warten als Thema.


    Ah ok, gut dass Du das sagt. Jetzt habe ich noch mal drüber nachgedacht und meiner Meinung nach drückt Meyer nicht "Warten" aus sondern sie beschreibt das Ausmaß des Verlustes einer Beziehung. Und das war so groß, dass es nicht weiteres zu berichten gab. Das Leben war leer ohne ihn. Bis sie gemerkt hat, es gibt doch noch ein Leben ohne ihn. Ich hab immer das Wort "Objektverlust" im Kopf, aber ich kann's nicht erklären.


    Und ich kann nicht glauben, dass ich hier irgendwelche psychoanalytischen Deutungen zu den Bi(s)-Romanen abgebe. :konfus

  • 'Warten' war meine Interpretation und noch dazu ex post, ich weiß ja, wie die Geschichte ausgeht.
    Dann also Verlust. Auch in Ordnung. Wenn es beim Lesen das erwartete Gefühl ausgelöst hat, gut so. Darum geht es in der Unterhaltungsliteratur.


    Sicher kommt es vor, daß ein Text überschätzt wird, weil KritikerInnen auf die eingesetzten Mittel hereinfallen.
    Das spricht aber nicht gegen Literaur, sondern gegen KritikerInnen, die nicht sorgfältig mit der Materie umgehen.


    Diese Kerkeling-Geschichte, die Du erwähnst, mußte ich erst googlen. Wer sollen die Musik-Kennerinnen sein? Laien-KritikerInnen? MusikliebhaberInnen? Interssierte an neuer Musik?
    Ich konnte nicht herausfinden, was für eine Veranstaltung das war, wie sie angekündigt war, wer hinging. Bevor das nicht klar ist, kann ich die Sache nicht beurteilen.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus