Die Seltsamen
Stefan Bachmann
ISBN: 978-3257068887
Diogenes
367 Seiten, 16,90 Euro
Über den Autor: Stefan Bachmann, geboren 1993 in Boulder/Colorado, lebt in Zürich, wo er seit seinem 11. Lebensjahr das Konservatorium besucht (und dort in¬zwischen die Fächer Orgel und Kom¬position studiert), ansonsten aber von seiner Mutter bis zum High-School-Abschluss zu Hause unterrichtet wurde. Er will Filmkomponist werden. Mit 16 schrieb er, inspiriert von seiner Liebe zu Steampunk, Charles Dickens und C.?S. Lewis’ ›Chroniken von Narnia‹ sein Debüt, ›Die Seltsamen‹. Der Folgeband ›The Whatnot‹ wird im Herbst 2014 bei Diogenes erscheinen.
Amazon Kurzbeschreibung: Eines der phantasievollsten und souveränsten Debüts des Jahres, geschrieben von einem Schweizer, der damit als 18-Jähriger zum Bestsellerautor in Amerika wurde: Ein schüchterner Junge zieht aus, seine Schwester zu suchen, und findet nicht nur einen Freund, sondern muss vielleicht auch die Welt retten.
Meine Meinung: Leider ist die Kurzbeschreibung dieses Buches dazu geeignet, es in den Bereich der Ladenhüter einzuordnen und dabei handelt es sich um einen absolut lesenswerten Steampunk-Roman - einen Roman voller märchenhafter Fantasy, den alle Fans von Herbie Brennans Büchern sicherlich lieben werden. Auch hier geht es um ein Elfenportal, das sich auftat und durch das die Wesen der anderen Welt Eintritt in diese Welt erhielten.
Nach vielen Kämpfen und politischen Intrigen leben die Elfen als fester Bestandteil Englands zusammen mit Menschen, Gnomen und Kobolden und haben sich an die englische Lebensart gewöhnt. Ihre Mischlinge allerdings haben es sehr schwer. Sie werden von niemandem in der Gesellschaft gemocht und Morde an ihnen sind an der Tagesordnung.
Batholomew Kettle ist solch ein Mischling und zusammen mit seiner Schwester Hettie lebt er verborgen in der Krähengasse, einem Elendsviertel der Feenwesen. Als eines Tages eine vornehme Dame in pflaumenfarbenem Samt den Mischlingssohn der Nachbarsfamilie Buddelbinster mit sich nimmt, spürt Barthy, dass seine Schwester und er nicht mehr sicher sind.
Immer wieder werden in der letzten Zeit ermordete Mischlinge gefunden. Das macht auch dem Politiker Arthur Jelliby zu schaffen, der zufällig in diese Sache hineingezogen wird und der eigentlich nichts lieber tut, als lange Nachmittage in seinem Club zu verbringen, oder bis mittags zu schlafen. Doch um diesen Müßiggang wieder herzustellen, ist er gezwungen, sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzen.
Es ist immer wieder ein wunderbares, ein aufregendes Gefühl, wenn schon die allererste Seite eines Buches einen so bezaubert und gefangen nimmt, dass man weiß, einen ganz besonderen Lesegenuss vor sich zu haben. Schon bei den ersten Sätzen habe ich mich in das Buch verliebt und war fast ein wenig ängstlich, ob es tatsächlich über die ganze Länge hin so toll bleiben würde, doch zum Glück war meine Angst unberechtigt. Es entwickelt sich eine Geschichte voller Spannung und Phantasie.
Die Welt, die Stefan Bachmann entworfen hat, taugt dazu, noch viele Abenteuer darin zu erleben. Die Städte, wie zum Beispiel London, weisen einen Bevölkerungsmix aus Feen, Hochelfen, Gnomen, Zwergen und Menschen auf. Dreckige Fabriken pusten unablässig schwarzen Staub in die Luft, seltsame Maschinen fahren durch die Straßen oder fliegen über die Stadt und manchmal trifft man auch auf ein ganz klein wenig Magie.
Die Abenteuer, die Barthy und Arthur erleben sind spannend und teilweise gar nicht so unblutig und man merkt schnell, dass es zu diesem Buch einfach eine Fortsetzung geben muss. Ich konnte mich fast nicht losreißen von diesem phantasievollen Buch und ich habe jede einzelne Seite genossen, weshalb mir gar nichts anderes übrig bleibt, als die volle Punktzahl zu vergeben. Ich hoffe, dass die Fortsetzung nicht mehr lange auf sich warten lässt und empfehle nicht nur den Fans von Herbie Brennan einen näheren Blick zu wagen.
Zitat: “Federn fielen vom Himmel. Gleich schwarzem Schnee schwebten sie auf eine alte Stadt namens Barth herab, taumelten über Dächer und sammelten sich in den Ecken und Winkeln der Gassen, bis alles dunkel und still war wie ein Wintertag. Die Einwohner der Stadt wunderten sich sehr. Manche schlossen sich in ihren Keller ein. Andere eilten in die Kirche. Die meisten jedoch spannten ihre Regenschirme auf und widmeten sich weiter ihrem Tagwerk. Um vier Uhr nachmittags machte sich eine Gruppe von Vogelfängern, die ihre Käfige auf einem Karren hinter sich herzogen, auf den Weg nach Kentish Town. Sie waren die letzten, die Bath so sahen, wie es gewesen war, die Letzten, die es verließen…“