'Der Distelfink' - Kapitel 03

  • Mir gefiel auch dieser Abschnitt, wobei man zu einer solch detaillierten Schreibweise auch Zeit braucht. Schnelles weglesen ist bei diesem Buch, auch wenn es dünner wäre, nicht angebracht.


    Ich war etwas erstaunt, dass er einfach in diese Familie aufgenommen wird, habe dann aber gedacht, dass das sicher viele Familien in einer solchen Notsituation tun würden.


    Insgesamt empfindet man immer sehr viel Mitleid mit dem Schicksal des Jungen. Gedanken wie was gewesen wäre wenn er keinen Mist in der Schule gemacht hätte, Schuldgefühle, sind sehr nachvollziehbar.


    Ich brauche sehr lange für das Buch. Erstaunlich, wie schnell manche sind. Wobei man auch sehr viele Details aufnehmen möchte, dafür brauche ich Zeit und einen freien Kopf.

  • Ich bin noch nicht durch mit Kapitel 3. Ich habe zur Zeit tagsüber keine Zeit zum lessen, bin abends sehr müde und schlafe immer nach wenigen Seiten ein. Ich werde wohl noch ein wenig länger für das Buch brauchen. :-(

  • Die beiden Jungs waren seinerzeit eng befreundet. Theo war Andys einziger Freund und die Familie hatte keine Geldsorgen. Sicher wollten die Barbours in dieser Situation helfen, wenngleich ich auch den Eindruck habe, dass gerade Mrs Barbour deutlich gemacht hat, dass dieser Zustand bald ein Ende findet.


    Die Großeltern sind dagegen ganz anders eingestellt. Auch wenn sie keine enge Bindung an Andys Eltern hatten, ist er dennoch ihr Enkelsohn. Die Idee, ihn in einem Hotel wohnen zu lassen, ist grotesk. Er ist 13 und muss eine solche Ablehnung aus der eigenen Familie erfahren, nachdem er vom Tod der Mutter noch traumatisiert ist.


    Ich habe nicht daran gezweifelt, dass Andys Mutter tot ist. Vielmehr kam es mir so vor, dass die Autorin ihren Lesern mit dem wagen Wissen einen leichteren Einstieg in Andys Gefühlswelt und Denkstruktur ermöglichen wollte.


    Kirsten
    Keine Sorge. Ich bewege mich momentan auch nur in 30-Seiten-Schritten durchs Buch. Entweder reicht die Zeit nicht für mehr, oder eben die Konzentration.

  • Das Verhalten der Großeltern ist echt ziemlich herzlos. :pille


    In diesem Kapitel ist nicht sonderlich viel passiert, ich hoffe das ändert sich in den nächsten Kapiteln, sonst lese ich vor lauter Einschlafattacken noch bis Weihnachten an dem Buch. ;-)

  • Ja, sehr ungeduldig darf man bei diesem Buch nicht sein. Es lebt eher von den netten Beschreibungen als von der Action, auch wenn schon ein Museum in die Luft geflogen ist und die Anzahl der Toten sicher für einen Bruce-Willis-Film reichen würde.


    Irgendwie kommen mir alle handelnden Personen bisher recht wortkarg vor. Und wenn sie dann reden, schaffen sie es nicht, wirklich in Kontakt und Austausch zu gehen. Die große Herzlichkeit sehe ich noch bei keinem. Familie Barbour ist ja auch eher funktional und zweckdienlich. Es wird gemacht, was gemacht werden muss und zur Not helfen Pillen.


    Fast 200 Seiten gelesen und ich habe noch keinen blassen Schimmer, in welche Richtung es geht. Aber es liest sich trotzdem sehr angenehm.

  • Die Ausführlichkeit der Beschreibungen bewirkt bei mir, dass ich mich in den 13-jährigen tatsächlich hineinversetzen kann. Es wirkt ja auch wie Echtzeit, wenn etwas gesagt wird und dann die entsprechende Reaktion beschrieben wird. Sogar das Schweigen empfinde ich wie bei anwesenden Personen. Das mag etwas langatmig sein, aber enorm authentisch.

  • Zitat

    Original von Büchersally
    Die Ausführlichkeit der Beschreibungen bewirkt bei mir, dass ich mich in den 13-jährigen tatsächlich hineinversetzen kann. Es wirkt ja auch wie Echtzeit, wenn etwas gesagt wird und dann die entsprechende Reaktion beschrieben wird. Sogar das Schweigen empfinde ich wie bei anwesenden Personen. Das mag etwas langatmig sein, aber enorm authentisch.


    Die Beschreibungen mag ich auch total. Klar lässt sich das Buch nicht wie ein Schmöker weglesen, aber gerade die angewandte Sprache ist für mich hierbei der Lesegenuss.


    Und ich finde, dass Theo als Charakter bisher schon sehr gut gezeichnet worden ist, man fühlt und leidet mit ihm.

  • Theo bekommt nun Gewissheit, dass seine Mutter wirklich tot ist. Sie wurde von Trümmerteilen getroffen.


    Theo hat ja nun scheinbar Glück, dass er weder zu seinem Vater noch zu seinen Großeltern muss, die ja auch eher einen herzlosen Eindruck machen. Ein Kind in einem Hotel abschieben also bitte... Sicher wollte Theo da eh nicht hin, aber es ist nochmal ein Dämpfer, wenn man von den Großeltern so abgelehnt wird.


    Theo zieht also zu seinem ehemaligen Freund Andy und mich erstaunte es doch sehr, dass die Eltern mal eben so ein weiteres Kind aufnehmen. Zwar mangelt es ihnen sicher nicht an Geld, aber Theo ist ja trotzdem irgendwie ein Fremder.


    Hat mal jemand von euch den Begriff Elavil gegoogelt? Das ist die Tablette, die Theo von Mrs. Barbour bekommt. Hallo sie gibt ihm Antidepressiva, schon sehr heftig...


    Der Schluss des Kapitels ist wie ein kleiner Cliffhanger, ich bin gespannt was bei diesem Hobie passiert und wer er überhaupt ist...


    Ich mag das Buch auch wenn mich weiterhin dessen Dicke abschreckt...

  • Zitat

    Original von xexos
    Obwohl es je nicht immer Worte eines 13-jährigen sind, die wir da lesen. Oft wirkt es ja doch eher wie die Nacherzählung der Kindertage durch einen Erwachsenen.


    Ich würde sogar sagen, dass es genau das ist. Zu Beginn des Buches ist Theo doch bereits erwachsen und ich habe es bisher so interpretiert, dass er uns seine Geschichte von damals nun als Erwachsener erzählt.

  • Zitat

    Original von nicigirl85


    Ich würde sogar sagen, dass es genau das ist. Zu Beginn des Buches ist Theo doch bereits erwachsen und ich habe es bisher so interpretiert, dass er uns seine Geschichte von damals nun als Erwachsener erzählt.


    Ja schon.
    Aber er scheint sich ja recht gut zu erinnern wie das damals alles war...
    Ich muss sagen, dass ich das nicht kann. Aber vll ist es "leichter", wenn was so Traumatisches passiert ist?

  • Theo scheint sich ja bei seinem Freund nicht wirklich wohl zu fühlen. Kein Wunder, die Familie ist so anders... Die Mutter, die gar nicht wirklich herzlich ist, aber ihn trotzdem aufnimmt. Vielleicht kann sie es nur nicht so zeigen. Der Vater, der genug eigene Probleme hat. Sein verquerer Freund und seine Geschwister... Ich würde mich da jedenfalls nicht wohl fühlen.


    Was hat es bloß mit dem Ring auf sich? Ist ja sehr geheimnisvoll. Noch kann ich mir da keinen Reim drauf machen.


    Die Autorin hat auch hier Theos Verzweiflung sehr gut dargestellt. Dass er nur noch an die Momente mit seiner Mutter denken kann und öfter weggetreten ist, wie er die Stimmen seiner Mitmenschen in manchen Situationen nur noch von weit weg hört. Ich konnte mich sehr gut da hinein versetzen.


    Viele andere Romane hätten diese Handlung in wenigen Seiten abgetan. Frau Tartt läuft darauf herum, sieht in alle Ecken, zeigt uns alles, was wir ihrer Meinung nach wissen müssen um Theo zu verstehen. Das gefällt mir sehr gut. Es wird zu keiner Zeit langweilig, obwohl sich viele viele Sätze um den gleichen Sachverhalt drehen.


    Zitat

    Original von Aly53


    Es hat mich sehr erschüttert, dass Theos Großeltern ihn so gar nicht wollten.


    Das war ja im Grunde vorherzusehen. Ich habe eher damit gerechnet, dass die total abblocken. Immerhin haben sie vorgeschlagen, dass er in ein Hotel ziehen kann. Ich habe eher erwartet, dass sie sogar sagen, dass er nicht deren Enkel ist oder sowas.


    Zitat

    Original von Gronik


    Gab es eigentlich eine Beerdigung? Wurde nicht erwähnt, oder?


    Das habe ich mich auch gefragt. Und wer organisiert die Beerdigung. Theo kann sowas noch nicht. Die Eltern von seinem Freund? Aber das wäre glaube ich zu viel verlangt. Ich vermute, dass sie eher anonym auf Kosten des Staates beerdigt wird/wurde.


    Zitat

    Original von butterflyy
    Ich hab das Gefühl, dass das Buch eher ein Langzeitprojekt wird. Nicht dass es schlecht ist, im Gegenteil, aber ich will es auch nicht zu schnell lesen, falls ihr wisst was ich meine :lache


    Mir geht es da auch so. Seit langem ein Buch, das ich so richtig genieße. Schon der Erzählstil ist ganz großartig.


    Zitat

    Original von bauerngarten


    Die Kapitelüberschriften habe ich bisher nicht wirklich zum Inhalt zusammen gebracht. Mal sehen was es denn dann mit dem nächsten Abschnitt auf sich hat"orphium-Lolli".


    Ich auch nicht. Aber vielleicht verstehe ich den Zusammenhang Überschrift/Inhalt nur nicht?


    Zitat

    Original von Büchersally
    Die Ausführlichkeit der Beschreibungen bewirkt bei mir, dass ich mich in den 13-jährigen tatsächlich hineinversetzen kann. Es wirkt ja auch wie Echtzeit, wenn etwas gesagt wird und dann die entsprechende Reaktion beschrieben wird. Sogar das Schweigen empfinde ich wie bei anwesenden Personen. Das mag etwas langatmig sein, aber enorm authentisch.


    Genauso hätte ich es auch ausgedrückt :-)


    Zitat

    Original von xexos
    Obwohl es je nicht immer Worte eines 13-jährigen sind, die wir da lesen. Oft wirkt es ja doch eher wie die Nacherzählung der Kindertage durch einen Erwachsenen.


    Sowas soll es doch auch sein, oder nicht? Zumindest, wenn ich an den Anfang des Buches denke. Da ist er doch erwachsen und ist in diesem Hotelzimmer. Dann fing die Handlung mit der Mutter an.


    Zitat

    Original von Nightflower


    Aber er scheint sich ja recht gut zu erinnern wie das damals alles war...
    Ich muss sagen, dass ich das nicht kann. Aber vll ist es "leichter", wenn was so Traumatisches passiert ist?


    Na ja, es handelt sich hier ja um ein Buch. Es wäre ja doof, wenn sich der Erzähler an nicht viel erinnern könnte ;-)
    Aber ich kann mich auch an vieles aus meiner Kindheit nicht so detailliert erinnern, falls dich das beruhigt :-)

  • Zitat

    Original von Kirsten
    Ich bin noch nicht durch mit Kapitel 3. Ich habe zur Zeit tagsüber keine Zeit zum lessen, bin abends sehr müde und schlafe immer nach wenigen Seiten ein. Ich werde wohl noch ein wenig länger für das Buch brauchen. :-(


    Ich kann Dich beruhigen, ich hinke auch hinterher. Normalerweise nehme ich mein aktuelles Buch ja immer mit, egal wohin ich gehe, doch dieses Buch ist mir dann doch zu schwer. Deshalb lese ich darin nur abends oder am Wochenende.



    Theo wird von seinen Verwandten nicht aufgenommen, das ist hart, aber vielleicht für ihn trotzdem nicht schlecht. Wer weiß wie seine Großeltern ihn behandelt hätten, wenn sie ihn so ablehnen.


    Die Gewissheit, dass seine Mutter tatsächlich tot ist, ist natürlich ein Schock, aber ob Medikamente sein müssen? Trotzdem finde ich es sehr nett, dass er in der Familie seines ehemaligen Freundes aufgenommen wird. Das ist nicht selbstverständlich.


    Viele Grüße :wave

  • Der arme Theo fühlt sich bei den Barbours total fehl am Platz, das beschreibt Donna Tartt auf unnachahmliche Weise. Man fühlt sich selbst total beklommen, während man liest.



    Ganz toll gefiel mir auch, wie sie Theos Gedankenwelt schildert, wie unfassbar es für ihn ist, z.B. auf S. 124:



    „Seltsam – als ich das letzte Mal in diesem Gebäude gewesen war, hatte sie noch gelebt. Der Gedanke kam mir immer wieder, jedes mal mit etwas Neuen: als ich das letzte Mal diesen Spind aufgeschlossen hab,… Es war schwer zu glauben, dass ich diesen Augenblicken nicht zurück in eine Welt folgen konnte, in der sie nicht tot war.“



    Dieser Satz ist so toll – er bringt dieses Gefühl der Unfassbarkeit so genial auf den Punkt! Genauso hab ich mich auch schon gefühlt, als unbegreifliche Dinge in meinem Leben geschehen sind! Aber nie hätte ich es so treffend ausdrücken können!!



    Oder ein anderes, unheimlich tolles Beispiel für ihre sagenhafte literarische Ausdrucksweise finde ich, wie sie bescheibt, wie Theo sich an seinen Traum erinnert, auf S. 154 / 155:



    „Am Sonntagmorgen kletterte ich aus einem drückenden und verworrenen Traum ins Licht hinauf von dem nichts mehr übrig war als ein Klingen in meinen Ohren und das schmerzhafte Gefühl, dass mir etwas aus den Händen geglitten und in eine Spalte gefallen war, wo ich es niemals wiedersehen würde. Aber irgendwie – inmitten dieses tiefen Versinkens, der zerrissenen Fäden, der verlorenen, unauffindbaren Bruchstücke – ragte ein Satz herauf, kam tickend durch die Dunkelheit wie das Laufband am unteren Rand eines Fernsehbildes: Hobart and Blackwell. Läute die grüne Glocke.“



    Ich bin von dieser poetischen Erzählkunst absolut hin und weg!!!

  • Zitat

    Original von Sabine Sorg
    ...
    Die Gewissheit, dass seine Mutter tatsächlich tot ist, ist natürlich ein Schock, aber ob Medikamente sein müssen? ...


    Die Medikamente habe ich noch verstanden. Amüsiert hat mich, dass der Psychologe meinte, auch Sport könnte helfen. Sport unterstützt sicher nach einer gewissen Zeit. Aber momentan ist Theo ja noch völlig traumarisiert von den neuen Umständen. Woher soll er da die Energie für erschöpfenden Sport nehmen, um das Hormon so weit abzubauen, damit ein Trauma erträglich wird?

  • Ich hinke irgendwie arg hinterher inzwischen. Menno. :bonk
    Ich muss mich da echt mal ranhalten.
    ich find es ganz toll geschrieben, aber auch irgendwie anstrengend zu lesen. VIelleicht auch, weil nciht so viel passiert und alles mehr in Theos Gedanken- und Gefühlswelt stattfindet, auch wenn das gut beschrieben ist.


    irgendwie finde ich auch fast alle Leute, mit denen Theo so zu tun hat, seltsam. Keiner ist ganz normal. Oder seh nur ich das so?


    Immerhin versucht mrs Barbour Theo aus Vielem rauszuhalten, auch wenn er nicht wirklich in diese Familie passt...


    Mal sehen, wo er noch landet. Vll taucht ja doch noch der Vater auf? :gruebel

  • Zitat

    Original von Nightflower
    Ich hinke irgendwie arg hinterher inzwischen. Menno. :bonk
    Ich muss mich da echt mal ranhalten.
    ich find es ganz toll geschrieben, aber auch irgendwie anstrengend zu lesen. VIelleicht auch, weil nciht so viel passiert und alles mehr in Theos Gedanken- und Gefühlswelt stattfindet, auch wenn das gut beschrieben ist.


    Am Schreibstil liegt es jedenfalls nicht. Ich überlege mir auch, ob ich ein paar Minuten weiter lese oder was anderes nehme. Wenn ich genügend Zeit für ein Kapitel habe, dann lese ich hier weiter.

  • Zitat

    Original von Booklooker


    Am Schreibstil liegt es jedenfalls nicht. Ich überlege mir auch, ob ich ein paar Minuten weiter lese oder was anderes nehme. Wenn ich genügend Zeit für ein Kapitel habe, dann lese ich hier weiter.


    Neenee, geschrieben find ichs super. Ich kann auch nciht sagen, was es so genau ist. Es reißt mich einfach nciht so mit und ich hab oft das Gefühl nicht in der richtigen Stimmung für das Buch zu sein. Mehr als ein Kapitel auf einmal kann ich hier seltsamerweise auch nciht lesen... :gruebel