'Der Distelfink' - Kapitel 02

  • Theo hat den Bombenanschlag auf das Museum überlebt, seine Mutter nicht. Theo wird ein "Fall" für die Behörden; Sozialarbeiter und ein ehrenamtlich arbeitender Psychiater kümmern sich um ihn. Er wird damit klarkommen müssen, dass fremde Erwachsene ihm erzählen, was ihrer Meinung nach gut für ihn ist.

  • Kapitel 2 war ja nun relativ wenig.
    Wie wir schon wissen, hat Theo den Anschlag überlebt. Über seine Mutter wissen wir noch nichts genaues, aber nachdem sich die Behörden bei Theo gemeldet haben und zwingend seinen Vater sprechen wollten vermute ich sie ist tot.
    Theos Leben wird sich nun komplett ändern

  • Das zweite Kapitel war sehr kurz.
    Theo ist zuhause in der Wohnung und wartet auf seine Mutter. Noch will er sich nicht eingestehen, dass sie vielleicht nie mehr wiederkommt.
    Als die Dame bei der Vermisstenhotline ihn die ganze Zeit siezt, habe ich mich schon gewundert, wann denn jemand draufkommt, dass er noch ein Kind ist. 13 Jahre war er da alt, richtig?
    Aber nachdem er dann aufgelegt hat, wurde sie wohl doch misstrauisch und hat die Behörden verständigt. Name und Nummer hatte sie ja und so stehen sie nun bei Theo vor der Tür.


    Das heißt dann wohl, seine Mutter ist doch unter den Toten?

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Theo hat den Bombenanschlag auf das Museum überlebt, seine Mutter nicht. Theo wird ein "Fall" für die Behörden; Sozialarbeiter und ein ehrenamtlich arbeitender Psychiater kümmern sich um ihn. Er wird damit klarkommen müssen, dass fremde Erwachsene ihm erzählen, was ihrer Meinung nach gut für ihn ist.


    Der Psychiater kam eigentlich erst im nächsten Abschnitt vor - hier endet ja der Abschnitt/ das Kapitel nur damit, dass die vom Amt vor der Tür stehen.

  • Ich fand es sehr zermürbend geschrieben, wie Theo auf ein Lebenszeichen seiner Mutter wartet. Das meine ich nicht negativ. Es ist sehr genau, sehr präzise und sehr detailliert geschrieben. Kein Wunder, das das Buch so dick ist. Donna Tartt hat keine Angst davor, zu viele Worte zu machen ;-)
    Ich fand es echt beklemmend. Als Leser weiss man ja, das die Mutter tot ist.

  • Er hat es nach Hause geschafft und wartet auf seine Mutter, wartet, ruft an...
    Der Schreibstil der Autorin ist genial. Man sitzt förmlich mit dabei, sie schafft es sehr gut, die Gefühlslage des verängstigten Jugendlichen glaubhaft herüberzubringen.
    Man erfährt auch etwas über den Vater, der anscheinend bei dem eigenem Vater gelitten hat. Leider hat er nichts daraus gelernt und war alles andere als ein Vater für Theo.

  • Mir tut der Junge sehr leid. Für sein Alter handelt er sehr überlegt und selbständig, trotz seiner Panik schafft er es, am Telefon erst einmal wie ein Erwachsener zu wirken. Abgesehen von seiner Mutter scheint er gar keine Angehörigen zu haben, die ihm persönlich nahe stehen; auch keine Freunde oder Eltern von Freunden, überhaupt niemanden, an den er sich wenden könnte.
    Ich fürchte, seine nächsten Lebensjahre werden "kein Picknick" (wie Opa immer sagt) ...

  • Das 2. Kapitel ist kurz gehalten, Anatomie passt hier gut als Überschrift, seziert die Autorin doch die schreckliche Ungewissheit von Theos Tun, Handeln, Denken auseinander und man ängstigt, hofft und bangt mit dem kleinen Jungen mit, das sich der Tod der Mutter irgendwie doch nicht bewahrheitet.


    Zu Beginn wird noch die plötzliche Trennung des Vaters geschildert und man bekommt gesamtheitlich einen Einblick, welche Einheit Theo und seine Mutter gebildet haben und das er jetzt mutterseelenallein ist, weil kein Kontakt zu Großeltern oder anderer Verwandtschaft bestand.


    Ein sehr trauriger Abschnitt und mal sehen wohin die Reise von Theo geht, ich kann mir nicht vorstellen das er zu seinem Vater oder Großeltern möchte, nur wird ihm keine große Wahl bleiben.

  • Ich finde es wundervoll wie alles so genau beschrieben ist, ich kann mir richtig vorstellen wie es Theo geht - der Arme! :-( Ich frage mich wieso die Sozialarbeiterin nicht weiß dass Theo's Eltern getrennt sind? Und wieso sagt sie ihm nicht einfach was los ist? Natürlich ist er erst 13 Jahre alt, aber trotzdem. Ist doch besser als einfach nur zu sagen "Sag deinem Vater, dass er mich anrufen soll" -.- Ich freue mich jedenfalls auf die nächsten Kapitel :-)

  • Zitat

    Original von butterflyy
    ... (Ich frage mich wieso die Sozialarbeiterin nicht weiß dass Theo's Eltern getrennt sind? Und wieso sagt sie ihm nicht einfach was los ist? Natürlich ist er erst 13 Jahre alt, aber trotzdem. Ist doch besser als einfach nur zu sagen "Sag deinem Vater, dass er mich anrufen soll" ...


    Wenn Theos Mutter nie Kontakt mit einem Amt hatte, weil sie ihren Lebensunterhalt selbst verdient, gibt es keine Akte "Theo" und es hat evtl. zum ersten Mal eine Sozialarbeiterin Kontakt mit der Familie.


    Die vielen Einzelheiten werden alle später noch wichtig. Ich bin schon ein paar Seiten weiter, dort geht es gerade darum, wer wann wo war und wie viele Versionen es von den Ereignissen gibt. ;-) ;-) Wie im Krimi.

  • Theo rutscht in eine todtraurige Situation. Er hockt zuhause, wartet auf die Mutter und versucht Kontakt mit ihr aufzunehmen. Eine gelungene Passage, beklemmend, berührend und intensiv erzählt. Und dann auch noch dieser Mistkerl von Vater! Dem junge Mann bleibt auch nichts erspart. :-(

  • Theo wartet verzweifelt auf seine Mutter und durch die wiederholten Anrufe bei der Auskunftsstelle hat er wohl die Behörden auf sich aufmerksam gemacht. Die verzweifelte Tat der Schubladenreperatur nur um sich abzulenken kann ich mir bildlich vorstellen. Ja es stimmt, der Junge kann einem Leid tun. Mal sehen wie es ihm nun ergeht wenn er in den Klauen der Behörden ist.
    Das was man über seinen Vater erfährt ist nicht schön und man kann sagen gut das er weg ist.
    Geh nun weiterlesen.

  • Dieses Kapitel ist kurz und es wird klar, dass Theo erstmal ganz alleine ist. Verzweifelt hofft er dass seine Mutter jeden Moment durch die Türe kommt, versucht sich zu erklären wie sie aufgehalten wurde. Scheinbar haben die beiden niemanden, der ihnen nahe genug steht, dass Theo sich dorthin wenden würde.

  • Ich bin sehr beeindruckt, wie die Autorin Theos Warten auf die Mutter beschreibt. Theo gibt die Hoffnung nicht auf und denkt sich immer neue Erklärungen für das Fernbleiben der Mutter aus. Das finde ich, ist ein realistisches Verhalten für einen traumatisierten Jungen.


    Ich frage mich allerdings warum das Kapitel "Anatomiestunde" heißt? :gruebel

  • Ich bin regelrecht geplättet von den Beschreibungen. Theo hat mit seiner Mutter einen Plan zurechtgelegt, was in einem Notfall zu tun ist. Keiner der beiden hat bedacht, dass es einen bei einem Notfall auch mal selber treffen könnte. Dieses zermürbende Warten hat die Autorin treffend in Worte fassen können. Ich habe quasi selbst auf das Klingeln des Telefons gewartet, obwohl man ja schon weiß, dass die Mutter nicht mehr kommen wird.


    Als die Dame am Telefon fragte, wie alt Theo sei, ist ihm vermutlich schon der Verdacht gekommen, dass er besser nicht ohne einen Erwachsenen sein sollte. Auch hier stellt die Autorin es wieder überdeutlich dar, was Theo für Empfindungen hat, ohne sie explizit zu schreiben.

  • Zitat

    Original von Büchersally
    Kirsten
    Anatomiestunde ist der Titel des Bildes, das Theo aus dem Museum für den alten Mann gerettet hat.


    Also ich habe es so verstanden, das es sich bei dem Bild welches Theo mitnehmen sollte, ein kleiner gelber Vogel ist und es sich dabei nicht um die Anatomiestunde von Dr. Nicoleas Tulp handelt, sondern um den Distelfink von Carel Fabritius, Seite 55 im Buch.



    LG :wave