'Ein perfekter Freund' - Kapitel 19 - 21

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  • Es ist vollbracht! Wirklich nettes kleines Buch!


    Wie ich vorher schon schrieb, war der Handlungsstrang über den Lebensmittelkonzern und seine verseuchte Schokolade relativ schnell zu durchschauen. Dass Fabio sich allerdings selbst hatte bestechen lassen, um die Story zurückzuhalten, war so nicht abzusehen.
    Lucas hat wirklich immer nur das Beste für ihn, seinen besten Freund, gewollt. Okay, dass er kurz mit Norina zusammen war, war eine Ausnahme, aber immerhin hatte Fabio mit ihr Schluss gemacht.


    Auf Seite 283 dachte ich allerdings:"Was???" Lucas war tot. Damit habe ich nicht gerechnet, und es tat mir auch wirklich Leid.
    Wollen wir Fabio mal zu Gute halten, dass er auf der Beerdigung weint, bis keine Tränen mehr kamen. Und dass er ganz zum Schluss den Artikel doch noch bringt, unter Lucas Namen, nur zu dessen Ruhm, auch wenn der nichts mehr davon hat.
    Das Geld hat er aber nicht zurückgegeben, oder?


    Eigentlich schade, dass der Roman schon zu Ende ist. :anbet

  • Das Ende hat mich doch überrascht.
    Zum einen hat mich Lucas Tod berührt, obwohl er da für mich ja noch eher der böse "Freund" war. Aber am Ende war es doch alles ganz anders als ich gedacht habe, Lucas war doch der perfekte Freund.
    Suter hat es auf ein paar Seiten geschafft, meine vorher im Buch aufgebauten Sympathien/Antipathien komplett über den Haufen zu schmeissen. Nicht das Fabio mir jetzt unsympathisch wäre, aber er hatte es doch faustdick hinter den Ohren und hatte sich wirklich zu seinem Nachteil entwickelt.
    Lucas dagegen als perfekter Freund blieb seinem Grundsatz treu und hat ihn verehrt bis zum Ende. Und selbst als Norina Fabio nicht im Krankenhaus besuchen wollte, hat er immer versucht zu vermitteln.
    Was nun wirklich geschah bleibt im Dunkeln, da ja Fabio den Schaufelstiel selbst ins Spiel brachte. Kann also wirklich nur ein Unfall gewesen sein, als Lucas sich versucht hat zu wehren.


    Gefallen hat mir, das die Story trotzdem noch erschienen ist und Lucas als Redakteur genannt wurde. So wurde wenigstens nach seinem Tod noch sein Wunsch nach Gerechtigkeit erfüllt. Wobei ich mich immer noch frage, wurde bei Lucas nachgeholfen oder war es wirklich Selbstmord? Ich mag einfach nicht glauben, das jemand der sich vorher komplett für das Gute einsetzt plötzlich das Handtuch schmeißt und aufgibt.


    Auf jeden Fall war es wieder ein toller Suter und mir hat die LR sehr gefallen. Nun heißt es wieder ein Jahr auf die nächste Suter-Runde warten.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Ja, Lucas Tod kam sehr plötzlich.
    Selbstmord oder Mord? Es sieht eher nach Selbstmord aus, aber so ganz wird das nicht geklärt, meine ich :gruebel.
    Überhaupt wird nicht alles im Detail aufgedröselt. Doch auch das ist eines der Stilmittel Suters. Man kann immer noch eine Weile drüber nachdenken und für sich entscheiden, wie es vielleicht im Einzelnen abgelaufen ist oder wo es hinführen könnte.
    Muss man aber nicht. Wenn ich ehrlich bin, tue ich das eher nicht. Ich genieße die Geschichten von Suter in vollen Zügen, die Sprache, die Ironie, den Humor, aber wenn es ausgelesen ist, hallt es nicht nach.
    Trotz der eigentlich immer angerissenen Probleme und gesellschaftlichen/wirtschaftlichen Missstände, berühren mich seine Bücher nicht besonders intensiv. Vielleicht weil sie vom Stil her so leicht und locker geschrieben sind, die Probleme zwar erwähnen, aber nicht in die Tiefe gehen :gruebel?


    Egal, dieses Buch war jedenfalls wieder ein ausgesprochenes Lesevergnügen :-].
    Auch das Ende hat mir gut gefallen. Für Fabio und seine Norina scheint es wieder eine gemeinsame Zukunft zu geben - und die Veröffentlichung in Lucas Namen :anbet! Der alte Fabio ist wieder da.


    Diese Veränderung von Fabios Persönlichkeit war für mich zwar bis zum Ende nicht wirklich verständlich (die andere Seite des "Ich" ausleben ist mir als Begründung nicht ausreichend griffig), aber sei`s drum, für die Spannung in der Geschichte ist es unerlässlich und die Geschichte war wieder mal klasse.


    Hierzu passt der Beitrag von Beatrix:

    Zitat

    " Das ist ja die Frage, die dieser Autor in seinen Büchern immer wieder anspricht: Wie gut kennt man sich selber eigentlich? Steckt da vielleicht nicht noch eine andere Persönlichkeit in einem drin? "


    Das habe ich mir bisher gar nicht so bewusst gemacht, aber wenn ich so drüber nachdenke - stimmt!

  • Zitat

    Original von Lumos
    Selbstmord oder Mord? Es sieht eher nach Selbstmord aus, aber so ganz wird das nicht geklärt, meine ich :gruebel.


    Ich finde auch, dass es nicht wirklich geklärt ist, wie er nun zu Tode kam. Ich tendiere eher zum Selbstmord.


    Zitat

    ...
    Trotz der eigentlich immer angerissenen Probleme und gesellschaftlichen/wirtschaftlichen Missstände, berühren mich seine Bücher nicht besonders intensiv. Vielleicht weil sie vom Stil her so leicht und locker geschrieben sind, die Probleme zwar erwähnen, aber nicht in die Tiefe gehen :gruebel?


    Ich finde es durchaus auch mal entspannend, wenn ich mich beim Lesen einfach zurücklehnen kann, wenngleich es um ernsthafte Gegenstände geht. Das Niveau leidet bei Suter trotzdem nicht.


    Zitat


    Diese Veränderung von Fabios Persönlichkeit war für mich zwar bis zum Ende nicht wirklich verständlich (die andere Seite des "Ich" ausleben ist mir als Begründung nicht ausreichend griffig), aber sei`s drum, für die Spannung in der Geschichte ist es unerlässlich und die Geschichte war wieder mal klasse.


    Ganz nachvollziehen kann ich diesen Wandel auch nicht. Am ehesten würde ich ihn an Fredi koppeln. Vielleicht war die Versuchung für Fabio zu groß. Vielleicht wollte er einfach auch die Ablenkung durch diese andere Welt. Er hatte seine Freundin verloren, seinen Job aufgegeben und auch seine Integrität, indem er das Geld für sein Stillschweigen annahm. Aber das sind nur Vermutungen...

    - Freiheit, die den Himmel streift -

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Clare ()

  • Das Buch habe ich gestern auch noch zu Ende gelesen, auch wenn es dafür wieder später wurde mit dem Schlafen ;-)


    Eigentlich hat mir die Geschichte vor allem vom Thema und Schreibstil her wieder supergut gefallen. Aber das Ende löst sich derart in Wohlgefallen auf... hm. So richtig zufrieden bin ich damit nicht. Irgendetwas fehlt.
    Wenn ich so drüber nachdenke, sind mir Fabios Emotionen zum Schluss zu oberflächlich beschrieben.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Zitat

    Original von killerbinchen
    ...
    Wenn ich so drüber nachdenke, sind mir Fabios Emotionen zum Schluss zu oberflächlich beschrieben.


    Ging mir auch so. Ich hätte mir noch gewünscht, dass nicht einfach, wenn man mal von Lucas' Tod absieht, am Ende alles einigermaßen gut wird, sondern dass Fabio z.B. seine Gefühle über seine Veränderungen vor dem Unfall reflektiert. Er geht mehr oder weniger zur Tagesordnung über. Schade. Aber vielleicht soll das mehr Raum für eigene Gedanken lassen...

  • Zitat

    Original von Clare
    Okay, dass er kurz mit Norina zusammen war, war eine Ausnahme, aber immerhin hatte Fabio mit ihr Schluss gemacht.


    Aber auch da wurde Lucas verführt. Geliebt hat er Norina wohl schon früher, selbst wäre er aber wohl nicht aktiv geworden.


    Zitat

    Original von Lumos
    Selbstmord oder Mord? Es sieht eher nach Selbstmord aus, aber so ganz wird das nicht geklärt, meine ich :gruebel.


    Ich denke, es war Mord. Lucas hat dem Security-Kerl wohl mit Enthüllung gedroht. Und durchsucht wurde dieses Gartenhaus doch auch, oder?


    Mir hat das Buch sprachlich zwar insgesamt recht gut gefallen, die Story wirkte dann doch ein wenig wie am Reißbrett entworfen. 7 Punkte würde ich dafür geben.

  • Es fehlt ein bisschen an Tiefe, darüber scheinen wir uns alle einig zu sein.


    Auf der einen Seite macht gerade diese Leichtigkeit, mit der Suter auch ernste Themen behandelt, den Reiz seiner Geschichten aus. Aber wenn man aufmerksam liest, so wie wir in den Leserunden, bleibt man doch in manchen Bereichen etwas unbefriedigt zurück.
    Je länger ich darüber nachdenke und je mehr eurer Beiträge ich lese, desto stärker wird dieses Gefühl bzw. dieser Eindruck.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Es fehlt ein bisschen an Tiefe, darüber scheinen wir uns alle einig zu sein.


    Auf der einen Seite macht gerade diese Leichtigkeit, mit der Suter auch ernste Themen behandelt, den Reiz seiner Geschichten aus. Aber wenn man aufmerksam liest, so wie wir in den Leserunden, bleibt man doch in manchen Bereichen etwas unbefriedigt zurück.
    Je länger ich darüber nachdenke und je mehr eurer Beiträge ich lese, desto stärker wird dieses Gefühl bzw. dieser Eindruck.


    Mir geht es auch wie dir, xexos und killerbinchen. Trotzdem lese ich gern mal einen Suter, ein völlig unanstrengendes Buch.

  • Ich weiß nicht, ich kann mit Begriffen wie "es fehlt an Tiefe" irgendwie immer nichts anfangen. Entweder mir gefällt ein Buch und ich werde unterhalten, dann ist es für mich gut - oder es gefällt mir halt nicht.


    Gerade bei LR gefällt mir, wenn das Buch noch offene Fragen läßt und man spekulieren kann, was ist damit eigentlich gemeint. Oder jemand versteht das Buch ganz anders als ich, das ergibt auch für mich wieder eine neue Sicht auf die Dinge.


    Vielleicht stelle ich einfach nicht so hohe Ansprüche an Bücher, außer das sie mich unterhalten sollen. Mich hat das Ende nicht unbefriedigt zurückgelassen. Gut, ich hätte wirklich gern noch gewußt ob Lucas sich nun selbst das Leben genommen hat oder umgebracht wurde, aber das ist nun meiner Phantasie überlassen. :-]

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Macska, für mich bedeutet Tiefe, dass ich tiefer und intensiver in die Gefühle und Lebenswelten hineingezogen werde. Bei mir ist Tiefe kein intelektueller Anspruch, sondern wie sehr es mich berührt.


    Suter lese ich sehr gerne, behalte aber immer Distanz zu seinen Figuren, deren Gefühlen und Handlungsweisen. Ich weiß auch nicht so recht, wie ich es am besten ausdrücken soll.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Macska, für mich bedeutet Tiefe, dass ich tiefer und intensiver in die Gefühle und Lebenswelten hineingezogen werde. Bei mir ist Tiefe kein intelektueller Anspruch, sondern wie sehr es mich berührt.


    Suter lese ich sehr gerne, behalte aber immer Distanz zu seinen Figuren, deren Gefühlen und Handlungsweisen. Ich weiß auch nicht so recht, wie ich es am besten ausdrücken soll.


    Das hast du ziemlich treffend ausgedrückt, finde ich. :-]