Funny Girl
Anthony McCarten
ISBN: 978-3257068924
Diogenes Verlag
375 Seiten, 21,90 Euro
Das sagt der Buchrückentext über den Autor: Anthony McCarten, geboren 1961 in New Plymouth/Neuseeland, schrieb als 25-jähriger mit Stephen Sinclair den Theaterhit „Ladies Night“ in der unautorisierten Filmadaption (The Full Monty/Ganz oder gar nicht) eine der weltweit erfolgreichsten Filmkomödien. Es folgten weitere Theaterstücke, Drehbücher und Romane, von denen mehrere verfilmt wurden. Anthony McCarten lebt in London und München.
Kurzbeschreibung: Junge Londonerin zu ihren kurdischen Eltern: "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Ich werde Stand-up Comedian. Die gute: Ich trage ab heute Burka allerdings nur auf der Bühne."
Eine hochexplosive multikulturelle Gesellschaftskomödie, so berührend und packend wie Englischer Harem.
Meine Meinung: Wieder einmal nimmt Anthony McCarten sich einer Randgruppe der englischen Gesellschaft an. Dieses Mal geht es um Azime, eine junge Frau mit kurdischen Wurzeln, die ihren Weg zwischen Tradition und Moderne finden muss. Auf der Beerdigung einer Freundin, die es gewagt hat, einen italienischen Freund zu haben und deren Leben mit dem Fall aus dem achten Stockwerk eines Hochhauses beendet war, wird Azime bewusst, wie gefangen auch heute noch Frauen aus ihrem Kulturkreis leben müssen.
Sie beschließt, sich dagegen aufzulehnen und als sie zufällig einen Freund zu einem Comedy-Kurs begleitet, erkennt sie, dass Witze bei der Völkerverständigung und der Befreiung der Frauen hilfreich sein können.
Sie kauft sich eine Burka und wird die erste muslimische Comedian. Natürlich ist ihre Familie alles andere als begeistert und sie schafft sich mit ihren Auftritten nicht nur in ihrem direkten Umfeld Gegner, die ihr Angst machen.
Ich habe bisher alle Bücher von Anthony McCarten gelesen und jedes Mal haben mir sein Stil und seine Geschichten sehr gut gefallen. Dieses Buch ist nun leider das erste Buch von ihm, das mich nicht wirklich begeistern konnte. „Der englische Harem“ war ein Buch, das sich ebenfalls mit einem sozialkritischen Thema auseinander gesetzt hat und dabei so ganz unaufdringlich und sympathisch blieb, doch „funny girl“ wirkt von Anfang an etwas gezwungen. Man spürt den Wunsch des Autors seine Botschaft unbedingt vermitteln zu wollen und so wirkt das Ganze manchmal ziemlich dick aufgetragen.
Es geht um muslimische Frauen zwischen den unterschiedlichen Kulturen, Internetmobbing, Intoleranz und gesellschaftliches Umdenken und es ist leider von allem ein wenig zu viel. Azime ist als Figur sehr gut gezeichnet und auch ihre Familie und ihre Freunde wirken lebendig und authentisch und wie schon in den anderen Büchern des Autors wirft er einen warmherzigen Blick auf seine Figuren, was sie teilweise sehr sympathisch wirken lässt.
Doch Azimes Auftritte vor Publikum mit der Werbung um Toleranz erinnern an die gruselig moralischen Reden in amerikanischen Filmen, deren aufgedrehte wortreiche Predigten bei manchen Zuschauern möglicherweise funktionieren, die bei mir jedoch einfach nur Ablehnung hervorrufen.
Zitat Azime: „Ein guter Witz verwandelt uns aus dem Stand in eine Familie. Bei einem guten Witz gehören wir alle dazu und sorgen dafür, dass wir uns ein bisschen weniger allein fühlen, weniger hoffnungslos, ein bisschen besser verstanden. Sie umarmen uns“.
Leider hat das Buch dieses familiäre Gefühl bei mir nicht auslösen können und weder die aufgedrängte Botschaft, noch der wenige überzeugende Schluss haben mir gefallen, denn als Vorgabe stehen da all die Vorgänger in meinem Regal, an denen sich Anthony McCarten messen lassen muss. Ich hoffe und wünsche ihm, dass ihm das nächste Buch wieder besser gelingt…
5 von 10 Eulenpunkten dafür.