Wie viel Gefühl verträgt ein Roman?

  • Topictitel ist Programm ;-)


    Stören euch Liebesgeschichten oder tiefe Gefühle im Roman grundsätzlich?
    Fehlt euch etwas, wenn gar keine Liebe oder Gefühlsszenen dabei sind?


    Wo ist euer Gefühlslimit, sprich, wie viel kann man euch zumuten, bevor es euch genug ist? Ab wie viel Gefühlskälte ist das Buch für tiefgekühlt?



    JASS :keks

    Es ist erst dann ein Problem, wenn eine Tasse heißer Tee nicht mehr hilft. :fruehstueck

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  • gefühl find ich gehört schon hinein aber nicht zwangsläuftig liebe!
    man kann auch andere gefühle haben auch wenn es nur ein starker ausdruck von hass ist. aber man sollte seinen charaktere mit den gefühlen die sie haben etwas mehr tiefe geben und sie nicht gefühlslos und oberflächlich erscheinen lassen.

  • Zitat

    Original von mike
    kann ein roman ohne gefühle überhaupt lebendig sein oder ein roman ohne gefühle ist kein roman sondern ein sachbericht


    Welche Art von Gefühle?



    JASS :keks

  • Ich denke mal das ist von Leser zu Leser unterschiedlich. Manche mögen die Knutschszenen nicht, andere heulen. Ist wie beim Filme gucken.

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch

  • Meiner Ansicht nach ist das wieder keine Frage des Was, sondern des Wie ... :gruebel


    Gefühle gibt es doch nicht nur bei Liebenden, jeder Mensch hat sie, bei jedem Menschen äußern sie sich individuell verschieden von den anderen Menschen, und jeder Mensch muß lernen, damit umzugehen, sie gewissermaßen zu kultivieren; denn ein extremer Umgang mit Gefühlen -- sei es durch Unterdrückung, sei es durch ungehemmtes Ausleben -- ist zumindest soziopathisch, macht den Menschen also unfähig, in Gesellschaft zu leben.


    Aristoteles schreibt in seiner Poetik, daß es bei jeder Handlung um die Gefühle geht -- die der handelnden Figuren sowie die der Zuschauer/-hörer/Leser. In der Art und Weise, wie die handelnden Firguren reden und handeln, zeigt sich ihr Charakter. Dabei greift er auf seine Schrift zur Rhetorik zurück, in der es darum geht, wie man grundsätzlich mit Sprache eigene Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringt und dabei die Gedanken und Gefühle anderer lenkt. Gefühle sind nach Aristoteles das körperliche Echo auf Gedanken, wobei Gedanken nicht nur das bewußte Denken umfassen, sondern jeden kognitiven Prozeß "im Gehirn".
    Denn damit (bewußte wie unbewußte) Erkenntnisse und Gedanken in Handlung umgesetzt werden können, bedarf es eines körperlich spürbaren Impulses -- das sind die Gefühle.


    Demzufolge kann es gar keinen Menschen ohne Gefühle geben. ;-)


    Die Frage, die ich mir stelle, ist die, wie man als Autor Gefühle in Worte umsetzt. Was ich auf den Tod nicht leiden kann, ist, wenn mir die fertigen Definitionen vor den Latz geknallt werden: "Er starrte sie wütend an." - "Sie lächelte glücklich." - "Sie war die fröhlichste Person, die er je kennengelernt hatte."
    Solche Sätze sind für mich triviales Blabla, bei mehrfachem Auftreten ein ausreichender Grund, das Buch in die blaue Tonne zu werfen. Bzw. ein Grund, daß es das betreffende Buch nicht vom Regal bis zur Kasse schafft.


    Gefühle drücken sich wahrnehmbar am und im Körper aus: Mimik, Gestik, Haltung, Sprachduktus, Wortwahl, unwillkürliche Reaktionen des Organismus (Herzklopfen, Schweißausbrüche, Blässe oder Erröten) -- all diese Reaktionen lassen sich sowohl von außen als auch durch Eigenwahrnehmung erkennen. Denn sonst könnten wir doch gar nicht bemerken, ob wir selbst wütend, glücklich oder fröhlich sind, geschweige denn den Schluß ziehen, ob unser Gegenüber wütend, glücklich oder fröhlich ist.
    Man muß ja auch nicht jede körperliche Reaktion schildern -- eine oder zwei reichen. Wenn ein Junge beim Anblick eines Mädchens rote Ohren bekommt, wenn sich einer Figur angesichts einer wackeligen Hängebrücke der Magen zusammenkrampft, wenn jemand beim Zuhören den Kopf schräg legt, dann sagt mir das mehr über den individuellen Charakter der jeweiligen Figur und läßt mir mehr Freiraum, als wenn behauptet wird: "Er war verlegen", "Beunruhigt musterte er die Konstruktion" oder "Sie hörte aufmerksam zu". Das ist so allgemein, daß die Person völlig beliebig wird.


    Letzteres empfinde ich als billig und trivial, ersteres zeigt mir hingegen, daß sich ein Autor wirklich mit seinen Figuren auseinandergesetzt hat, sie kennt, sie zum Leben erweckt -- und nicht bloß Pappkameraden durch bunte Kulissen schiebt.


    Das heißt allerdings nicht, daß es bei mir ein Dogma gibt, solche behauptenden -- besser: deutenden Adjektive auf keinen Fall zu verwenden. Auch sie haben ihren Platz. Aber das ist eine andere Geschichte. :-)


    Oder wolltest du schlichtweg auf die Frage hinaus "Wieviel Liebe verträgt ein Roman?"

  • "Aber das ist eine andere Geschichte."


    -> ist jetzt sehr neugierig, wie jene geschichte wohl lautet (FALSCH)
    -> sperrt begierig augen und ohren auf (RICHTIG)


    oder?
    :lache :anbet :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Zitat

    Die Frage, die ich mir stelle, ist die, wie man als Autor Gefühle in Worte umsetzt. Was ich auf den Tod nicht leiden kann, ist, wenn mir die fertigen Definitionen vor den Latz geknallt werden: "Er starrte sie wütend an." - "Sie lächelte glücklich." - "Sie war die fröhlichste Person, die er je kennengelernt hatte."
    Solche Sätze sind für mich triviales Blabla, bei mehrfachem Auftreten ein ausreichender Grund, das Buch in die blaue Tonne zu werfen. Bzw. ein Grund, daß es das betreffende Buch nicht vom Regal bis zur Kasse schafft.


    Das ist hart :gruebel


    Besonders mit dem zusammen


    Zitat

    Das heißt allerdings nicht, daß es bei mir ein Dogma gibt, solche behauptenden -- besser: deutenden Adjektive auf keinen Fall zu verwenden. Auch sie haben ihren Platz. Aber das ist eine andere Geschichte.


    (*schmunzel* Dogma = Glaubensgrundsatz)


    Mich würde auch die gesamte Geschichte interessieren. :gruebel Und Beispiele für beides ( [SIZE=7]ich bin praxisorientiert <- Behauptung :grin [/SIZE])



    Ich meinte nicht speziell die Liebe zwischen Mann und Frau, wie man so schön sagt, sondern ... den Gefühlsauftrag. In der Kunst könnte ich sagen, wie viel Pink und Babyblau verträgt ein Bild, bevor es Bonbonfarbend wirkt.


    1. Gefühlsleben (Wie viele Gefühlsszenen verträgt ein Buch)


    Beispiele:


    Es kommt die 20. Szene, in der der Hauptcharakter über eine Seite sein Gefühlsleben ausbreitet.


    Seit über 30 Seiten wurde nicht mehr auf das eingegangen, was der Charakter beidem fühlt /denkt, was er tut.


    Schon wieder reden 2 oder mehrere Charaktere über Gefühle und ähnliche Duseleien zueinander oder zu anderen, sentimentale Geigenmusik wäre angebracht


    2. Gefühlen zu Personen (Wie viel Gefühl verträgt ein Roman)


    Beispiele:


    Immer müssen alle Beziehungen der Charaktere zueinander so kompliziert sein


    Die vertragen sich ja alle wie im Friede-Freude-Eierkuchenland


    Zum x-ten Mal sagt / denkt der Charakter, wie sehr er den und den hasst, den und den mag


    Man hat grundsätzlich keine Ahnung, was ein Charakter von einem andern hält


    Und schon wieder streiten sich welche


    3. Liebe (Wie viel Liebe verträgt ein Roman)


    Sobald in euch die Ahnung aufkeimt, es kommt eine Liebesgeschichte vor, landet das Buch in der Ecke.


    Liebe okay -aber bitte nicht zu kitschig, der Autor sollte auf seine Wortwahl in den Dialogen achten


    Wenn schon Liebe, dann bitte Exotisch


    Die Liebesgeschichte sollte nicht die Handlung unterraben


    Eine Liebe als ein Haupterzählstrang? -Ja, bitte Nein, danke -Kommt auf die Umsetzung an


    Liebe? JA! Doch haltet die Sexualität in Grenzen


    Es sollte authentisch sein, die Liebe sich entwickeln, dann ist es okay



    etc. etc. etc.


    Kurz gesagt: Was bringt euch dazu, dem Buch bei diesen Aspekten Minuspunkte zu erteilen



    JASS :keks

  • Bei mir kommts auf die Stimmung an, was mir gefällt. Klar, kann es auch voller Liebe und Gefühl stecken, aber das muss nicht zwangsläufig sein um mir zu gefallen.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner