'Die geschützten Männer' - Seiten 001 - 072

  • Das Cover finde ich ja schon mal sehr ... appetitlich :-]. Leider nur in schwarz/weiß, da ich auf dem Reader lese. Hat jemand den David schon mal in natura gesehen, sprich in Florenz?


    Ich bin noch nicht sehr weit mit dem Buch, möchte aber schon mal meine ersten Eindrücke schildern:
    Im Original ist es 1974 erschienen. Das merkt man ihm auch deutlich an, was die technischen Gegenstände betrifft. (Tonband :grin) Ich frage mich, auf was wir noch alles stoßen werden, was heute noch Gültigkeit hat bzw. was sich längst überlebt hat oder überholt ist.


    Der Anfang liest sich ja wie eine Drehbuch-Anweisung. Abgehackter Stil, wenig Raum für eigene Gedanken oder Interpretationen, alles wird erklärt und vorgegeben.


    Ich bin sehr gespannt, was passiert, wenn klar wird, dass das Virus nur den männlichen Teil der Bevölkerung befällt. Überbevölkerung ist ja ein hochbrisantes und aktuelles Thema, siehe dazu auch "Inferno" von Dan Brown und "Noah" von Sebastian Fitzek.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Das Cover finde ich ja schon mal sehr ... appetitlich :-]. Leider nur in schwarz/weiß, da ich auf dem Reader lese. Hat jemand den David schon mal in natura gesehen, sprich in Florenz?


    Mein Buch hat ein anderes Cover, nämlich das wie im LR-Vorschlagstread. Welches Bild ist denn auf deiner Ausgabe? Der Michelangelo-David?


    Zitat

    Ich bin noch nicht sehr weit mit dem Buch, möchte aber schon mal meine ersten Eindrücke schildern:
    Im Original ist es 1974 erschienen. Das merkt man ihm auch deutlich an, was die technischen Gegenstände betrifft. (Tonband :grin) Ich frage mich, auf was wir noch alles stoßen werden, was heute noch Gültigkeit hat bzw. was sich längst überlebt hat oder überholt ist.


    Auf technische Details habe ich immer nicht so geachtet, weil ich finde, dass sie in diesem Roman nicht so eine Rolle spielen, aber du hast natürlich Recht. Merle hat sich auch gar keine Mühe gegeben eventuelle technische Entwicklungen auszudenken. Hier geht es wahrscheinlich eher um die psychologischen Aspekte.
    Eine Dystopie, wie man heute so schön sagt - zu einer Zeit, wo diese noch nicht modern waren und sich überall in den Buchhandlungen stapelten.


    Zitat

    Der Anfang liest sich ja wie eine Drehbuch-Anweisung. Abgehackter Stil, wenig Raum für eigene Gedanken oder Interpretationen, alles wird erklärt und vorgegeben.


    Ich finde auch dieses Buch und diesen Stil recht typisch für Merle. Ich habe 6 Romane von ihm gelesen, und "Die geschützten Männer" ist mir der liebste, dicht gefolgt von "Malevil".

  • Zitat

    Original von Clare


    Mein Buch hat ein anderes Cover, nämlich das wie im LR-Vorschlagstread. Welches Bild ist denn auf deiner Ausgabe? Der Michelangelo-David?


    Ja, genau der.


    Es ist mein erstes Buch von Merle, der Schreibstil gefällt mir gut.


    Wenn du ein Buch zum 3. Mal liest, dann muss es ja toll sein :-)

  • Merle war einmal mein Lieblingsautor und ich habe alle Bücher aus der Bibliothek von ihm verschlungen. Malevil und die geschützten Männer lese ich auch schon das 3. Mal. Mir gefällt der Stil und die Entwicklung der Hauptpersonen.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Das Cover finde ich ja schon mal sehr ... appetitlich :-]. Leider nur in schwarz/weiß, da ich auf dem Reader lese. Hat jemand den David schon mal in natura gesehen, sprich in Florenz?


    In Florenz war ich leider noch nie. Aber das Cover gefällt mir auch. Was mir an der David-Figur besonders sympathisch ist: Der Künstler blieb bescheiden und meinte nicht, mit einem Monster-Schnippie beeindrucken zu müssen. :grin Ganz im Gegenteil. Wahrscheinlich wars im Atelier recht kalt...


    Ich stecke noch im zweiten Kapitel. Das erste war sehr nüchtern und politisch. Die Frauen kommen aber auch da schon nicht besonders gut weg. Die verhuschte Sekretärin, die sich auch noch dödelig anstellt, Ralphs unterkühlte, hemdsärmelige Freundin Anita, die so empathisch wie ein Golfschläger dargestellt wird und dann gibts noch die Ex-Schwiegermutter, die ein ziemlicher Drachen zu sein scheint. Aber auch vor den Männern macht der Autor nicht halt: sie sind machtgeil, manipulativ, verschlagen oder feige. Ein ziemlich düsteres Bild, das uns der Autor da präsentiert.


    Den Schreibstil finde ich bislang ganz okay. Vielleicht ein klein wenig langatmig, aber ich hoffe, das wird noch durch die Handlung ausgeglichen.


    Zwischen erstem und zweitem Kapitel liegt ein Zeitsprung. Die Epidemie ist ausgebrochen. Ich finde die Vorstellung ziemlich gruselig, aber der Autor bleibt sehr nüchtern. Kann er sich durch seinen schriftstellerischen Kniff der Isolation seines Protas ja erlauben. Man erfährt kaum etwas, was außerhalb passiert. Anita ist seine einzige Informationsquelle und die ist ja sehr pragmatisch. Kummer, Mitleid, Sorge? Fehlanzeige. Und es scheint ihr auch ganz gut in den Kram zu passen, dass ihr Partner weggesperrt ist. An übermäßiger Zuneigung leidet sie jedenfalls nicht. :rolleyes

  • Ich muss gestehen, ich finde keine Zugang zu dem Buch, acuh nach dem Dritten Kapitel nicht. :-(
    Ich finde den Stil furchtbar, ich komme einfach nicht in die Geschichte. Alles wirkt so abgehackt, runtergeleiert und ohne jegliche Emotion. So bleiben die Figuren sehr auf Distanz.
    Die Thematik konnte mich vor ca. 15 - 20 Jahren begeistern, da hatte ich das Buch schon einmal, hatte meine Ausgabe verliehen und nie wieder bekommen. Jetzt habe ich eine Ausgabe von 1986 mit furchtbarem Cover.
    Was die Thematik anbelangt, so tue ich mich schwer mich in die Zeit zu versetzen und das damalige Verständnis von Männern und Frauen und deren Rollen aufzubringen.
    Diesem Abschnitt gebe ich sicher noch eine Chance, nur wenn es sich dann immer noch so "sperrig" liest, dann ist das wohl leider kein Buch für mich... :-(

  • Habe gestern abend das erste Kapitel gelesen. Ich habe das Buch auch schonmal gelesen, allerdings vor etlichen Jahren. Ich kann mich also kaum an Details erinnern.


    Jane , ist es für dich heute störend, dass es sich im technischen Level des Jahres 1974 aufhält? Ich finde es schade, dass Literatur mehr und mehr zur Verbrauchsware zu werden scheint. Es gibt die Literatur von heute und die Klassiker, die Beachtung finden. Aber gerade der Blick auf vorgestern, auf die eigene Vergangenheit ist für mich sehr reizvoll. Deshalb finde ich diese Retro-Runde recht interessant.


    Seine Epedemie-Prognose antizipert so ein wenig das Aufkommen von AIDS weinige Jahre später. Es war tatsächlich so, dass das Thema im Westen erst "interessant" wurde, als es ein Massenproblem wurde. Natürlich nicht so drastisch wie Enzephalitis 16 aber die Mechanismen der Öffentlichkeitswirkung haben sich genau so abgespielt, wie Merle sie schildert-


    Merles Schreibstil ist anfangs tatsächlich etwas nüchtern. Ich habe vor einiger Zeit einen historischen Roman von ihm gelesen - da kommt er ganz anders rüber. Mir fiel es jetzt etwas schwer, damit warm zu werden. Das Cover finde ich irgendwie unpassend.

  • Zitat

    Original von arter
    Jane , ist es für dich heute störend, dass es sich im technischen Level des Jahres 1974 aufhält? Ich finde es schade, dass Literatur mehr und mehr zur Verbrauchsware zu werden scheint. Es gibt die Literatur von heute und die Klassiker, die Beachtung finden. Aber gerade der Blick auf vorgestern, auf die eigene Vergangenheit ist für mich sehr reizvoll. Deshalb finde ich diese Retro-Runde recht interessant.


    arter ,
    nein, das empfinde ich keines Falls als störend. Ich habe auch kein Problem damit, mich 40 Jahre in die Vergangenheit zu versetzen. Da kommen doch glatt nostalgische Gefühle auf :-)

  • Okay, ich fragte nach, weil es so Klang, als ob du das als Mangel empfindest.


    Mangelhaft sind für mich in den ersten drei Kapiteln andere Sachen. Nachdem Kapitel 1 ja noch einigermaßen spannend und neugierig machend war, habe ich mich durch 2 und 3 eher durchgequält. Es ist einfach viel zu wenig Erzählerisches dabei sondern es wird viel zu viel erklärt, ohne wirklich irgend etwas relevantes zu sagen. Ich hoffe im nächsten Abschnitt wird es besser, sonst muss ich leider aussteigen.

  • Ich habe den ersten Abschnitt jetzt auch durch. Der Stil des Autors hat etwas latent oberlehrerhaftes und bleibt leicht ermüdend. Allerdings ist die Gesellschaft, die er entwirft, interessant. Und auch die Rückschlüsse, die man dadurch auf den Autor und die Zeit, in der er damals diesen Roman geschrieben hat, gewinnen kann.


    Ich glaube, der Autor hatte etwas zu viel Angst vorm Feminismus. Das Bild, das er zeichnet, ist meiner Meinung nach zu krass. Mir kommt es so vor, als spräche er der Frau grundsätzlich jede Sexualität, bzw. die Lust daran ab. Das Frauenbild, das er entwirft, lässt glauben, dass die Frauen froh sind, endlich von der "Last des Beischlafs" befreit zu sein. (Ob er da von seiner Ehe ausgehend extrapoliert hat? :grin)


    Mich würde eine Gesellschaft, in der es nur noch kastrierte Männer gibt, zu Tode erschrecken. Solche Männer empfinde ich als gefährlich, als Dampfkochtopf, der vor sich hinbrodelt und irgendwann explodiert. Das kann nicht gut gehen. Außerdem glaube ich nicht, dass plötzlich ALLE Frauen komplett auf Sex mit Männern verzichten wollen.

  • Ich habe noch ein bisschen weiter gelesen...Mir tut es echt leid, aber ich bin raus. Das lesen dieses Buches ist kein Genuß für mich, eher eine Qual... :-(


    Wünsche euch noch viel Spaß bei der LR. :wave

  • Schade Nofret, aber ich verstehe was du meinst. :wave :wave


    Die Art des Autors ist wirklich ziemlich nüchtern und distanziert, grade als er Ralph und seine zweite Ehe beschreibt. Sehr lieblos irgendwie. Anita sieht halt hauptsächlich gut aus, der Rest scheint auch nicht so unglaublich wichtig zu sein... Dadurch das man sobald Ralph ein PM ist auch als Leser nur eine sehr beschränkte Sicht nach "aussen" hat kann man sich natürlich auch kein wirkliches Bild machen wie es da tatsächlich abgeht. Die Infos die nach innen dringen sind ja sicherlich manipuliert...


    Das das Buch 40 Jahre alt ist merkt man, aber ich empfinde es überhaupt nicht als störend. Ich lese ja auch für mein Leben gerne den Hitchhikers guide to the galaxy, obwohl ebooks heute wirklich keine Science Fiction mehr sind.



    Trotzdem bin ich ziemlich fasziniert von der Geschichte. Dummerweise hat mein kindle keine Seitenzahlen, daher lasse ich euch vorposten, nicht das ich noch nen Spoiler reinhau...

  • Zitat

    Original von Maharet
    Die Art des Autors ist wirklich ziemlich nüchtern und distanziert, grade als er Ralph und seine zweite Ehe beschreibt. Sehr lieblos irgendwie. Anita sieht halt hauptsächlich gut aus, der Rest scheint auch nicht so unglaublich wichtig zu sein...


    Ja, der Autor ist echt ein Chauvi! Das blitzt mehrmals durch. Bei Äußerungen z. B. über die alleinstehenden Frauen, die nicht alle häßlich sind usw. Es kommt so an, als wären alle häßlichen Frauen Männerhasser, weil sie keinen Kerl abgekriegt haben. Ist euch das auch aufgefallen?

  • Zitat

    Original von Rosha


    Ja, der Autor ist echt ein Chauvi! Das blitzt mehrmals durch. Bei Äußerungen z. B. über die alleinstehenden Frauen, die nicht alle häßlich sind usw. Es kommt so an, als wären alle häßlichen Frauen Männerhasser, weil sie keinen Kerl abgekriegt haben. Ist euch das auch aufgefallen?


    Meint ihr nicht, dass das Absicht ist?
    Ich würde den Autor nicht als Chauvi bezeichnen. Ich sehe diese Überspitzungen als künstlerisches Mittel. Er beschreibt eine extreme Situation in der sich Männer/Frauen extrem verhalten, und er malt eine düstere Entwicklung. Allerdings ist das doch alles Fiktion!


    Für mich hat sich immer, auch bei den vorigen Lektüren, die Frage gestellt, ob sich aus der im Roman bestehenden Ausgangssituation, also dem Aussterben großer Teile der Männlichen, so eine totale Umkehr der Geschlechterrollen entwickeln würde. Würden die Frauen den Spieß umdrehen, aus ihrer Unterdrückung heraustreten und nach den verbleibenden Männern "treten"? :gruebel Wie gesagt, alles Fiktion.

  • Zitat

    Original von nofret78
    Ich habe noch ein bisschen weiter gelesen...Mir tut es echt leid, aber ich bin raus. Das lesen dieses Buches ist kein Genuß für mich, eher eine Qual... :-(


    Wünsche euch noch viel Spaß bei der LR. :wave


    Schade, liebe nofret, aber so ist das nun mal! :knuddel1
    Und Niemand soll sich quälen!


  • Ich mag gerade bei so einem Thema diesen nüchternen Stil. Und viel emotionaler ist auch ein anderer Merle-Roman, soweit ich sie gelesen habe.
    Die Art und Weise erinnert mich ein wenig an Orwells "1984".
    Ich glaube, ich stehe auf solche Romane. :wow


    Was das eBook anbetrifft: Kapitelzahlen dürftest du doch haben, oder? ;-)

  • Japp, Kapitelzahlen habe ich! :wave




    Mir gefällt der nüchterne Stil sehr, sehr gut! Für mich ist es ja das erste Buch von Merle, daher kann ich überhaupt nicht beurteilen wie er sonst schreibt, 1984 hab ich leider immer noch ungelesen im Schrank....


    Rosha, ich bin mir nicht ganz sicher ob es evtl. wirklich ein Stilmittel ist wie Clare schreibt. Diese übertriebene Beschreibung beider Geschlechter, ich denke aber schon...


    Ich glaube allerdings auch nicht das sich die Umkehr in den Rollen der Geschlechter SO extrem zeigen würde, nicht in unserer heutigen Zeit. Natürlich sind Frauen immer noch das "schwache" Geschlecht ( ;-) ), aber dank Emanzipation hat sich da in den letzten 40 Jahren ja doch einiges getan - das ist meine Hoffnung... Wenn man das natürlich weiterspinnt landet man vielleicht irgendwann vielleicht bei MZBs "Die Matriarchen von Isis", wo Männer dann tatsächlich in einem Stall-artigen Gebäude aufbewahrt werden, bis die Muddi von ihren Staatsgeschäften nach Hause kommt....

  • Zitat

    Original von Maharet
    Rosha, ich bin mir nicht ganz sicher ob es evtl. wirklich ein Stilmittel ist wie Clare schreibt. Diese übertriebene Beschreibung beider Geschlechter, ich denke aber schon...


    Ich kann das zu wenig beurteilen. Die Gefühlslage war 1974 noch eine ganz andere als heute. Damals war das Aufbegehren der Frau, der Kampf um Rechte noch viel stärker präsent. Heute ist zum Glück schon vieles selbstverständlich, was damals revolutionär war. Der Mann der Jetztzeit hatte schon etliche Jahre Gelegenheit sich daran zu gewöhnen, dass Frauen auch ohne Männer exisitieren können. Das war damals noch ganz anders. Man überlege sich nur, dass bis zum Jahr 1977 die Frau das Einverständnis ihres Ehemanns brauchte, wollte sie arbeiten gehen. *schüttel*


    Ich kann mir schon vorstellen, dass das Aufbegehren der Frau damals sehr erschreckend für viele Männer gewesen sein muss. Vielleicht tue ich dem Autor aber auch unrecht, wenn ich diese Motivation in seinen Roman hineininterpretiere. Spannend ist das Thema allemal.