Manfred
Manfred versuchte bereits seit einer Stunde endlich den ersehnten Schlaf zu finden. Unruhig wälzte er sich hin und her. Immer wieder schlummerte er kurz ein, um dann, für ihn vollkommen unerklärlich, doch wieder hochzuschrecken.
Am Abendessen konnte es nicht liegen, er hatte nur eine leichte Geflügel-Creme-Suppe und zwei Scheiben Toastbrot gegessen. Leichte Kost also und nichts, was ihm schwer im Magen liegen konnte. Probleme und Sorgen bedrückten ihn ebenfalls nicht. Trotzdem grübeln, herumwälzen, einschlummern, hochschrecken, grübeln, herumwälzen, einschlummern.
Plötzlich hörte er ein leises Geräusch an der Schlafzimmertür. Was war das? Ganz langsam öffnete sich die Tür und im Licht der heruntergedimmten Flurbeleuchtung erkannte er eine im Türrahmen stehende Gestalt. Durch die Beleuchtung im Hintergrund konnte er ihr Gesicht nicht erkennen. Vor Schreck verschlug es ihm die Sprache. Sein Mund war trocken, kein Laut kam über seine Lippen.
Die unheimlich Gestalt war lediglich mit einem Morgenmantel bekleidet. Seinem Morgenmantel, wie er nun entsetzt feststellte und diesen trug sie so offen und lässig, dass er bei jedem Schritt, mit dem sie sich jetzt langsam näherte, leicht hin und her wippte und dabei ihre Weiblichkeit preisgab.
Er konnte sich nicht dagegen wehren. Diese Frau zog ihn fast magisch in ihren Bann. Er musste sie einfach anschauen und obwohl er es nicht zulassen wollte, spürte er eine Reaktion, die er krampfhaft mit der Bettdecke zu verstecken versuchte.
Sie war am Fußende des Bettes stehen geblieben. Ganz langsam glitt der Morgenmantel zu Boden und sie stand nackt vor ihm. Ihre beiden Hände streichelten ihre Wangen, glitten dann an ihren Hals hinunter zu den Brüsten, die sie ebenfalls liebkoste und während sie sich weiter streichelte, trat sie an seine Seite des Bettes.
Ihre linke Hand verließ ihre Haut und näherte sich langsam seinem rechten Arm. Ganz sanft berührte sie sein Handgelenk und versuchte, seine Hand auf ihre Haut zu legen.
"Nein"!!!!!! Mit einem lautlosen Entsetzensschrei fuhr er hoch, warf die Bettdecke dabei von sich, wachte jetzt erst richtig auf und sah sich gehetzt um. Die Frau war weg.
Seine linke Hand suchte und fand die beruhigende Nähe des gewohnten Lockenkopfes neben ihm. Erleichtert registrierte er diese Anwesenheit. Zärtlich streichelte er die Wange, fuhr mit einem Finger leicht über Herberts Schnurrbart - um sich dann wieder beruhigt hinzulegen. Nur ein Albtraum, dachte er, Gott sei Dank, ich bin noch normal. Dann endlich schlief er ein.