'Treffen sich zwei Neurosen' - Seiten 001 - 041

  • Zitat

    Original von Johanna
    Ich hab da mal eine kurze Zwischenfrage.
    Bei mir ist die Seite 41 mittendrin.


    Der nächste Absatz beginnt bei mir auf Seite 44 mit der Überschrift:
    Pierre de Coubertin und der Coca Cola Mann.


    Der beginnt im Buch auf S. 66 ... :gruebel


    Zitat

    Bin ich dann dann richtig? Also mit Beginn des Zweiten Abschnitts, der ja eigentlich schon auf Seite 41 beginnen soll?


    Nicht, daß ich einfach drüber weg rausche :grin


    Teil 2 (nach unserer Einteilung hier) beginnt nahtlos auf Seite 41 mit der Überschrift "Wenn der Umweg in die Irre führt".

  • Zitat

    Original von Katerina


    Der beginnt im Buch auf S. 66 ... :gruebel



    Teil 2 (nach unserer Einteilung hier) beginnt nahtlos auf Seite 41 mit der Überschrift "Wenn der Umweg in die Irre führt".


    Ups, die Überschrift war bei mir schon auf Seite 28.
    Dann bin ich ja schon im 2. Abschnitt.


    Insgesamt sind es hier 139 Seiten.
    Wieviele sind es denn im echten Buch?


    Ist das bei den E-Büchern auf dem Lesegerät wie im Buch oder wie bei mir. Oder fall ich völlig aus dem Rahmen mit am PC lesen? :grin



    Nochmal edit: Bei mir sind immer sozusagen 3 Seiten auf einer Seite.
    Ob es daran liegen mag? Ich vermute mal ganz stark. ( Ist ja der adobe Digital Leser. Vielleicht weil mein Bildschirm größer ist, als der eines E Buch Lesegerätes - Da passen dann eben 3 statt 2 seiten nebeneinander?)


    Hmm, dann müßte ich umrechnen.
    Alle Seiten durch 3 bei mir und dann das ganz mal zwei - und daß wo ich Mathe nie mochte, immerhin mußte ich mich durch Statistik quälen, mal sehen, ob ich das hinbekomme :lache

  • Zitat

    Original von Johanna
    Insgesamt sind es hier 139 Seiten.
    Wieviele sind es denn im echten Buch?


    221. 224, wenn man noch das weiße Blatt danach mitzählt.
    Kannst Du nicht umformatieren, bis das hinkommt?
    Oder schlicht und einfach folgender Einteilung folgen, die leider nicht übernommen wurde, als ich die Leserundeneinteilung geschickt habe:
    2. Teil: Ab: Wenn der Umweg in die Irre führt
    3. Teil: Kapitel 3
    4. Teil: Kapitel 4
    5. Teil: Ab: Frauen und ihr Ken - bis Ende

  • So, jetzt bin ich auch noch da. :wave
    Auch dieses Buch liest sich wieder sehr flüssig und unterhaltsam. Es gehen einem viele Erinnerungen durch den Kopf.
    Zum Thema schlechter Esser und Übergewicht. Ich hatte als Kind ein ähnliches Problem. Ich aß wenig und war recht mäkelig, Fleisch fand ich meistens ekelhaft. Nur galt es damals noch nicht als schick, vegan zu sein. Die wenigen Vegetarier, die rumliefen, wurden als ziemliche Spinner betrachtet, die sicher nach ein paar Jahren ernsthafte gesundheitliche Probleme bekämen. Meine Eltern versuchten also mit allen Mitteln, mein Essverhalten zu "normalisieren". Da gab es Versprechungen, Belohnungen für einen leeren Teller, aber auch Drohungen und Strafen, wenn die nette Methode nicht half. Weihnachten war mir wegen der Essgelage mit Braten teilweise ein Graus, denn es gab keine Geschenke ohne leeren Teller.
    Übergewichtig wurde ich dadurch aber nicht, eher das Gegenteil. Als Teenager hatte ich so einen kurzen Flirt mit der Magersucht, weil ich so aussehen wollte wie ... ach, keine Ahnung mehr, eine der Schauspielerinnen, bei denen man die Rippen zählen konnte. Als ich aber merkte, dass mir vom Treppensteigen schwindelig wird, siegte dann doch die Vernunft und ich beschloss, mich nicht mehr nur von Knäckebrot und Magermilchjoghurt zu ernähren. Mein Essverhalten pendelte sich so ein, dass ich schlank aber nicht krank aussah, und das ist dann eigentlich auch so geblieben. Nur reagiere ich höchst empfindlich, wenn mich jemand zum Essen drängt. Selbst nett gemeinte Kommentare wie :"Jetzt probier es doch wenigstens mal!", lassen meinen Adrenalinspiegel ansteigen. Ich habe so schon einige kochbegeisterte Gastgeberinnen vor den Kopf gestoßen, was mir später leid tat.


    Ach ja, Jungen und Mädchen. Meine allererste, bewusste Kindheitserinnerung ist die Reise im Bus von Prag nach München. Das war anno 1969 und ich war drei. Meine Eltern fuhren offiziell Verwandte in Bayern besuchen, aber heimlich hatten sie bereits beschlossen, der Heimat den Rücken zu kehren. Davon wusste ich natürlich nichts. Ich war genervt von der langen Fahrt und quengelte herum. Eine nette Mitreisende beschloss, meine ohnehin sehr angespannte Mutter zu entlasten, indem sie mit mir spielte. Und da sagte sie den einen dramatischen Satz: "Du bist aber ein hübscher Junge."
    Ich war zutiefst geschockt. Meine Mutter schnitt mir immer die Haare kurz und bevorzugte sportliche Kleidung, weil das praktischer war. In den nächsten Jahren stieß sie damit bei mir auf erbitterten Widerstand. Ich wollte lange Locken, Zöpfe, Schleifen, Volants, Rüschen....alles, damit niemand mehr auf die Idee kam, ich sei so ein doofer Junge.
    Nur weiß ich nicht, warum das so war. Ich war in meinen ersten Lebensjahren ein etwas überbehütetes Omakind gewesen und hatte soweit ich weiß keinen Kontakt mit Jungs.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Zitat

    Original von Tereza
    Selbst nett gemeinte Kommentare wie :"Jetzt probier es doch wenigstens mal!", lassen meinen Adrenalinspiegel ansteigen. Ich habe so schon einige kochbegeisterte Gastgeberinnen vor den Kopf gestoßen, was mir später leid tat.


    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Dir das wirklich leid tun sollte. Eine gewisse Respektlosigkeit steckt ja schon darin, wenn ich einen erwachsenen Menschen wie ein Kind behandele und ihn nötige, wo er deutlich Nein gesagt hat ... :gruebel
    (Edit: Kochbegeisterte Gastgeberinnen sollten Gäste vorher fragen, was sie mögen und was nicht.)


    Zitat

    Eine nette Mitreisende beschloss, meine ohnehin sehr angespannte Mutter zu entlasten, indem sie mit mir spielte. Und da sagte sie den einen dramatischen Satz: "Du bist aber ein hübscher Junge."
    Ich war zutiefst geschockt. Meine Mutter schnitt mir immer die Haare kurz und bevorzugte sportliche Kleidung, weil das praktischer war. In den nächsten Jahren stieß sie damit bei mir auf erbitterten Widerstand. Ich wollte lange Locken, Zöpfe, Schleifen, Volants, Rüschen....alles, damit niemand mehr auf die Idee kam, ich sei so ein doofer Junge.


    Ich habe in dem Buch ja geschrieben, man könne kein Mädchen damit beleidigen, indem man sagt, an ihm sei ein Junge verlorengegangen. Ich schränke das hiermit auf Verhaltensweisen ein. Wenn man aufgrund seines Aussehens für einen Jungen gehalten wird, empfinden das durchaus auch Mädchen als sehr kränkend.

  • Zitat

    Original von Katerina


    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Dir das wirklich leid tun sollte. Eine gewisse Respektlosigkeit steckt ja schon darin, wenn ich einen erwachsenen Menschen wie ein Kind behandele und ihn nötige, wo er deutlich Nein gesagt hat ... :gruebel
    (Edit: Kochbegeisterte Gastgeberinnen sollten Gäste vorher fragen, was sie mögen und was nicht.)


    So würde ich nicht einmal ein Kind behandeln.
    Ich koche ja nun leidenschaftlich gern, aber wenn die Lütte hier ist, frag ich sie ob sie probieren möchte, überlaß ihr aber die Entscheidung.
    Wenn sie nicht will, sag ich immer nur "ok, hat auch seine Vorteile, dann bekomm ich ein büschen mehr" :grin


    Ich finde es wichtig, ihr die Entscheidung selber zuzugestehen. Auch mit 6 Jahren kann man ganz gut selber beurteilen, ob und wieviel Hunger man hat.


    Aber da ich sowieso ihre Lieblingsessen kenne, mache ich eh meist etwas in der Richtung oder noch lieber laß ich sie einfach mit mir zusammen kochen.
    Dieser Stolz hinterher, auf das selbergemachte, läßt sie viel freiwilliger essen. (ein klein büschen dünn ist sie schon, aber quickfidel dabei)

  • Dieses blöde "Teller leer" kommt auch von Ärzten. Schon bei mir hat jeder Arzt genervt, als ich als Kind so dünn war. Bei meinen Kindern bekomme ich auch immer wieder gesagt, sie wären viel zu dünn, unter der Kurve...
    Meine Kinder essen so viel sie wollen. In den Schwangerschaftsbüchern stand, Babies würden sich nicht verhungern lassen, wenn sie gesund sind, also werden 8jährige das wohl auch nicht tun.

  • Also ich finde, in punkto Essverhalten hat sich in der Kindererziehung vieles zum Positiven entwickelt. Heute können Kinder sagen: "Das schmeckt mir nicht." Und es stehen lassen. Zu meiner Kinderzeit galten Sprösslinge, die das durften, als verzogen. Ständig war von den armen hungernden Kindern in Afrika die Rede, an die man denken sollte. Nur habe ich nie verstanden, was die davon haben, wenn ich mit Widerwillen was in mich reinstopfe.
    Meine Oma erzählte mir mal eine totale Horrorstory aus ihrer Kindheit. Sie hatte - so anno 1920 auf dem Lande - ein Problem, von dem Teenager heutzutage eher träumen: sie galt als zu dünn. Ihr Vater schimpfte immer, das sei eine Schande für die Familie, man könne ja denken, dass er seine Kinder nicht ernähren kann. (Ich finde es übrigens interessant, dass Size Zero gerade zu einer Zeit als schön gilt, da sich selbst ein Hartz IV-Empfänger einen dicken Bauch leisten kann. Vielleicht besteht da irgendein Zusammenhang...) Jedenfalls wurde Omi, der es vor fettem Fleisch grauste, einmal dazu gezwungen, gleich mehrere Streifen davon zu essen, damit sie endlich zunimmt. Die Folge war ein nicht endender Kotzanfall. Schließlich rief ihr Vater besorgt den Arzt. Der hat ihn dann aber auch zur Schnecke gemacht, schon damals.
    Aber Omi verteidigte das Verhalten ihres Vaters immer und meckerte witzigerweise oft daran herum, dass ich "so dürr wie eine Ziege" sei. :grin


    Was nun das Gastgeber-Problem betrifft: es ist in traditionellen Regionen heute noch so, dass es als Kränkung des Gastgebers empfunden wird, wenn ein Gast wenig oder nichts isst. Da bin ich immer wieder in Situationen geraten, wo ich mich unangenehm unter Druck gesetzt fühlte. Am schlimmsten war es mal in Frankreich, das war aber 1989, als ich dort Fremdsprachenassistentin an einer Schule war. Gemeinsam mit der Engländerin, mit der ich zusammenlebte, wurden wir am Wochenende ins Ferienhaus einer Lehrerin eingeladen. Das war eine recht reiche, etwas versnobte Familie. Man servierte uns ganz stolz Meeresfrüchte, Spezialität der Region. Nur: wir mochten das beide nicht essen. Das sagten wir auch ganz freundlich und entschuldigten uns für den Ärger, den wir dadurch eventuell machten. Die Frau stand schnaubend auf und rannte in die Küche. Kurz darauf kam sie mit lauwarmen Erbsen aus der Dose zurück und knallte die vor uns auf den Tisch.
    "Vielleicht essen die Damen wenigstens das!"
    Da fuhren wir nie wieder hin.


    In meinem Brotjob habe ich jetzt einen französischen Kollegen, der aus der selben Region stammt. Als ich ihm die Story mal erzählte, war er ganz empört und meinte, dass sei ja eine unmögliche Zicke gewesen, seine Mutter hätte sowas nie gemacht etc.
    Vielleicht hatten wir einfach Pech.


    Tereza

  • Zitat

    Original von Katerina
    (Edit: Kochbegeisterte Gastgeberinnen sollten Gäste vorher fragen, was sie mögen und was nicht.)


    Wenn ich Gäste zum Essen habe, frage ich eigentlich immer, ob es etwas gibt, das sie überhaupt nicht mögen.
    Schon allein aus Eigennutz. Es mach mich ja auch nicht glücklich, wenn ich irgendwas "Tolles" koche, das keiner mag.
    Umgekehrt bin ich da auch dankbar. Innereien und Meeresgetier mit Tentakeln gehen bei mir gar nicht. So eine Szene wie die von Tereza geschilderte ist ja wirklich gruselig.

  • Zitat

    Original von Tereza
    (Ich finde es übrigens interessant, dass Size Zero gerade zu einer Zeit als schön gilt, da sich selbst ein Hartz IV-Empfänger einen dicken Bauch leisten kann. Vielleicht besteht da irgendein Zusammenhang...)


    Hartz IV Empfänger können sich nur aus einem Grund einen dicken Bauch "leisten" - weil sie sich eben KEIN vernünftiges, ausgewogenes Essen leisten können.
    Es sein denn, sie wollen am 15.des Monats schon nichts mehr haben und ab da das so modern gewordene Fasten beginnen.
    Das was gesunde Ernährung ist, ist von dem Überlebensgeld nicht finanzierbar.
    Nudeln, Mehl, aber kein teueres Ost und Gemüse.


    Sorry fürs OT, aber DAS Thema hat seine eigenen Reize für mich, wenn man jahrelang versuchen mußte, die Menschen, die von diesem unrechtmäßigen Hartz IV System wirklich krank geworden sind - sei es physisch und vor allem psychisch - wieder aufzubauen und die Schäden, die einige Politiker in ihrer Dummheit angerichtet haben, wieder halbwegs auszubügeln.


    Und jeder, der mit dem Spruch kommt, damit könne man leben, soll bitte erst einmal ein Jahr mit dem Geld und allen Konsequenzen auskommen und sich vor allem den Hintergründen beschäftigen. Vor allem, da es mittlerweile jeden treffen kann. (Das was Mainstream Medien so von sich geben und an Vorurteilen schüren ist nicht die reine Realität)

  • Zitat

    Original von Johanna


    Hartz IV Empfänger können sich nur aus einem Grund einen dicken Bauch "leisten" - weil sie sich eben KEIN vernünftiges, ausgewogenes Essen leisten können.


    Ja, das stimmt schon, das habe ich auch gehört. Ich kam nur drauf, weil ich mal vor Jahren ein englisches Buch gelesen habe, in dem eine Inderin nach London kommt. Sie lebt mit ihrem Mann in einer Sozialwohnung und ihr wird gesagt, dass in der Nachbarschaft nur Ausländer wohnen - und Engländer, die als arm gelten. Da wundert sie sich sehr, denn die angeblich armen Briten sind alle dick. In Indien ist es halt noch so, dass die wirklich Armen auch von nicht ausgewogener Ernährung nur träumen können. Da fiel mir ein, dass es zu Zeiten, als es in Europa ähnlich aussah, eher als Schande galt, dünn zu sein, während sich heute gerade High Society-Damen auf Size Zero runterhungern wollen. Da besteht wohl tatsächlich ein Zusammenhang. Heutzutage muss man es sich leisten können, dünn zu sein (durch entsprechende Ernährung, Fitnessstudio etc.) Ich wollte mich nicht abfällig über Hartz IV-Empfänger äußern, tut mir leid, wenn es so rüberkam.


    Tereza

  • Nein, ist ja auch ok. Ich weiß ja, daß ich bei dem Thema leicht überreagiere.


    Vermutlich weil ich mich damit intensiv beschäftige. Da kann man nicht anders, als das menschenverachtende hinter dieser "Reform" Hartz IV zu sehen.


    Das liegt am System und das was es mit den Menschen anrichtet. Und daß es nach 10 Jahren - ausgewiesener Nichtsnutzung, Verschlechterung des Lebens vieler Menschen und kontraproduktiven Maßnahmen - noch immer existiert.

  • Zitat

    Original von Johanna
    Auch mit 6 Jahren kann man ganz gut selber beurteilen, ob und wieviel Hunger man hat.


    Und wenn ein Kind das nicht kann, ist es ein Fall für den Kinderarzt. Wie z.B. in Fällen, in denen Kinder (oder auch Erwachsene) nur sehr wenige Lebensmittel überhaupt zu sich nehmen. Ich lernte mal als Neunzehnjährige die Freundin einer Freundin kennen, die sich ausschließlich von Tortenboden und Obst ernährte, und später bei einem kleinen Mädchen in meiner Verwandtschaft war es ähnlich. Zumindest bei letzterer weiß ich aber, dass sie heute eine kerngesunde Frau ist.


    Zitat

    Aber da ich sowieso ihre Lieblingsessen kenne, mache ich eh meist etwas in der Richtung oder noch lieber laß ich sie einfach mit mir zusammen kochen.
    Dieser Stolz hinterher, auf das selbergemachte, läßt sie viel freiwilliger essen.


    Das mit dem Zusammen-Kochen finde ich sowieso das Genialste. Das ist sicher der Geheimtrick, wenn man sie dazu bringen möchte, etwas zu probieren, das sonst nicht so ihr Ding ist. Und natürlich auch immer das Vorbild der Eltern. Ich kenne ein Ehepaar, die beide ausgesprochene Feinschmecker sind und auch sehr viel verreisen. Bei einer Frankreichreise habe ich mal erlebt, dass ihre zwölf- und fünfzehnjährigen Söhne ohne mit der Wimper zu zucken die ungewöhnlichsten Dinge von der Karte bestellt haben.
    Das Gegenbeispiel ist eine nahezu tragische Szene mit Jamie Oliver, die ich mal im Fernsehen gesehen habe. Er versuchte, einem Jungen (auch etwa in dem Alter) eine selbstgemachte, schlichte Tomatensauce schmackhaft zu machen statt der Tütentomatenpampe, die er gewohnt war, und bot ihm Geld dafür an. Egal, wie viel er bot - da war nix zu machen. Der Junge fand die Vorstellung eines Essens aus frischen Zutaten zu eklig.


    Zitat

    (ein klein büschen dünn ist sie schon, aber quickfidel dabei)


    Ich ernte immer ungläubiges Staunen, wenn ich erzähle, dass ich bis nach der Pubertät immer das dünnste Mädchen in der Klasse war. Meine beste Freundin (immer sehr dünn) erzählte mir, ihre Mutter würde mich ihr immer als abschreckendes Beispiel hinstellen dafür, was ihr passiert, wenn sie nicht genug isst.
    (Sie hat tatsächlich sehr viel weniger gegessen als ich; ihr Abendessen bestand aus Vollkornbrot mit Gurkenscheiben, meines aus zwei Scheiben Brot und einer Tafel Schokolade dazwischen. :grin)

  • Zitat

    Original von xaniaIn den Schwangerschaftsbüchern stand, Babies würden sich nicht verhungern lassen, wenn sie gesund sind, also werden 8jährige das wohl auch nicht tun.


    Gesunde Tiere verhungern bei ausreichendem Nahrungsangebot ja auch nicht, und kleine Kinder sind noch viel mehr an ihren natürlichen Instinkten dran als Erwachsene, denen sie teilweise aberzogen wurden.

  • Zitat

    Original von Tereza
    Jedenfalls wurde Omi, der es vor fettem Fleisch grauste, einmal dazu gezwungen, gleich mehrere Streifen davon zu essen, damit sie endlich zunimmt. Die Folge war ein nicht endender Kotzanfall.


    Du kannst Dir nicht vorstellen, wie viele ähnliche Geschichten ich schon gehört habe, beileibe nicht nur von meinen Patienten. Und gleich mehrfach die Geschichte von sadistischen Eltern, für die selbst ein Kotzanfall kein Hindernis war und die die Kinder zwangen - nun ja, den Rest überlasse ich lieber eurer Fantasie. :bonk


    Zitat

    Was nun das Gastgeber-Problem betrifft: es ist in traditionellen Regionen heute noch so, dass es als Kränkung des Gastgebers empfunden wird, wenn ein Gast wenig oder nichts isst. Da bin ich immer wieder in Situationen geraten, wo ich mich unangenehm unter Druck gesetzt fühlte. Am schlimmsten war es mal in Frankreich, das war aber 1989, als ich dort Fremdsprachenassistentin an einer Schule war. Gemeinsam mit der Engländerin, mit der ich zusammenlebte, wurden wir am Wochenende ins Ferienhaus einer Lehrerin eingeladen. Das war eine recht reiche, etwas versnobte Familie. Man servierte uns ganz stolz Meeresfrüchte, Spezialität der Region. Nur: wir mochten das beide nicht essen. Das sagten wir auch ganz freundlich und entschuldigten uns für den Ärger, den wir dadurch eventuell machten. Die Frau stand schnaubend auf und rannte in die Küche. Kurz darauf kam sie mit lauwarmen Erbsen aus der Dose zurück und knallte die vor uns auf den Tisch.
    "Vielleicht essen die Damen wenigstens das!"
    Da fuhren wir nie wieder hin.


    Ah, daher kommt also Deine Rücksichtnahme auf Gastgeberinnen. :grin
    Ich gehe mal davon aus, die Dame war auch fernab des Tischs nicht gerade eine der Nettesten.

  • Zitat

    Original von Katerina


    "Vielleicht essen die Damen wenigstens das!"
    Da fuhren wir nie wieder hin.


    Ah, daher kommt also Deine Rücksichtnahme auf Gastgeberinnen. :grin
    Ich gehe mal davon aus, die Dame war auch fernab des Tischs nicht gerade eine der Nettesten.[/quote]


    Daran kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Sie war sehr stolz auf ihre französische Esskultur und wir haben sie an diesem Abend wohl davon überzeugt, dass Briten und Deutsche kulturlose Barbaren sind. :-)
    Aber mir ist das wirklich öfter passiert. Ich erinnere mich an den Aufenthalt in Thüringen, als wir die Verwandtschaft meines Lebensgefährten besuchten. Da landete die berühmte Bratwurst demonstrativ auf meinem Teller, obwohl ich mehrfach gesagt hatte, dass ich kein Fleisch mag. Als ich sie ebenso demonstrativ liegenließ, erntete ich vorwurfsvolle Blicke. Ein Mädel neben mir sorgte schließlich für Deeskalation: sie schnappte sich die Wurst und verzehrte sie genüsslich. :grin


    Als ich in den 90-ern in Prag mit ein paar Amis in einer WG lebte, hatte eine von denen sogar ein Guidebook zum Leben in Tschechien dabei. Da stand es schwarz auf weiß, die Warnung an Vegetarier: Gerade ältere Tschechen haben dafür kein Verständnis, man muss damit rechnen, dass sie bei Einladungen zum Essen beleidigt reagieren, wenn man ihren Schweinebraten verschmäht.
    Kurz darauf traf ich einen meiner Onkel und der teilte mir stirnrunzelnd mit: "Mein jüngster Sohn ist jetzt Vegetarier. Der hat echt nen Knall."
    Man muss dem Mann aber zugute halten, dass er den Sohn mit seinem Knall einfach in Ruhe ließ.
    Inzwischen ist da auch hip, vegan zu sein.


    Tereza

  • Zitat

    Original von Tereza
    Aber mir ist das wirklich öfter passiert. Ich erinnere mich an den Aufenthalt in Thüringen, als wir die Verwandtschaft meines Lebensgefährten besuchten. Da landete die berühmte Bratwurst demonstrativ auf meinem Teller, obwohl ich mehrfach gesagt hatte, dass ich kein Fleisch mag. Als ich sie ebenso demonstrativ liegenließ, erntete ich vorwurfsvolle Blicke.


    Heute wissen etwas mehr Menschen, was es bedeutet, wenn jemand kein Fleisch isst oder Vegetarier ist. Wie schwer es früher Menschen gefallen ist, da entsprechende Kategorien zu bilden, zeigt ein alter Polt-Sketch, in dem ein Mann in einem Gasthaus sagt, er esse kein Fleisch. Der Mann am Nachbartisch (Polt) gibt sich verständnisvoll, fragt aber mindestens zwanzigmal nach: "Aber einen Leberkäs, den essen Sie schon?" - "Nein." - "Aber eine Weißwurscht/ein Fleischpfanzerl etc.etc.etc.?"
    Heute ist die Welt (und teilweise auch die Speisekarten) voll mit vegetarischen Rezepten. Früher war es für viele Menschen, bei denen zu jeder Mahlzeit Fleisch oder ein Fleischprodukt dazugehörte, schlicht und einfach nicht vorstellbar, dass jemand darauf verzichtet. So wie mir eine Frau einmal glaubhaft erzählte, ihr Vater habe in seinem ganzen Leben nie auch nur ein Stück Gemüse oder Obst gegessen.