Flammenzungen - Tim Parks

  • Aus dem Englischen von Veronika Cordes
    Schneekluth 1990, 195 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Ein Fünfzehnjähriger sucht seinen Weg aus der Kindheit in die Erwachesenenwelt, hin- und hergerissen zwischen Sexualität und Schuldgefühlen, Religion und Rebellion.


    Über den Autor:
    Der Autor:
    Tim Parks wurde 1954 in Manchester geboren, wuchs in London auf und studierte in Cambridge und Harvard. Seine Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Somerset-Maugham-Award. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist er als Übersetzer (u. a. von Italo Calvino und Alberto Moravia) tätig und unterrichtet Literarisches Übersetzen an der Universität von Mailand. Tim Parks lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Verona.


    Mein Eindruck:
    Flammenzungen war für mich ein lohnenswerter Reread nach Jahren, da ich gerne mal wieder etwas von Tim Parks lesen wollte und mir Details der Handlung nicht mehr im Gedächtnis waren.
    Eine gute Wahl, denn dieser Roman besitzt etwas besonderes.
    Tim Parks sagt selbst, er hätte den Roman als 25jähriger in kurzer Zeit und völlig ungeplant geschrieben. Das merkt man dem Roman an, denn er zeichnet sich durch Dichte und Intensität aus, und nicht zuletzt auch durch einen eleganten Stil, den Tim Parks von Anfang an besessen hat.


    Es ist eine Geschichte über einen 15jährigen und seiner Familie. Eine Familie mit religiösen Background, von dem sich zu diesem Zeitpunkt nur der älteste Sohn, Adrian, lösen kann.
    Die Geschichte spielt in London. Es ist die Zeit Ende der sechziger mit gesellschaftlichen Wandlungen, Generationskonflikten und unklaren Positionen.
    Langhaarige Rüpel wie die Beatles werden Vorbilder. Shocking!


    Parks erschafft starke Figuren, insbesondere bei Adrian und dem Ich-Erzähler Ricky und seiner Schwester Anna.
    Ricky hat einen speziellen, genauen Blick auf die Situation, auch wenn er pubertätsbedingt etwas von einem Spanner hat. Dadurch bekommt der Roman seine eigene Note.
    Ricky behält durch seinen Skeptizismus einen kühlen Kopf, als immer mehr Leute aus seiner Gemeinschaft einem religiösen Wahn verfallen.


    Es folgt ein furioses Ende, das mich genauso überzeugt wie die klarsichtige wie gnadenlose Erzählperspektive.


    Der Roman bietet Leidenschaft, die durch eine Unbeschwertheit entsteht, die ein Autor ohne große Veröffentlichungshoffnung hat. Das heißt aber nicht, das jeder X-beliebige Möchtegernautor so etwas schafft. Eine Persönlichkeit wie Tim Parks aber schon. Ay-men!