Kinder des Jacarandabaums - Sahar Delijani

  • Dromer, Hardcover,
    320 Seiten
    2014


    Originaltitel: Children of the Jacaranda Tree
    Übersetzt von Juliane Gräbener-Müller


    Kurzbeschreibung: Sie spielen im Hof, unter den blühenden Zweigen des Jacarandabaums. Wie ganz normale, glückliche Kinder sehen sie aus, Neda und ihre Cousinen. Doch die Mütter sind fort, eingesperrt für ihren Kampf um Freiheit im Iran. Jahre später, als Neda sich in den jungen Reza verliebt, begreift sie, dass die Vergangenheit der Eltern ihre Liebe zu zerstören droht. Neda beschließt, das jahrelange Schweigen über das Geschehene zu brechen.


    Über die Autorin:
    Sahar Delijani wurde 1983 im Evin-Gefängnis in Teheran geboren, nachdem ihre Eltern für ihren aktiven Widerstand gegen das islamische Regime verhaftet worden waren. 1996 verließ die Familie das Land und ging nach Kalifornien. Seit 2006 lebt Delijani mit ihrem Mann im italienischen Turin. »Kinder des Jacarandabaums« ist ihr erster Roman und erzählt ihre Familiengeschichte.


    Über die Übersetzerin: Juliane Gräbener-Müller, geboren 1956 in Siegen, seit 1980 freiberufliche Literaturübersetzerin, Lektorin und Gutachterin.
    Sie übersetzte u.a. Louise Erdrich, Neal Stephenson, Elif Shafak, Ian Rankin, Frederic Beigbeder, Jaques Lederer


    Mein Eindruck:
    Sahar Delijani schreibt, inspiriert von der eigenen Familiengeschichte, eine komplexe Geschichte über die Menschen im postrevolutionären Iran zwischen 1983 und 2011.
    Es sind die Menschen, die Widerstand gegen das islamische Regime geleistet haben und einen hohen Preis dafür bezahlen mussten.


    Der Roman beginnt damit, wie 1983 eine hochschwangere Frau mit verbundenen Augen aus einem Foltergefängnis in Teheran in ein Gefängniskrankenhaus gebracht wird. Nach der Geburt wird sie nach wenigen Monaten von ihrem Baby getrennt.
    Ein effektvoller Romanbeginn!


    Dann werden andere Figuren gezeigt, zum Beispiel die Familienmitglieder, die in Angst um ihre verhafteten Verwandten leben.
    Oder Amir, der ebenfalls verhaftet wurde, seine Frau Maryam, und Sheida, seine Tochter, die erst geboren wurde, als Amir schon im Gefängnis saß.


    Ein weiteres entscheidendes Datum ist 1988 als der Krieg zwischen Iran und Irak endet und die Säuberungsaktionen mit Massenhinrichtungen in den Gefängnissen begannen.


    Was die Figuren verbindet ist das geschichtliche Ereignis der islamischen Terrorherrschaft und was das aus dem Leben der Beteiligen machte.
    Die Form erinnert mich an Kamila Shamsie, die in ihren Romanen ebenfalls geschichtliche Ereignisse mit daraus entstehenden familiären Schicksalen zeigte.


    Doch ein Wort zur Warnung: Die nicht geradlinige Struktur mit vielen verschiedenen Protagonisten unterschiedlichsten Alters und in verschiedenen Zeitabschnitten ist ein klein wenig kompliziert.


    Doch Kinder des Jacarandabaums überzeugt, weil die Autorin einen geeigneten Erzählton gefunden hat und angemessene Mittel dafür einsetzt.
    Fazit: Wieder mal ein bemerkenswertes Debüt-Roman.