... oder: Josefa sucht die Literatur. Ein Selbstversuch.
Vorgeschichte: Im Zusammenhang mit diesem Thread wurde mir klar, dass ich eigentlich keine Ahnung habe, was man unter "Literatur" versteht. Und wieso. Weswegen ich mir aus dem Artikel, der in diesem Thread verlinkt ist, ein Buch herausgepickt habe, das offenbar allgemein als "Literatur" anerkannt wird. Und das lese ich jetzt und versuche, dem Begriff auf die Schliche zu kommen. Vielleicht hat ja jemand Lust, mir dabei virtuell die Hand zu halten.
Das Projekt startete holprig - das Buch war bei Koch Neff tagelang nicht lieferbar. Jetzt habe ich's endlich und frage mich, ob KNOe mich schonen wollte. Nach anderthalb Kapiteln ist mein Verhältnis zu diesem Buch jedenfalls ausgesprochen zwiespältig. Es gibt einige Dinge, die mir sehr gut gefallen, witzige Zusammenhänge, die konstruiert werden (der Tod des Großvaters und Carl Lewis' Hundert-Meter-Weltrekord, die erzählerische Klammer rund um die Zauberkräfte des Jungen Aleksandar im ersten Kapitel), aber das wird durch ebenso viele Dinge, die mir nicht gefallen, wieder wett gemacht. Zumindest verstehe ich bis jetzt noch nicht, was den generellen Unterschied zur "Nicht-Literatur" (also rein unterhaltender Lektüre) ausmacht. Das, was mir an dem Buch bisher gut gefällt, würde mir bei Unterhaltungsromanen auch gut gefallen. Und die Tante, die so schnell spricht, dass der Autor ihr keine Leerzeichen gönnt, finde ich auch im Rahmen der hohen Literatur - Pardon - dämlich.
Als erstes formales Kriterium kann ich lediglich ausmachen, dass es bei "Literatur" offenbar üblich ist, auf Anführungszeichen bei wörtlicher Rede zu verzichten. Kommt wahrscheinlich irgendwie intellektueller rüber. Aus ähnlichem Grund ist offenbar das Setzen von Kommata dem der eigentlich fälligen Punkte vorzuziehen ...
Inhaltlich lässt sich noch nicht viel sagen. Alles sehr anekdotenhaft. Das dörfliche Jugoslawien der Kurz-vor-Wende-Zeit wie aus dem Touristen-Reiseprospekt. Da schmatzt und rülpst, feiert und scheißt das pralle Leben, sofern es nicht gerade dabei ist, sich in der Drina zu ertränken. Vieles kam mir recht belanglos vor, gerade im Zusammenhang mit dem gewählten Tonfall und der Perspektive: der Blick eines Erwachsenen durch die Augen eines Kindes.