Wenn ihr uns findet - Emily Murdoch [ab 14 Jahre]

  • Wenn ihr uns findet - Emily Murdoch
    Heyne
    ISBN: 978-3453534346
    304 Seiten, 15;99



    „Wenn es je ein Morgen gibt, und wir nicht zusammen sind…Dann denke immer daran: Du bist mutiger, als du glaubst, stärker, als du wirkst, und schlauer, als du denkst. Doch das Wichtigste ist, selbst wenn wir getrennt sind – bin ich immer bei dir.“


    Dieses Zitat aus einem „Pu – der Bär“ Buch gehört zu den liebsten Zitaten der kleinen Jenessa und ihrer großen Schwester Carey - die muss es ihr immer wieder sagen und dabei versprechen, dass sie sie niemals verlassen wird. Denn mit dem Verlassen kennen sich die beiden Schwestern aus; ihre Meth-süchtige Mutter hat sie jahrelang in einem Wohnwagen in einem großen Waldgebiet versteckt und sie dort oft für Wochen alleine gelassen. In dieser Zeit hat Carey die Mutterrolle für Ness übernommen, hat für Nahrung gesorgt und ihre Schwester unterrichtet.


    Sie haben sich mit dem Leben in der Abgeschiedenheit arrangiert, doch eines Tages werden sie gefunden und abrupt aus dieser Isolation geholt. Sie werden von nun an bei Careys Vater, seiner neuen Frau Melissa und deren Tochter Delaney leben müssen. Es ist eine große Umstellung für die beiden, aber auch für ihre neue Familie.


    Carey tritt als Erzählerin auf und vergleicht immer wieder das Leben im Wald mit dem neuen Leben in der Zivilisation. Bei diesen Rückblicken wird nach und nach klar, dass im Wald etwas Schlimmes geschehen sein muss. „Die Nacht der weißen Sterne“ nennt Carey diese eine Nacht in der Jenessa verstummt ist und in der beide das Vertrauen zu den Menschen verloren haben.


    Es geht in diesem Buch um das, was Erwachsene ihren Kindern antun können, um Vertrauen und das Erkennen, was wirklich im Leben wichtig ist. Da es ein amerikanisches Buch ist, muss natürlich auch eine kleine moralische Botschaft an die jugendliche Zielgruppe versteckt sein und die ist schnell enttarnt. Die jugendlichen Leser dieses Buches sollen erkennen, wie gut es ihnen geht, wie unbeschwert sie im Luxus leben und dass es Menschen gibt, die sich sogar über fließendes Wasser aus der Dusche freuen würden…


    Zum Glück fehlt dieser Botschaft die sonst in amerikanischen Büchern leider zu oft vorkommende Penetranz. Sie ist gut verborgen, erscheint nicht aufdringlich und stört nicht weiter und manchmal stimmt man ihr sogar, wenn auch etwas widerwillig, zu. Das Buch fängt den Leser sofort ein und es lässt sich gut und flüssig lesen, so dass man es aufgrund der latenten Spannung nicht aus der Hand legen mag.


    Der Autorin ist es gelungen, das Leben der beiden Mädchen (bis auf ein, zwei Ungereimtheiten) sehr anschaulich und interessant darzustellen und durch die Wahl von Carey als Erzählerin blickt man mit ihren Augen distanziert auf den Alltag eines modernen Teenagers und nimmt so auch einige Misstöne wahr.


    Mein Fazit: Ein spannendes und sehr lesenswertes Jugendbuch, das nicht nur Leserinnen emotional ansprechen wird und das mit einem nicht alltäglichen Thema daher kommt.

  • Wenn ihr uns findet - Emily Murdoch



    Originaltitel: If you find me
    Aus dem Amerikanischen von Julia Walther


    Kurzbeschreibung:
    Es gibt Geheimnisse, die zu groß sind für das Herz eines Mädchens


    Klamotten, Partys, Jungs und Schule: Diese Welt ist Carey und ihrer kleinen Schwester Jenessa völlig fremd. Die Geräusche des Waldes, das beengte und doch so vertraute Zusammenleben im Wohnwagen und die oft tagelange Abwesenheit ihrer Mom – das ist der Alltag der Mädchen, die in einem Trailer tief versteckt inmitten eines Naturschutzgebietes leben. Als Careys und Jenessas Vater die Mädchen zu sich und seiner neuen Familie holt, finden die Tage im Wald ein jähes Ende. Zu jäh für die fünfzehnjährige Carey, die sich daran gewöhnt hat, sich und ihre Schwester durchzubringen und zu beschützen, koste es, was es wolle. Dass der Preis dafür mitunter sehr hoch war, begreift sie erst jetzt durch die liebevolle Anteilnahme ihres Vaters. Weil sie das Geheimnis, das auf ihrem Herzen lastet, nicht für immer verdrängen kann …


    Über die Autorin:
    Emily Murdochs Leidenschaft sind gute Geschichten. Entweder sie liest gerade eine oder sie schreibt selbst. Mit ihrer Familie und zahlreichen Haustieren (unter anderem etlichen Pferden, die sie vor dem Schlachter gerettet hat) lebt sie auf einer Farm in Arizona.


    Mein Eindruck:
    Ein bewegendes Buch, das einen sofort in den Bann zieht. Mit einer vollkommen überzeugenden Erzählerin und Hauptfigur. Die vierzehnjährige Carey ist eine komplexe, starke Figur.


    Carey und ihre kleine Schwester wurden seit Jahren von ihrer Mutter im Wald eines amerikanischen Nationalparks versteckt. Sie sind sehr vernachlässigt worden, da ihre drogensüchtige Mutter auch noch an einer bipolaren Störung leidet. Für lange Zeit lässt sie die Kinder allein.
    Die Kinder leiden darunter, Die kleine Jenessa hat sogar aufgehört zu sprechen.
    Umso mehr rücken die beiden zusammen. Es ist beeindruckend, wie Carey sich um ihre Schwester kümmert und Mutterrolle einnimmt.


    Der Roman beginnt damit, dass eine Sozialarbeiterin und Careys Vater die Kids aus dem Wald holen und in ein normales Leben überführen.


    Von Anfang an beeindruckt in Careys Erzählung ihre erstaunlich detaillierte, eigenständige Wahrnehmung der Dinge, ihr eigener Moralkodex und die unbedingte Fürsorge und Liebe zu ihrer Schwester.


    Jenessa lebt in der neuen Familie schon bald auf. Auch für Carey entwickelt es sich gut, doch die Erinnerungen an schreckliche Ereignisse im Wald lassen sie nicht los.
    Die Verarbeitung der Vergangenheit erfolgt, indem Carey die Handlung dieses Buches erzählt.
    Diese Erzählform funktioniert gut und lässt den Leser an den Emotionen teilnehmen.


    Meine einzigen Einwände wären eventuell, dass die Rückblenden teilweise zu massiv eingesetzt werden, aber das ist unerlässlich für das Erzählen der Handlung. Dann sind manche Figuren zu schematisch, z.B. Careys Freund Ryan oder Melissa, die Frau ihres Vaters. Aber das tut dem Buch kein Abbruch.


    Laut einem amerikanischen Interview mit der Autorin ist die Handlung inspiriert durch Zeitungsartikel über von der eigenen Mutter entführte Kinder und eigenen Erfahrungen einer schweren Kindheit.


    Ein überzeugender Debütroman.

  • Roman
    Originaltitel: If you find me
    Originalverlag: St. Martin's Griffin
    Aus dem Amerikanischen von Julia Walther
    DEUTSCHE ERSTAUSGABE
    Ab 14 Jahren
    Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 304 Seiten,13,5 x 21,5 cm
    ISBN: 978-3-453-53434-6
    € 15,99 [D] | € 16,50 [A] | CHF 22,90* (* empf. VK-Preis)


    Verlag: Heyne
    Erscheinungstermin: 3. März 2014




    Inhalt:
    Es gibt Geheimnisse, die zu groß sind für das Herz eines Mädchens
    Klamotten, Partys, Jungs und Schule: Diese Welt ist Carey und ihrer kleinen Schwester Jenessa völlig fremd. Die Geräusche des Waldes, das beengte und doch so vertraute Zusammenleben im Wohnwagen und die oft tagelange Abwesenheit ihrer Mom – das ist der Alltag der Mädchen, die in einem Trailer tief versteckt inmitten eines Naturschutzgebietes leben. Als Careys und Jenessas Vater die Mädchen zu sich und seiner neuen Familie holt, finden die Tage im Wald ein jähes Ende. Zu jäh für die fünfzehnjährige Carey, die sich daran gewöhnt hat, sich und ihre Schwester durchzubringen und zu beschützen, koste es, was es wolle. Dass der Preis dafür mitunter sehr hoch war, begreift sie erst jetzt durch die liebevolle Anteilnahme ihres Vaters. Weil sie das Geheimnis, das auf ihrem Herzen lastet, nicht für immer verdrängen kann …


    Die Autorin:
    Emily Murdoch
    Emily Murdochs Leidenschaft sind gute Geschichten. Entweder sie liest gerade eine oder sie schreibt selbst. Mit ihrer Familie und zahlreichen Haustieren (unter anderem etlichen Pferden, die sie vor dem Schlachter gerettet hat) lebt sie auf einer Farm in Arizona.


    Link zur Leseprobe:http://www.randomhouse.de/Buch…true&showpdf=false#tabbox



    Rezension:
    Dieses Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefangen genommen. Carey ist eine starke Heldin, die trotz aller negativen Erfahrungen in ihrem jungen Leben nicht zerbrochen ist. Die selbstlose Liebe zu ihrer kleinen Schwester Jenessa, die sie wie ihr eigenes Kind aufgezogen hat, obwohl sie ja selbst noch ein Kind war und ist, kann man nur bewundern. Zwischen beide Mädchen herrscht eine tiefe Verbundenheit, wie man sie nur selten findet.


    Es ist erschreckend, wie schnell und spurlos ein Kind verschwinden kann und dennoch nur wenige Kilometer von seinem Zuhause gefangen gehalten wird. Trotz intensiver Suchaktionen wurde Carey zehn lange Jahre nicht gefunden. Die Mädchen waren zwar nicht wirklich eingesperrt, lebten aber in einer anderen Art von Gefängnis jenseits der Zivilisation. Zum Glück gibt es immer jemanden, der die Hoffnung nie aufgibt. So finden beide zurück in ein normales Leben und in ein liebevolles Zuhause.


    Das Buch profitiert von der Tiefe der handelnden Charaktere und dem einfühlsamen stilsicheren Erzählstil der Autorin. Eine berührende Geschichte mit Tiefgang, ohne sich in Sentimentalitäten zu verlieren. Das Ende gibt allen den Mut zu hoffen, egal wie ausweglos eine Situation erscheint. Nichts ist selbstverständlich, aber alles ist möglich.


    Mein Fazit: Ein Buch, das in keinem Bücherregal fehlen sollte. Bitte unbedingt lesen!

  • „Die Welt hier draußen ist so schnell, so laut und hektisch. Immer etwas zu tun, wobei nichts davon wirklich wichtig scheint.“ S. 175


    „Niemand hat mich gewarnt, dass Nähe bedeutet, dass es manchmal wehtut, den anderen und einem selbst.“ S. 205


    Ein sehr berührendes und ganz, ganz starkes Jugendbuch mit einer außergewöhnlichen Geschichte. Neben der Handlung ist die sehr dichte Atmosphäre, in der das Buch geschrieben ist, auffallend, ich habe selten ein (Jugend)buch mit so vielen transportierten Emotionen gelesen, viele davon zwischen den Zeilen.


    Die Ich-Erzählerin Carey muss sich in einer ihr fremden Welt zurechtfinden. Über Rückblenden, die immer wieder urplötzlich auftauchen, aber durch Kursivschrift kenntlich gemacht werden, erfährt der Leser so nach und nach über ihr Leben davor. Dieser abrupte Wechsel und Careys Gedanken, Freuden und Sorgen, die sie mit dem Leser teilt, erzeugen eine sehr intensive Verbindung zu ihr. Dabei habe ich auch viele ganz wunderbare Sätze gefunden, wie die beiden oben zitierten.


    Einige kleinere Längen im ersten Teil sowie ein paar Ungereimtheiten haben an dem sehr positiven Gesamteindruck nichts ändern können. Es ist ein wirklich tolles Buch und hebt sich durch seinen sehr intensiven Schreibstil sowie die ungewöhnliche Handlung wohltuend vom Einheitsbrei ab.


    Aufgrund Cover, Klappentext und Titel hätte ich das Buch nie in die Hand genommen – es hat mich nicht angesprochen und ist überhaupt nicht meine Leserichtung. Zum großen Glück hat es mir piper1981 beim Lieblingsbuch-Event empfohlen. Dafür nochmal vielen herzlichen Dank an piper1981, denn ich hätte ein tolles Buch verpasst! Was wieder mal bestätigt, dass man immer wieder mal über seinen Deckelrand hinauslesen soll!


    Fazit: Ein tolles, sehr empfehlenswertes Jugendbuch mit einer starken Ich-Erzählerin und einer ungewöhnlichen Geschichte. 9 Punkte von mir

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Die Geschichte von Carey und ihrer Schwester Jenessa hat mich sehr berührt. Beide sind besondere Charaktere mit viel Tiefgang, mit denen man leidet und hofft und trauert über das, was ihnen widerfahren ist.
    Trotz der Schwere der Handlung lässt diese einen Hoffnungsschimmer aufglimmern, an dem man festhalten kann und der aufzeigt, dass ganz gleich welch schrecklichen Erlebnissen manch einer ausgesetzt ist, es immer noch einen Ausweg gibt.
    Für mich war ''Wenn ihr uns findet'' ein Buch, das unter die Haut ging, zum Nachdenken anregte und mir mit Sicherheit noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Ich vergebe 10 Punkte.