Im Lichte der Vergangenheit - John Banville

  • Verlag: Kiepenheuer&Witsch, 2014
    336 Seiten, gebunden


    Originaltitel: Ancient Light
    Aus dem Englischen von Christa Schuenke


    Kurzbeschreibung:
    Ein Roman über eine ungewöhnliche und verbotene erste Liebe, über Freundschaft, Trauer und das Weiterleben. Und eine Geschichte von Erinnerung und Einbildung, Gedächtnis und Wahrheit.
    Alex Cleave hat seine besten Jahre als Schauspieler hinter sich, er trauert noch immer um seine Tochter Cass, die zehn Jahre zuvor Selbstmord begangen hat, und auch die Beziehung zu seiner Frau Lydia ist nicht mehr von Leidenschaft geprägt. Da bekommt er das Angebot, die Hauptrolle in einem Film über den mysteriösen Kritiker Axel Vander zu spielen – und ahnt nicht, wie viel diese Figur mit ihm selbst zu tun hat.
    Er versinkt in Erinnerungen an den Sommer, in dem er als 15-Jähriger die Liebe entdeckte – mit der Mutter seines besten Freundes Billy Gray – und an dessen Ende die Familie Gray die Stadt verließ. Bald muss er sich fragen, was Erinnerung ist und was Erfindung – um am Ende eine Entdeckung zu machen, die alles verändert.
    John Banville, dessen erstrangiges literarisches Werk weltweit von der Kritik gefeiert wird und der international mehrfach ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Franz-Kafka-Literaturpreis und dem österreichischen Staatspreis, erweist sich in diesem Roman einmal mehr als Meister der poetischen und klugen Reflexionen über Erotik, Freundschaft und Verlust. Ein Roman, der den Leser mitnimmt auf eine Reise durch die Ungewissheit.


    Über den Autor:
    John Banville, geboren 1945 in Wexford, Irland, gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen literarischen Autoren. Sein umfangreiches Werk wurde mehrfach, auch international, ausgezeichnet, zuletzt mit dem Franz-Kafka-Literaturpreis, dem Man Booker Prize (für Die See ) und 2013 mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. John Banville lebt und arbeitet in Dublin und schreibt unter dem Pseudonym Benjamin Black Krimis und Thriller


    Über die Übersetzerin:
    Christa Schuenke, geboren 1948 in Weimar, übersetzt seit 30 Jahren frei- und hauptberuflich aus dem Englischen u.a. Werke von W. Shakespeare, J. Donne, B. de Mandeville, J. Keats, H. Melville; E. A. Poe, H. James, A. A. Milne, R. Bradbury, R. Dahl, E. Bond, J. Kelman, J. Banville, I. B. Singer, C. Nolan, Chang-rae Lee, D. Foster Wallace, W. Gibson, W. B. Yeats, M. Z. Danielewski und J. Swift. 1997 erhielt sie den Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis und 2003 den Übersetzerpreis der Stiftung Kunststiftung NRW.


    Mein Eindruck:
    Alex Cleave, ein 65jähriger Schauspieler (und bereits bekannt durch John Banvilles früheren Roman Sonnenfinsternis) erinnert sich zurück, an seine Beziehung zu einer verheirateten Frau, als er erst 15 Jahre alt war. Sie war die Mutter seines Freundes, 20 Jahre älter als er. Ihre sexuelle Liebesbeziehung mehr als verboten. Eine Art umgekehrte Lolita-Situation!


    Es gibt fliegende Wechsel zwischen der Zeit heute und vor 50 Jahren.
    Auch in heutiger Zeit ist beim Erzähler nicht alles unproblematisch.
    Er ist verheiratet, die erwachsene Tochter hat sich vor 10 Jahren umgebracht. Das bringt das Paar in eine Krise, die sie nie überwunden haben.
    (Die Geschichte der Tochter wird übrigens in Banvilles Roman Caliban erzählt.)


    Jetzt liegt ein Angebot für eine Filmrolle auf dem Tisch. Cleave weiß nicht so recht, was er davon halten soll. Ein ungewöhnlicher Stoff. Er als Theater-Schauspieler hat noch nie in einem Film mitgewirkt. Seine künftige Filmpartnerin erinnert ihn an seine Tochter.
    Weiterhin lotet er intensiv seiner Erinnerungen aus und taucht in die Vergangenheit ein.


    John Banville ist bekanntermaßen aufgrund seiner filigranen Sprache ein außergewöhnlicher Autor, der auch in diesem Roman einen eigenwilligen Ton erzeugt. Seine Sätze sind merklich ausgefeilt. Das ist allerdings auch spürbar, und wer das konstruiert findet, hat vielleicht nicht Unrecht. Mich stört das aber nicht.


    Banvilles Meisterschaft besteht darin, ein Portrait eines trauernden, verletzten Menschen zu schaffen, der sich in Erinnerungen flüchtet.
    Die Erinnerungen können trügerisch sein.


    Im Lichte der Vergangenheit hat, wie oben schon erwähnt, eine Verbindung zu zwei anderen Romanen von John Banville. Das sollte eigentlich keine Rolle spielen, dennoch hatte ich mir beim Lesen manchmal gewünscht, ich könnte mich noch besser an Sonnenfinsternis, den ersten Teil dieser Trilogie, erinnern.


    Fazit: Das Spiel mitdem Mix von Erinnerungen und Realem vermag zu faszinieren. Die sprachliche Qualität ist hoch, die ausgefeilten Sätze erzeugen lyrische Prosa. Das ist etwas was John Banville auszeichnet.
    Von der restlichen Handlung her würde ich sagen, das Buch ist in Ordnung!
    Ein gutes Buch, aber kein ganz großes wie es "Athena", "Der Unberührbare" oder "Die See" es waren.